Thade Ferdinand Lipowsky (GND 129477710)

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Daten
Nachname Lipowsky
Vorname Thade Ferdinand
GND 129477710
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Thade Ferdinand Lipowsky in der BSB

Lipowsky, (Thade Ferdinand),[1] wurde zu St. Martin in Baiern den 28. Dezember 1738 geboren, und studirte die untern Schulen zu Passau, worauf er nach Salzburg kam, um dort die Philosophie, Mathematik, Phisik, und die Rechte zu studiren. Da er zur Tonkunst eine große Neigung fühlte, so lernte er in Passau singen, Klavier- und Violinspielen, und nebenher blies er auch die Flaute. Als Violinspieler erwarb er sich eine vorzügliche Fertigkeit, und machte sich einen guten, volleu Ton eigen. In Salzburg fand er Gelegenheit sich noch mehr auszubilden, und dort erlernte er auch beim Fürsterzbischöflichen Vizekapellmeister, Leopold Mozart, die Komposition, und vervollkommnete sich noch mehr im Violinspielen. Als die Akademiker daselbst dem Fürst-Erzbischofe zu Ehren eine Oper in lateinischer Sprache 1759, betitelt: Musae in Parnasso Salisburgensi, aufführten, komponirte er die Musik hierzu. Sie fand großen Beifall, und der Erzbischof verehrte ihm einen silbernen Degen. Nachdem Lipowsky zwei Jahre die Rechte studirt hatte, begab er sich auf die vaterländische Universität Ingolstadt, absolvirte dort, und nahm nun den Gerichts-Praxin. Hierauf kam er nach München, wo ihn sein Bruder Johann Anton Lipowsky, bei den ersten Gelehrten daselbst, von Oefele, von Obermayr, von Lori, von Linbrun, von Osterwald u. s. w. aufführte, und die in der Folge seine Freunde wurden. In des erstern Hause lernte er die Landgerichts Tochter von Abensberg Marianne von Ulrich kennen, die er heirathete, als er 1763 als churbaierischer Justiz- und Kammeralbeamter zu Wisensteig in Schwaben (jetzt im Königreiche Würtemberg) angestellt wurde. Da in diesem Städtchen ein Kanonikat zum heil. Ciriak bestand, so war ihm der Ort um so willkommener, als er sich mit den Kanonikern musikalische Abendunterhaltungen verschaffen konnte. Die Kanoniker von Ickstadt, von Kabalzer, Lukas, von Barth u. s. w. waren seine Freunde, und nun komponirte er Simphonien, Konzerte, Quartetten, Terzette etc. dann für die Kirche Messen, Litaneien, Offertorien[2] etc.

Da sich Irrungen wegen der Gerichts- und Jagdgrenze zwischen Churbaiern und dem damaligen Herzogthum Würtemberg abgegeben hatten, war Lipowsky nach München berufen, um über die Verhältnisse und Lage der Dinge Aufschlüsse zu geben.

Als er in dieser Residenzstadt angekommen war, ließ sich der eben aus Italien zurückgekommene Konzertmeister Holzbogen auf der Violine hören, und der Churfürst war mit seinem Spiele äußerst zufrieden. Der damalige Administrator von Wisensteig, Freiherr von Rechberg, versicherte nun bei dieser Gelegenheit dem Churfürsten, daß der Beamte von Wisensteig eben so gut die Violine spiele, und der Churfürst wünschte sich davon zu überzeugen. Es ward daher im Kabinette des Churfürstens Max III. eine Musik veranstaltet, und Lipowsky mußte ein Violin-Konzert geigen, wobei der Churfürst selbst das Violonzell spielte. Allgemein war der Beifall, und die Behauptung, er übertreffe an Gefühl und Ausdruck den so bewunderten Holzbogen. Solch’ einen Mann -- sagte dann der Churfürst zu seinen Ministern, -- der ein Gelehrter, und noch überdieß ein guter Musikus ist, muß man nicht auf dem Lande belassen. Ihr schaft Rath, daß er mit Vortheil hierher versetzt werde.

Dieses geschah auch; denn bald erhielt Lipowsky das Dekret als churbaierischer Hofkammerrath und Administrator des weissen Bräuamtes, und ein gewisser Auer wurde auf sein Amt zu Wisensteig ernannt. Schon war er im Begriffe nach dem Orte seiner neuen Bestimmung zu gehen, als er an einem hitzigen Kopffieber den 18. März 1767 zu Wisensteig starb. Merkwürdig dürfte noch seyn, daß er kurz vor seinem Tode die Musik zu einer Seelen-Messe vollendet hatte, die bei seinem Leichenbegängnisse zum ersten Male von den geeigneten Instrumenten, als zwei Violinen, einer Altvioline, zwei Waldhörner, zwei Trompeten, zwei Oboen, zwei Fagotte, und der Orgel begleitet, gesungen wurde, wovon die Partitur das daselbst bestandene Stift zum heiligen Cyriak zum Angedenken behielt.


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Fußnoten

  1. Das Geschlecht, woraus er stammt, ist böhmenschen Ursprungs, und die Familie ist in diesem Königreiche als ein altes Rittergeschlecht und unter der Benennung Lipowsky von Lipowitz bekannt. Das Wappen, das er und seine Vorältern führten, bestehet aus einem blauen, oder lasurfarbnem Schilde, in welchem sich ein halber goldener, rechtssehender Löwe, mit vorgeworfenen Pranken, und roth ausgeschlagener Zunge befindet; derselbe halbe Löwe erscheint auf dem gekrönnten offenem Helme, und die Helmdecken wechseln Blau mit Gold. Sein Vater hieß Wenzl Lipowsky, von dessen Vater Augustin, Schwester Sohn Franz Chrzepitzky von Modlißkowitz zuerst Domherr bei St. Veith in Prag, und Direktor des Alumnats gewesen, in spätern Zeiten aber Weihbischof geworden. Sein Urgroßvater war Procop Lipowsky, der sich, noch sehr jung, 1619 auf die Seite des Pfalzgrafen Friderich’s schlug, Böhmen wegen der Religion verließ, und nach einem neunzehn Jahre mit den Pfalzgrafen ausgestandenem Elende, nach Böhmen zurückekam, dort in der Stille und unerkannt lebte, und also während der damaligen Unruhen bei der Familie in Vergessenheit gerieth. Westenrieder’s Rede zum Andenken des Joh. Anton Lipowsky. (München 1781.) S. 4.
  2. XXIV. Offertorien von seiner Komposition lagen schon für den Druck, den sein früher Tod verhinderte, bereit.