Placidus Boeckhn (GND 100045642)

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Daten
Nachname Boeckhn
Vorname Placidus
GND 100045642
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft, Religion


Placidus Boeckhn in der BSB

BOECKHN, eigentlich Boecken (Placidus), Benediktiner zu S. Peter und Professor des Kirchenrechts zu Salzburg, ein Sohn des Vorigen, geboren zu München am 13ten Iul. 1690. Er tratt schon in seinem 15ten Iahre zu St. Peter in Salzburg in den Benediktinerorden, und legte den 18ten Iul. 1706 die Ordensgelübde ab. Hierauf studirte er an der Universität die Philosophie und Theologie, und wurde im Sept. 1713 zum Priester ordinirt. Er hörte nun auch die Cilvilrechte, hielt unter dem Vorsitz des Prof. Franz eine öffentliche Disputation, und wurde am 26sten Febr. 1715 zum Doktor der Rechte befördert. In eben diesem Iahr bekam er in seinem Kloster die Aufsicht über die Bibliothek. Im I. 1718 reisete er nach Rom, um 2 dort anhängige Prozessangelegenheiten seines Stiftes zu betreiben, und sich zugleich auch in der Praxis der römischen Kurie zu üben. Im Mai 1720 kam er von Rom wieder zurük, und erhielt im folgenden Iahre an der hohen Schule zu Salzburg das ordentliche Lehramt des Kirchenrechts, welches er 12 Iahre hindurch bis 1733 mit allgemeinem Beyfalle verwaltete. Inzwischen ward er auch 1722 zum hochfürstl. geistlichen Rath ernannt, und 1729 zum Prokanzler der Universität erwählt. Im Iahr 1733 erhielt er die theologische Doktorswürde, und vertauschte das Lehramt des Kirchenrechts mit jenem der heil. Schrift. Als im Iahr 1734 die hohe Schule zu Fulda gestiftet wurde, reisete er mit seinem Nachfolger an der kanonischen Lehrstelle P. Oddo Scharz dahin, um der Stiftungsfeyer beyzuwohnen, bey welcher Gelegenheit er den Titel eines Fuldischen geistlichen Raths und wirklichen Beysitzers der dortigen theolog. Fakultät erhielt. An der hohen Schule zu Salzburg behielt er indessen die Prokanzlersstelle und das Lehramt der heil. Schrift bis auf 1741, und würde diese Aemter vielleicht bis an seinen Tod behalten haben, wenn er sich nicht durch seine unbesonnene theologische Hitze die Ungnade des Erzbischofs Leopold zugezogen hätte. Er verketzerte und verfolgte nämlich eine unter Anführung des damaligen Edelknaben Hofmeisters, Ioh. Bapt. v. Gasparis, errichtete literarische Gesellschaft, gab die würdigen Mitglieder derselben beym Pöbel für Freymaurer aus, und predigte öffentlich wider sie. Man kann darüber Muratoris Schreiben d. d. 26sten Okt. 1740 an den damaligen Salzburgischen Universitätsrektor Gregor Horner (welches nebst andern dahin gehörigen Beylagen in Soli Muratori vita Lud. Ant. Muratori, Venetiis 1756 eingedrukt ist) ferner Vindicias adversus sycophantas Iuvavienses, Coloniae ap. Petr. Marteau, oder eigentlich Venedig, 4. 1741 (wo Boekhn unter dem Namen Phrynondas vorkommt), dann Zauners biograph. Nachr. S. 88, und dessen Syllabum rectorum magn. Univ. Salisburg. S. 16 lesen. -- Dieser Sache wegen bekam Boekhn einen Wink vom Hofe, sich von der Universität zu entfernen. Er legte wirklich im April 1741 alle seine akad. Aemter nieder, verliess Salzburg, und gieng nach Dornbach in Oesterreich auf die nach St. Peter zu Salzburg gehörige Herrschaft als Verwalter. Im Iahr 1743 kehrte er zurück, wurde Superior am Wallfahrtsorte Plain unweit Salzburg, hielt sich da 9 Iahre auf, bekam inzwischen die Wassersucht, liess sich daher in sein Kloster zurückbringen, und starb daselbst am 9ten Febr. 1752. Er war ein gelehrter und berühmter Mann, voll Eifer für das, was er für Wahrheit hielt, und voll Thätigkeit. Seine Intoleranz ist nicht seinem Herzen, sondern seiner allzustrengen Anhänglichkeit an zu wenig geprüfte Schulmeinungen zuzuschreiben.

Seine Schriften sind:

Iurisprudentia controversa, 4. Salisb. 1718.

  • Iuris et facti fundatissima deductio in causa Salisburgensium iurium parochialium et oblationum, qua evidenter ostenditur, s. Rotam Romanam ex suppositis prorsus erroneis hactenus in favorem R. D. decani et parochi de Guttaringa contra R. D. abbatem antiquisl. monasterii S. Petri Salisburgi, einsque venerabilem conventum, ac D. praepositum Wiettinganum iudicasse. Unde singulis decisionis ultimae contrariae articulis respondetur. Fol. ohne Druckort, (Salzburg) 1721, 70 S.

Commentarius in ius canonicum universum sive in V. libros decretalium. Fol. III Tomi, Salisburgi 1735.

Wurde im Iahr 1776 zu Paris fol. III Tomi neu aufgelegt.

Beweisthum, dass es nicht nur gut und nutzbar, sondern auch nothwendig und anbefohlen seye, die Heilige Gottes im Himmel, bevorab die seligste Mutter Gottes zu verehren und anzuruffen, 4. Salzb. 1740.

Diese Schrift wurde auf erzbischöflichen Befehl verboten, und alle vorhandenen Exemplare confiscirt; sie ist nebst einer lateinischen Uebersetzung auch eingedrukt in Vindiciis adversus Sycophantas Iuvav. S. 148--189.

Orationes academicae, 4. Salisb. 1745.

Regnum millenarium cum Christo, d. i. Tausend jähriges Reich und Regierung mit Christo im erfüllten zehnten Iahrhundert oder Saeculo des Benediktinerklosters Monnsee, in einer Predigt vorgestellet. (Steht in Mantilla chronici Lunaelacensis, Pedeponti 1749, S. 177--210).

Die aus der Würde des Sohns erkannte Würdigkeit der Mutter, und die aus der Würde der Mutter erkannte Würdigkeit des Sohns, an dem hohen Fest der unbeflekten Empfängniss Mariae, und Solemnität der 2ten Ordensprofession, so H. Placidus zu St. Peter O. S. B. Abt u. s. w. öffentlich abgelegt, in einer Predigt den 9ten Dec. 1737 vorgestellt, 4. Salzb. 1737.

Oratio, quam in confirmatione Godefridi, electi abbatis in monasterio S. Petri Salisburgi ad Ioannem Bapt. S. R. I. comitum de Turn ecclesiae metrop. Salisburg. canonicum, consistorii praesidem, et speciatim ad hunc actum archiepiscopi delegatum, die 8. Nov. in conclavi consistorii habuit, 4. Salisb. 1741, 24 S.

S. Ziegelbauers historia rei lit. ord. S. Benedicti, Th. 3. S. 484. Zauners biograph. Nachr. von Salzb. Rechtslehrern, S. 86--94. Dessen Nachtrag S. 16. Saecul. Memoria religios. in monast. ad S. Petrum Salisburgi, S. 122--125. Ladvocats hist. Haudwörterbuch fortges. B. 5. S. 255, Hirschings hist. lit. Handbuch, B. 1. Abth. 1. S. 317. Adelungs Fortsetz. von Iöchers Lex. B. I. Meusels Lexikon der 1750--1800 verstorbn. Schriftsteller, B. I. S. 459.


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