Heinrich Anton Melchior (GND 129178527)
Daten | |
Nachname | Melchior |
Vorname | Heinrich Anton |
GND | 129178527 ( DNB ) |
Wirkungsgebiet | Kunst |
Heinrich Anton Melchior in der BSB |
Melchior, (Joh. Peter) wurde zu Lindorf Herzogthume Berg geboren. Schon in seiner frühen Jugend zeigte sich ein innerer Trieb zur Kunst, der sich mit jedem Tage mehr entfaltete. Wo er war, zeichnete er mit der Kreide, oder formte aus Wachs oder Ton Figuren u. dgl. Seine Aeltern, und selbst der Schullehrer verstanden nicht, diese sich so schön entwickelnde Anlage des Knaben zu benützen, sondern straften ihn vielmehr, wenn er in der Schule, oder zu Hause, statt des Lernens, oder Arbeitens, sich mit solchen Kunstsachen beschäftigte. Endlich bemerkte der Ortspfarrer das Talent des Jungen, und rieth seinem Vater, ihn in die Lehre zu einem Bildhauer zu geben; allein i. J. 1758 verlohr Melchior seine Aeltern, und so mußte er als Hirtenknabe dienen; wo er aber auch diesen Broderwerb bald verlohr, weil er nicht auf das Vieh acht hatte, sondern immer zeichnete und modelirte. Ein Vetter brachte ihn endlich zu einem Bildhauer nach Düsseldorf in die Lehre; da aber dieser ganz unwissend in seiner Kunst war, und Melchior dieses bemerkte, entlief er ihm und zog mit EINem Tischler, der mit seines Lehrers Schnitzeleyen den Markt von Achen besuchte, dahin, wo ihn ein guter Bildhauer in die Lehre nahm. Hierauf begab sich Melchior nach Lüttich, und endlich nach Cölln, in welch letzteren Stadt sich mehrere Bildhauer um ihn bewarben. Von da reiste er nach Koblenz, und endlich nach Mainz, wo er sich durch seine Arbeit große Celebrität erwarb, und an der Porcelainfabrike zu Höchst am Main als Modellmeister angestellt wurde. Als er dritthalb Jahre lang dieses Geschäft zur Zufriedenheit führte, erhielt er einen Ruf nach Berlin; allein der Churfürst von Mainz und der Minister von Groschlag hielten ihn davon ab, vermehrten seinen Gehalt, und ernannten ihn zum churmainzischen Hofbildhauer. In der Folge berief ihn Churfürst Karl Theodor nach Mannheim. Melchior folgte dem Rufe seines angebohrnen Landesherrn, und wurde churpfälzischer Hofbildhauer, und Modellmeister an der Porcellainfabrik zu Frankenthal. Die ausgebrochenen Kriegsunruhen zwangen ihn im Herbste 1793 Frankenthal und 1794 Mannheim zu verlassen, und sich nach Nürnberg zu begeben; er erhielt aber dort 1796 den Auftrag, sich nach München als Modellmeister und Direktor der Malerey in der Porcellainfabrik zu Nimpfenburg zu begeben, dem er auch genügte. Hier erhielt er die traurige Nachricht von seinem zu Berlin gestorbenen Sohn Heinrich Anton[1]. Aber auch seine zwei Töchter starben diesem braven Künstler dahin. Die jüngste 1797 und die ältere 1806. So trüben Unglücksfälle des Menschen Tage. Im Grunde bildete sich Melchior selbst. Anfangs las er Schriften über Kunst, fand aber bald, daß hierin mehr enthusiastische und schwärmerische Deklamationen, als etwas gründliches über Kunst enthalten sey, und da es ihm um Licht und Wahrheit zu thun war, so hielt er sich lediglich an die Natur. Diese betrachtete er, und dann die Werke der Kunst, wornach er von selbst über das Schöne, Edle, Gefällige, Reizende und Wirksame nachdachte, die Ursachen hievon aufsuchte und manches entdeckte, was die praktische Ausübung erleichtert und sicher macht. Anschauung und Uebung bildeten also Melchior zum Künstler. Unter seinen Kunstarbeiten werden hier folgende aufgezählt: In der Domkirche zu Mainz das Monument des Churfürsten Emerich Joseph aus schwarzem Marmor und Alabaster. Die Büste eben dieses Churfürsten nach dem Leben abgebildet. Eine Gruppe in Bisquit, Jesus am Kreuze nebst seiner Mutter, Johannes und Magdalena für die Kaiserin Maria Theresia vom Churfürsten von Mainz aus der Familie der von Erthal bestimmt. Für die katholische Gemeinde zu Frankenthal verfertigte er den heil. Johann von Nepomuck aus Stein, 6 Schuh hoch. Zu Frankenthal arbeitete er eine historisch-allegorische Gruppe: die Vereinigung Baierns mit der Rheinpfalz, die Karl Theodor, Churfürst von Pfalzbaiern etc., mit allem Beifalle aufnahm, dann Clio, die Muse der Geschichte. Zu Nimpfenburg bildete er eine allegorische Gruppe auf die Geburt des Prinzen Maximilian Joseph, welche die erhabenste Kennerin und Künstlerin, Ihre Majestät die Königin, Ihres allergnädigsten Beifalls würdigte. Drei große Gruppen aus der Dichtung Amor und Psyche, das Porträt des Kaisers von Frankreich, Napoleon I., Ihrer Maj. des Königs und der Königin von Baiern, dann der Prinzen und Prinzessinnen Königliche Hoheiten, erwarben sich ebenfalls den verdienten Beifall, und wurden von Ihren Maj. dem Könige und der Königin durch dem Künstler huldvollest ertheilte Geschenke von großem Werthe belohnet. Sonst arbeitete er noch mehrere Porträte mit aller Kunst, die hier anzuführen, zu weitläufig sein würde, und daher nur die des geh. Rathes v. Göthe, der geh. Räthe Joseph August Grafen von Törring-Guttenzell, Joseph Maria Frhr. von Weichs etc. genannt werden. In dem vom Hofrath Meusel herausgegebenen Museum für Künstler und Kunstliebhaber, und in der rheinischen Thalia sind mehrere Aufsätze von Melchior enthalten, als z. B. der Künstler am Altare der Grazien; der große Phidias, und der Marmorblock: über das Edle in der bildenden Kunst. Einen Versuch über das Sichtbare und Erhabene der bildenden Kunst aber gab er zu Mannheim bei Schwan 1781 heraus. Schade, daß der Mann in einer Periode lebt, wo Kriege und andere Unfälle ihn hinderten, sein Künstler-Talent in seiner ganzen Größe zu zeigen!
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Fußnoten
- ↑ Heinrich Anton Melchior, ein Schüler seines Vaters, war ein sehr berühmter Maler. Er hatte zu Berlin ein historisch-allegorisches Gemälde auf den Frieden zwischen Frankreich und Preußen in Oel gearbeitet, das den Preis in dortiger Akademie ihm errang. Er gab auch der Königin von Preußen Unterricht im Malen, und hatte das Porträt des Königs mit solchem Beifalle gemalt, daß auf der Stelle 27 Kopien davon verlangt wurden.