Simon Rottmanner (GND 100261310)

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Daten
Nachname Rottmanner
Vorname Simon
GND 100261310
( DNB )
Wirkungsgebiet Politik, Wirtschaft


Simon Rottmanner in der BSB

ROTTMANNER (Simon) Gutsbesitzer zu Ast im Isarkreise. Er wurde den 2. Februar 1740 zu Rottmann Landgerichts Erding, wo sein Vater Besitzer eines Bauerngutes war, gebohren. Weil der Knabe Talente zeigte, schickte man ihn nach Freysing, wo er am Gymnasium und Lyceum die Humaniora und Philosophie studirte. Er fieng auch an, Theologie zu hören; doch seine Neigung war nicht für den geistlichen Stand; er begab sich an die Universität nach Ingolstadt, hörte sowohl öffentliche als privat Collegia über Kirchen- u. teutsches Staatsrecht, über den baierischen, bürgerlichen, peinlichen, und Prozeß-Codex, über römisches Recht, Natur- u. Völkerrecht, dann Kameralgegenstände, und erwarb sich 1763 nach strenger Prüfung den Grad eines Lizentiaten der Rechte. Nachdem er hierauf 3 Jahre der Gerichtspraxis in Erding gewidmet hatte, wurde er, nach abgelegter Probe-Relation, und nochmaliger, mit gröstem Beyfalle bestandener Prüfung, im Jahre 1768 unter die Zahl der Hofraths-Advokaten in München aufgenohmen. Seine Arbeiten verschafften ihm einen so guten Ruf, daß er bald darauf vom Hrn. Grafen Max von Preysing als dessen Rechtskonsulent und Sekretär angestellt, und auch in der Folge zur Verwaltung einiger Landgüter dieses ansehnlichen Baierischen adelichen Hauses verwendet wurde. Rottmanner studirte bey seinen Rechtsgeschäften, und bey seiner Güterverwaltung immer, las stets die besten Schriften, machte sich mit der Landwirthschaft, dem Brau- Forst- Jagd- und Bergwerkswesen genau bekannt, und unternahm auch, um fremde Kultur mit der einheimischen zu vergleichen, Reisen in die Main- und Rheingegenden. Er brachte den, zwischen Landshut und einem Gräflich Preysingischen Hauptgute Kronwinkel befindlichen, nicht grossen Edelsitz Ast käuflich an sich, und verheurathete sich mit einer reichen Brauerstochter von Isareck Landgerichts Moosburg, welche Wittwe war, da sie vorher einen Bräuer in Schärding zum Gatten hatte. Er stellte in Ast alle zur Oekonomie gehörige Gebäude groß, zweckmäßig und solid von Neuem her, legte Baumschulen und Gärten an, und umgab sie mit Mauern, kaufte Wiesen, und kaufte sich um eine baare Summe von dem Zehenten los. Die Gründe des Edelsitzes waren unter den Gründen der Bauern zerstreut; er tauschte sie nach und nach aus, immer die Wahl dem Bauern lassend, und öfters Grösse und Qualität der Arrondirung aufopfernd. Bey der hügellichten Lage der Gegend wurde durch Regengüsse häufig der beste Boden abgeschwemmt; er legte Teiche an, das abgeschwemmte Koth aufzufangen, sie einige Jahre als Fischteiche zu benützen, dann wieder trocken zu legen, und den Schlamm den beraubten Feldern zurück zu geben. Es fehlte an arbeitenden Händen; er siedelte Taglöhner-Familien an, baute ihnen Häuser, und theilte ihnen Gründe zu. Seinen untergebenen Arbeitern und Dienstbothen gab er gute Löhnung und gute Kost, gönnte ihnen nach angestrengter Arbeit mehr als gewöhnliche Erquickungen, mehr als herkömmliche Ruhe; er lebte viel unter ihnen, und nahm selbst an ihren Ergötzungen Antheil. Er verlor dadurch nie an seinem Ansehen, und an ihrer Achtung, gewann aber immer an ihrer Liebe gegen sich, und an ihrer Lust zur Arbeit. Er fand, wie nachtheilig die Uebertreibungen in gänzlicher Aufhebung der Brache, im ausschlüßigen Kleebau u. d. gl. werden, und lernte auf eigene Unkosten, daß es kein allgemeines Ackerbausystem gebe, daß Jeder, nach der Beschaffenheit seiner Gründe und seiner Verhältniße ökonomisiren, zwar Vieles versuchen, aber nicht das, was nur scheinet und glänzet, sondern was wahren fortdauernden und größern Ertrag gibt, wählen müsse. Darum liebte er auch in spätern Jahren vorzüglich die englischen ökonomischen Schriftsteller, und ihren Interpreten Thaer, die, wenn auch ein System vorziehend, doch die Freyheit des Geistes, nach eigener Einsicht das für das Lokale als das Beste befundene zu wählen, nicht beschränken. Seine Wirthschaft war eine wahre Musterwirthschaft, obwohl er sie nicht gerne so nennen hörte, und Er selbst war ein wahres Muster eines Landwirthes, eines Familien- und Hausvaters, eines Staatsbürgers, und eines in seinen Fächern gründlichen, immer forschenden und bescheidenen Gelehrten. Sein Charakter war der redlichste, und nicht nur von seinen Hausgenossen und den Unterthanen seines Gutes, sondern auch von allen Bewohnern der Gegend, wurde er nie anders als Vater genannt. Er besaß eine, an alter und neuer, inländischer und ausländischer Literatur reiche Bibliothek. Als im Jahre 1802 die Baierische Landesuniversität das Fest ihrer Versetzung nach Landshut feyerte, wurde Rottmanner von der juridischen Fakultät zum Doktor der Rechte ernannt. Er starb am 5. September 1813. Seine, sämtlich anonym, oder unter erdichteten Nahmen herausgegebene, Schriften sind:

Vergl. Hauptzüge aus dem Leben des Dr. Rottmanner; ächten Vaterlandsfreunden zum Andenken u. zur Erinnerung. 4. Landshut b. Thomann 1815. 32 S. Obernberg’s Reisen durch das Königreich Baiern Th. I. B. III. Heft I. S. 63--80. Meusel’s gel. Teutschl. B. XV. S. 225.

  1. 1. Anmerkungen über das Baierische Mandat, welches in Betreff der Wildschützen u. Landeskultur den 1. Aug. 1778 erschlichen, aber von dem Kurf. Hofrath und der Hofkammer zur Ehre u. zum Nutzen des Vaterlandes unterdrückt worden. Von Joh. Theod. Freyherrn zu Schollenberg u. Rentha. 4. (München). 1778. 36 S.
  2. 2. Nothwendige Kenntniße u. Erläuterungen des Forst u. Jagdwesens in Baiern. 2 Theile. München b. Strobl. 8. 1780. 668 S.
  3. 3. Unterricht eines alten Beamten an junge Beamte, Kandidaten u. Praktikanten. Erster Band. 8. Linz 1783. 264 S. 2ter Band. 1787. 270 S. 3ter Band 1787. 164 S. 2 Auflagen. [1]
  4. 4. Ueber die Rechtmäßigkeit des kleinen Zehends in Baiern. 8. 1784.
  5. 5. Abhandlung über die Brache, oder der lateinische Wirth. 8. Nürnberg b. Stein 1794. 127 S. [2]
  6. 6. Rhapsodien über ökonomische u. kameralistische Gegenstände. 8. 1795.
  7. 7. Ofellus rusticus, oder der Vertheidiger der Brache in Baiern. 8. Frankf. (München b. Lindauer). 1796. 133 S. [3]
  8. 8. Sammlung von Beurtheilungen einiger baierischen politischen Druckschriften, von einem Zuschauer auf dem Lande. 8. (München). 1797. 202 S.
  9. 9. Beytrag zur Geschichte der Frohne oder Scharwerke in Baiern. 8. Frankf. (München) 1798. 191 S. 2ter Theil 1800.
  10. 10. Bemerkungen über Laudemial und andere grundherrliche Rechte in Baiern. 8. Frankf. u. Leipz. 1799. 206 S.
  11. 11. Ueber die Schädlichkeit des Bierzwanges u. der Nothwirthe in Baiern. 8. 1799.
  12. 12. Ueber Freyheit und Eigenthum der alten Baierischen Nation. 8. Frankfurt (Landshut). 1801. 86. S.
  13. 13. Sendschreiben des hochwohlgebohrnen Hrn. Magnus Freyherrn von Herkommen an seinen treuen Diener Magister Theophilus Neumann. 8. Salzburg (Landshut). 1801. 86 S.
  14. 14. Unterthänigst gehorsamstes Antwortschreiben von M. Th. Neumann über die Aufrechthaltung der dermaligen ständischen Privilegien in Baiern. 8. Frohnhausen (Landshut). 1801. 342 S.
  15. 15. Bemerkungen über verschiedene Mißbräuche in bürgerlichen Verhältnißen in Baiern, von Theobald Fröhlich, einem Bundgenossen des Pongraz Fürstenschild Freymanns zu Chransdorf. 8. Mainz (München) 1802. 217 S.
  16. 16. Neuester Kultursprozeß in Baiern; aus aktenmäßigen Quellen. Niederbaiern. 8. 1803. 132 S.
  17. 17. Der ergänzte Ofellus rusticus. 8. Landshut 1810. 234 S.
  18. 18. Aufsätze in den Baierischen Beyträgen zur schönen u. nützlichen Literatur; im Baierischen Landbothen; in Hübner’s Wochenblatt; in Strobl’s Intelligenzblatt, und in andern Zeitschriften.
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Fußnoten

  1. s. Tüb. gel. Z. 1787. S. 163. Allg. t. Bibl. B. 82. I. S. 92. Schott’s Bibl. 1787. I. S. 44.
  2. s. Jen Lit. Z. 1795 IV. Neue allg. t. Bibl. B. 15. II. S. 363.
  3. s. Neue allg. t. Bibl. B. 43. I. S. 131.