Johann Philipp Baratier (GND 119313618)

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Daten
Nachname Baratier
Vorname Johann Philipp
GND 119313618
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Johann Philipp Baratier in der BSB

BARATIER (Johann Philipp) am 19. Jäner 1721 zu Schwabach im Ansbachischen, wo sein Vater Franz Baratier französischer reformirter Prediger bei der damaligen Colonie war, gebohren. Ein frühzeitiges, die grösten Erwartungen und Bewunderung erregendes Genie, das sehr schnell reifte, aber auch eben so geschwinde zum allgemeinen Bedauern dahin welkte. Sein Vater hatte die sonderbare Idee: man müsse dem Kinde von der Wiege an ernsthaften Unterricht ertheilen, dasselbe vor aller Zerstreuung des Gemüthes sorgfältig hüten, und sogleich streng und unausgesetzt, ohne Spiel und Erholung, zum Lernen anhalten. Die Ausführung dieses falschen Grundsatzes hatte zur Folge, daß der junge Baratier bald ein Weltwunder der Gelehrsamkeit, aber auch nicht einmal zwanzig Jahre alt wurde. Er war das einzige Kind seines Vaters, und dieser sein einziger Lehrmeister. Das Kind konnte auch wirklich, ehe es drei Jahre alt war, recht gut teutsch und französisch, und im vierten Jahre lateinisch reden. In der Mitte des Jahres 1725, als der Knabe fünfthalb Jahre alt war, fieng der Vater mit ihm die griechische, und im Oktober 1726 die hebräische Sprache an, und die Fortschritte waren bei ihm größer, als bei Andern in vielen Jahren. In den folgenden Jahren, nachdem er Geschichte, Geographie, Mathematik u. s. w. studirt hatte, lernte er das Rabbinische, Syrische, Arabische und Aethiopische, und las und verstand alle griechischen und römischen Classiker. In seinem zwölften Lebensjahre absolvirte er das Studium der Philosophie. Im März 1735 ließ er sich zu Halle auf einer Durchreise von der ganzen philosophischen Fakultät examiniren, disputirte öffentlich in Gegenwart von mehr als zweytausend Zuhörern, und erhielt als ein vierzehnjähriger Knabe feyerlich die Doktorswürde. Da er mit seinem Vater nach Berlin und Potsdam kam, behielt ihn der König 10 Tage lang bei sich, und beschenkte ihn. Die Königin ließ ihn durch ihren Hofmaler Besne abmalen, und die königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu Berlin nahm ihn zum Mitgliede auf. Er studirte hierauf zu Halle die Jurisprudenz nach allen ihren Theilen, legte sich dabei vorzüglich auf römische Antiquitäten, Münzwissenschaft, Geschichte der neuern Zeiten, und Astronomie, und wurde Professor der Philosophie. Er starb als ein Jüngling von neunzehn Jahren den 5. Oktober 1740 an einer Auszehrung. Seine Schriften:

Vergl. Merkwürdige Nachricht von einem sehr frühezeitig gelehrten Kinde (von seinem Vater Franz Baratier). 4. Stettin. 1728. 150. S. Formey Lebensgesch. Baratier’s französisch. Utrecht. 1742. Neue Auflage. Halle. 1755. Ins englische übers. London. 1745. Rathlefs Geschichte jetzleb. Gelehrten. B. II. S. 521. Hirschings hist. lit. Handbuch. B. I. Abtheil. I. S. 109-115. Vocke Ansbach. Geb. u. Todten Almanach B. I. S. 54--56. Jöchers Gel. Lexikon B. I. S. 766. Nova acta histor. eccles. B. IX. Th. 65. S. 102. Ladvocats fortges. Handwörterbuch. B. I. S. 329--331. Grosmanns Handwörterbuch B. I. S. 199. Dreyhaupt Beschreib. des Saalkreises Th. II. S. 578. Dunkel’s Nachr. von verstorbn. Gelehrten. B. I. S. 366--369. Hamburg. Berichte von gel. Sachen. 1742. St. 33.

  1. 1. Lettre sur une nouvelle edition de la Bible hebraique, chaldaique et rabbinique; in der Bibliotheque germanique. B. 26. S. 1.
  2. 2. Mehrere Aufsätze und Beiträge; ebend.
  3. 3. Voyages de Rabbi Benjamin, fils de Jona de Tudele, en Asie et en Afrique, depuis l’espagne jusqu’a la Chine etc. traduits de l’hebreau et enrichis des notes et des dissertations historiques et critiques sur ces voyages. 2. Bände. Amsterdam. 1734. [1]
  4. 4. Antiartemonius, seu initium Evangelii. S. Joannis apostoli, ex antiquitate ecclesiastica adversus iniquissimam. L. M. Artemonii neophotiniani, criticam, vindicatum atque illustratum, qua occasione etiam multa alia sacrae Scripturae veterumque loca vindicantur, et multis antiquitatis monumentis lux affunditur. 8. Norimb. 1735.
  5. 5. Defense de la Monarchie Sicilienne, ou les droits du Roi de deux Siciles sur son clergè; repris depuis les executions de la cour de Rome. 8. Halle. 1738.
  6. 6. Erklärung einer seltenen Münze des Caligula; in der Hallischen Anzeigen. 1739. St. 7. u. 10.
  7. 7. Mehrere Aufsätze; ebend.
  8. 8. Disquisitio chronologica de successione antiquissima episcoporum Romanorum inde a Petro usque ad Victorem, ubi occasione data de pluribus aliis ad historiam ecclesiasticam spectantibus agitur. Accedunt quatuor dissertationes, duae de constitutionibus apostolicis dictis, una de scriptis Dionysii pseudoareopagitae, et una de annis Agrippae junioris Judaeorum regis. 4. Utrecht. 1740. 45 bog.
  9. 9. Im Manuscripte hinterließ er eine Geschichte des 30jährigen Krieges, eine neue Geschichte der Egyptier, eine griechische Grammatik, ein griechisches Wörterbuch, und mehrere andere angefangene literarische Arbeiten.
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Fußnoten

  1. s. Leipzig. gel. Z. 1734. St. 20. S. 177. Nov. acta erudit. 1736. I. Bibliotheque german. B. 30. S. 115.