Gerhoh Steigenberger (GND 117237353)

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Daten
Nachname Steigenberger
Vorname Gerhoh
GND 117237353
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Gerhoh Steigenberger in der BSB

STEIGENBERGER (Gerhoh) Hofbibliothekar zu München. Sein Taufnahme war Caspar, und Gerhoh ward sein Klosternahme. Er wurde am 20. April 1741 zu Peissenberg, einer nach Kloster Polling in Oberbaiern gehörigen Pfarrey, gebohren. Seine Eltern, gemeine Bauersleute, ließen ihn im Kloster Polling, und am Gymnasium zu München studieren, und er trat nach absolvirter Rhetorik den 17. September 1758 zu Polling in den regulirten Chorherrenorden, in welchem er Philosophie, Mathematik, und Theologie studirte. Seine Ordensobern schickten ihn, zur Ausbildung seiner vortrefflichen Talente und zur Sammlung literarischer Kenntnisse auf Reisen. Er gieng im J. 1763 nach Frankreich, und brachte drey, für ihn ungemein lehrreiche, Jahre in Paris unter den regulirten Chorherren der heil. Genofeva zu, benützte den Umgang der Gelehrten, und die Bibliotheken, und verließ diesen Ort, reich an Kenntnissen, und gebildet sowohl zum feinen geselligen Umgang als zum künftigen Bibliothekär. Seine vorzüglichsten Lehrer in Paris waren Joseph Barré, und Andreas Wilhelm de Gery in der Theologie, Alexander Quido Pingrè in der Mathematik, Karl Galliot in der Numismatik, und Bartholomäus Mercier in der Literurgeschichte. Er hatte sich nebenbei vollkommene Kenntnisse und Fertigkeit in der französischen, italienischen, griechischen, und in den orientalischen Sprachen erworben, und begab sich hierauf nach Rom, wo er zwey Jahre lang unter den Schätzen und Meisterwerken der alten und neuen Welt zubrachte, Kunst und alte Literatur studirte, mit den berühmten Kardinälen Zallada und Garampi, und andern italienischen Gelehrten auf freundschaftlichem Fuß lebte, und den 28. Februar 1768 zum Priester ordinirt wurde. Im sechsten Jahre seiner gelehrten Reisen kam er wieder nach Teutschland, Baiern, und in sein Kloster zurück, wo er, nebst Ausübung der Seelsorge, seine jüngern Ordensbrüder in der Mathematik, Philosophie und Theologie unterrichtete. Im Herbste 1773 erhielt er den Ruf an die hohe Schule nach Ingolstadt als Professor der Philosophie, der allgemeinen und Literargeschichte, und als Universitäts Bibliothekar, und wurde Doktor der Philosophie und Theologie. Im September 1777 kehrte er in sein Stift nach Polling zurück, übernahm wieder den Unterricht der jungen Geistlichen, und die Aufsicht über die Bibliothek. Endlich im J. 1781 kam er nach München als Kurfürstl. Hofbibliothekar, und stand der Hofbibliothek bis an sein Ende vor. Er wurde auch 1781 ordentliches Mitglied an der historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften, und arbeitete an derselben für Aufnahme und Verbreitung der Literatur und der Aufklärung im Vaterlande, so wie in dem Kurfürstl. geistlichen Raths Collegium als ein thätiger und Einsichtsvoller Rath, und als ein eifriger Vertheidiger der Landesherrlichen Rechte und Freyheiten in geistlichen Dingen. Er behielt bis zum letzten Augenblick seines Lebens volle und ruhige Geistesgegenwart, und starb den 5. August 1787 alt sechs und vierzig Jahre. Sein Leichnam ward von München nach Polling gebracht, und in seinem Stifte begraben. Schriften:

Vergl. Westenrieder’s Beyträge zur vaterländ. Historie B. 1. S. 371--376. Hirsching’s Handbuch fortges. von Ernesti B. XIII. Abth. 1. S. 237. Meusel’s Lexikon verstorbn. Schriftst. B. XIII. S. 319. Gerken’s Reise B. I. S. 363. Nicolai Reise B. VI. S. 618. Zapf’s literar. Reise. 2te Aufl. B. 1. S. 47. Allgemeine teutsche Bibl. B. 77. II. S. 617. Jenaische allg. Lit. Zeitung. 1787. IV. S. 359. Ladvocat’s Handwörterbuch B. VIII. S. 768.

  1. 1. Dissertation sur le veritablo Auteur d’ un ouvrage, intitule: Flores psalmorum. 4. Paris. 1764.
  2. 2. De synodo Neuenheimensi sub Tassilone Bojoariae duce celebrata, viri magnifici Hermanni Scholliner disquisitioni coniecturas suas subiicit G. Steigenberger. 4. Ingolst. 1777, 1 Bog. [1]
  3. 3. Historisch litterarischer Versuch von Entstehung und Aufnahme der kurfürstlichen Bibliothek in München. 4. München. 1754. 54 S. Wurde von Franz Anton Vitale in das Latein mit einigen Anmerkungen übersetzt unter dem Titel: Dissertatio historico-litteraria de origine et incremento electoralis Bibliothecae Monacensis. 8. Romae. 1785. [2]
  4. 4. Litterarisch kritische Abhandlung über die zwo allerältesten gedruckten teutschen Bibeln, welche in der kurfürstl. Bibliothek in München aufbewahret werden. Mit einem Anhang und Kupfer. 4. München. 1787. 63 S. [3]
  5. 5. Er gab auch ein paar kleine anonyme Schriften heraus, und hatte Antheil an mehreren französischen und teutschen periodischen Schriften.
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Fußnoten

  1. s. Nürnb. gel. Z. 1777. S. 478.
  2. s. Neue Lit. d. kath. Teutschl. B. 2. S. 354. Nürnb. gel. Z. 1784. S. 342. Westenrieder’s Gesch. der baier. Akad. der Wiss. B. II. S. 168.
  3. s. Jen. Lit. Z. 1787. III. S. 569. Gött. gel. Z. 1787. II. S. 1143. Allg. t. Bibl. Anh. z. B. 53--86. III. S. 1102. Leipz. gel. Z. 1787. III. S. 1511. Nürnb. gel. Z. 1787. S. 294. Neue Lit. des kath. Teutschl. B. 4. St. 4. S. 469.