Elias Holl (GND 118706462)

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Daten
Nachname Holl
Vorname Elias
GND 118706462
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Elias Holl in der BSB

Holl, (Elias) ein Baumeister zu Augsburg, erlernte die Anfangsgründe der Architektur bei seinem Vater Johann Holl, einem dortigen Maurermeister, der besonders bei den Grafen von Fugger wegen seiner Geschicklichkeit in großem Ansehen stand, und von denselben vieles zu bauen erhielt, wodurch des Sohnes praktische Gewandheit hervorgieng. Ein reicher augsburger Bürger, Namens Garb, nahm ihn hierauf mit sich nach Venedig, wo Elias die Baukunst studirte, und sich zum Künstler bildete. Ehe er aber nach Venedig reiste, hatte er schon mehrere schöne Gebäude, als die Mariahilfskirche auf dem Lechfelde, das Gieshaus zu Augsburg, das dortige Bäckerzunfthaus am Perlachberge, das der alte Stadtwerkmeister Erschey angefangen hatte, und das von diesem Erschey erbaute, aber mißlungene Zeughaus 1502 auf dem Moritzplatze aufgeführt. Nach seiner Zurückkunft von Venedig erbaute er den Kirchenthurm zu St. Anna, nach des Malers Heinz Angabe, das Sigelhaus, die Schlachtbank (Metzg.) die zwei Brunnenthürme am Jakobsthore, die Thürme am Wertach- und Klinkerthore, die Sebastianskapelle, die Barfüßer Thorbrücke mit den daran liegenden Kramläden, die Wolfgangkapelle und das Gymnasium zu St. Anna. Auch erneuerte er den Thurm zum heil. Kreutz und den zu Unserer Frau. Da er sich hierdurch große Celebrität erworben hatte, machte er den Vorschlag, das alte baufällige Rathhaus abzutragen, und ein neues dafür herzustellen. Er übergab seinen Plan, fand aber wegen Unterbringung des Schlagwerkes, das auf dem alten Rathhause stand, ein Hinderniß. Holl wußte dasselbe zu überwinden; indem er den Vorschlag machte, den Perlachthurm um 20 Schuh zu erhöhen, und das Schlagwerk mit seinen schweren Glocken dorthin zu versetzen. Als es genehmiget war, führte er diese Uebersetzung ganz bequem aus; indem er ein künstliches Gerüst und Zugwerk erfand, wodurch ihm die Ausführung seines Vorhabens sehr erleichtert wurde, und er hierzu nur acht Mauerer nöthig hatte. Der Magistrat verehrte ihm für dieses so gut vollbrachte Werk 300 Goldgulden. Nun ließ er das alte Rathhaus abbrechen, und legte den Grund zum neuen. In fünf Jahren war er mit dem Haupt- und den Nebengebäuden fertig, und erhielt vom Rathe eine Verehrung, bestehend in einem schönen vergoldeten Becher, auf dessen Deckel das Stadtwappen angebracht war, und worin sich 200 Goldgulden befanden. Dieses prächtige Rathhaus, das in den Jahren 1615 bis 1620 aufgeführt wurde, ist 147 Fuß breit, 152 Fuß hoch und 110 Fuß lang. Salomon Kleiner hat es in Kupfer gestochen.

Nachher führte Elias Holl noch mehrere Gebäude auf; als die Zwinger zwischen dem Klinkerthore und dem Einlaß, den rothen Thorthurm und das Spital u. s. w. Dem Grafen von Schwarzenburg erbaute er ein schönes Schloß zu Schönfeld in Franken, dem Fürstbischof zu Eichstädt, Konrad von Gemmingen, das Schloß auf dem Wilibaldsberg und die heil. Grabkirche in der Stadt Eichstädt, auch wurde er vom Pfalzgrafen Philipp Ludwig wegen des zu Neuburg an der Donau zu erbauenden St. Peterskirchenthurmes und Ausbesserung eines Festungswerkes zu Rathe gezogen. Weil er sich zur evangelischen Religion bekannte, und nicht zur katholischen übertreten wollte, verlohr er 1630 seinen Stadtdienst, erhielt ihn aber wieder, als die Eroberung der Stadt Augsburg durch die Schweden eine andere Ordnung der Dinge herbeiführte. Elias Holl wurde zu Augsburg 1573 geboren, und starb dort 1636. Sein Porträt ist in J. v. Sandrart deutscher Akademie. S. 328. von G. A. Wolfgang in Kupfer gestochen. v. Stetten. Br. 7. Desselben Kunstgesch. S. 98. u. 234. Kunstzeitung Jahrg. 1772. S. 9. A. Strauß Beschreib. der Stadt Eichstädt. (Eichstädt 1791.) S. 73. etc. Diesem Künstler gebührt der Ruhm, die allzugroße Pracht der Italiener durch deutsche, männliche Einfachheit und Würde gemässiget zu haben. d’Argensville I. 295--98.


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