Iohann Heinrich Drümel (GND 116228210)

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Daten
Nachname Drümel
Vorname Iohann Heinrich
GND 116228210
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Iohann Heinrich Drümel in der BSB

DRÜMEL (Iohann Heinrich), Professor des Staatsrechts und der teutschen Reichsgeschichte zu Salzburg. Er war am 12ten April 1707 zu Nürnberg geboren. Er studirte zuerst in der Laurenzer Schule seiner Vaterstadt, dann zu Altdorf, wo er 1727 die unten beym Schriftenverzeichnisse angezeigte Rede öffentlich hielt, und wo Feuerlein, Schwarz, Bernhold, Zeltner, Köfler und Schulz seine Lehrer waren. Er sezte seine Studien zu Iena unter den Professoren Weissenborn, Brunquell, Russen u. m. a. und zu Strassburg unter Wiegern, Scherzen, Schöpflin u. m. a. fort. Den 28sten Febr. 1729 hielt er unter dem Inspektor Kheim als Autor, eine öffentl. Disputation de divortio Iudaeis a Deo nunquam praecepto, neque etiam legaliter permisso ad ill. Deut. 24, 1--4, Mal. 2, 15, 16. Nach geendetem Laufe der akademischen Iahre begab er sich 1730 in den Zirkel der Kandidaten zu Nürnberg, wurde aber sogleich Hofmeister bey einem Baron v. Gemmingen in Heilbronn, und nicht lange darnach zum Konrektorat am dortigen Gymnasium befördert. Im Iahr 1737 bekam er den Ruf als Konrektor an der Spitalschule zu Nürnberg; allein 1742 legte er diese Stelle nieder, verliess Nürnberg, und hielt sich an verschiedenen Orten, besonders aber zu Strassburg und zu Frankfurt am Mayn auf. Hier verfasste er einige kleine Schriften politischen Innhalts, die ohne Beysetzung seines Namens in der Sammlung der Staatsschriften erschienen. Von Frankfurt kam er nach Regensburg, wo er sich bey dem kurbraunschweigischen Gesandten Hrn. v. Hugo als Hofmeister aufhielt, bis er 1747 an dem Gymnasium daselbst zum Konrektor, und endlich 1751 zum Rektor und Professor der Wohlredenheit ernannt wurde. Im Iahr 1762 den 5ten April dankte er auch in Regensburg ab, gieng zur katholischen Religion über, kam nach Passau, und wurde daselbst noch im nämlichen Iahre als Hofrath angestellt. Von da wanderte er nach Salzburg, wo er im Iahr 1767 durch den Erzbischof Sigismund, aus eigner Bewegung, zum öffentlichen ordentl. Lehrer des Staatsrechts und der teutschen Reichsgeschichte an der Universität ernannt wurde. Er liess sich am 9ten März 1767 die juristische Doktorswürde ertheilen, erhielt am 18ten des nämlichen Monats den Charakter eines hochfürstlichen Hofraths, und fieng nun seine Vorlesungen an, die Anfangs sehr häufig, aber von Monat zu Monat weniger, und schon im 2ten Iahre fast gar nicht mehr besucht wurden. Er besass unstreitig viele und mannigfaltige Kenntnisse, war aber in seinem mündlichen Vortrage sehr dunkel, und hatte einen äusserst unruhigen Geist, der ihn, wie seine Lebensumstände beweisen, nie lange an einem Orte, und auf einem Posten liess. Diese seine Veränderlichkeit, und der Umstand, dass er ein Konvertit war, zogen ihm bey Protestanten und auch bey vielen Katholiken Verachtung zu. Er starb zu Salzburg den 29sten Iul. 1770.

Seine Schriften sind:

Oratio de Norimberga, a Lothario imp. ante hos sexcentos annos imperio vindicata. 4. Altdorf, 1727 (steht auch im Museo norico. S. 57 u. f.)

Disput. de imperatoribus germanis ante Carolum M. 4. ibid. 1729.

Probe einer gründlichen Widerlegung der freyen Uebersetzung der 5 Bücher Mosis, welche zu Wertheim herausgekommen ist, 4. Heilbronn. 1736.

Entwurf einer Uebereinstimmung der biblischen und Profanskribenten in den ältesten Geschichten der Babylonier, Assyrier, Meder, Scythen u. Perser, 4. Nürnb. 1739.

S. Leipz. gel. Z. 1739.

Programma de regno Assyriae, 4. Norimb. 1741.

Teutsches Programm zum dritten actu orat. darinn die Erklärung der Stelle 4. Mos. 24 enthalten, Fol. Nürnberg, 1741.

Neu eingerichteter und unsehlbarer Weg, die lateinische Sprache recht zu fassen und zu schreiben, 8. Nürnberg 1741.

Versuch einer kritischen historischen Ausführung, wie die Russen von den Aratensern, als dem ersten Volke nach der Sündfluth, herstammen, 8. 1744.

Dieser Versuch wurde im I. 1785, von I. II. Drimelja in die russische Sprache übersezt, 8. Petersburg, Druk. d. Akad. d. Wiss. 48. S. S. Bacmeisters russische Bibl. B. 2. St. 1--4. S. 161.

Gedanken von der Hoheit der Erzdomänenwürde, als eines neu zu stiftenden Erzamts des H. R. R. teutscher Nation, 4. Frankf. 1745, 41/2 Bog.

S. Reg. gel. N. 1745. S. 165.

Warum dem Kurfürsten von der Pfalz die erste Stelle nach dem König in Böhmen gebühre? 8. 1745.

Proben einer verbesserten Harmonie der heiligen und Profanskribenten, 4. Frankfurt, 1745.

Untersuchung von den Erzwürden des heil. röm. Reichs, teutscher Nation, 4. Frankf. 1745.

S. Reg. gel. N. 1745. S. 218.

Vollständige Ausführung von der Hoheit eines Erzdomänenmeisters in dem römischen Reich teutscher Nation, mit einer Betrachtung von dem Recht des Kaisers, einen Fürsten in das kurfürstliche Kollegium zu erheben, 4. Frankf. 1746.

S. Reg. gel. N. 1746, St. 7, 8 u. 10.

Meditation von der rechten Zeit des Leidens und Sterbens Iesu Christi, 4. 1744.

Ausführung des Beweises, dass Christus an einem Mittwoch gestorben, und folglich drey völlige Tage und drey völlige Nächte in dem Grabe gelegen ist. Mit einer Vertheidigung der neuen Uebersetzung der Worte 1 B. Mos. 11. Regensburg 1746.

S. Reg. gel. N. 1746, St. 20 u. 22. Eine weitläufige Nachricht über Drümel’s Streit wegen des Sterbetages Christi steht in actis eccles. B. XI. S. 568 bis 623.

Fortsetzung des Beweises, dass Christus am Mittwoch gestorben, 4. Frankf. 1747.

Neue Grammatik der lateinischen Sprache, 8. Regensburg 1747, 14 Bog.

S. Reg. gel. N. 1747, S. 147.

Neu eingerichtete Einleitung in die Redekunst, 8. Nürnb. 1749, 1 Alph. und 14 Bog.

S. Reg. gel. N. 1749, St. 34, 35, 41 u. 42.

Geschichtmässige Abhandlung von dem Grossseneschall oder Erzseneschall des fränkischen und teutschen Reiches, 4. Nürnb. 1751, 12 Bog.

S. Reg. gel. N. 1751, S. 198.

Historisch-diplomatischer Beweis, dass der Comes palatinus in dem fränkischen und teutschen Reich nicht als Hofmeister anzusehen, der Erztruchsess aber des Reichs Erzhofmeister sey, 4. Ulm, 1751.

S. Reg. gel. N. 1752. S. 51.

Programma, quo Francorum potiora fata atque migrationes ante Clodoveum commentatione prima breviter exponit. Fol. 1752, 2 Bog.

S. Reg. gel. N. 1752, S. 87.

Progr. de ministerialibus sexti clypei, 4. 1753.

Lexicon manuale latino-germanicum et germanicolatinum s. thesaurus vocum et phrasium latinarum, 4. Ratisb. 1753.

S. Reg. gel. N. 1753, S. 32.

Neue Bewährung aus Urkunden, Gesetzen und Geschichten der Teutschen, dass die Reichsritterschaft vom Anbeginn des Reichs zu dem Adel von Teutschland gezählet worden und unmittelbar gewesen, welche bis in das 15te Iahrhundert fortgeführt ist, und als der historische Theil der vertheidigten Freyheit und Unmittelbarkeit, wie auch als eine Einleitung in die Lehre von dem Adel in Teutschland gebraucht werden kann. Mit nützlichen Dokumenten herausgegeben. Fol. Frankf. und Leipz. 1754.

Progr. quo de antiquis iuribus ministerialium sexti clypei disserere incipit. 4. 1755.

S. Götting. gel. A. 1755, St. 37, und des Verf. Antikritik in den Reg. gel. N. 1755, S. 155, 163 u. 169.

Progr. de titulo archiepiscopi Trevirensis tanquam archicancellarii in Welschland, 4. Ratisb. 1756.

Corpus legum et consuetudinum iuris publici imperii R. G. academicum a Carolo M. usque ad A. B. Caroli IV. oder Handbuch der Staatsgesetze u. Gewohnheiten des römisch-teutschen Reichs, zum akademischen Gebrauch also verabfasset, auch mit historischen Einleitungen und Anmerkungen versehen, 4. Frankfurt und Leipzig 1756. 2 Alph. u. 12 Bog.

S. Reg. gel. N. 1756, S. 301.

Demonstratio hist. dipl. in qua partim novis, partim selectioribus argumentis ostenditur, ducatum et iudicium provinciale Franconiae a multis iam seculis pertinere ad episcopum Würceburgensem, 4. Erfordiae, 1758. (steht auch in Ios. Mar. Schneidt’s thesauro juris Franconici, 2. und 3ten Heft 1sten Abschn. S. 285--470.)

Progr. Nonnullae observationes, quibus doctrina de comitibus palatinis provinciarum illustrari et emendari potest. Ratisb. 4. 1758.

Progr. de erroribus nonnullis circa tripodem Delphicum, 4. Ratisb. 1759.

Progr. de nomine imperatoris apud antiquos Romanos, 4. Ratisb. 1761, 2 Bog.

S. Reg. gel. N. 1761, S. 77.

Versuch einer pragmatischen Erklärung des Westphälischen Friedens nach den Artikeln von der Exekution u. Assekuration, worin nicht nur die wahre Bedeutung derselben aus Akten, Urkunden und Geschichten viel ausführlicher, als bisher geschehen, unpartheyisch untersuchet ist, sondern auch insonderheit erwiesen wird, dass die neuer Zeit prätendirte Selbsthülfe im Reich in denselben nicht gegründet sey. Sammt Beylagen v. 1--24. cum permissu superiorum, 4. Frankf. u Cöln, (Salzburg bey Mayr) 1767. Diese Abhandlung erhielt 1779 einen neuen etwas veränderten Titel.

S. Siebenkees jurist. Mag. B. 2, S. 534. Ioh. Heinr. Christ. v. Selchows jurist. Bibl. B. 3. S. 81--101. Es erschien dagegen: Kurze Antwort auf eine Schrift unter dem Titel: Versuch einer pragmat. Erklärung des westphälischen Friedens, zur Belehrung des Versuchers gegeben durch eine unparteyische Feder, 4. Frankf. u. Leipz. 1767.

Als auf Ihro hochfürstl. Gnaden höchst und gnädigste Anordnung in der Fastenzeit ein Oratorium aufgeführt werden sollte, wurde K. Konstantins I. Feldzug und Sieg über den K. Licinius zu einer Vorstellung von dem Kampf und Sieg des Glaubens erwählet, und in III Th. verfertigt, 4. Salzburg, (ohne Iahrzahl).

S. Adelungs Fortsetz. v. Iöchers gel. Lex. I. B. G. A. Will’s Nürnberg. Gel. Lexikon, B. I, S. 293 bis 295. Hamherger’s gel. Teutschl. 1772, S. 144. Pütter’s Literatur des teutschen Staatsrechts, Th 2, S. 129. Moser’s neueste Gesch. des teutschen Staatsrechts (Frankf. 1770), S. 92. Ladvocats fortgeseztes historisches Handwörterbuch, B. 5, S. 551. Hirsching’s hist. literar. Handbuch, B. II. Abth. I, S. 54. Zauners biograph. Nachr. von Salzburg. Rechtslehrern, S. 111--120, und Nachtrag S. 19. Akad. Addresskalender (Erlang. 1759), S. 163. Vocke Ansbach. Geb. und Todten-Almanach, B. I. S. 274. Montags wöchentl. Anz. von Büchern, 1770--72. Regensburg. gel. Nachr. 1758, S. 80 und 88, 1759. S. 112. Bair. Sammlungen u. Auszüge, 1767, St. 7. S. 563. Acta eccles. B. XII. S. 1107. Siebenkees jurist. Magazin, B. I. S. 526. Nopitsch I. Supplem. B. zu Wills Nürnb. gel. Lex. S. 252--255. Eigne Sammlungen.


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