Iohann Iakob Hartenkeil (GND 116490276)

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Daten
Nachname Hartenkeil
Vorname Iohann Iakob
GND 116490276
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Iohann Iakob Hartenkeil in der BSB

HARTENKEIL (Iohann Iakob), Dr. der Medicin und Chirurgie, und Professor der Anatomie, Chirurgie und Geburtshülfe zu Salzburg, geboren zu Mainz am 28sten Ianuar 1761. Er fieng in seiner Vaterstadt seine Studien eben in dem glücklichen Zeitpunkte an, als unter Kurfürst Emmerich Ioseph der Minister Freyherr von Groschlag und der Hofkanzler Freyherr v. Benzel sich des Schulwesens mit einer Thätigkeit und einem Eifer annahmen, wovon in damaligen Zeiten beynahe ganz Teutschland zum Ruhme dieser edlen Männer sprach. Im I. 1779 reisete er nach absolvirter Physik und einem bey Ittner in Mainz gehörten anatomischen Kursus nach Würzburg, wo er sich 2 Iahre aufhielt, Anatomie und Chirurgie bey Siebold, Physiologie bey Senfft, Chemie bey Wilhelm studirte. Hofr. Siebold nahm sich vorzüglich seiner an, entwarf ihm seinen Studienplan, drang in ihn, das Studium der Chirurgie mit jenem der Medicin genau zu verbinden, sezte ihn beständig auf dem anatomischen Theater mit dem Messer in der Hand, oder im chirurgischen Krankensaale zum Verbande in praktische Uebung, und rieth ihm, seine Studien in Strassburg fortzusetzen. Dorthin reisete nun Hartenkeil im I. 1781, versehen mit den besten Empfehlungsschreiben an Lobstein, Spielmann, Ostertag, Pfeffinger, deren Vorlesungen über Anatomie, Chirurgie, Physiologie, Pathologie, Chemie, Botanik, Arzneymittellehre, theoretische und praktische Geburtshülfe er fleissig besuchte, so wie er täglich dem chirurgischen Verbande im Militärspitale beywohnte. Zu Ende des I. 1782 verliess er Strassburg, in der Gesinnung, nach Wien zu gehen, besuchte aber vorerst auf einige Tage, nach einer vierthalbjährigen Abwesenheit von Mainz, seinen lieben Vater, einen wackern, allgemein geschäzten Bürger und Vater von 16 Kindern. Als er wieder nach Würzburg kam, missrieth ihm Siebold die Reise nach Wien, und empfahl (da eben damals Erzbischof Hieronymus von Salzburg vom Hofr. Siebold einen jungen Arzt verlangte, der zugleich in der Chirurgie bewandert seyn müsste, und den Höchstderselbe noch auf Reisen nach Paris und London unterstützen, und dann zur Zufriedenheit in Salzburg anstellen wolle) dem Erzbischofe den jungen Hartenkeil. Dieser blieb nun zum zweytenmale in Würzburg, wiederholte bey Ekel die Experimentalphysik, bey Senfft hörte er die Geschichte der Heilkunst, bey Pickel Chemie, vorzüglich aber Therapie und Klinik bey Wilhelm, und Siebold nahm ihn als seinen Privatschüler zu allen chirurgischen Operationen, die er sowohl im Iuliusspitale, als in seiner Privatpraxis verrichtete. Im Iahr 1785 unterwarf sich Hartenkeil den Prüfungen der Fakultät, schrieb selbst seine Inauguralschrift de vesicae urinariae calculo, vertheidigte solche öffentlich, und ward zum Doktor der Medizin und Chirurgie promovirt. Gleich hierauf reiste er nach Paris, wo ihn der berühmte Desault, an den ihn Hofr. Siebold empfahl, mit Wärme und Freundschaft aufnahm. Beynahe 2 Iahre wohnte er in Desaults Haus, war ihm bey den vielen Operationen im Hotel de Dieu, und in seiner Privatpraxis zur Seite, besuchte nicht allein dessen Vorlesungen, sondern auch jene von Louis, Pelletan, Portal, Baudeloque, sah alle Spitalanstalten dieser grossen Stadt, so wie die Thierarzneyschule zu Charanton u. s. w. Im Monat Okt. 1785 gieng Hartenkeil nach London, wo er sich neun Monate aufhielt. Mylord Camelford empfahl ihn an Iohn Hunter und Pott, deren Vorlesungen er eben so, wie jenen von Cruikschank, Obborn, Baillie beywohnte. In den Spitälern St. Bartholomä, St. Georg, oder in dem Londonerspital bey Blizzard war er wechselweise, so wie er dann alle übrigen Spitalanstalten in London, St. Thomas, Guys, auch das grosse Spital im Seehafen zu Portsmouth auf der Halbinsel Hazlar kennen lernte. Im August 1787 langte er in Salzburg an. Der Erzbischof ernannte ihn zum hochfürstl. Rath und zum Leibwundarzt, und gab ihm 600 fl. Besoldung. Diess war unter Hartenkeils Erwartung, der als Leibarzt mit wenigstens 1000 fl. Gehalt angestellt zu werden hofte, und keine geringere Besoldung annehmen zu können erklärte. Daher ward ihm als Lehrer der Anatomie, Chirurgie und Geburtshülfe noch 400 fl. Gehalt von einer hohen Landschaft beygelegt. Seine wiederholten mündlichen und schriftlichen Vorstellungen um Erbauung eines anatomischen Theaters blieben eben so, wie eine Organisation des Medizinalwesens im Erzstifte ohne alle Wirkung. Das einzige Gute, was Hartenkeil leisten konnte, war der Unterricht der Hebammen, dem er sich vorzüglich widmete. Im Iahr 1790 fieng er die medizinisch-chirurgische Zeitung an, ein Institut, dessen Ruhm noch jezt jährlich sich vergrössert. Er entwarf den Plan dazu, theilte ihn Herrn Hofrath Mezler in Sigmaringen mit, und beide gaben die ersten 4 Iahrgänge der Zeitung gemeinschaftlich heraus, die seit 1794 bis jezt Hartenkeil allein fortsezt. Se. Majestät der Kaiser Franz II. munterten den Herausgeber zur Fortsetzung dieser Zeitschrift besonders auf, indem Allerhöchst dieselbe ihn mit einer grossen goldnen Medaille zu beschenken, und ihm aus allerhöchsteignem Antriebe den Titel eines k. k. Rathes taxfrey zu ertheilen geruhten. Die gelehrte Gesellschaft der korrespondirenden Schweitzer Aerzte, die botanische zu Regensburg, und die Sydenhamsche in Halle ernannten ihn zum Ehrenmitgliede. Im Iahr 1791 verheurathete er sich mit Marianne Walburg Aulinger, der Tochter eines kurbaierischen Beamten, mit der er seitdem die glücklichsten Tage in stillem häuslichen Vergnügen, voll Frohsinn und Zufriedenheit durchlebt. Bey dem Einfall und dem Aufenthalt der Franzosen in Salzburg 1800--1801 leistete Hartenkeil, der als landschaftlicher Kommissär über die Feldspitäler aufgestellt war, dem Erzstifte wichtige Dienste, und ersparte beträchtliche Summen durch seine Verwendungen. Die hohe Statthalterschaft, und die hochlöbliche Landschaft ertheilten ihm desshalb in eignen Belobungsdekreten die Versicherung, dass es ihnen sehr angenehm seyn werde, desselben geleistete Dienste künftig auf irgend eine angemessne Art vergelten zu können. Der erste Arzt der französischen Rheinarmee, Maillard, und der Chirurgien en Chef, Percy, waren mit den Spitalanstalten in Salzburg so sehr zufrieden, dass sie das amtliche Zeugniss dem Prof. Hartenkeil hinterliessen: que nulle part les hopitaux n’avaient été ni aussi beaux, ni aussi bons qu’à Salzbourg.

Seine Schriften sind:

Tractatus de vesicae urinariae calculo, cum fig. 4. Bambergae et Würceb. 1785.

S. ADB. 69 B. I. S. 84.

Bernardi Sigfrid Albini historia musculorum hominis; edidit notisque illustravit D. I. I. Hartenkeil, Bamb et Würceb. ap. Göbhardt 1784. (Mit neuem Titelblatt 1796.) 604 S.

Medizinisch-chirurgische Zeitung. Iahrgänge 1790--1802. (Von 1790 bis 1793 in Gesellschaft mit Dr. Fr. X. Mezler.) 8. Salzburg. 13 Iahrgänge, jeder Iahrg. 4. Bände.

S. Obert. ALZ. 1791. I. S. 127. Baldingers medizin. Iournal. VII. St. 27. S. 35. Leipz. gel. Z. 1791. S. 332.

Universalrepertorium zu den Iahrgängen 1790 bis 1794 der medizinisch-chirurgischen Zeitung, 8. Salzburg 1795.

Universalrepertorium zu den Iahrgängen 1795--1800 der medizinisch-chirurgischen Zeitung, 8. Salzburg 1800.

Ergänzungsbände zur medizinisch-chirurgischen Zeitung 1790--1800, 4 Bände. -- Das ganze Werk 1790--1802 besteht aus 58 Bänden.

S. Eigne Sammlungen. Privat-Nachrichten. Meusels gel. Teutschl. 5te Aufl. B. III. S. 89. Obert. ALZ. 1788. I. S. 279. Hübners Beschreib. von Salzburg 1794. S. 399. Sein Bildniss wurde von Willmann gezeichnet und gestochen.

Nachtrag aus: Baader 1804 Gelehrtes Baiern

S. 445. HARTENKEIL (Iohann Iakob) -zur Titulatur gehört noch: Direktor des kursalzburgischen Medicinalraths-Kollegiums.


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