Joh. Christoph Vogel (GND 118768921)
Daten | |
Nachname | Vogel |
Vorname | Joh. Christoph |
GND | 118768921 ( DNB ) |
Wirkungsgebiet | Kunst |
Joh. Christoph Vogel in der BSB |
Vogel, (Joh. Christoph), geboren zu Nürnberg 1756, wo er in den Wissenschaften und in der Musik Unterricht erhielt, begann plötzlich, aus eigenem Antriebe, Hassische und Graunische Partituren zu studiren, und bildete sich auf solche Art selbst zum Kompositeur. Um das Jahr 1778 begab er sich nach Paris, um daselbst seine Kunst und seine Umstände zu verbessern. Gluck’s Opern, welche damals auf allen Theatern dieser Stadt an der Tagsordnung waren, gefielen ihm sowohl, daß er sich dieselben zum Muster wählte. Er studirte nun ganz allein für sich, ernährte sich vom Unterricht in der Musik, und lebte so in dieser großen Stadt ganz unbekannt, verborgen und stille. Aber nun trat er plötzlich auf, und erwarb sich die Bewunderung von Paris. Er brachte von seiner Komposition die Oper: Medée à Colchis, ou la Toison d’or, in drei Akten, mit Poesie von Desriaux, im Monate September 1786 auf das Theater, und diese Musik entzückte die Pariser; und als dieselbe 1788 im Monate Mai daselbst wiederholt aufgeführt wurde, versicherten und schrieben alle Pariser Blätter, daß ein Deutscher, Namens Vogel, mit Cherubini als Opern-Kompositeur an dem Pariser Theater, gleich eines Gluck’s und Piccini um dem Lorbeerkranz streite, und einen rühmlichen Kampf bestehe, daß Vogel in seinen Kompositionen durch Stärke und Ausdruck, Cherubini aber durch eine sanfte und gefällige Melodie sich auszeichnen, und hierinn einer von dem andern in der Komposition sich unterscheide.
Doch Vogel blieb nicht lange des Cherubini Nebenbuhler, denn der Tod rafte ihn den 28. Junius 1788 dahin. Er starb an einem hitzigen Gallfieber sehr arm, nicht wegen Verschwendung, sondern weil er aus Gutherzigkeit alle seine Einnahme mit einem kranken Tonkünstler, der sich eben wegen seiner Krankheit nichts mehr verdienen konnte, brüderlich theilte. Nach seinem Tode fand man unter seinen Papieren die vollständige Partitur der Oper Demofonte,[1] welche 1789 zu Paris mit ausserordentlichem Beifalle gegeben wurde, und da besonders die Ouvertür wegen ihrer imponirenden großen Anlage, ihrem Feuer, den schmetternden schweren Schlägen, die plötzlich eine angenehme Melodie abwechslend unterbrechen u. s. w. den meisten Eindruck gemacht hatte, so wurde dieselbe hierauf noch zwei Mal nach einander im Konzerte Olympique mit allem Beifalle aufgeführt. Sonst sind von diesem Künstler noch bekannt: a) VI. Quartetten für Violin, Horn, Fagott und Baß. b) VI. Clarinet-Duetten. c) Pot-Pourri en quatuor pour deux Violons, Alto et Basse. Alle diese Musikstücke wurden zu Paris in Kupfer gestochen. Auch sind Simphonien von ihm bekannt, die sehr großen Beifall erhielten.
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Fußnoten
- ↑ Diese Oper hat nach dem französischen Texte von Defriaux und Castelli P. Lindpeintner, ein Schüler des berühmten Kapellmeisters Winter ebenfalls in Musik gesetzt. Dieselbe wurde den 29. Januar, und 1. Horn. 1811 im Königl. Hoftheater zu München mit vielem Beifalle gegeben, indem die Musik deutlich verrieth, daß unter Winter’s fernerer Bildung aus dem angehenden Tonsetzer ein großer Meister hervorgehen werde. Baier. Nat. Zeit. Nro. 28. S. 115. Dieses nämliche Süjet haben auch schon früher Niklas Jomelli 1772; dann die baierischen Kapellmeister Ferrandini 1736 und Beruasconi 1766 in Musik gesetzt.