Franz Xaver Heigel (GND 122171403)

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Daten
Nachname Heigel
Vorname Franz Xaver
GND 122171403
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Franz Xaver Heigel in der BSB

Heigel, (Franz Xaver), zu Vrischatz in Illiren 1752 geboren, widmete sich der Schauspielkunst, und kam 1772 in Esterhaz zum Theater des Fürsten Esterhazy, von dort aber zur Gesellschaft des Schauspielunternehmers Rössel, mit der er in Olmütz, Labach, Salzburg, und andern großen Städten spielte. In ersterer Stadt heirathete er die Caroline Reiner 1775, und begab sich dann mit derselben zum ländständischen Theater nach Grätz. Da sich diese jungen Künstler eine große Celebrität erworben hatten, erhielten sie einen Ruf zum Theater nach München, dem sie folgten, und daher im Monate März 1777 in München eintrafen, daselbst aber im Trauerspiele, Graf Waltron, oder die Subordination zum ersten Male auftraten. Heigel spielte den Grafen Waltron; seine Gattinn die Gräfinn mit ausserordentlichem Beifalle. Nach dem Tode des Churfürstens von Baiern Maximilian des III. giengen indessen auch in der Theater-Welt zu München große Veränderungen vor. Churfürst Karl Theodor nahm seine deutsche Schauspieler-Gesellschaft, unter Marchand’s Direktion, mit sich nach Baiern, und die ehevor in München bestandene Gesellschaft spielte zum letzten Male den 15. Sept. 1778; ihr Urlaubsstück war Romeo und Julie, mit welchem sie sich dem Angedenken der Münchener empfahl. Auch Heigel verließ mit seiner Gattinn diese Residenzstadt und begab sich nach Salzburg, wo er sogleich Aufnahme fand; allein mit so vortrefflichen Künstlern auch das von Mannheim nach München verpflanzte deutsche Theater versehen war, so vermißte man doch einen Heigel, und man sah ein, daß dieser Künstler mit seiner Gattinn nicht nur eine Zierde dieser Gesellschaft, sondern ihr in gewisser Hinsicht sehr willkommen, ja sogar unentbehrlich sey. Marchand schäzte nicht nur ihre Künstler-Talente, sondern bewunderte sie sogar, und Karl Theodor war zu sehr Kenner der Kunst, als daß er solche vortreffliche Subjekte hätte entbehren sollen. Man berief daher beide als Hofschauspieler nach München zurücke, und sie kamen dann im Monate März 1779 wieder an. Heigel’s Verdienste um die Kunst wird jeder zu schätzen wissen, der diesen Künstler in mehreren Rollen zu sehen Gelegenheit hatte. Er ist der Mann, qui nil molitur inepte, und so die goldene Regel des Trauerspiels, der Komödie, des Malers, Bildhauers und des Redners befolget, er ist der Mann, der mit einem schönen großen Körperbau, und einer symetrischen angenehmen Bildung, Anstand, und ein gutes Organ (Graiis dedit ore rotundo loqui) verbindet, er ist der Mann, der nicht nur Einsicht in seinem Kunstfache und Geschmack, sondern auch die Geschicklichkeit besitzt, nicht einen bewunderungswürdigen Komödianten, sondern gerade die rührende Person, welche der Dichter schuf, vorzustellen. Heigel befriedigt sein Publikum, wenn er die Bühne betritt. Er spricht, er handelt etwas, das alle seine Zuseher vereinigt, alle rührt, und zu gleicher Empfindung stimmet, und ist belehrend für den Maler und Bildhauer durch Zusammensetzung der Gruppen, im Ausdrucke der Physionomie, und der Stellung. Seine Stimme ist so geartet, daß sie ihn nie verläßt, und ihm das ausdrückt, was er verlangt. Sie ist männlich, voll, angenehm und zu allen möglichen Abwechslungen der Musik, welche seine Empfindung fodert, fähig und sicher. In seinen jüngern Jahren sang er auch, aber nur in kleinen deutschen Operetten, z. B. die Liebe unter den Handwerksleuten, die beiden Gräfinnen, das Fischermädchen u. s. w. welche keinen Aufwand von Kunst erfoderten, und mehr melodische Deklamation, als künstlicher Gesang waren; daher er auch nie als Sänger sich darstellte, oder als solcher je gelten wollte. Nun hat ihn zwar seine Stimme im Gesange ganz verlassen, indessen, wenn er auch nur klimpert, so ist das Publikum vergnügt, weil er die Kunst verstehet seine falschen Töne durch sein vortrefliches launigtes Spiel zudecken. HeigEl, der nun seit 1799 Regisseur des Königl. Hoftheaters zu München ist, ist gleich großer Künstler in Drama, wie im Lustspiele, dem Wenige in seinem Fache gleichkommen.


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