Karl Albert von Vachiery (GND 100000789)

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Daten
Nachname von Vachiery
Vorname Karl Albert
GND 100000789
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Karl Albert von Vachiery in der BSB

von VACHIERY (Karl Albert) geheimer Rath zu München. Das Geschlecht der Vachiery ist ein Piomontesisches, zu Sospello entstandenes, von da nach Montpellier, dann nach Paris, von da nach Turin versetztes, endlich wieder nach Sospello zurückgekehrtes, Geschlecht, und die Benennungen der Familie waren Vacherio, Vachero, de Vaquerie, de la Vaquerje, Vachiero, und zuletzt Vachieri; auch war das Geschlecht der Vachiery in Sospello schon im Jahre 1236 bekannt. Ein Carlo Antonio Vachiery, Doktor der Medizin, und 1630 zu Sospello gebohren, kam 1652 mit der Prinzeßin Maria Adelheit von Savoyen, Gemahlin des Kurfürsten Ferdinand Maria, nach München, und wurde der Stammvater der Vachiery in Baiern. Das Geschlecht Vachiery ist im Jahre 1701 von Kaiser Leopold in den Reichs Ritter- und Adelstand erhoben worden. Karl Albert von Vachiery ward am 26. August 1746 in dem 2 Stunden von München entlegenen, Marktflecken Dachau gebohren, wo sein Vater Klemens Albert Kurfürstl. Hofkastner, Schloßpfleger, und Hofkammerrath, und seine Mutter Maria Anna eine gebohrne von Steinheil, waren. Er besuchte die Gymnasialklassen in München, wo er 1765 eine öffentliche Prüfung aus der Mathematik bestand, und begab sich dann, um die Rechte zu studieren, an die Universität nach Ingolstadt, wo Peter von Ickstadt, Johann Joseph Prugger, Franz Siardi, Benedikt Schmid, und Franz Xaver Zech, unter seinen Lehrern waren. Nachdem er 1768 zu Ingolstadt das Absolutorium erhalten, und dann einige Monate an einem Landgerichte praktizirt hatte, wurde er 1771 zum Kurfürstl. Hofrath in München ernannt, und verehelichte sich mit Maria Anna Franciska, des Commerzienrathes und Wechlers von Nocker Tochter. Im J. 1775 ward er zum Revisionsrath, dann 1782 zum Vicedirektor, und 1787 zum wirklichen geheimen Rath, und Hofrats Kanzler, auch zum Mitglied der damahls angeordneten geheimen Universitäts und Schulen Curatel, befördert. Von der Akademie der Wissenschaften zu München wurde er 1775 ordentliches Mitglied, und 1779 an derselben Direktor der historischen Klasse. Im J. 1782 legte er der Akademie im Manuscripte in 2 Foliobänden eine beurkundete Geschichte des Chor- oder Kollegiatstiftes an der Frauenkirche in München vor, und erhielt dafür die grosse goldene Medaille. Ein anderes, von ihm verfaßtes, und der Akademie in fünf Bänden übergebenes, Manuscript hat den Titel: Bavaria subterranea, seu Epitaphia boica collecta, notis hinc inde ac annotationibus illustrata, in usum Historiae boicae, biographicae ac genealogicae. Auch den Plan zu einem historisch-geographischen Universallexikon von Baiern legte er der Akademie vor; aber die Ausführung des Werkes, für welches bereits viele Materialien gesammelt waren, ist unterblieben. Unter seinen übrigen, mit einem besondern Aufwand von Mühe und Kosten vollendeten, Manuscripten befindet sich; Vachierysche Geschichte des Geschlechtes dieses Nahmens, aus ächten Urkunden und Schriften. Ausser einer, besonders in Bezug auf Baierische Schriften, reichen Bibliothek, besaß er seltene Sammlungen von Originalaufsätzen, Abschriften alter Chroniken, und merkwürdige Manuscripte verschiedenen Inhalts, welche die Akademie der Wissenschaften nach seinem Tode mit grossen Kosten an sich brachte. Sowohl in seinen Amtsgeschäften, als in seinen literarischen Nebenarbeiten, war Vachiery unermüdet thätig. Bey richterlichen Untersuhungen bewies er das, manchen Juristen mangelnde, Talent, verwickelte Dinge in ganz klare Ordnung zu bringen, und die Sache in den rechten Gesichtspunkt zustellen. Er war der erste in Baiern, der im J. 1788 eine Pensionsanstalt für die Wittwen der Advokaten zu Stande brachte. Die Vervollkommnung und Verbreitung des vaterländischen Geschichtstudiums lag ihm sehr am Herzen. Sein Charakter war offen, unbefangen, und redlich, und wie er freundschaftlich und dienstfertig im Umgange war, bewies er Theilnahme und Mildthätigkeit allen verkannten und hilflosen Dürftigen. Er starb am 12. November 1807. Schriften:

1. Akademische Rede von der gemeinsamen Abstammung aus dem Hause Wittelsbach, der Stammreihe, und den Thaten des Durchlauchl. Churfürsten Karl Theodor. 4. München. 1778. 17 S.

s. Münchner Intell. Bl. 1778. n. 7 u. 8. Nürnb. gel. Z. 1778. S. 206.

2. Rede zum Andenken zweyer akademischer Mitglieder, Benno Gansers, und Michael Steins. 4. ebend. 1780. 26 S.

s. Annalen d. baier. Lit. B. 1. St. 3. S. 195.

3. Rede zum Andenken des Andreas Felix von Oefele. 4. München gedruckt bey Vötter. 1781. 87 S.

s. Nürnb. gel. Z. 1781. S. 439. Gött. gel. Z. 1781. St. 22. Leipz. gel. Z. 1781. St. Meusel’s hist. Lit. für 1781. St. 8.

4. Akademische Rede von Wehrhaftmachung der Alten, vorzüglich der Herzogen aus Baiern, zu Zeiten der Wittelsbacher. 4. ebend. 1785. 40 S.

s. Tübing. gel. Z. 1786. S. 554.

5. Akad. Rede von dem gefreyten Erbrechte in Baiern, dessen Wirkung auf den Unterthan, und die Landeskultur. 4. München b. Lindauer 1790. 5 Bog.

s. Obert. Lit. Z. 1790, I. S. 270. Tüb. gel. Z. 1790. S. 821. Allg. t. Bibl. B. 116. II. S. 352. Jen. Lit. Z. 1796. II. S. 479.

6. Akad. Rede über die Ehehaften, und Ehehaftsgerichte in Baiern 4. ebend. 1798. 4 Bog.

s. Erlang. Lit. Z. 1799. I. S. 221. Obert. Lit. Z. 1799. I. S. 582.

7. Akad. Rede von einigen alten Nationalfesten der alten Baiern. 1795. Wurde nicht gedruckt, aber im Münchner Intell. Blatt 1795. S. 105 angezeigt.
8. Abhandlung über die Grabstätte und Grabschriften einiger Herzoge aus Baiern; in den neuen histor. Abhandlungen der Kurbaier. Akademie der Wiss. 1779. B. I. S. 351--382.

Vergl. Westenrieder’s Denkrede auf Karl Albert von Vachiery. 4. München. 1808. 40 S. Westenrieder’s Geschichte der Baier. Akademie der Wiss. B. I u. II. Mederer Annales Ingolst. Academiae B. III. S. 292. Baur’s Handwörterbuch merkwürd. im I. Jahrzehend des 19. Jahrh. gest. Personen B. II. S. 639. Meusel’s gelehrtes Teutschland B. VIII. S. 178. B. XI. S. 728. u. B. XVI. S. 68.


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