Georg Friederich Brander (GND 118673149)

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Daten
Nachname Brander
Vorname Georg Friederich
GND 118673149
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Georg Friederich Brander in der BSB

BRANDER (Georg Friederich), Mechanikus zu Augsburg, und geboren im I. 1713 zu Regensburg, wo sein Vater ein Materialhändler war, und den Sohn zu seinem Gewerbe bestimmte. Allein dieser hatte von Kindheit an einen Hang zu mechanischen Arbeiten, der sich immer mehr entwikelte, bis ihm der Tod seines Vaters vollkommen Gelegenheit gab, seiner Neigung zu folgen. Er überliess sich dem Unterrichte einiger geschikter Mathematiker zu Nürnberg und Altdorf, besonders aber des bekannten Doppelmayers, und begab sich darauf im Iahr 1734 nach Augsburg, wo er sich mit Verfertigung chirurgischer Werkzeuge seinen Unterhalt zu verschaffen suchte, und sich darinn schon einen guten Ruf erwarb. Durch den Banquier v. Halder und andre Gönner zu Augsburg unterstüzt und aufgemuntert, wagte er sich auch an mathematische Instrumente, und brachte schon im Iahr 1737 die ersten Teleskopen in Teutschland zu Stande. Seine ausserordentliche Geschiklichkeit, sein aufmerksames Nachdenken, und sein erstaunender Fleiss brachten ihn in kurzer Zeit sehr weit, und seine Vorschritte waren so gross, dass man bald seine Arbeiten den besten englischen an die Seite sezte, und dass sein Ruf durch ganz Europa gieng. Die kurfürstl. Akademie der Wissenschaften zu München machte ihn zu ihrem Mitgliede, und auf ihrem Instrumentensaale findet man fast von jeder Art seiner Instrumente, besonders einen Azimutalquadranten. An der kurfürstlichen Universität zu Ingolstadt (dermalen zu Landshut) sind unter andern geometrischen und physikalischen Instrumenten 2 grosse astronomische Werkzeuge von Brandern, nämlich ein Sektor und ein Quadrant, davon die Professoren Bullinger und Amman Dissertationen herausgegeben haben. Die königl. Akademie der Wiss. zu Berlin, die kurfürstl. zu Mannheim, verschiedene Sternwarten in Teutschland und viele Klöster in Baiern, Schwaben und Franken schaften sich seine Instrumente an. Die Erfindung der Mikrometer auf Glas, die einen ausgebreiteten Nutzen haben, ist Brandern ganz eigen, und wurde durch Prof. Lambert bekannt gemacht, der sich bey ihm 3 Iahre lang zu Augsburg aufhielt. Der König Georg III. von England liess selbst dergleichen Brandersche Glasmikrometer für die Instrumente seines Privatobservatoriums zu Richmond Park kommen, und auch Professor Kästner zu Göttingen gedenkt dieser Glasmikrometer, wie auch des Branderschen Glasnonius in seinen astronomischen Abhandlungen mit vielem Beyfalle. Die physikalische Societät zu Zürich hat eine ansehnliche Zahl Branderscher Instrumente sich angeschaft, und an die königlichen Höfe nach Berlin und Warschau kamen Distanzinstrumente nach der zweyten Branderschen Verbesserung von katadioptrischer Einrichtung, vermittelst welcher eine Distanz sogleich aus einem Standorte bekannt wird. Im Iahr 1779 erhielt Brander für die Auflösung einer von der königl. Akademie zu Koppenhagen aufgegebenen Preisfrage und den dazu verfertigten Distanzmesser das Prämium in einer goldnen Medaille zu hundert Thaler. Er ward im Iahr 1740 nach Wien, im Iahr 1753 nach Paris und St. Petersburg, und im Iahr 1760 nach München unter den vortheilhaftesten Bedingungen berufen, nahm aber keinen dieser Anträge an. Er starb am 1sten April 1783 im 71sten Iahre, und hinterliess an seinem Tochtermann, Kaspar Höschel, einen sehr geschikten Schüler, der nach Branders Tode, nebst einer Nachricht von dem katoptrischen Zirkel, ein Verzeichniss von den im Brandersch -- Höschelschen Laboratorium in Augsburg zu findenden Instrumenten herausgab.

Branders Schriften sind:

Kurze Beschreibung einer ganz neuen Art einer Camerae obscurae, ingleichen eines Sonnenmikroskops, 8. Augsburg 1767, 2 Bogen mit Kupfern.

S. ADB. 8. B. II. S. 294.

Der neue geometrische Universaltisch, nach seiner Zusammensetzung und Gebrauch beschrieben, 8. Augsburg mit Kupf. 1767. Neue Auflage ebend. 1772.

S. ADB. 10. B. II. S. 273.

Beschreibung zweyer zusammengesezter Mikroskope, 8. mit Kupf. Augsb. 1769, 40 S.

S. ADB. 13, B. II. S. 545.

Arithmetica binaria seu dyadica, d. i. die Kunst mit 2 Zahlen in allen Fällen und sicher zu rechnen, 8. Augsb. 1769, 40 S.

S. ADB. 13, B. II. S. 546.

Neue Art, Winkel zu messen vermittelst eines neuen amphidioptrischen Goniometers, ingleichen Linien und Zirkel mit dem Glasnoniusmaasstabe scharf und richtig zu theilen, 8. Augsburg 1770.

S. ADB. 18, B. II. S. 578.

Polymetrosapium dioptricum, oder Beschreibung eines optischen Instruments, vermittelst dessen man die Gesichtswinkel messen kann, 8. Augsburg 1764.

Beschreibung einer neuen hydrostatischen Wage, mit. Kupf. ebend. 8. 1771, 6 Bogen.

S. ADB. 18, B. II. S. 233.

Beschreibung eines Systems von Maasstäben, 8. Augsb. 1772.

Kurze Beschreibung zweyer besonderer und neuer Barometer, 8. 1772, 11/2 Bogen.

S. ADB. 18, B. II. S. 233.

Beschreibung eines Spiegelsextanten, ingleichen einer neuen Abänderung des Messtisches und des sogenannten Schreibinstruments, 8. Augsb. mit 4 Kupf. 1774 51/2 Bogen.

S. ADB. 25, B. I. S. 246.

Beschreibung einer kleinen Luftpumpe oder Kabinets Antlia, 8. Augsburg 1774, 21 Bogen.

S. ADB. 25, B. I. S. 247.

Kurzgefasste Regeln zu perspektivischen Zeichnungen vermittelst eines zu deren Ausübung so wie auch zu geometrischen Zeichnungen eingerichteten Proportionalzirkels, 8. Augsb. 1772.

Beschreibung und Gebrauch der logarithmischen Rechenstäbe, 8. 1772.

Kurze Beschreibung der neu abgeänderten Camerae obscurae, 8. 1775, mit 2 Kupf. 21/2 Bogen.

S. ADB. 26, B. II. S. 506.

Beschreibung eines neu verfertigten und besondern planisphaerii astrognostici aequatorialis, vermittelst dessen man nicht nur alle Sterne sogleich am Himmel finden, sondern auch alle Aufgaben der Kosmologie auf eine recht vorzüglich mechanische Art sehr leicht und richtig auflösen kann, mit Kupf. Augsb. 1775, 61/2 Bogen.

S. ADB. 29, B. I. S. 210.

Beschreibung des von ihm neu verfertigten Spiegelquadranten nach Hondley Theorie, mit einem Artificialhorizonte, 8. Augsb. 1777, mit Kupfern.

S. ADB. 34 B. II. S. 480.

Beschreibung eines magnetischen Declinatorii und Inclinatorii, nebst der Anweisung, wie man sich dieser Instrumente bedienen soll, sammt Beschreibung eines dioptrischen Sonnenquadranten, mit 2 Kupf. Augsb. 1779.

S. ADB. 41, B. II. S. 543.

Beschreibung und Gebrauch eines geometrischen Instruments in Gestalt eines Proportionalzirkels, 8. 1780, 64 S.

S. Nürnberg. gel. Z. 1780, S. 591.

Beschreibung eines neu erfundnen Distanzenmessers aus einer Station für Ingenieurs und Artilleristen, 8. Augsb. 1781.

S. Nürnberg. gel. Z. 1782, S. 170. Steht auch in den Abhandlungen, die von der königl. Dän. Gesellschaft den Preis erhalten haben, 4. Kopenhagen, 1781, 1ste Sammlung.

Beschreibung der von Herrn Brander neu erfundenen Glasmikrometer von Herrn Professor Lambert in Berlin; in den Abhandlungen der kurfürstl. Akademie der Wissenschaften, München B. V. S. 414--436.

G. Friedr. Branders Beschreibung eines neu erfundenen dioptrischen Sectors, und seiner wesentlichen Einrichtung und Theile, nebst einer kurzen Belehrung von dessen Gebrauche; ebendas. B. V. S. 437--450.

G. Fr. Branders Beschreibung einer ganz neu verfertigten Libelle oder Nivellirwage, welche ohne Senkbley ist, und nicht nöthig hat, aufgehängt zu werden, auch viele Vorzüge vor den bisher gewöhnlichen hat; ebendas. B. V. S. 451--464.

Branders Briefwechsel von 1765 bis 1776 mit dem königl. preussischen Oberbaurathe und ordentl. Mitgliede der königl. Akademie der Wissenschaften, Professor Ioh. Heinrich Lambert zu Berlin über viele physikalische und mathemathische Gegenstände, Entdeckungen und Instrumente hat Johann Bernouilli im 3ten Bande des Lambertischen teutschen gelehrten Briefwechsels zu Berlin herausgegeben, und wurde auch 1783 unter einem besondern Titel gedrukt.

Der selige Rektor Mertens zu Augsburg verfasste Branders Lebensgeschichte, die aber noch ungedrukt ist.

S. Eigne Sammlungen. Privat-Nachr. aus Angsb. u. Regensb. Hambergers gel. Teutschl. 1772. S. 71. Meusels gel. Teutschl. 3te und 4te Ausgabe. Adelungs Fortsetzung v. Iöchers Gel. Lexikon B. 1. Meusels Miscell. artist. Innhalts, 17. Heft, S. 317, Stettens Augsburg. Kunst- und Handwerksgeschichte, S. 177, Th. 1 und 2. Veiths Biblioth. August. Alph. 10 S. S. und A. 12. Zapfs Augsburg. Bibliothek, 2 B. S. 875. Bougine Handbuch der lit. Gesch. B. 3, S. 686. Ladvocats fortges. hist. Handwörterbuch, B. V. S. 284. Grohmanns hist. biogr. neues Handwörterb. 1 Th. S. 350. Abhandlungen der bair. Akad. der Wiss. B. 1, 2te Abth. S. 113. Hirschings Nachr. von Sammlungen B. 1, S. 59. B. 4, S. 295, 298, 442 und B. 6, S. 29. Hirschings hist. lit. Handbuch, B. I. S. 391. Gerkens Reisen B. 1, S. 282. Nikolai Reise, 3te Ausg. B. VIII. S. 42, Baaders Reisen B. 1, S. 77. Friz vollständ. Bücherverz. 1770. Heinsius allg. Bücherlexikon B. 1, S. 200. Niederer Annal. Ingolstad. B. III. 5. 297. Meusels Lexikon der 1750--1800 verstorbn. Schriftsteller B. I. S. 551--553.


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