Marianne Boudet (GND 116272058)

Aus Personenlexika
Wechseln zu: Navigation, Suche


Daten
Nachname Boudet
Vorname Marianne
GND 116272058
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Marianne Boudet in der BSB

Boudet, (Marianne), wurde 1764 zu Mannheim geboren, wo sie Gelegenheit hatte den berühmten Schauspiel-Direktor Theobald Marchand kennen zu lernen, und der, da er ihre natürliche Anlage zur Schauspielkunst wahrgenommen hatte, sich entschloß sie für die Bühne zu bilden. Es mag zwar gewisse Regeln und Grundsätze für diese Kunst geben, und giebt sie auch, aber wer Genie hat, braucht sie nicht, und wer keines hat, weiß sie nicht zu nützen. Marchand bedachte dieses, und vermied sorgfältig bei der Bildung das Mädchen nicht zu verbilden. Er sorgte daher für eine gute Erziehung, lernte ihr eine gute und wahre Deklamation, und führte sie dann gleich in’s praktische Leben des Schauspiels ein. Hier entwickelte sich schnell ihr Talent, und als sie 1776 die Bühne betrat, nahm man sogleich gewahr, welch’ eine Künstlerinn aus einem Mädchen, das in seinem ganzen Benehmen zarte Weiblichkeit und Anstand verrieth, nebst einem schlanken Körperbaue, und einem schönen Gesichte, auch ein angenehmes Organ besaß, unter Marchand’s Bildung sich entfalte, daher sie Churfürst Karl Theodor auch sogleich bei seinem deutschen Theater als Schauspielerinn anstellte. Künstler sollen denken -- war dieses Schauspiel-Direktors Grundsatz -- daß es keinen Pöbel giebt, daß jedes schöne und gute Gemälde für alle Menschen schön seyn müsse, und daß man also nicht für den Pöbel, sondern dahin arbeiten solle, daß es keinen Pöbel giebt, und ebendaher duldete er bei seinen Zöglingen nichts pöbelhaftes, nichts, was nur das Zwergfell eines Natur-Menschen erschüttern kann, dem gebildeten Manne aber mißfallen muß. Und so gieng denn Marianne Boudet aus den Händen des vortrefflichen Marchand als jene Künstlerinn hervor, als die sie in Mannheim und München von jedem Künstler und Kunstkenner bewundert wurde, und noch bewundert wird, wenn sie gleich nicht mehr das zu leisten vermag, was sie so viele Jahre über geleistet hat, auch dermal nicht mehr als erste Liebhaberinn, sondern in jungen Frauen und Mütter-Rollen auftritt. In ihren jüngern Jahren spielte sie auch in deutschen Opern, und sang ganz artig. Wenn sie auch keine schulgerechte Sängerinn von fester Lunge gewesen; so war doch ihr Gesang deutlich und angenehm, auch ersetzte sie so manches, was ihr an Kunst im Gesange mangelte, durch ihr gefühlvolles, naives, wahres und vortreffliches Spiel. In der Vorstellung unschuldiger Mädchen blieb sie Meisterinn. Sie heirathete 1782 den Hofmusikus Martin Lang – mit dem sie 1784 nach Wien – wohin sie berufen worden – reiste, dort debütirte, und sich ebenfalls großen Ruhm und allgemeinen Beifall erwarb. Ueber ihr vortreffliches Spiel in dem musikalischen Melodramma, Ariadne auf Naxos, mit Musik von Benda, worinn sie zu München auftrat, schreibt Westenrieder in seinen Beiträgen (Jahrg, I. B. II. S. 688.): sie drückte trefflich in Minnen und Stellungen jeden wichtigen Zeitpunkt aus; trefflich den ersten Uebergang von Freude zu jenem Schrecken, der in jedem Beine bebet, wenn ein Schiff, das sich mitten im Laufe zu seyn glaubt, plötzlich in seichtem Wasser auf einer Sandbank unbeweglich ruht. Von Augenblick zu Augenblick vermehrte sich das Grauen u. s. w.


Vorheriger
Vorheriger
Eintrag
Seite 29 Seite 30 Seite 31 Nächster
Nächster
Eintrag