Friedr. Ludw. Sckell (GND 118760262)

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Daten
Nachname Sckell
Vorname Friedr. Ludw.
GND 118760262
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Friedr. Ludw. Sckell in der BSB

Sckell (Friedr. Ludw.), Königl. baierischer Hofgarten-Intendant, des Civil-Verdienstordens und der baierischen Krone Ritter, und außerordentliches wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München, wurde 1750 den 13ten Septbr. zu Nassau-Weilburg an der Lahn geboren, wo dessen Vater, Wilhelm Sckell, bei dem damals regierenden Fürsten als erster Hofgärtner in Diensten stand, nach dieses Fürsten Tode aber, und noch ehe Friedrich Ludwig drei Jahre alt war, in churpfälzischen Diensten als Hofgärtner in Schwetzingen angestellt wurde.

Dort erhielt er seine erste Bildung, und weil man ihn schon frühzeitig zur höhern Gartenkunst mit der damit verbundenen Civilbaukunst bestimmte, vorzüglich auch Unterricht in den mathematischen und andern dahin gehörigen Wissenschaften, in der Bau- und Zeichenkunst, in Sprachen u. s. w.

Im Jahre 1770 legte Sckell den ersten Elementargrund zur Gartenkunst, in Bezug auf Gartenkultur etc. in den Gärten zu Bruchsal und Zweibrücken, und reiste dann, mit den nöthigen Vorkenntnissen ausgerüstet, nach Frankreich. Da studirte er in den botanischen Gärten zu Trianon, bei Versailles, die Kräuterlehre nebst der Pflanzenkultur und ihrer Vermehrung; in andern Gärten die Kultur und Behandlung der Frucht- und ausländischen Bäume und Gesträuche, mit der Kunst zu treiben, und die hierzu dienlichen Häuser zu konstruiren etc., und übte sich anhaltend in der Zeichenkunst und bei den neuen Garten- und Bauanlagen, in so fern letztere auf die höhere Baukunst und auf den reinen Geschmack Anspruch machen. Er verfertigte auch dort viele Plane der besten Gärten mit ihren Bauten, die er seinem damaligen Churfürsten Karl Theodor, zum Beweise seines Fleißes und seiner progressiven Fortschritte in der höhern Gartenkunst, überschickte, und sich hierdurch Dessen Gnade und Vertrauen erwarb, so daß er ihn i. J. 1773 auf Staatskosten von Paris nach England reisen ließ, und ihm den besondern Auftrag gab, sich dort nach der neuern Gartenkunst, nämlich die Gärten nach der Natur anzulegen, zu bilden.

Sckell verließ nun gänzlich die Bahn der alten symmetrischen Gartenkunst[1]; studirte die Natur und die Art, wie dieselbe in den Gärten nachgeahmt werden müsse, mit den hierzu gehörigen Vor- und Hülfskenntnissen. Um hierin desto sicherer seinen Zweck zu erreichen, benutzte er den Umgang und die freundschaftliche Belehrung des berühmten Baukünstlers der Königin, Ritter von Chambers und die des Gartenkünstlers Brown u. s. w.

In den botanischen Gärten zu Kew, Chelsea und andern Anstalten der Art, setzte er seine botanischen Studien fort, und verfertigte ein Herbarium der seltensten Pflanzen, und eine Menge Zeichnungen von den besten Naturgärten in England, die er alle bereiste, mit ihren Tempeln, Monumenten, Brücken, Wasserfällen, Treib- u. Gewächshäusern etc., welche reichhaltige Sammlung er ebenfalls in die Hände des Churfürsten Karl Theodor niederlegte.

Im Jahre 1775 wurde er von diesem Schützer und Kenner der Künste als wirklicher Staatsdiener angestellt, und erhielt die Erlaubniß, noch länger in England verweilen zu dürfen, wo er auch bis zum Jahre 1777 blieb, dann aber den Ruf erhielt, nach Mannheim zurückzukehren. Skell nahm seinen Weg über Holland, besuchte dort die besten Gärten mit ihren Pflanzen- und Blumensammlungen, und brachte eine große Anzahl der seltensten ausländischen lebenden Bäume, Sträucher, Pflanzen u. Saamen nach Schwezingen, welche dann den ersten Grund zur dortigen und zu der hiesigen Schleisheimer Sammlung legten, und sich auch nach und nach durch Verkauf im Inn- und Auslande verbreiteten.

Churfürst Karl Theodor hieß ihn bei seiner Ankunft, auf der rechten Seite des Schwetzinger Gartens, den ersten Versuch einer natürlichen oder sogenannten englischen Gartenanlage zu beginnen, und Sckell brachte diese noch bestehende Anlage auch bald zu Stande. Wenn gleich dieser Garten nur nach einem sehr kleinen Maaßstabe, wegen Enge des gegebenen Raumes, ausgeführt werden konnte; so ward ihr dennoch der entscheidendste Beifall und Sieg über die alte Gartenkunst laut zuerkannt, und der höchste Befehl erfolgte, daß die künftigen neuen Gartenanlagen zu Schwetzingen nicht mehr den veralteten, steifen, künstlichen Garten-Geschmacke, sondern der schönen Natur folgen und nur sie als Muster wählen sollen.

Von dieser Epoche an verbreitete sich nun dieser schöne neue Gartengeschmack nicht allein in den churfürstl. Gärten zu Schwetzingen, wo Skell alle Umgebungen des alten regulären Gartens, den er gleichfalls von seinem Tand, den damaligen Bux-Schnörkel-Parterres und unnützen Gitterwerken befreite, und das Klippen der Häge und Bäume etc. einstellte, in natürliche Gefilde verwandelte; sondern er entwarf auch auf Verlangen für das Ausland, wohin er öfters, und mit Auszeichnung, gerufen wurde, viele Plane und Vorschläge zu natürlichen Gärten und Gebäuden, welche theils ausgeführt wurden und noch bestehen, theils durch Kriege zerstört, oder deßwegen gar nicht angelegt worden sind.

Im Jahre 1789 wurde Sckell vom höchstseeligen Churfürsten Karl Theodor beauftragt, die Plane für die vom General Lieutenant Benjamin Grafen von Rumford vorgeschlagenen Militär-Gärten bei Mannheim zu entwerfen. Diese seine Plane wurden mit Beifall aufgenommen und größtentheils von Sckell selbst ausgeführt; allein sie sind durch den Krieg, bis auf einen Theil bei der Mühlau, wieder vernichtet worden. Sr. jetzt regierenden Majest. dem Könige von Baiern, Maximilian Joseph, legte er 1796 einen Garten an der Bergstraße in Rohrbach an, der noch existirt. Eben dieser Monarch ernannte ihn 1799, nach dem Tode des verdienstvollen Oberbau-Direktors v. Pigage, zum wirklichen Gartenbau-Direktor. Auf höchsten Befehl hatte er 1800 einen Plan zur Verschönerung der demolirten Festungswerke von Mannheim zu entwerfen. Sckell verfertigte denselben mit vielem Geschmacke und großer Einsicht, zierte die Plätze, wo ehedem Wälle etc. standen, mit Gärten, Promenaden, öffentlichen Plätzen, und war selbst auf die Anlage einer gemeinschaftlichen Beerdigungsstelle, außer die Stadt, bedacht, wobei er vorzüglich auch darauf Rücksicht nahm, daß dieselbe das bisher übliche nur Furcht erregende Ansehen verlöre, und dafür ein trauliches Bild annehmen möchte. Seine Vorschläge fanden bei der baierischen Regierung den verdienten Beifall, und kamen auch dann noch in Vollzug, als diese Stadt, mit der Rheinpfalz, Baaden vereinigt wurde.

Der verstorbene Churfürst von Mainz ließ i. J. 1780 durch Sckell die Gartenanlagen in Schönbusch, Schönthal etc. bei Aschaffenburg besorgen, welche der Königin von Neapel bei ihrer Anwesenheit so wohl gefielen, daß sie von Sckell die Plane dieser Gärten verlangte und auch erhielt. Mit gleichem Beifall entwarf dieser Künstler auch den Plan zur Gartenanlage bei der sogenannten Favorite zu Mainz, welchen er auch auszuführen angefangen hatte; allein der plötzlich ausgebrochene Krieg verhinderte nicht nur die Vollführung, sondern zerstörte den bereits gemachten Anfang.

In eben diesem Jahre, 1780, berief ihn, mit Bewilligung des Churfürsten, Se. Durchl. der Herzog Wilhelm von Baiern nach Landshut, um auf dem dortigen Schloßberge die moderne Gartenanlage zu besorgen, und Sckell entsprach auch hier dem in seine Kunst gesetzten Vertrauen. Zum Beweise seiner Zufriedenheit ließ ihm der Herzog ein kleines Denkmal mit folgender Inschrift setzen:

Almae rerum matris

Naturae

Sectatori

Aemulo

hoc in circuitu et in Palatinatu huius generis cultori sacrum.

Den 7ten August 1789 wurde Sckell nach München berufen, um unter der Oberleitung des genannten Grafen v. Rumford Vorschläge zu einem engl. Garten bei dieser Residenzstadt zu machen. Er zeichnete hier gleich in der Natur selbst den ersten Weg, der nun über die hohe Brücke und längs des jetzigen, damals aber nicht bestandenen, Triftkanals zum Walde, ehemals Hirschanger genannt, führet, und steckte die ersten Pflanzungen aus, durch welche die Verbindung mit besagtem Wälde, dem Hofgarten und der Residenz, zum Theil hergestellt worden ist. In den Jahren 1780 u. 1790 verfertigte Sckell die Plane für die Gärten des Herzogs von Zweibrücken Durchl. auf dem Karlsberge und Montbijou, und arbeitete in der Folge an derselben Ausführung; allein der Krieg hat diese Bemühungen vernichtet. Im Jahre 1791 wurde er von dem verstorbenen Oberjägermeister Freiherrn v. Haake ersucht, im Karlsthale zu Tripstadt in der Rheinpfalz, wo die Natur ihre unzähligen Reize, gleich hinter einem Schleier versteckt, dem Auge entzog, dieses eben so schöne als vielleicht seltene Naturbild zu entwickeln. In wenigen Wochen zeigte sich dann, wie in einem Viertelstunde langen Thale, ein wilder Strom über ungeheure Felsenmassen, unter fürchterlichem Lärm und Begleitung schwerer Schläge der dortigen Eisenhämmer brausend herabstürzte, und eine Menge von Ruysdaels Wasserfällen bildete, und wie sich endlich alle diese in einem ruhigen See am Fuße eines Berges, gekrönt mit den kühnen Resten einer alten Ritterburg, in feierlicher Stille vereinten, und dieses romantische Thal endeten. Schönere Formen von Felsen und Bäumen, wie sie hier die Natur gebildet hat, wird man nur mit Mühe finden. -- Die Gartenanlagen zu Türkheim an der Haard, damals den hochseligen Fürsten zu Leiningen angehörig; die des verstorbenen churpfalzbaier. Staatsministers Grafen v. Oberndorf zu Neckerhausen bei Ladenburg; jene des Freiherrn v. Dalberg in Hernsheim bei Worms; die des Freihrn. v. Sturmfeder zu Oppenweiler in Schwaben; dann die zu Dirmstein in der Rheinpfalz sind gleichfalls von Sckell geschaffen, aber auch größtentheils wieder durch den Krieg zerstört worden; ferner für die Gräfin v. d. Leyen zu Annahall bei Brieskastel; für den Freiherrn v. Wambold in Birkenau an der Bergstraße; für die Rheingräfin von Solms zu Werrstadt; für den hochseligen Satthalter in Holland Hochfürstl. Durchl. zu Oranienstein bei Limburg an der Lahn; für den hochseligen Fürsten von Saarbrücken, den Fürsten von Leiningen zu Amorbach; für den Grafen von Leiningen zu Grünstadt, u. s. w. verfertigte Sckell Plane zu Garten-Anlagen, welche überall ungetheilten Beifall erhielten.

Als die Rheinpfalz mit dem Großherzogthum Baaden vereiniget wurde, war Sckell unter die Zahl jener Staatsdiener gesetzt, welche nach München kommen sollten, erhielt jedoch auf seine Bitte die höchste Bewilligung in Schwetzingen verbleiben, und in baadensche Dienste treten zu dürfen, wenn ihm die dortige Regierung erlauben würde, auf jedesmaliges Verlangen, in wichtigen Gartenangelegenheiten, nach Baiern reisen zu dürfen. Sckell trat also den 15. Mai 1803 in baadensche Dienste, wo er mit vorzüglicher Achtung und Auszeichnung aufgenommen wurde; allein unterm 9ten März 1804 erhielt er als Hofgarten-Intendant einen Ruf nach München, dem er folgte, und die Großherzogl. baadenschen Dienste verließ.

Seit seines Aufenthaltes zu München haben sich nun nach seinen Planen und unter seiner Leitung die neuen Gartenanlagen in Nimphenburg ansehnlich ausgedehnt. Ein See mit mehrern Inseln und Brücken, den auch bald ein Wasserfall, und ein schöner Tempel schmücken wird; ein reizendes Thal, an dessen Ende ein Haha! die äußere Gegend hereinzieht und mit der innern Landschaft verbindet; eine Menge neuer Pflanzungen, welche die eintönigen u. einförmigen Wälder schmücken und zu malerischen Bildern erheben, gehen hervor, und Wege, die in diesem geräumigen, großen Garten zum Gehen, Reiten und Fahren bequem angelegt wurden, führen dahin, wo sich die Natur in ihrem schönen Gewande zeiget.[2]

Ein neues Gewächshaus nach seiner Erfindung und Zeichnung ist bereits da mit den seltensten Gewächsen gefüllt; es ziert die rechte Seite dieses Gartens.

Der englische Garten bei München, an der Vorstadt Schönfeld, wird nun, nach einem vom oft genannten Hofgarten-Intendanten gezeichneten General-Plan, in seiner ganzen Anlage neu bearbeitet und verbessert, dann mit beträchtlichen Zusätzen ganz neuer Garten-Parthien, wie z. B. der ehemalige Kadettengarten, die neue Anlage längs der Vorstadt Schönfeld, die vielen übrigen Pflanzungen, welche den alten Gruppen und Wäldern malerische Formen und abwechselnde Farben, die ihnen bisher gänzlich mangelten, eindrücken, und sie der Natur näher bringen; mit Wasserfällen, Brücken, Seen, Hainen etc. verschönert, und zu einem Garten erhoben.[3] Die ansehnliche neue Gartenanlage zu Biederstein, wo die Natur nichts gab als eine nackte, öde Ebene und eine tiefer liegende sumpfige Wiese, und wo also die Kunst alles erschaffen mußte, ist, so wie die gänzliche Umänderung des Herzog-Gartens vor dem Karlsthore durch ihn bewirkt worden.

Die Plane zum botanischen Garten bei München, nebst dem Gewächshause, sind gleichfalls von diesem Künstler entworfen, und der Ausführung würdig befunden worden. Zum Voraus kann man aber versichern, daß in Deutschland kaum ein botanischer Garten, auch in ästhetischer Hinsicht, diesem gleichen, und vielleicht auch kein Gewächshaus, im Falle es nach des Künstlers Vorschlag genau ausgeführet, und daß die Decke eine Elipse bilden, die vieles Licht aufnehmen, und dieses wieder auf die Gewächse reflektiren wird, der Erhaltung der Pflanzen so gut entsprechen dürfte.

Sckell besorgte auch den Plan zum Garten beim allgemeinen Krankenhause in München, und eben so werden die neuen Gartenanlagen zu Berg am Würm- oder Starenbergersee von ihm entworfen und ausgeführt. Endlich sind durch seine Bemühung im englischen Garten bei München, und in jenem von Schleisheim, die ersten Baum-Schulen ausländischer Bäume und Gesträuche hervorgegangen, und überhaupt hat die Gartenkunst in Baiern durch die Aufmunterung und Unterstützung der allerhöchsten Regierung, seit seiner beständigen Anwesenheit in München, sehr gewonnen und große, bedeutende Fortschritte gemacht.

Die Garten-Anlagen des Königl. geh. Staats- und Konferenz-Ministers Grafen von Montgelas Excellenz zu Bogenhausen, unweit München, dann die des Chefs der allgemeinen Stiftungs-Sektion, Freiherrn von Hartmann zu Ismaning, mit einem Treibhause, sind ebenfalls das Werk des verdienstvollen Hofgarten-Intendanten Sckell.

„Der Zweck der Volksgärten besteht vorzüglich darin, daß sie den Menschen zur Bewegung und Geschäfts-Erholung, zum Genusse der freien und gesunden Lebensluft, und zum traulichen und geselligen Umgang und zur Annäherung aller Stände dienen, die sich hier im Schooße der schönen Natur erquicken, und in ihrem einfachen Genusse mancher anderen, minder wohlthätigen, städtischen Ergötzlichkeiten entbehren lernen.“

„In solchen Gärten muß daher auch für das Bedürfniß aller Stände und Alter. gesorgt werden.“

„Greise, Wiedergenesende und die zarte Jugend fodern nahe, gemächliche, gefahrfreie und mit vielen Ruhebänken versehene Wege, die auch gegen rauhe Winde geschützt, und fast mehr von der Sonne beleuchtet, als von Bäumen beschattet sind.“

„Mit der kraftvollen, wirkenden Menschenklasse aber verhält es sich anders. Diese bedarf Wege, die mehrere Stunden weit durch Wälder, Haine und Auen führen, die auch zum Reiten und Fahren eingerichtet sind; denn sie muß ihre Stärke üben, neue Körper- und Geisteskräfte durch Thätigkeit gewinnen, und diese dem Staate lange erhalten.“

„Der Volksgarten ist demnach in doppelter Hinsicht die vernünftigste, wohlthätigste und lehrreichste gymnastische Schule für Geist und Körper, und gehört mit unter die nöthigsten der bildenden Kunstanstalten einer humanen und weisen Regierung.“

„Volksgärten befassen sich, nach ihrer Karakteristik, nicht mit der ganz feinen und delikaten Gartenkunst; sie nehmen keine Pflanzen auf, die eine besondere Pflege und Schutz fodern, weil man ihnen letzteren nicht von allen Menschen, welche diese Gärten besuchen, verbürgen kann.“ „Wenn Volksgärten von einer Residenz oder Stadt ausgehen, so sollten sich freie durchsichtige Pflanzungen, mit den schönsten Bäumen, mit abwechselnden Gebüschen besetzt, zeigen, wo breite Lichtstrahlen und die Sonne hereinfallen, und die großen Zwischenräume, die das Volk in Masse aufnehmen, erleuchten und erwärmen können. Hier will das Volk gesehen, gefallen und bewundert werden, alle Stände müssen sich also da versammeln, in langen bunten Reihen bewegen, und die frohe Jugend unter ihnen hüpfen können.“

„Die Pflanzungen dürfen sie also nur augenblicklich verbergen; nur die Neugier reizen und wieder befriedigen.“

„Man versetze sich in die Phantasie der alten Dichtungen ins Elisium, und mache dieses schöne Bild anwendbar. Aus diesen freien, luftigen Pflanzungen können dann bestimmte Geh- und Fahrwege hervortreten, und in die entfernteren Anlagen hinführen. Liebliche und trauliche Gebüsche, aus mancherlei einheimischen und ausländischen Bäumen und Sträuchern malerisch zusammengestellt, können sich nun an die erwähnten geselligen, freundlichen Haine anschließen, und den allmähligen harmonischen Uebergang zu den Scenen des eigentlichen Gartens der Natur bezeichnen.“

„In diesen anmuthigen, reichhaltigen Gefilden, wo man unter Blütenduft dahin wandelt; wo ein Sammet ähnlicher Rasen die Mutter Erde schmückt; wo ausgewählte Formen, die Gebüsche umgürten und liebliche Farbetöne, Licht und Schatten, angenehm wechseln, sind den Fußgängern wohlgehaltene Wege geöffnet, und die Wahl gelassen, bald in dunkle Gebüsche zum traulichen Gespräch, oder in lichte Parthien, zum Genuß der schönen Natur, zu treten.“

„Wege müssen daher in das Innere der Gebüsche führen, und gegen die brennende Sonnenhitze schützen, und andere am Saum der Gesträuche hinziehen und ihnen ihre wohlthätigen Strahlen empfinden lassen.“

„Im Frühling beim Erwachen der Natur sind die ersten Sonnenblicke süßer Genuß, und in den lieblichen Herbsttagen weilet man gern in ihren schwachen Strahlen, um noch das letzte bunte Farbenspiel der Natur zu bewundern; zu sehen, wie sie sich entkleidet, und wie das noch einzige zitternde Blättchen der Rose fällt.“ „Diese geschmückte Natur, diese üppigen, reichhaltigen Gebüsche können dann allmählig zum erhabenen Styl des majestätischen Parks übergeben. Es können sich dann Waldstücke in großen Massen hingeworfen, die ein heiliges Dunkel einschließen, und abgesonderte Gruppen von ehrwürdigen Bäumen zeigen.“

„Freundliche Wiesen, von eilenden Bächen durchströmt, können die Zwischenräume ausfüllen, und kräftige Wasserfälle die feierliche Stille unterbrechen.“

„Heilige Haine, wo die Phantasie die Bardensänger hört; wo sie Altäre der grauen Vorzeit im geheimnißvollen Dunkel erblickt, und die hundertjahrige Eiche sieht, die die siegreichen Waffen deutscher Helden trägt.“

„Seen, von sanften Ufern umschlungen, und von lieblichen Gesträuchen überhängt, die sich in die Fluthen tauchen, und ihr schönes Bild noch reiner wieder zurückgeben. Freundliche Inseln, die zum Besuch auf Kähnen einladen, und wo abgesondert von der lärmenden Welt die süße Einsamkeit wohnt, und die Natur, wenig besucht, noch unverdorben im schönen Gewande der erhaltenen Unschuld pranget.“

„Geöffnete Ansichten nach schönen Fernen, die als ländliche Bilder hereintreten, und dem Claude und Poussin Gemälde liefern, können alle als wesentliche Scenen der Natur in diesen Gärten aufgenommen werden.“

„Denkmäler, welche das einheimische Verdienst, oder eine glückliche National-Begebenheit allegorisch darstellen, diese gehören wenigstens unter die lehrreichsten und nützlichsten Verzierungen in Volksgärten, weil sie den National-Ruhm verbreiten helfen und das Gefühl für edle Thaten wecken.“

„Auch Gebäude finden in solchen Gärten statt, wenn sie nicht kleinlich ausgeführt werden, und als Muster der höhern und reinern Baukunst erscheinen, allein auch diese sollten eher an würdige Regenten, an verdienstvolle Staatsmänner, an nützliche vaterländische Handlungen, als an mythologische Dichtungen erinnern.“

„Auch Ruinen, wenn sie den Wohnsitz großer Männer, welche die Geschichte der grauen Vorzeit mit Ruhm bedeckt, und die schon seit Jahrhunderten aus unserm Zirkel getreten sind, durch schwache, aber wahrscheinliche Umrisse bestimmt und natürlich bezeichnen, wenn gut gewählte Inschriften das Geschichtliche ihres Daseins auf eine rührende Weise zurückrufen, machen tiefen Eindruck auf unsere Empfindungen für Mitleid und Dankbarkeit, und können an passenden Orten, wo die Natur in ernstlicher Stille trauert, wo die Quelle, unter weinenden Weiden versteckt, mit leisem Gemurmel hervorgleitet, errichtet werden.“

„Brücken, nach schönen Formen erbaut, gehören gleichfalls zu den vorzüglichsten Verzierungen, u. s. w.“


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Fußnoten

  1. Die Gartenkunst hat eben so viel Recht als die Baukunst, ihren Rang unter den schönen Künsten zu behaupten. Sie stammt unmittelbar von der Natur ab, welche selbst die vollkommenste Gärtnerin ist. Man wich in keiner Kunst mehr von den wahren Grundsätzen ab, als in dieser, man verstümmelte Bäume, vermied das Bild schöner Landschaften, und ließ alles in Linien oder in gekrausten Krümmungen und verwirrten Zirkeln aufmarschiren. Die Chineser allein blieben in Anlage ihrer Gärten der Natur getreu, und legten dreierlei Parthien, die der lachenden, furchtbaren und bezaubernden Natur an. In neuern Zeiten kam die Gartenkunst unter K. Ludwig XIV. in Frankreich durch den berühmten Le Notre empor; allein die von ihm angelegten Gärten haben zu viele Regelmäßigkeit, sind zu steif, stellen kein schönes Naturbild dar. Die Engländer brachten aber den chinesischen Geschmack in Anlegung der Gärten nach Europa, und nun entstehen Gärten, die Landschaften sind, worin keine Gattung natürlicher Schönheit vermißt wird. J. G. Sulzers allgemeine Theorie der schönen Künste. Th. I.
  2. Der Gartenbau war schon in den ältesten Zeiten in Baiern eingeführt. Unter der Pflege des Bischofs Korbinian entstanden in Freising die ersten Weinberge, es wurden fruchtbare Bäume gepflanzt und ordentliche Obstgärten angelegt. Vita Sti. Corbiniani c. 20. Meichlbeck hist. Frising. T. I. P. II. p. 46. T. I. P. I. p. 59. Eine bessere Betriebsamkeit wurde von Kr. Karl dem Großen eingeführt, wo beim Gartenbau schon der Blumen, Gemüse und Kräuter erwähnt wird. Capit. de villis. c. 70. Abt Konrad von Benediktbaiern entwilderte im 13ten Jahrhunderte die Gegend des Walchensees, lichtete das Thal Jachenau, und verwandelte dasselbe, mit mehrern Wegen durchschnitten, in die angenehmste Gegend. Meichlbeck Chron. Benedictob. T. I. p. 81. Im 14ten Jahrhunderte fiengen einige Klöster, und nach derselben Beispiel einige Dinasten in Baiern an, ihre Gärten zu verzieren, aber ohne Geschmack. Dieses beweisen die Buchsbaumfiguren, die sie mit vielen Schnörkeln in denselben anlegten, den Garten selbst aber mit Hecken oder einem Zaune umfaßten. Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts sah man bei Anlegung der Gärten auch auf die Gesundheit, und suchte nebst der Sonne auch eine gemäßigte Wärme, oder auch kühle Parthien in denselben zu erhalten, denn die Empfindungen, die mit dem phisischen Wohlbehagen zusammenhängen, dünkten dem Gefühle der Menschen wohlthätiger, als ein Landschaftsgemälde, das zwar dem Auge gefällt, bei jedem kalten Winde oder Regen aber der Anschauung sich entzieht, und zudem war das kontemplative Leben der Mönche Grund genug, ihre Blicke der schönen Natur außer ihrem Klosterbezirke zu entziehen. Man fieng daher an, in den Gärten Alleen, ja selbst düstere Gänge von schattigten Bäumen und Gesträuchen anzulegen, in denselben von Holz eine Eremitage und hier und da Kapellen zu bauen, worin Bilder der Heiligen aufgestellt wurden. Im 16. und vorzüglich im 17. Jahrhundert fand der Geschmack der französischen Gartenkunst in Baiern Beifall. Man behielt die Einfassungen und Verzierungen von Buchs bei, hielt die Bäume und Gesträuche unter der Scheere und bildete dieselben zu runden Kugeln, Piramiden, formte sie auch in andere Gestalten, machte Spaliere, gleich grünen Wänden, aus Bäumen und Gebüschen, führte die Bogenlauben ein und ließ selbst Fontainen und springende Wasser in den Gärten entstehen. Klostergärten behielten ihre Bilder der Heiligen bei, die der weltlichen Dinasten aber wurden in der Folge mit Statuen der alten Mythe geziert. In diesem Geschmacke wurden die Hofgärten von Dachau, Schleisheim und Nimpfenburg angelegt.
  3. Es sey hier erlaubt, die Grundsätze und die Ideen anzuführen; nach welchen dieser Künstler die Volksgärten behandelt und ausführt.