Johann Georg Ettlinger (GND 118722557)

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Daten
Nachname Ettlinger
Vorname Johann Georg
GND 118722557
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Johann Georg Ettlinger in der BSB

Ettlinger[1] (Johann Georg) geboren zu Grätz 1741. lernte bei einem dortigen Maler, Namens Embert, die Anfangsgründe der Malerkunst, in der Folge aber bei Tachmeyer zu Wien, und Oeffele[2] zu München. Ettlinger durchreiste einen Theil von Ungarn, hielt sich von 1768--1781 in der Schweiz, Schwaben, Franken und der Rheinpfalz auf, und erhielt endlich den 5. Mai 1781. zu München eine Anstellung als Hofmaler. Ettlinger hat sich im Bildnißmalen eine eigene, sehr kräftige Manier gemacht, die den deutschen Mann ausspricht, der mit keckem Pinsel gerade auf die Natur losgehet, nicht schmeichelt, sondern wahr bleibt.[3] Da sein Pinsel fett, und sein Kolorit etwas schmuzig ist; so muß man gestehen, daß er sich mehr für alte Männer- und Weiberköpfe eignet, und hierin sich auch am kräftigsten ausdrückt. Für junge Köpfe, und besonders für das zarte und weiche Fleisch der Damen ist er nicht so ganz willkommen, indem hierfür sein Inkarnat zu hart, sein Ausdruck zu grell, seine Schatten zu stark, und selbst seine Haare zu sträubend gemalt sind. Die königl. Gallerie zu München besizt von ihm sein Portrait auf Leinwand gemalt. Der verstorbene Professor und Buchhändler zu München, J. B. Strobel, besaß eine zahlreiche Kollektion von diesem Künstler gemalter Köpfe, deren John in Wien mehrere in Kupfer stach. Von seinen Gemälden haben mehrere Privaten in München sehr schöne und gut charakterisirte Portraite. Mannlich B. I. S. 146. II. Nro. 146. Von der oben angeführten Strobelschen Kollektion haben der Spiegelverleger Sebastian Kircher, und dessen Bruder Joh. Bapt. Kircher, Kartenfabrikant zu Landshut, dann Strobel’s Schwiegersohn, der königl. Hofmusikus Röth in München, mehrere Ettlingersche Köpfe an sich gekauft.


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Fußnoten

  1. Er wird auch Edlinger geschrieben
  2. Siehe: Oeffele.
  3. Wenn gleich an keinem Orte Deutschlands solch’ eine beträchtliche Anzahl Maler sich nach einem Meister bildete, daß sie im wahren Sinne des Wortes eine Schule gründen könnte, und wenn gleich die großen Maler Deutschlands keinen ihnen eigenthümlichen Charakter in ihren Werken äußern, da sich einige in Rom, Florenz, oder Venedig, und andere in Holland, oder den Niederlanden bildeten; sehr viele indessen ihre Regeln aus der Natur nahmen, sich nur an diese hielten, diese studirten; so pflegt man doch eine deutsche Schule anzunehmen ja einige französische Schriftsteller bezeichnen sogar den Charakter dieser Schule. Und in der That! mehrere deutsche Maler, worunter A. Dürer mit seinen Schülern und Nachahmern an der Spize steht, haben ihre Eigenheiten, und zeichnen sich durch die Genauigkeit, mit der sie sich an die Natur hielten, in Ausübung ihrer Kunst vorzüglich aus. In ihren Figuren ist deutscher Wuchs, das offene, freie Benehmen der Handlungen, unverkennbar und in den Gesichtszügen spricht sich deutlich der deutsche Charakter aus. Der deutsche Maler schmeichelt nicht, schwebt nicht in der Ideenwelt; sondern bleibt treu der Natur, bleibt wahr. Wenn der italienische Maler entweder nach Antiken der Griechen und Römer, oder nach der Natur der Italiener und Italienerinnen, und diese sogar nach den verschiedenen Provinzen, oder auch nach eigener Phantasie seine Menschen malt, kleidet, und handeln läßt; so wird man bei den Gemälden eines deutschen Meisters, der nicht im Auslande verbildet worden, nur Deutsche wahrnehmen. Nach den Gegenden und dem Klima von Deutschland wird der deutsche Landschaftsmaler seinen eigenen, diesen Gegenden und der Luft entsprechenden Ton haben, und der Bataillenmaler wird deutsche Tapferkeit, deutsche Stärke ausdrücken. Seine Gemälde werden mit seiner Sprache gleichen Gang halten: Beide donnern nieder, und schauerliche Scenen werden mit gleicher Kraft schauerlich wirkend dargestellt seyn. Das Kolorit des deutschen Malers ist natürlich, ungekünstelt, ohne Falsch, und eben daher auch von Wirkung. Sieht man deutsche Gemälde vor Entstehung der Oelmalerei an; so wird man den deutschen Fleiß nicht hieran verkennen. Jedes Härchen am Kopfe, jedes Gräschen auf einer Wiese u. s. w. ist besonders gemalt. Diese Genauigkeit gieng selbst in die ersten Gemälde deutscher Oelmalerei über. Man bemühte sich der Natur in den kleinsten Theilen getreu zu bleiben, und vergaß darüber den Effekt und vernachläßigte das Bild im Ganzen. Hätte es den Deutschen in ältern Zeiten nicht allein genügt Gemälde zu haben, sondern hätten sich dieselben zugleich bemühet die Namen der Künstler der Nachwelt zu verewigen; so würden wir einen reichhaltigen Stoff zur Geschichte der deutschen Kunst, der deutschen Schule haben, und dieser würde noch reichhaltiger ausfallen, wenn die Denkmäler altdeutscher Maler- und Bildnerkunst nicht durch Bilderstürmer, Feuersbrünste, Reformen und andere Unfälle zerstöret und vernichtet worden wären. So wissen wir z. B. welche Gemälde das Kloster Benediktbaiern im 11ten Jahrhundert, dann in den Jahren 1252 u. 1496. besaß; allein wir kennen nicht die Künstler, die dieselben verfertigten; denn der Chronikschreiber verschwieg sie uns. Caroli Meichelbeck Chron. Benedictoburanum. T. I. p. 97. 122. et 209. Die ersten deutschen Maler, von denen wir Nachricht haben, lebten gegen das Ende des 15ten Jahrhunderts, und seit dieser Zeit haben die Deutschen in ununterbrochener Reihe immer Maler gehabt, die, wenn sie auch die ersten Künstler Italiens nicht immer übertrafen, doch ihnen an die Seite gestellt zu werden verdienen. Sulzer’s allgem. Theorie der schönen Künste.