Georg Friederich Brander (GND 118673149)

Aus Personenlexika
Wechseln zu: Navigation, Suche


Daten
Nachname Brander
Vorname Georg Friederich
GND 118673149
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Georg Friederich Brander in der BSB

Brander (Georg Friederich), geboren zu Regensburg 1713, in eben dem Jahre, als in dieser Stadt die Pest wüthete, war der Sohn eines dortigen Materialisten, und von seinem Vater zur Handlung bestimmt, weil sein älterer Bruder die Rechte studirte. Der Umgang mit Gelehrten aus dem Schottenkloster zum heil. Jakob, die Bekanntschaft mit mehreren Handwerksleuten gab dem Hange des jungen Branders zur Mechanik und den mathematischen Wissenschaften noch mehr Nahrung, und obwohl er dieses seinem Vater geheim zu halten suchte, so verrieth ihn doch die Vernachlässigung der Handelsgeschäfte bei demselben. Um ihn von diesen Bekanntschaften zu entfernen, und ihn so eher zum Handelsmann zu bilden, schickte ihn sein Vater nach Nürnberg in eine Handlung, und gab ihm einen kärglichen Unterhalt, den aber die Unterstützung der Mutter heimlich zu verbessern wußte. Seine Wißbegierde entflammte ihn aber auch in Nürnberg, er vernachlässigte auch dort immer mehr und mehr die Handlung, beschäftigte sich mit der Mechanik und dem Studium der Wissenschaften, und erwarb sich an dem Professor Doppelmayr einen belehrenden Freund. Sein erster Versuch in mechanischen Arbeiten war die Verfertigung chirurgischer Instrumente aus Stahl und Silber, die ihm sogleich vielen Beifall erwarben, worauf er mathematische Reißzeuge machte, die wegen ihrer Güte und feinen Ausarbeitung starken Abgang hatten. -- Nun begab er sich nach Augsburg, wo er sich bald die Gunst des Banquiers und Mathematikers Joseph v. Halder, so wie die Freundschaft des Rechtsgelehrten Licentiat Weng und des Bauamts-Aktuars Haas erwarb. Der erste war nicht nur ein Liebhaber der Optik, sondern arbeitete in diesem Fache auch vieles zu seinem Vergnügen. Der dritte, ein Bruder des berühmten Professors Haas in Wittenberg, war auch in der Mathematik erfahren, und belehrte Brander in verschiedenen Fällen. Aber nun kam Tobias Mair, bekannt durch mehrere gelehrte Schriften, und vorzüglich seine herausgegebenen Mondstafeln, nach Augsburg, und wohnte beim Brander. Diese lebten zusammen bei kärglichem Einkommen, und arbeiteten und studirten mit einander, wodurch Brander erst vollkommen in seiner Kunst und den Wissenschaften sich bildete, indem ihm Maiers Unterricht vorzüglich nützte. Hier bearbeitete Maier seinen vortrefflichen mathematischen Atlas, der in Pfeffels Kunstverlag herauskam, und Brander verfertigte Luftpumpen, Astrolabien und optische Instrumente, welche ihm auch im Auslande Celebrität erwarben. In den Jahren 1759 und 1760 kam Professor Lambert nach Augsburg, speiste bei Brander am Tische und wohnte bei dessen Schwiegervater. Diese Bekanntschaft war für Brander ebenfalls sehr unterrichtend, und da dieser Gelehrte endlich Augsburg verließ und sich nach Berlin begab, so wurde bis zu Lamberts Tode ein freundschaftlicher und gelehrter Briefwechsel zwischen beiden fortgesetzt. Brander hatte nun an Kenntnissen und in seiner feinen, akuraten und guten Arbeit so sehr zugenommen, daß er auch große astronomische und andere Werkzeuge von Belang verfertigte, worunter der große Azimuthal-Quadrant bei der baier. Akademie der Wissenschaften in München, zu deren Mitglied er aufgenommen worden, der große Sector und Quadrant in Ingolstadt, worüber die Professoren Pickel und Amman Abhandlungen herausgaben; die Distanzen-Messer, wovon einen Friedrich der Große, König von Preußen, und den zweiten der letzte König von Pohlen Stanislaus Poniatowski, dann einen dritten die Königl. Akademie in Kopenhagen erhalten hat, und deßwegen Brander den ausgesetzten Preis erhielt, vorzüglich zu zählen sind. Da dieser Künstler mehrere Beschreibungen seiner Instrumente durch den Druck herausgab, so verbreitete sich noch mehr seine Celebrität; daher er den Ruf nach St. Petersburg als Professor u. Mitglied der dortigen Kaiserl. Akademie, und endlich auch nach Wien erhielt. Brander folgte aber keinem, weil er lieber an einem ruhigen und geräuschlosen Orte, wo er unabhängig leben konnte, wohnte. Dieser große Künstler hatte auch einen edlen Charakter, diente willig jedem mit seinen Kenntnissen durch Rath und That, und belehrte und vervollkommnete manchen geschickten Mann und Professionisten in Augsburg. Seines schwächlichen Körperbaues ungeachtet genoß er doch bis zu seinem letzten Lebensjahre eine ununterbrochene Gesundheit. Eine Brustwassersucht raffte ihn in wenigen Monaten den 1sten April 1783 dahin. Er hinterließ drei Töchter, wovon die älteste an Christoph Caspar Höschel verheurathet war.


Vorheriger
Vorheriger
Eintrag
Seite 215 Seite 216 Seite 217 Nächster
Nächster
Eintrag