Lukas Schuhbauer (GND 10436873X)

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Daten
Nachname Schuhbauer
Vorname Lukas
GND 10436873X
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Lukas Schuhbauer in der BSB

Schuhbauer, (Lukas), wurde zu Lechfeld, Landgerichts Landsberg (im Isarkreise) den 25. Dez. 1753 geboren, erlernte im Kloster Zwifalten die Anfangsgründe der lateinischen und deutschen Sprache der Singkunst, etc. kam als Sopranist in das Seminar nach Augsburg, und endlich nach Neuburg an der Donau, wo er studirte, und immer als ein vorzüglich ausgezeichnetes Talent unter den Studirenden eminirte. So vortrefflich sein Fortschreitten auf der litterarischen Laufbahne war, eben so gut war dasselbe in der Musik. Das Seminar zu Neuburg, das mit vollem Rechte den Ruhm behauptete, nicht nur gute Studenten, sondern auch gute musikalische Zöglinge zu bilden, das mit seinen Eleven ein prächtiges Orchester zu besetzen im Stande war, und das Kirchen- und Kammer-Musiken von den ersten und neuesten klassischen Tonsetzern und Kapellmeistern mit einer bewunderungswürdigen Präzision, Feuer, Geschmack und Akkuratesse, gleich einer Fürstlichen Hofmusik, aufzuführen vermochte, das die Werke eines Händl, Graun, Bach, Sacchini, Porpora, Pergolesi, Haydn und anderer Sterne erster Größe am musikalischen Horizont kannte, würdigte, und so den Geschmack und die Musik überhaupt auch in andere Städte durch seine Zöglinge verbreitete[1], sohin hierdurch große und wesentliche Verdienste um die Tonkunst und das Vaterland Baiern sich erwarb, war für die scientivische und musikalische Ausbildung des jungen Schuhbauer sehr wohlthätig. Schnell entwickelte sich sein Talent, und ragte hoch empor. Aus eigenem Antriebe studirte er die Partituren der ersten Klassiker in der Tonsetzkunst, und fieng nun an Kirchenmusiken zu schreiben, die bei ihrer Aufführung allgemein gefielen, und den Kenner in Verwunderung setzen. Diese glücklich gewagten Versuche eiferten den jungen Tonkünstler an, die einmal rühmlich betretene Musikbahn muthig zu verfolgen, und mit jedem Stücke, das er schrieb, nahm seine Komposition an Geist, an innern Gehalt, Fülle der Ideen, an Kunst, an Kraft, und richtigen tiefgedachten Satz zu. Bald war er Meister in Behandlung der Singstimmen, und in richtiger Behandlung des Effektes der Instrumente, und so gieng sein Ruf ihm weit vorher, als er nach vollendeten philosophischen Studien Neuburg verließ, und die vaterländische hohe Schule Ingolstadt bezog, um dort die Arzneiwissenschaft zu studiren.

Mit großem Lobe vollendete er diese Studien ebenfalls, und wurde zum Doktor promovirt, wornach er sich in großen Spitälern der medizinischen Praxis widmete, und seine Theorie am Krankenbette mit sehr gutem Erfolge in Anwendung brachte. Hierauf kam er als praktischer Arzt und Stadtphysikus nach München, wo er mit den ersten Tonkünstlern und Kompositeurs Bekanntschaft machte, und eine Oper: die Dorfdeputirten schrieb, welche am Hoftheater daselbst 1783 zum ersten Mal mit sehr großem Beifall aufgeführt wurde. Diese vortreffliche Musik, die sich durch Neuheit und Originalität der Gedanken, durch einen richtigen festen Satz, wahre Bezeichnung der Charaktere, durch eine sprechende Musik, einen melodischen einfachen und schönen Gesang, und eine gefällige glückliche Instrumentirung s. a. einzig auszeichnete, machte auf allen Theatern Deutschlands ihr Glück, war das Lieblingsstück des Publikums, und konnte nicht oft genug wiederholt werden. Bald darauf schrieb Schuhbauer eine zweite Oper: die treuen Köhler, und auch diese zeigte von dem guten Meister, von einem denkenden Künstler, der sein Thema, mit Geschmack, Verstand und Gefühl zu behandeln und auszuführen verstand. Churfürst Karl Theodor schätzte an diesen Schuhbauer den Künstler, den Gelehrten und den praktischen Arzt, und unterstützte dieses seltne große Talent. Er ernannte ihn anfangs zum Criminal- und Polizei-Physikus, und da er hier Gelegenheit hatte, seine ausgebreitete medizinische und andere Kenntnisse in theoretischer und praktischer Hinsicht zu zeigen, und sich hierdurch die volle Zufriedenheit und Achtung seiner Vorgesetzten, dann das Vertrauen des Publikums zu erwerben, so belohnte er seine Gelehrsamkeit -- die sich in mehreren Schriften medizinisch und philosophischen Innhaltes aussprach-- und seine um den Staat und die leidende Menschheit erworbene Verdienste dadurch, daß er ihn 1791 zum Medizinalrath und zu seinen Hofarzt beförderte, in welch’ erster Eigenschaft er 1799 zur damals errichteten General-Landes-Direktion versetzt wurde, und nun bei der Königl. Medizinal-Comitee in München sich befindet.

Dieser verdienstvolle vortreffliche Arzt unterhält sich noch in freien Stunden mit der Musik, vorzüglich aber mit Gesang und Klavierspielen. Für letzteres schrieb er mehrere Sonaten und auch ein Konzert. Unter seinen großen Musiken verdient aber vorzüglich der 107 Psalm, den er nach Mendelsohns Uebersetzung in Musik setzte, genannt zu werden, und der zu München im Hofkonzerte, und in einer Musik-Akademie mit ungetheiltem Beifalle aufgeführt, und allgemein bewundert und gerühmt wurde.


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