Jgnatz Baltasar Pickel (GND 116178825)

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Daten
Nachname Pickel
Vorname Jgnatz Baltasar
GND 116178825
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Jgnatz Baltasar Pickel in der BSB

PICKEL (Jgnatz Baltasar) geistlicher Rath zu Eichstädt; einer meiner vielen persönlichen Bekannten, die in gegenwärtigem Werke vorkommen, und die, ihrer gelehrten Kenntniße, ihres Wirkens, und ihrer Tugenden wegen, nicht nur die Achtung ihrer Zeitgenossen hatten, sondern auch jene der Nachwelt verdienen. Er wurde am 30. Julius 1736 zu Eichstädt gebohren. Sein Vater war fürstlicher Zahlamtsschreiber, nach dessen im J. 1747 erfolgten Tode sich seine Mutter mit dem Eichstädtischen Hofkammerrath Sartori verehelichte. Im Oktober 1746 begann Pickel seine Studien in Eichstädt, und trat im J. 1754 nach absolvirten ersten philosophischen Kursus in den Jesuitenorden, machte zu Landsberg am Lech das Novitziat, und hörte von 1756 bis 1759 an der Universität zu Ingolstadt Philosophie und Mathematik. Nachdem er hierauf in Augsburg, Freyburg, und München Grammatik, Poesie, und Rhetorik dociret hatte, kehrte er nach Ingolstadt zurück, und studirte Theologie und Kirchenrecht. Vorzüglich verlegte er sich auf Astronomie. Von 1770 bis 1773 war er an der damahligen Universität Dillingen Professor der Mathematik, und kam in gleicher Eigenschaft 1773 nach Eichstadt, wo er Fürstbischöflicher geistlicher Rath, Kanonikus am St. Wilibalds Chorstift, und 1805 Kursalzburgischer Hofkammerrath wurde. Die Baierische Akademie der Wissenschaften in München nahm ihn 1773, und die Akademie nützlicher Wissenschaften in Erfurt 1782 unter die Mitglieder auf. Unter der Regierung des Fürstbischofs Johann Anton Freyherrn von Zehmen wurde Pickel Assessor der Forstcommission in Eichstädt, und ihm die Ausmarkung und Vermessung sämmtlicher fürstlicher Waldungen übertragen. Er legte ein physikalisches Armarium und ein Naturalienkabinet an, in welchem besonders die, von ihm selbst dreissig Jahre lang aus den Eichstädtischen Kalkschiefergebirgen erbeutete Petrefakte merkwürdig waren. Die von ihm eigenhändig verfaßte, von mir eingesehene; Beschreibung seiner Sammlungen war vier und zwanzig Qartbände stark. Er erhielt mehrmalen Ehrenvolle Berufungen in das Ausland, denen er aber nicht folgte. Er unterhielt fünfzig volle Jahre einen starken Briefwechsel mit Gelehrten in Teutschland, Frankreich, Italien, und England. In seinen lateinischen Briefen und Epigrammen herrschten immer die fröhlichste Laune, der feinste Witz, und eine klassische Sprache. Er lehrte in Eichstädt sieben und zwanzig Jahre lang Mathematik, und seit 1800 auch Physik. Im J. 1807 wurde Pickel als Professor, bey seinen vielen und noch sehr brauchbaren Kenntnißen, in Quiescenz gesetzt. Seitdeme gab er Hoffnungsvollen Jünglingen, auch Geistlichen, Offizieren, und Forstbeamten, Privatunterricht in der Mathematik, Feldmeßkunst, Astronomie, Sprach- und Alterthumskunde, Mineralogie, und Forstwissenschaft. Im März 1817 sah und sprach ich ihn zum Letztenmal, und da theilte er mir noch Pläne von Abhandlungen und Werken mit, die er herauszugeben Willens war. Im Junius 1817 feyerte er sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum. Er erreichte ein Lebensalter von zwey und achtzig Jahren, und starb den 16. Oktober 1818 an einem Schlagfluße. Schriften:

  1. 1. Elementa Arithmeticae, Algebrae, ac Geometriae, cum sectionibus conicis, in usum tironum conscripta. Tomus I. Dilingae. 8. 1771. Tomus II. 1772. Nova editio 1795.
  2. 2. De Micrometris, quae filis constant in angelum coeuntibus. Diss. astronomico practica. 4. Dilingue 1772.
  3. 3. Abhandlung von Verbesserung u. allgemeinen Gebrauch der Visirstäbe. Mit Kupfern. Eichstädt. 8. 1782.
  4. 4. Praktischer Unterricht, wie man sich bey der Ausmessung, Aufzeichnung u. Berechnung grosser Wälder zu verhalten habe, als ein Beytrag zur Forstwissenschaft, aus eigenen Erfahrungen. Samt Beschreibung eines neuen u. vollständigen Dendrometers oder Baumessers 8. Mit 4 Kupf. Augsb. 1785. 10 Bog. [1]
  5. 5. Abhandlung von einem Sekundenperpendikul einer astronomischen Uhr, dessen Länge von der Wärme oder Kälte keine Veränderung leidet. Mit 1. Kupfer. Erfurt b. Keyser. 4. 1787. Steht aüch in den Actis acad. Elect. Mogunt. scinet. util. quae Erfurdi est, ad a. 1786. et 1787. [2]
  6. 6. Beschreibung verschiedener Alterthümer, welche in Grabhügeln alter Teutschen nahe bey Eichstädt sind gefunden worden, mit Bemerkungen erläutert. Mit 4 Kupfern. Nürnberg b. Felsecker. 4. 1789 64 S. [3]
  7. 7 Elementa matheseos, discipulorum commodo in compendium redacta. Mit 4 Kupfern. Nürnb. b. Raspe. 8. 1789. 104 S. Nach seinen Vorlesungen von einem Andern in Druck gegeben. [4]
  8. 8. Thesaurus linguae graecae. 8. 1792. Auf eigene Kosten gedruckt u. vertheilet, kam nicht in den Buchhandel.
  9. 9. Abhandlung über das neue baierische Gewicht, u. das Gewicht des Regenwassers, welches einen Cubikschuh u. die baierische Hohltmaaße anfüllt, samt einer allgemeinen Methode, wie mit dem Regenwasser der kubische Inhalt aller hohlen Geschirre abzueichen u. zu bestimmen sey. 8. Nürnb. b. Campe 1813. 88 S.
  10. 10. Geschichte der Sündfluth, ihre Grösse und Allgemeinheit. 8. Landshut b. Thomann. 1814. 48 S.
  11. 11. Theoretisch praktische Abhandlung über die Natur-Beschaffenheit, u. bessere Verfertigung der ungleich armigen römischen, oder unrichtig sogenannten Schnellwagen; in den Denkschriften der K. Baier. Akademie der Wissensch. für die J. 1814 u. 1815. München. 4. 1817. B. V. Abth. 2. S. 83-136.
  12. 12. Authentische Nachricht von einem unweit Eichstädt vom Himmel gefallenen Meteorsteine; in Moll’s Annalen der Berg u. Hüttenkunde 1805. B. 3. n. 4.
  13. 13. Viele Aufsätze und Beyträge in Journalen und Zeitschriften.
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Fußnoten

  1. s. Allg. t. Bibl. B. 66. I. S. 125.
  2. s. Obert. Lit. Z. 1788. III. S. 1484. Allg. t. Bibl. B. 79. II. S. 445.
  3. s. Gött. gel. Z. 1789. II. S 1030. Obert. Lit. Z. 1789. II. S. 28. Jen. Lit. Z. 1791. III. S. 509. Allg. t. Bibl. B. 91. I. S. 217. Tüb. gel. Z. 1789. S. 666.
  4. s. Obert. Lit. Z. 1789. II. S. 590. Jen. Lit Z. 1789. IV. S. 726.