Georg Alois Dietl (GND 116112301)

Aus Personenlexika
Wechseln zu: Navigation, Suche


Daten
Nachname Dietl
Vorname Georg Alois
GND 116112301
( DNB )
Wirkungsgebiet Religion


Georg Alois Dietl in der BSB

DIETL (Georg Alois), der WW. und Theol Dr., kurfürstl. geistl. Rath, Pfarrer zu St. Martin und Professor der Aesthetik und der lateinischen Klassiker zu Landshut. Er wurde am 19ten Hornung 1752 zu Pressath, einem Marktflecken in der obern Pfalz, geboren, studirte in Amberg die Humaniora und die Philosophie, die Theologie aber auf der Universität zu Ingolstadt. Nach empfangner Priesterweihe gieng er als Hofmeister nach München, dann als Kaplan nach Ebnat in die obere Pfalz, und kam von da als Kuratus nach Mariatafer in Unterösterreich. Sein Aufenthalt daselbst traf eben die merkwürdige Epoche der Reformen, die Kaiser Ioseph II. im Kirchenwesen machte, und was war natürlicher, als dass die Lektüre vieler neuer Schriften, von denen er die besten wählte, und der Umgang mit vielen helldenkenden Männern, seinem Geiste eine andere Richtung, und den Anfang; jener Bildung gab, die ihm in der Folge bey einer Gattung Menschen Hochachtung, Liebe, Celebrität, und bey einer andern Hass, Verfolgung und Inquisition zuzog. Er kam wieder nach Baiern zurück, und wurde im Iahr 1784. zur Pfarrey Berg (aufm Hofberg genannt, einer dem Herrn von Chlingensberg gehörigen Hofmark nächst Landshut) berufen. Im Iahr 1786 gab er seine vertrauten Briefe heraus, in denen hin und wieder eine zu liberale Ansicht der Schultheologie herrscht. Er verbarg sich bey der Herausgabe dieser Briefe hinter dem Namen Yorik als hinter einer Blende, wie er selbst sagt, ward aber bald erkannt, und hatte beynahe auch Yoriks Schicksal: „Ein aufgerührtes Wespennest stach ihn halb todt.“-- Er kam, wegen der erwähnten Schrift und wegen der später gelieferten freundschaftlichen Briefe, auf Anstiften einiger Exjesuiten zu München, in Inquisition. Seine Schriften wurden sämmtlich verboten, und blieben es bis zum Regierungsantritt des aufgeklärten Kurfürsten Maximilian IV. Bey der gegen ihn zuerst zu München und dann zu Freysing geführten Untersuchung vertheidigte er sich, wie ich als Augenzeuge versichern kann, und aus den Akten versichern darf, mit Gelassenheit und Standhaftigkeit, und man konnte ihm nichts, als einige einer Missdeutung fähige, nicht mit möglichst grösster Vorsicht gewählte Ausdrüke zur Last legen; auch sprachen für seine Orthodoxie seine Predigten und Homilien, und die untadelhafteste Aufführung. Seit jenem unverdienten, ihn sehr rühmlich, und seine Feinde sehr unrühmlich charakterisirenden Schiksale, lebte er im Stillen sich selber, seiner Pfarrgemeinde, der Lektüre der alten Klassiker, und dem Studium der schönen Künste und Wissenschaften, als er von Sr. kurfürstl. Durchlaucht im Iahr 1801 zum öffentlichen Lehrer der Aesthetik an der hohen Schule zu Landshut ernannt, und dadurch, wenn ich mich so ausdrücken darf, in sein eigentliches Element versezt wurde.

Er gab heraus:

Predigten an seine Pfarrgemeinde, 8. München bey Strobl 1786, 360 S. 2te Aufl. 1792, 3te Auflage, ebend. 1802.

S. Ienaer ALZ. 1787, V. und 1790 Intelligenzblatt S. 1147. ADB. Anh. z. 53-86, B. III. S. 1654.
  • Vertraute Briefe eines Geistlichen in Baiern an seinen Freund, 8. Frankfurt und Leipz. (München) 1786, 16 Bog.
S. ADB. 103, B. I. S. 286.

Homilien über die sonntäglichen Evangelien, eine Erbauungsschrift für Leser von Geschmack, 8. München bey Strobl 1789, 374 S. 2te Auflage 1799.

S. ADB. 90, B. I. S. 95. Wirzb. gel. Z. 1790.

Gespräche eines Pfarrers auf dem Lande mit seinen Pfarrkindern, 8. München bey Strobl 1789, 51/2 Bogen.

S. ADB. 97, B. I. S. 31.
  • Freundschaftliche Briefe. Ein Pendant zu den vertrauten Briefen eines Geistlichen in Baiern. Erster Theil, an Freunde, 160 S. 2ter Th. an Freundinnen 120 S. München bey Strobl 8. 1790.
S. Obert. ALZ. 1790, II. S. 629--632. Ien. ALZ. 1791, II. S. 72. Bair. Landboth, 1790, n. XI. ADB. 103, B. I. S. 286.

Briefe über die mythologischen Dichtungen der Griechen und Römer, 8. München bey Lindauer 1799, 373 S.

S. Obert. ALZ. 1800, II. S. 822--825 Leipz. Iahrbuch d. neuest. Lit. 1801, Ian. S. 161.

Die schönen Künste und Wissenschaften bilden zur Humanität. Eine Antrittsrede, 8. Landshut bey Krüll 1801, 54 S.

Predigt auf das Fest der Verkündigung Mariä über Luk. I. 33, oder über das, was in der Religion wesentlich und bleibend, und was zufällig und veränderlich ist, 8. München 1802.

Rede, als die kurfürstl. Universität zu Landshut die ehemalige Dominikanerkirche in Besitz nahm, und daselbst den ersten akademischen Gottesdienst hielt, 8. Landshut bey Krüll 1802, 40 S.

Sein Porträt wurde von Weissenhahn in München in Kupfer gestochen, und den Homilien beygelegt. Ein verunglüktes Kunstprodukt, ohne die geringste Aehnlichkeit.

S. Eigne Sammlungen. Privat-Nachrichten. Meusels gel. Teutschl. 5te A. B. II. S. 54. Baaders Reisen B. I. S. 130. AL. Anzeiger 1800, n. 136 S. 1329, und n. 160, S. 1569. -- Im I. 1802 wurde er Stiftspfarrer und Kanonikus an dem kurf. Kollegiatstifte zu St. Martin in Landshut.


Vorheriger
Vorheriger
Eintrag
Seite 242 Seite 244 Nächster
Nächster
Eintrag