Georg Christian Croll (GND 100836631)

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Daten
Nachname Croll
Vorname Georg Christian
GND 100836631
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Georg Christian Croll in der BSB

CROLL oder Crollius (Georg Christian) Rektor des Gymnasiums zu Zweybrücken. Er wurde daselbst, wo sein Vater Johann Philipp Gymnasial Rektor war, den 21. Julius 1728 gebohren, und erhielt vorzüglich durch seinen gelehrten Vater, so wie durch andere geschickte Lehrer, gründliche Kenntniße. Bis in das zwanzigste Jahr blieb er in dem väterlichen Hause, und begab sich 1748 auf die Universität nach Halle, wo er sich vorzüglich den theologischen Wissenschaften widmete, aber sehr beschränkt leben muste, weil er von seinem selbst dürftig besoldeten Vater, nur geringe Unterstützung erhielt. Im September 1750 gieng er nach Göttingen, wo Mosheim, Köhler, Schmaus, Heumann, Michaelis, und Böhmer unter seinen Lehrern waren. Im J. 1752 kehrte er in seine Vaterstadt zurück, ward unter die Kandidaten des Predigtamtes aufgenommen, und am Gymnasium als Vikar in dem philosophischen Fache angestellt. Im J. 1753 wurde er Collaborator in der ersten Klasse, und gab in derselben Unterricht in der Mathematik, Metaphysik, und im Naturrechte. Den 1754 erhaltenen Antrag zum Rektorat nach Hanau schlug er aus, und wurde dafür am Gymnasium in Zweybrücken ordentlicher Professor. Im J. 1757 wurden ihm auch die lateinische Sprache und Geschichte zu lehren aufgetragen. Seine Schriften fanden bald vielen Beyfall, und seine gelehrten Verdienste wurden auch auswärts anerkannt. Im J. 1759 wurde er von der Baierischen Akademie der Wissenschaften in München, im Jahr 1765 von der Kurpfälzischen in Mannheim, dann vom historischen Institut in Göttingen, und von der gelehrten Geseltschaft in Duisburg zum Mitglied aufgenohmen. Von der Akademie der Wissenschaften zu München erhielt er für Beantwortung der Preisfrage: Wann sind die Landpfalzen in den Herzogthümern aufgekommen, und worin haben die Rechte und das Amt der Pfalzgrafen insonderheit der baierischen, bestanden? im J. 1765 den ganzen Preis. Der Herzog von Zweybrücken ernannte ihn zum Aufseher über die öffentliche Bibliothek, und zum Historiographen. Nach dem, im Jahr 1767 erfolgten Tod seines Vaters wurde er Rektor des Gymnasiums, und zugleich Assessor des reformirten Konsistoriums, welche Assessorsstelle er aber wegen schweren Verdrüßlichkeiten 1777 niederlegte. Vortheilhafte Berufungen nach Mannheim, Gießen, und Detmold lehnte er aus Liebe zu seinem Lehramte und zum Vaterland ab. Im Jahre 1788 erhielt er den Titel und Charakter eines Pfalzzweybrückischen Hofrathes. Schwere Familienleiden kamen über ihn; seine Gattin war immer krank, sein Hoffnungsvoller Sohn starb auf der Universität, und er verlor durch den Tod seine älteste Tochter, seinen Schwiegersohn Embser,> welcher seine zweite Tochter geheurathet hatte, und innerhalb wenigen Jahren seine besten Freunde. Er starb an den Folgen eines wiederholten Schlagflußes den 23. März 1790. In den verschiedenen Verhältnißen seines Lebens zeigte sich Crollius als ein achtungswerther und musterhafter Mann. In seiner Familie wurde er zärtlich geliebt, und machte sich dieser Liebe als ein theilnehmender Gatte, als ein besorgter Vater, und als ein sanfter Vorsteher seines ganzen Hauses würdig. Sein Herz war der wärmsten Freundschaft fähig, und wuste das Glück derselben zu schätzen. In der Gesellschaft war er sehr munter, und seine Heiterkeit verließ ihn nie ganz, auch nicht in seiner letzten Krankheit, wo ihm der erste Anfall eines Schlagflußes die ganze rechte Seite des Körpers, und ein zweyter die Sprache lähmte, und wo stille Ruhe, und zufriedene Ergebung in den Willen der Vorsehung, ihn denen, die um ihn waren, noch schätzenswerther machten. Seine Verdienste, die er als Schriftsteller hat, verdienen um so mehr Achtung, da der Wunsch, in einem grössern Wirkungskreise als Schriftsteller nützlich zu seyn, ihn niemals dahin verleitete, daß er seine eigentliche Bestimmung und seine Berufspflichten vernachläßiget hätte, was wohl von manchen Gelehrten geschiehet, die in öffentlichen Aemtern stehen. Mit klugem Eifer arbeitete er immer an der Verbesserung seines Gymnasiums; mit Sorgfalt und Treue unterrichtete er seine Schüler; und war nicht nur darauf bedacht, denselben einen reichen Vorrath nützlicher Kenntniße beyzubringen, sondern sie auch zur Tugend zu bilden. Seine Schriften:

Vergl. Memoria G. C. Crollii. Mit seinem von Verhelst in Kupfer gestochenen Bildniß. 4. Zweybrücken. 1790. Schlichtegroll’s Nekrolog auf das Jahr 1790. B. I. S. 223--234. Acta hist. Academ. Theodoro-Palatinae, wo sein Elogium von Lamey enthalten ist. B. VII. S. 5--11. Meusel’s Lexikon verst. Schriftsteller B. II. S. 231--235. Westenrieder’s Geschichte der Baier. Akad. der Wissensch. B. I. S. 147. 444 und 456. Ladvocats Handwörterbuch B. VII. S. 482.

  1. 1. Progr. de hoc mundo optimo, non perfectissimo. 4. Biponti. 1752.
  2. 2. Pr. de quantitate moralitatis actionum moralium. 4. ib. 1753.
  3. 3. Versuch einer Entdeckung der reinsten Quellen, und der wahren Beschaffenheit aller natürlichen Rechte u. Verbindlichkeiten. 4. Zweybrücken. 1754.
  4. 4. Das Frauenzimmer u. dessen Schönheiten, aus ihrem wahren Gesichtspunkt vorgestellt. Frankf. 4. 1754.
  5. 5. Genealogia veterum comitum Geminipontis. 4. Bipont. 1755.
  6. 6. Origines Bipontinae. Particula I. et II. ibid. 1757. Part. III. 1758. Part. IV. 1761. Zusammengedruckt u. fortgesetzt unter dem Titel: Originum Bipontinarum Pars I. in qua non solum res Bipontinae medii aevi, sed et alia scitu digna ad veterem Franciae Rhenanae, Westrasiae et Lotharingiae historiam pertinentia suo ordine explicantur. 1761. Partis II. seu historiae comitum Geminipontis genealogico -- diplomaticae Volumen I. quo res ab illis inde ab auctore gentis ad plenariam usque terrarum divisionem per sesqui seculum gestae aliaque plurima ad familiarum illustrium notitiam facientia explicantur. 1769.
  7. 7. De illustri olim bibliotheca ducali Bipontina, per duplicem temporum injuriam seculo superiori depertita Commentatio, qua simul Tilemanni Stellae, Sigenensis Mathematici et Geographi sec. XVI. celeberrimi, civitatis Bipontinae olim ornamenti, memoria renovatur. 1758.
  8. 8. Oratio de Homburgo, Westrasiano castro et oppido. Pars I. 1759.
  9. 9. Historisch rechtliche Gedanken vom Ursprung des Pfälzischen Münzregale. 1760.
  10. 10. Verbesserte Probe einer vollständigeren und richtigern Pfälzischen Geschichte in einer Nachricht von der Elisabeth von Sponheim. Zweybrücken b. Halnzy. 1762.
  11. 11. Erläuterte Reihe der Pfalzgrafen von Aachen, oder in Niederlothringen. eb. 1763. Fünf Fortsetzungen. eb. 1764--1775.
  12. 12. Unter dem angenohmenen Nahmen Christian Agricola: Disputatio de clausula art. IV. pac. Rysvicensis, ad ducatum Bipontinum non pertinente, qua simul Dissertatio quaedam Trevirensis de eadem clausula a. 1762 edita, convellitur, et ducatus Biponti auctus vere illustratur; accedunt XX. documenta. Ratisb. 4. 1766.
  13. 13. Scholae illustris olim Hornbacensis nunc Bipontinae historia. Prolusio I. Bipont. 4. 1767.
  14. 14. Progr. de antiqua musarum Bipontinarum in principes pietate. ib. 1767.
  15. 15. Memorabilia de Bernhardo Herzog. 4. ib. 1768.
  16. 16. Commentarius de Cancellariis et Procancellariis Bipontinis. 4. Francof. et Lips. 1768.
  17. 17. Von Vermählungen Herzoglich Fränkischer und Rheinpfalzgräflicher Erbprinzessinnen mit auswärtigen Fürsten. 4. Zweybrücken. 1769.
  18. 18. Brevis notitia historico -- diplomatica de cella S. Mariae in Offenbach ad Glanam. ib. 1769.
  19. 19. Westricher Abhandlungen. Erstes Stück, von den Grafen von Lützelstein. 8. eb. 1771.
  20. 20. Von dem guten Geiste menschlicher Institute, besonders der Schulen und ihrer Geschäfte. 8. eb. 1776. Stehet auch im Archiv der Erziehungskunst. Gießen. 1777.
  21. 21. Erster Versuch einer erläuterten Geschlechts Geschichte der ältesten Ahnherren des Baierischen Hauses. 4. Zweybrücken b. Löffler. 1776.
  22. 22. Denkmahl Karl August Friedrich des Einzigen, zu den Gedächtniß u. Grabmahlen des Pfalzgräflichen Hauses der Zweybrückischen, Veldenzischen und Birkenfeldischen Linien hinzugestellet; als eine Urkunde zur Pfalzgräfl. Geschlechtsgeschichte, mit vorläufigen Beschreibungen der Kirchen und Grüften, auch der Herrschaft Bischweiler. 4. Zweybr. b. Halanzy. 1785. [1]
  23. 23. Daß die Pfalzgrafen bei Rhein noch vor der Wittelsbachischen Regierung die ersten weltlichen Kurfürsten und Reichs Erbtruchsesse gewesen, und so die heutige Pfalzbaierische Kur ursprünglich für die Pfälzische Kur zu achten sey, wird mit zuverläßigen Zeugnißen der Geschichte dargethan. 4. Frankf. u. Leipz. 1786. 82 S. [2]
  24. 24. Programm: Zweybrückens Glück. 4. 1789.
  25. 25. Neue Zugaben zu der erläuterten Reihe der Pfalzgrafen bei Rhein, und zu Aachen, besonders: von Hermann I. Salischer Abkunft; von Hermann II. und dessen Nachfolgern; Heinrich II. von Lach, Sigfried von Ballenstädt und Wilhelm von Orlamünde, als Pfalzgrafen bei Rhein. Erstes Stück. Zweybrücken. 4. 1789.
  26. 26. Historisch geographische Beschreibung des Herzogthums Zweybrücken; ist den zweybrückischen historischen Kalendern von 1770 bis 1778 Stückweise angehängt worden.
  27. 27. Realregister der in den Zweybrückischen Wochenblättern 1763--1777 abgedruckten Zweybrückischen Verordnungen.
  28. 28. Bemerkung über die Zäringischen Ahnherren; in den Beyträgen aus den westlichen Gegenden Teutschlandes. Mannheim 1772. St. 2.
  29. 29. Beyträge zur Pfalzgräflichen Geschichte vom Jahr 1294 bis 1329 unter den Regierungen Pfalzgrafens Rudolph I. und Kaisers Ludwig von Baiern, mit 10 Beylagen: in den Abhandlungen der Baierischen Akademie der Wissensch. B. III. S. 43--146.
  30. 30. Von dem Ursprung und dem Amte der Provinzialgrafen in Teutschland; ebend. B. IV.
  31. 31. Vorlesung von dem ersten Geschlecht der alten Grafen von Veldenz und dessen gemeinschaftlichen Abstammung mit den ältern Wildgrafen von den Grafen in Nohgau; in Histor. et Commentat. acad. Elect. Theodoro-Palat. Manuh. 1770. B. II. S. 241--305.
  32. 32. Responsum ad questionem: an et qualis fuerit Franciae Ducatus, Rhenensis praecipue? ibid. 1773. B. III. S. 333--480.
  33. 33. Observationes genealogicae ad Palatinorum Wittelsbacensium comitum sylvestrium de Eberstein familias; ibid. 1778. B. IV. S. 255--271.
  34. 34. Vorlesung von dem zweyten Geschlecht der Grafen von Veldenz aus dem Hause der Herren von Gerolzeck in der Ortenau, mit Beylagen und Sigillen; ebend. S. 271--401.
  35. 35. Von den Grafen von Werla in Westphalen und iher Verwandtschaft mit dem Salisch Kaiserlichen Hause; ebend. S. 474--524.
  36. 36. Observationes geographicae ad illustrandum omnem tractum Mosellarum spectantes; ibid. 1783. B. V. S 187--322.
  37. 37. Gedanken über die nach dem akadem. Entscheid d. 2. Okt. 1782 noch nicht hinreichend beantwortete Preisfrage: Wie und wann sind die vier weltliche Erzämter des heil. röm. Reichs den durch die goldene Bulle darin bestättigten hohen Erzhäusern erblich geworden? ebend. S. 323--394.
  38. 38. Observationes de diversis recentiorum erroribus in struenda majorum familiae Salicae Wormatiensis S. Spirensis serie admissis rectiusque ea a familia Loganensi Conradi I. regis discernenda, quas praemittit probationibus Salicis; ibid. B. VI.
  39. 39. Gedanken über die wahre Beschaffenheit und den Ursprung der drey geistlichen Kurfürsten; ebend.
  40. 40. Kritische Berichtigung der Stelle im Tacitus von Augustus Ausschweifungen, die man nach seinem Tode anführte; ebend.
  41. 41. Beiträge zur Rolandischen Geschlechts Geschichte; ebend. B. VII. S. 420--452.
  42. 42. Klagen eines teutschen Jeremias über den Geist unserer Zeiten, eine Vorlesung; in Mosers patriotischen Archiv Th. 1.
  43. 43. An dem zweybrückischen Institut der klassischen Authoren war er Mitarbeiter und Mitherausgeber 1779--1781.
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Fußnoten

  1. s. Gött. gel. Z. 1785. III. S. 1581. Meusels lit. Annalen 1786. VI. S. 507.
  2. s. Schotts jur. Bibl. 1786. II. S. 346. Gött. gel. Z. 1786. II. S. 1291. Jen. Lit. Z. 1790. I. S. 548.