Franz Ioseph Grienwaldt (GND 116834285)

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Daten
Nachname Grienwaldt
Vorname Franz Ioseph
GND 116834285
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Franz Ioseph Grienwaldt in der BSB

GRIENWALDT (Franz Ioseph), der WW. und AG. Dr., Mitglied societat. nat. curios., Leibarzt des Bischofs zu Freysing, und Landschaftsphysikus zu München. Er wurde im Iahre 1708 zu Wolfertshausen in Oberbaiern geboren, und studirte zu Ingolstadt die Philosophie und Arzneywissenschaft mit so grossem Beyfalle, dass ihm die medizinische Fakultät die ganz ungewöhnliche Erlaubniss ertheilte, bey öffentlichen Disputationen mit und neben seinen Lehrern argumentiren zu dürfen. Er vertheidigte mit Dr. Iohann Adam Morasch, und Fructuosus Scheidsach (Benediktiner aus Kloster Seeon) nach allen seinen Kräften die von Ersterm im Iahre 1727 herausgegebene Philosophiam atomisticam, wurde aber dafür von den Anhängern der ältern Philosophie mit der gröbsten Intoleranz verfolgt. Noch als Kandidat der Medizin gab er seinen Medicum novitium scrupulosum heraus, dessen Sätze auf dem Grund der erwähnten Philosophie beruhten. Da das Manuskript die Zensur schon passirt hatte, und bereits unter der Presse war, verlangten mehrere Professoren der theologischen und medizinischen Fakultät die nochmalige Revision und Zensur, welcher sich aber Grienwaldt durchaus nicht mehr unterzog, sondern den Druck seines Werkes zu Altdorf vollenden liess, und auch an der dortigen Universität, nach überstandnen scharfen Prüfungen, und nachdem er ohne Vorsitz de vita plantarum disputirt hatte, den Doktorhut erlangte. Er kehrte dann wieder nach Ingolstadt zurück, wurde des erwähnten Schrittes wegen vom Rektor der Universität zur Rechenschaft gezogen, und, da er das Forum nicht erkennen wollte, cum infamiae nota relegirt; doch blieb diese, ohne landesfürstlichem Vorwissen unternommene Relegation ohne fernere Wirkung. Der Iesuit Franz Xaver Stängl schrieb gegen Grienwaldt, und bewirkte, dass einige seiner Schriften, der angeführte Medicus scrupulosus, und die animadversio confiscirt, und aufs schärfste verboten wurden. Diess dauerte nur einige Zeit, und man fieng endlich an, ihn und seine Schriften zu schätzen. Er kam nach München, und übte die medizinische Praxis aus. Die Akademie der Naturforscher nahm ihn unter dem Namen: Polybius der Zweyte unter ihre Mitglieder auf. Er wurde auch Mitglied der 1720 in München unter dem Titel: Academia Carolo-Albertina errichteten gelehrten Gesellschaft, welche den Parnassum boicum oder neueröffneten Musenberg in 6 Bänden herausgab. Vom Fürstbischof zu Freysing wurde er zum Leibarzt, und von den Landständen zu München als Rentamtslandschaftsphysikus ernannt. Obwohl er nun viele Achtung genoss, und sich den Studien der Arzneywissenschaft, Naturkunde und Philosophie mit Vergnügen und hinlänglichem Einkommen widmen konnte, so machten ihm doch noch immer die Feinde der atomistischen Philosophie, und ein zänkisches Weib, das er zu besitzen das Unglück hatte, vielen Verdruss. Da er im Iahre 1743 aus Kloster Beyerberg von einem Krankenbesuche nach München zurückkehrte, wurde er im Wagen umgeworfen, fiel auf einen Stein, und starb wenige Wochen darauf an den Folgen der Brustverletzung am 11ten Iulius 1743. Sein guter Freund, Ioseph Anton Oefele, der Theologie Doktor und Kanonikus am Frauenstifte zu München liess ihm daselbst ein Grabmahl von Marmor mit der sehr einfachen Innschrift setzen: Ios. Grein. seu Grienwaldt Veliphoratusanus Med. Doct. rev. ser. principis episc. Fris Med. cubic. inclyt. stat. prov. Bav. Phys et S. R. I. acad. N. C. collega anno MDCCXLIII, die XI. mens. Iul. R. I. P. --

Seine Schriften sind:

Medicus novitius scrupulosus, 4. Altorf 1732.

Animadverso epistolica ad quaestionem P. Franc. Xav. Stängl S. I. typis editam: an philosophiae atomisticae aditus patere possit vel debeat ad lyceum Monacense nuper erectum? 8.

Album Bavariae iatricae, seu catalogus celebriorum aliquot medicorum, qui suis in Bavaria scriptis medicinam exornarunt ab anno 1450 in hodiernam usque lucem, 8. Monachii typis Riedlin. 1733. 148 S.

Vermehrtes Verzeichniss von ihm gesammelter, in der Gegend um München wachsender Kräuter, 1734.

Anzeige älterer Schriften mit einigen zur baierischen Historie der Gelehrsamkeit dienlichen Anmerkungen versehen; in den Arbeiten der Gelehrten im Reich, 1735.

Nova febris miliaris sub exitum anni 1733 et initium anni 1734 in celsissimo alpium Penniarum Bavariae iugo epidemiae grassantis; in actis acad. nat. curios.

Biographia D. Ioannis Adami Morasch etc. praefixa eiusdem effigie, 4. Monachii 1735. 4 Bogen.

Henrici Menradi de Vorwaltern, medici, methodus resolvendi puncta theoret. et practica, (von Dr. Grienwaldt herausgegeben.) Monachii 1737.

Henr. Menr. de Vorwaltern fermones academici, (von Dr. Grienwaldt herausgegeben.) Monachii 1739.

Bericht von dem herzogl. Leibarzten D. Ioh. Hartlieb; in parnass. boico.

Von dem damalen in Baiern und andern Orten grassierenden Viehfall; ebendas.

Lebensbeschreibung des berühmten Bened. Karl Meichelbecks; ebendas.

Beschreibung einiger in Baiern befindlichen Heil- und Gesundbrunnen; ebendas.

Bericht von dem Gasteiner Bad; ebendas.

Commentatiuncula de Geigeris; ebendas.

Lebensbeschreibung des Iohann Ios. Pocks; ebend.

Lebensbeschreibung des P. Ulrich Staudigels, Benedikt. von Andechs; ebendas.

Nachricht vom heil. Quiriniöl; ebend.

Unvorgreifliche Gedanken vom Salzwesen in Baiern; ebend.

Nachricht vom Hippolytus Quarinionius; ebend.

Höfliches Ersuchen an alle treugesinnte medicinische Patrioten Baierlands von einer Topographia botanica; ebendas.

Nachrichten von einigen neu herausgekommenen medicin. Büchern; ebendas.

S. Eigne Sammlungen. Abhandlungen der kurbair. Akad. der Wissenschaften B. II. S. 18--24. Bair. Sammlungen und Auszüge 1765, St. VIII. S. 609. Kobolts M. S. Niederer annal. Ingolstad. B. III. S. 183 und 185. Commerc. Literar. Nor. 1732, Sept. S. 282. Arbeiten der Gelehrten im Reich 1733, St. 3, S. 257--265, und 1736, St. VII. S. 598.


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