Friedrich Wilhelm von Gleichen (GND 116658061)
Daten | |
Nachname | von Gleichen |
Vorname | Friedrich Wilhelm |
GND | 116658061 ( DNB ) |
Wirkungsgebiet | Wissenschaft |
von GLEICHEN (Friedrich Wilhelm genannt Rusworm) gebohren zu Baireuth am 14. Jäner 1717. Sein Vater Heinrich von Gleichen war daselbst Culmbachischer geheimer Rath, und Oberjägermeister, und die Mutter eine gebohrne Rusworm aus dem Hause Greifenstein; Beyde um die Erziehung und Bildung dieses ihres Sohnes ganz unbekümmert. Er wurde acht Jahre alt, ohne auch nur die geringsten Vorkenntnisse erlangt zu haben, und befand sich dann, wegen den zwischen seinen Eltern entstandenen Mißhelligkeiten 3 Jahre lang bey verschiedenen Anverwandten, wo er auch ohne allem Unterricht blieb. Im Jahr 1728 wurde er Page am fürstlich Taxischen Hofe zu Frankfurt am Main, und nach 2 Jahren kam er nach Dresden in das adeliche Cadettencorps. Hier muste er wegen einem auf seinem Zimmer vorgefallenen Duell, bey welchem er Sekundant war, und wo der Gegner tödtlich verwundet wurde, die Flucht ergreifen, und kam glücklich zu seinen Eltern nach Baireuth zurück. Hier wurde er im J. 1734 Fähndrich in Markgräflich Baireuthischen Diensten, machte als solcher im nämlichen Jahre den ersten, und 1735 als Cürassierlieutnant den zweyten Feldzug an den Rhein, und hielt sich sehr tapfer. Gleichen wurde, wie er vom Feld zurückkam, noch im Winter 1735 Capitainlieutnant von der Garde zu Pferde, 1736 Hofjunker, 1737 Kammerjunker, 1739 Rittmeister, 1740 Major, 1746 Kammerherr, 1748 Oberstlieutnant, und 1750 Reise-Oberststallmeister, und zweyter Chef des Oberststallamtes, wobey er den Brandenburgischen rothen Adlerorden erhielt. Er begleitete den Markgrafen 1742 nach Frankfurt zur Krönung Kaisers Karl VII. dann nach Stuttgardt, und nach Berlin, wo er vom König Friedrich Wilhelm den Orden pour la generosité erhielt. Auch wurde er zu verschiedenen Geschäften, und öfters als Marschkommißär für fremde Truppen verwendet. Im J. 1756 legte er mit einer Pension seine Dienste und Aemter nieder, nahm den Nahmen Rusworm an, und privatisirte auf seinem Landgute zu Bonaland, wo er sich ganz der Landwirthschaft und dem Studium der Naturgeschichte widmete. Von Zeit zu Zeit machte er verschiedene Reisen durch das südliche und nördliche Teutschland, in die Schweitz, nach Italien und Frankreich. Er gab sich viel mit Chemie ab, zeichnete sehr gut, verfertigte selbst vortrefliche Mikroscope, und verschiedene künstliche mechanische Arbeiten, hatte eine prächtige Naturhistorische Bibliotheck, war ein unermüdeter Forscher in der Naturkunde, und stand mit vielen Gelehrten dieses Faches in literarischen Verbindungen. Im J. 1761 erhielt er den geheimen Rathscharakter, und den Ruf als Kammer-Präsident nach Baireuth mit Sitz und Stimme im Ministerium, welchen er aber nicht annahm, sondern als Privatmann auf seinem Gut Bonnaland, und dem dazu gehörigen Schloß Greiffenstein blieb. Er wurde der Akademie nützlicher Wissenschaften zu Erfurt, des Instituts der Moral und schönen Wissenschaften zu Erlangen, und der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin Mitglied, und starb am 16. Junius 1783. Sein Bildniß wurde von Winterschmid zu Nürnberg in Quart in Kupfer gestochen. Seine Schriften:
- 1. Nachrichten von dem Neuesten aus dem Reiche der Pflanzen, besonders die Erzeugung derselben oder innere Geheimniße betreffend. Erste Abtheilung. Fol. Nürnb. Mit Kupf. 1762. 2te Abth. 1762. Hernach zusammen unter dem Titel: Das Neueste aus dem Reiche der Pflanzen, oder mikroskopische Untersuchungen der geheimen Zeugungstheile der Pflanzen u. s. w. mit einer Vorrede von C. C. Schmiedel. Mit 51 illum. Kupf. Fol. Nürnb. 1764. Mit neuem Titel: Mikroskopische Untersuchungen und Beobachtungen u. s. w. 1790. Ins Französische übersetzt von J. J. Isenflamm. Nürnb. 1770. Mit neuem Titelblatt. 1790.
s. Jen. Lit. Z. 1790. III. S. 752.
- 2. Geschichte der gemeinen Stubenfliege. 4. Nürnb. m. K. 1764. Mit neuem Titelblatt. 1790. Französisch von Isenflamm 1766.
- 3. Versuch einer Geschichte der Blattläuse und Blattlausfresser des Ulmbaums. M. K. und einer Vorrede von Delius. Nürnberg 1770 u. 1787.
- 4. Auserlesene mikroskopische Entdeckungen bey den Pflanzen, Blumen u. Blüthen, Insekten u. andern Merkwürdigkeiten. VI. Hefte mit 83 illum. Kupf. Nürnb. 4. 1777--1781.
- 5. Abhandlung über die Saamen- u. Infusions Thierchen und über die Erzeugung, nebst mikroskopischen Beobachtungen des Saamens der Thiere und verschiedener Infusionen. Mit 33. illum. Kupf. Nürnb. 4. 1778.
s. Allg. teutsche Bibl. B. 42. Baldingers neues Magazin B. 2. S. 176. Leipz. allg. Verz. B. 5. S. 268.
- 6. Abhandlung vom Sonnenmikroskop, mit dessen im Neuesten aus dem Reich der Pflanzen und auch in dem dritten Fünfzig der Ledermüllerschen mikroskopischen Ergötzungen bekannt gemachten Universalmikroskop vereinigt, und womit sowohl in verfinsterten als hellem Zimmer, und unter freyem Himmel Beobachtungen zu machen u. s. w. 4. ebend. 1781.
- 7. Von Entstehung, Bildung, Umbildung, und Bestimmung des Erdkörpers, aus dem Archiv der Natur und Physik 4. Dessau 1782.
- 8. Sendschreiben, worin er D. Asch in Göttingen Dissertation scharf prüft, und behauptet, daß er in seinen Beobachtungen, die den Streit entscheiden sollen, ob es wirklich Saamenthierchen gebe oder nicht, nicht glücklich gewesen: in Delius fränkischen Sammlungen St. 15. n. 1.
- 9. Schreiben über verschiedene Grade der Kälte am 29. Jäner 1758, nach einerley Thermometern; ebend. St. 19. n. 3.
- 10. Von der Verwandlung des Habers in Korn und Waitzen: ebend. St. 26. n. 7.
- 11. Verbesserung der vordern Chaisenräder: eb. St. 27. n. 6.
- 12. Zufällige Gedanken über den Ursprung des Lebens und der Erzeugung. eb. St. 38. n. 2.
- 13. Sonderbares Wachsthum der Lunaria, wie auch Auszüge aus seinem Beobachtungs Journal: in den neuesten Mannigfaltigkeiten Jahrg. 3. S. 483.
- 14. Vorschlag zu einer gesellschaftlichen Beobachtung der Infusionsthierchen; ebend. Jahrg. 4.
- 15. Anwendung der Delislischen Hypothese von den Polypen auf die Bandwürmer; in den Beschäftigungen Naturforschender Freunde zu Berlin B. 4.
- 16. Zergliederung und mikroskopische Beobachtungen eines Bandwurmes und eines Kürbiswurms; ebend.
- 17. Von den Farben des Schattens; in actis acad. Erford. ad an. 1778 et 1779.
Vergl. Weickard’s Biographie des Hn. F. W. von Gleichen. 1783. Adelungs Fortsetz. von Jöcher B. II. S. 1483. Bougine liter. Handbuch Th. IV. S. 196. Schriften der Gesellsch. Naturforsch. Freunde in Berlin. B. V. S. 491. Fickenschers gel. Baireuth B. III. S. 64--76. u. B. XI. S. 45. Meusels Lexikon verst. Schriftsteller B. IV. S. 215--217. Hirschings hist. lit. Handbuch B. II. Abtheil. 2. S. 76--82. Ladvokats Handwörterbuch B. V. S. 733.
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