Michael Lechner (GND 129816221)
Daten | |
Nachname | Lechner |
Vorname | Michael |
GND | 129816221 ( DNB ) |
Wirkungsgebiet | Religion |
Michael Lechner in der BSB |
LECHNER (Michael) Königl. Kreis-Schulrath zu München. Er ward daselbst, wo seine Eltern Milchleute waren, und ein sehr kleines Haus vor dem Karlsthor unweit der Schießstätte inne hatten, am 24. September 1756 gebohren. Von seinem siebenten Jahre an besuchte er die Elementar- oder teutschen Schulen zu München, und dann das Gymnasium der Jesuiten. Seine höhern Studien der Philosophie und Theologie am Lyceum fielen in die Epoche, da Heinrich Braun eine Schulreform in Baiern begann. Sein Talent zum Predigtamt offenbarte sich schon während seiner Studienjahre, und Lechner gehörte unter die ersten Preiseträger des damals in München bestandenen kurfürstl Predigerinstituts. Auch in der Musik erwarb er sich vorzügliche Kunstfertigkeit, und wurde ein feiner Kenner derselben. Er entschloß sich, in den Weltpriesterstand zu treten, ward im J. 1780 in Freysing zum Priester ordinirt, und gieng dann für einige Zeit nach Dorfen in das Priester-Seminar. Hierauf kam er nach München zurück, versah bey Hofkellermeister v. Stock, dann bey Bürgermeister v. Delling, Hofmeisterstellen, verließ aber bald diese Laufbahn, um in jene der Seelsorge überzugehen, und begab sich zu diesem Ende im J. 1784 als Curat und Prediger in das, in der Sendlingergasse bey Stohann zu München befindliche Priesterhaus. In einen größern amtlichen Wirkungskreis kam er im J. 1786, da er an der Stiftskirche zu Unser lieben Frau Prediger wurde, nachdem er in dieser Kirche schon früher öfters, statt seines Vorfahrers Kroms geprediget hatte. Diese Predigersstelle versah er bis zum Jahr 1799 mit großer Kraft, Würde und Klugheit, und mit außerordentlichem Beyfall. Allein sein, mit der Stiftspredigers-Stelle verbundenes, Einkommen war höchst kärglich, und reichte gerade hin, daß er, mit seiner alten ganz blinden Mutter, nicht erhungerte. Zwar erhielt er in den letzten Jahren seines Predigtamtes noch ein kleines Benefizium; doch gehörten auch da noch seine Mäßigkeit und Genügsamkeit dazu, um nicht zu darben. Im J. 1799 wurde er am Gymnasium zu München Rektor und Professor, und lehrte an allen fünf Klassen Religion, Sittenlehre und Geschichte, und an der fünften die Naturgeschichte. Er widmete alle seine Kräfte und Zeit seinem Amte, und ließ sich mit dem wärmsten Eifer die intellektuelle und moralisch religiöse Bildung der Schüler angelegen seyn. Ausserdeme übernahm er viele Predigten und Catechesen an der Studienanstalt, und mußte auch noch öfters bey feyerlichen Anlässen in der Unser lieben Frauen Stiftskirche, und auch bey Hofe predigen. Schon unter der vorigen Regierung war er unter die Zahl der Hofprediger gesetzt, aber nach wenigen Wochen durch eine Kabale wieder von einem Posten verdrängt, den er gar nicht gesucht hatte. Auch, da er als Rektor und Professor funktionirte, entgieng er den Giftpfeilen der Bosheit nicht; es wurde gegen ihn eine Lüge ersonnen, die ihn um seinen ganzen Einfluß bringen, und seine Ehre als Lehrer und Mensch vernichten sollte. Obwohl das Bubenstück mißlang, so gab doch das Attentat seinem Leben den ersten Stoß, und er fieng von diesem Zeitpunkt weit über seine Jahre sichtbar zu altern an. Im November 1808 wurde er zum Königl. Kreis-Schulrath für den Isar-Kreis zu München befördert. Wie immer, so gehörte er auch nun ganz seinem Amte an, und da er in der Regel vom frühen Morgen bis zum späten Abend über seinen Akten saß; so scheint es keinem Zweifel zu unterliegen, daß dadurch die Reife eines alten Uebels von Verhärtungen im Unterleibe, welches sich im Körper schon lange angesiedelt hatte, um einige Jahre beschleuniget wurde. Nach einem zwar nicht langen eigentlichen Krankenlager, aber nach Jahre langen verborgenen, und nach Monath langem auffallenden Kränkeln starb mein Freund und Amts-Kollege Lechner am 2. April 1813. Er besaß ein reines thätiges, vom Aberglauben und Unglauben gleich weit entferntes Christenthum, ein kaltes, klares, durch keine Leidenschaft getrübtes, ganz ruhiges Urtheil, eine seltene Selbstständigkeit in den Ansichten der Welt, den wärmsten Eifer für Recht und Menschenwohl, die größte Amtstreue und Unermüdlichkeit in allen seinen Geschäften, und war äußerst genügsam, und im Geheim vielfach wohlthätig. Er schrieb:
- 1. Rede von der Liebe gegen die Feinde; in den Predigten des Baierischen Predigerinstituts 1779. B. 2.
- 2. Rede vom wahren Gottesdienste; eb. 1780. B. 4.
- 3. Rede von der wahren Würde des Menschen; eb. 1783. B. 6.
- 4. Predigt vom Gebete; in den Predigten für die Bedürfnisse des gemeinen Mannes 1785. B. 2.
- 5. Was leistet das Armeninstitut zu München dem Publikum, und was ist dieses dem Institut entgegen zu leisten schuldig? Predigt. 4. München 1792.
- 6. Predigt über die Hinderniße der Wohlthätigkeit, gehalten am Feste der Erscheinung Christi in der kurfürstl. Kollegiatkirche zu U. L. Frau bey der jährlichen Stiftungsfeyer des Armeninstituts 4. München b. Strobl. 1793. 36. S. [1]
- 7. Predigten über die Geschichte Jesu und seiner Apostel, auf alle Sonn- und Festtage, zum Gebrauche für Volkslehrer, und zur häuslichen Erbauung für’s gemeine Volk. Des ersten Jahrgangs I. Band. ebend. 8. 1794. 697. S. II. Band. 570. S. Des zweyten Jahrgangs I. Band. 1796. 585. S. II. Band 570. S. [2]
- 8. Trauerrede auf den Hintritt der Durchl. Frau Maria Anna Sophia verwitt. Kurfürstin von Baiern. 4. München 1797. 22 S. [3]
- 9. Sollte und könnte in unsern Gymnasien der sittliche Fortgang der Schüler nicht eben so gut, wie der wissenschaftliche, durch Preise ermuntert werden? eine Rede bey der öffentlichen Preisevertheilung. ebend. 8. 1800. 36 S. [4]
- 10. Ueber die Verbindung des Sach- und Sprach Unterrichts in den gymnastischen Schulen, eine Rede bey der Preisevertheilung. 8. eb. 1802.
- 11.* Bemerkungen über das Pasquill: die Hypokriten in Baiern, aus den Briefen eines Theologen. 8. eb. 1802.
- 12. Preisevertheilungs Reden an den teutschen Schulen in München 1810 und 1812.
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