Peter Kolb oder Kolbe (GND 118868675)

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Daten
Nachname Kolb oder Kolbe
Vorname Peter
GND 118868675
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Peter Kolb oder Kolbe in der BSB

KOLB oder Kolbe (Peter) Rektor zu Neustadt an der Aisch im Baireuthischen, eines Zolleinnehmers Sohn, zu Dörflas bey Wunsiedel im Baireuthischen den 10. Oktober 1675 gebohren. Er gieng anfangs in die Schule zu Redwitz, seit 1688 in die zu Wunsiedel, und von 1694 zu Nürnberg in die Lorenzerschule. Im J. 1696 ward er von dem Mathematiker Eimmart in das Haus, und an den Tisch genohmen, und von demselben unterrichtet, wobey er zugleich die Gymnasialklassen besuchte, dann sich 1700 an die Universität nach Halle begab, und daselbst 1701 die philosophische Doktorswürde erhielt, auch Collegien über Mathematik und Astronomie zu lesen anfieng. Im J. 1703 trat er als Sekretär in Dienste des K. Preußischen geheimen Rathes Baron von Krosik, und dieser kam mit Kolb, nachdem er einen Antrag als Professor der Mathematik nach Moskau zu gelangen, abgelehnt hatte, überein, ihn nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung zu schicken, um daselbst astronomische Observationen anzustellen. Nachdem er von der ostindischen Gesellschaft die Erlaubniß zu dieser Reise erhalten hatte, segelte er den 20 Dezember 1704 von Amsterdam ab, landete nach vielen Stürmen am 12. Junius 1705 am Kap, und bereisete einen Theil von Afrika. Nach seiner Zurückkunft von da wurde er Sekretär der beyden Colonien Stollenbosch und Drakenstein, unterhielt durch die Missionarien in Indien einen Briefwechsel mit mehreren Gelehrten jener Länder, und sammelte für Astronomie und Geographie viele wichtige Aufschlüsse. Er würde diese noch sehr bereichert, und noch mehrere Reisen gemacht haben, wenn er nicht auf einmal, in der Nacht vom 26. zum 27. April 1712 ganz blind geworden, und dadurch genöthiget gewesen wäre, seine Bedienstungen und alle Geschäfte aufzugeben. Nachdem er ein Jahr lang vergebens alle Mittel zur Wiederherstellung seines Gesichts angewendet hatte, kehrte er 1713 nach Europa zurück, und erhielt in Amsterdam durch die Salbe eines Arztes wieder einiges Augenlicht, aber hierauf in Rastadt durch den damaligen Badischen Leibarzt Christian Ludwig Göckel 1714 so glückliche Hülfe, daß er von dieser Zeit an bis an sein Ende, mit Hülfe eines Glases, Alles lesen und schreiben konnte. Im J. 1715 kam er zu seiner armen alten Mutter, schlug aus Liebe zu ihr einen vortheilhaften Antrag, mit zwey Oesterreichischen Grafen zu reisen, aus, und erhielt endlich 1718 die mit einem dürftigen Gehalt verbundene Rektorsstelle an der Schule zu Neustadt, wo er am 31. Dezember 1726 in großer Armuth starb. Er schrieb:

Vergl. Programma de vita, fatis ac meritis Petri Kolbii, auctore Ge. Chr. Oertel. 4. 1758. Hirschings hist. lit. Handbuch B. III. Abth. 2. S. 345--349. Jöchers Gel. Lexikon B. II. S. 2145. Erlanger gel. Anmerk. 1758. n. 24. S. 195. und 1780. n. 20. S. 200. Bougine Handbuch der Lit. Gesch. Th. IV. S. 383. Fickenschers gel. Baireuth B. V. S. 104--112. Rotermunds Lexikon B. III. S. 706--708. Allgemeine teutsche Bibl. B. 38. S. 538. Götting. gel. Z. 1763. S. 1109.

  1. 1. Diss. inaug. de natura cometarum, eorumque sicut et coeterorum siderum in sublunares creaturas influentiis seu virtutibus. Hal. 4. 1701.
  2. 2. Vollständige Beschreibung des Afrikanischen Vorgebirges der guten Hoffnung, worinn in drey Theilen abgehandelt wird, wie es Heut zu Tage nach seiner Situation und Eigenschaft aussiehet; ingleichen was ein Naturforscher in den dreyen Reichen der Natur daselbst findet und antrifft; wie nicht weniger, was die eigenen Einwohner, die Hottentoten, für seltsame Sitten und Gebräuche haben, und endlich Alles, was die Europäischen daselbst befindlichen Colonien anbetrifft. Mit angeführter genugsamer Nachricht, wie es auf des Auctoris Hinein- und Herausreise zugegangen; auch, was sich Zeit seiner langen Anwesenheit an diesem Vorgebirge Merkwürdiges ereignet hat. Nebst noch vielen andern curiosen, und bisher unbekannt gewesenen Erzählungen; mit wahrhafter Feder ausführlich entworfen, auch mit nöthigen Kupfern gezieret. Fol. Nürnberg 1719. In das Holländische übersetzt. Fol. Amsterdam 1727. In das Englische: The present state of the cape of good. hope, by Mr. Medley. London. 8. 1731. Im Auszug ins Französische: Description du Cap de bonne Esperance, par Mr. Jean Bertrand. Amsterdam 1741. Neue Aufl. 1743. Dieser Auszug ward ins Teutsche übersetzt: Beschreibung des Vorgebirgs der guten Hoffnung; aus dem Französischen von Ferd. Wilh. Beer. 4. Nürnb. 1745, und steht auch im XIII Band der Berliner Sammlung von Reisebeschreibungen. Aus diesem Auszuge, und aus der Beschreibung des Nic. Lud. de la Caille, welcher in seinem Journal historique du voyage fait an Cap de bonne Esperance, à Paris 1773 et 1776, wovon auch eine teutsche Uebersetzung Altenburg 1778 erschien, am Ende desselben kritische Bemerkungen über die Kolbische Beschreibung beyfügte, worinn er sich gegen den seligen Kolb feindselig und unbillig bewiesen hat, wurde, größtentheils für die Naturgeschichte von Joh. Nik. Seb. Allemand u. Klockner zusammengetragen: Neue allgemeine Beschreibung des Cap der guten Hoffnung. 1777. Erschien auch Holländisch in zwey Bänden. Amsterdam 1777. Französisch in 3 Bänden. eb. 1778. und wieder Teutsch in 3 Bänden. Leipz. 1779--1780.
  3. 3. Observatio de aquis capitis bonnae spei; in Actis erudit. Lipsiens. 1716. B. VII. in den Supplementen.
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