Johann Friedrich Hähn (GND 11870009X)
Daten | |
Nachname | Hähn |
Vorname | Johann Friedrich |
GND | 11870009X ( DNB ) |
Wirkungsgebiet | Religion, Wissenschaft |
Johann Friedrich Hähn in der BSB |
HÄHN (Johann Friedrich) den 15. August 1710 zu Baireuth gebohren, wo sein Vater Bürger und Bäckenmeister war. Nach erlernten Anfangsgründen kam er 1728 an das Gymnasium seiner Vaterstadt, und 1733 an die Universität nach Jena, wo er Theologie studirte, welche er dann zu Halle fortsetzte, und daselbst Lehrer am Waisenhaus wurde. Im Jahr 1736 kam er als Lehrer nach Kloster Bergen, wo er 1743 die Schulen Inspektion erhielt. Er wirkte hier, an den Schulen der Gegend, und an jenen zu Magdeburg viel Gutes, flößte den Kindern eine große Lust zum Lernen ein, suchte ihnen alles leicht und deutlich zu machen, und brachte das, unter seiner Direktion stehende, Schullehrer Seminar in guten Zustand. Im Jahr 1749 erhielt er den Ruf nach Berlin als Feldprediger der Königl. Gensd’armes, und nahm daselbst zugleich an der Realschule Antheil, an welcher er im Mai 1753, mit Aufgebung der Feldpredigersstelle, Inspektor, und auch zugleich adjungirter Pastor an der Dreyfaltigkeitskirche ward. Die Werkzeuge zu seinem Unterricht für die Kinder waren Bilder auf Papier und in Papparbeit, Modelle, allerley Spielwerke, und lauter Tabellen. Man nannte Hähn’s tabellarische Lehrmethode damahls die Literal-Methode, welche aber bald wieder von andern Pädagogen durch andere Unterrichtsmethoden verdrängt wurde. Im J. 1759 erhielt er die Beförderung als General-Superintendent der alten Mark und Priegnitz, wie auch als Inspektor und erster Domprediger in Stendal, wo er mit rastlosem Eifer vorzüglich an Verbesserung der Schulen arbeitete. Am 19. Jul. 1762 wurde er zum Königlich Preußischen Konsistorialrath, Generalsuperintendent des Herzogthums Magdeburg, Abten, und Direktor des Stifts und Klosters zu Bergen ernannt. Da ihm Jedermann beim Antritt dieser Würden Glück wünschte, war seine Antwort nur: Bittet Gott, daß ich der Mann bleibe, der ich bin! Allein, gar bald ward er anders, und zog sich dadurch grosse Verdrüßlichkeiten zu. Zwar arbeitete er mit ungemein großem Fleiße an der Schule, und gab an derselben selbst Lehrstunden, sorgte für eine gute Haushaltung, und bemühte sich ernstlich, die vorhandenen beträchtlichen Schulden des Klosters zu tilgen. Doch seine Sparsamkeit war übertrieben; seine Härte gegen die Unterthanen des Klosters drückend, und sein Eigensinn in allen Stücken wuchs immer mehr. Der in frühern Zeiten geschmeidige Mann ward nun äußerst stolz, und machte sich durch seine Herrschsucht jedermann abgeneigt. Durch die Ausführung seines Grundsatzes, daß es besser wäre, wenn das Kloster nur eine kleine Schule hätte, weil es bey einer grossen Anzahl von Zöglingen, auch viele Lehrer und Aufseher, viele Bedienten, und viel Holz haben müste, entstand gegen ihn bey der Regierung die Anzeige, daß er die Schule eingehen lasse. Diese, und manche andere Umstände hatten zur Folge, daß Hähn im Jahr 1771 aller Aemter zu Bergen entsetzt wurde. Dafür ward er aber noch in demselben Jahre zu Aurich in Ostfriesland Generalsuperintendent, Konsistorial- und Kirchenrath, Gymnasialdirektor, und Prediger an der Schloßkirche. Er starb am 4. Junius 1789. Von Person war er klein, sehr schwarz im Gesicht, nicht freundlichen, sondern finstern Blickes, und hatte am ganzen Körper eine gelbe Haut. In der Religion war er ganz Pietist, in seiner Lebensart ungemein mäßig, in seinen Geschäften sehr ordentlich. Er besaß viele Kenntniße, und wäre überhaupt ein vortrefflicher Mann gewesen, wenn ihn nicht Leidenschaften und Vorurtheile oft irre geführt hätten. Seine Schriften:
Vergl. Henke Archiv für die neueste Kirchengesch. B. II. St. 1. S. 156 u. St. 4. S. 605 u. B IV. St. 2. S. 599. Nova acta hist. eccles. B. IV. S. 1068 u. B. V. S. 362. Neershemius in den neuen Zusätzen zum Ostfriesländ. Predigerdenkmahl, Aurich 1774 S. 243. Charakteristik der Erziehungs Schriftsteller Teutschlands S. 143. Schlichtegrolls Nekrolog 1790. B. II. S. 333. u. Supplem. B. Abth. II. S. 144. Hirschings Handbuch B. II. Abth. 2. S. 238. Fickenschers Beyträge zur Gelehrtengeschichte S. 265. Fickenschers gel. Baireuth B. III. S. 156--181. Denkwürdigkeiten aus dem Leben ausgez. Teutschen S. 333. Meusels Lexikon verst. Schriftsteller B. V. S. 20--26. Bibliothek für das Schul- und Erziehungswesen B. VIII. S. 340. Ladvocats Handwörterbuch B. IV. S. 7.
- 1. Von der Verbindung der Wahrheit und Liebe. 8. Cotbus 1743.
- 2. Progr. de tirocinio romanorum, ad feliciorem praeceptorum formationem in scholis accomodando. 4. Magdeb. 1743.
- 3. De systemate quodam scholastico conficiendo. ib. 1744. Stehn auch in Bidermanns actis scholast. B. 2.
- 4. Von der Einrichtung nützlicher Schulen für die zarteste Jugend. Magdeb. 1744.
- 5. Fortgesetzte Anmerkungen zur Einrichtung nützlicher Schulen für Kinder, die an Jahren und Wissen weiter gekommen sind. 4. eb. 1745.
- 6. De rudimentis linquae latinae, tironibus solide, jucunde et compendiose tradendis. ib. eod.
- 7. Predigt von dem ernsten Willen Gottes. Dresden 4. 1745.
- 8. Das liebevolle Herz Gottes gegen die Sünder, über Joh. 3, 16. Leichenpredigt. 4. Magdeb. 1745.
- 9. Von einigen unerkannten Wohlthaten, welche Gott den Unterthanen durch die Obrigkeit erzeigt. eb. 1746.
- 10. Grundriß einer Kirchenhistorie für die niedern Schulen. eb. 1746.
- 11. Bewegliche Bitte, an christliche Eltern, bey Erziehung ihrer Kinder auf die Erhaltung der Taufgnade zu sehen. 8. Görlitz 1747. Dortmund 1747. Leipzig 1747. Frankf. u. Leipz. 1775.
- 12. Progr. num consultum sit, auctores classicos sine praevia ad eosdem praeparatione legendos tironibus proponere? Magdeb. 1747.
- 13. Gedanken, wie dem künftigen Verfall der Mathematil vozubeugen. II Programmen 1747 u. 1748. Stehen auch in Bidermanns actis scholast. novis B. I.
- 14. Kleine Schriften für Eltern und Kinder 8. Magdeb. 1748. Neue Aufl. Berlin 1753.
- 15. Observationes practicae in syntaxin latinam tironibus rite tradendam 8. Magdeb. 1748.
- 16. Warum und wie die Naturlehre der Jugend auf Schulen bey Zeiten sollte beygebracht werden. 4. ebend. 1749.
- 17. Agenda scholastica: oder Vorschläge, Lehrarten und Vortheile, welche sowohl überhaupt zur Einrichtung und Erhaltung guter Schulanstalten, als auch besonders zur Beförderung und Erleichterung des Lehrens und Lernens abzielen. X. Stücke. Berlin 8. 1750.
- 18. Erläuterung einer in Kupfer gestochenen Vorstellung von der Sächsischen Historie. eb. 1751.
- 19. Erläuterung einer in Kupfer gestochenen Vorstellung des Brandenburgischen Hauses, nebst Anweisung, wie das Nöthigste von der Genealogie, Geographie, Heraldic, Numismatic, und der eigentlichen Historie, der Jugend gründlich, deutlich und vortheilhaft beyzubringen; zum Gebrauch der Realschule in Berlin. 12. eb. 1751. 2te Aufl. eb. 1759.
- 20. Bußpredigt von den vier Eigenschaften wahrer Gläubigen. eb. 1752.
- 21. Predigt von der nöthigen Prüfung des Herzens. eb. 1752.
- 22. Predigt von der Verwerfung der Gnade Gottes. eb. 1752.
- 23. Wie das Nothwendige und Nutzbare von Sprachen, Künsten, und Wissenschaften der in hiesiger (Berlinischen) Realschule studierenden Jugend eine Zeit her vorgetragen worden. 4. eb. 1753.
- 24. Sammlung kleiner Schriften für Eltern und Kinder. eb. 1754.
- 25. Die Völkerhistorie alten Testaments, mit einer chronologischen und synchronistischen Tabelle. eb. 1754.
- 26. Betrachtung des Weinachtfestes in einer Gott wohlgefälligen Feyer desselben. eb. 1754.
- 27. Gute Wirkungen des Krankenbettes. Erstes Stück. eb. 1755. 2tes Stück. eb. 1760.
- 28. Kurze Erläuterung einer in Kupfer gestochenen Vorstellung von der biblischen Geschichte. 8. Berlin 1755. Noch 3 Auflagen. eb. 1757--1767.
- 29. Bekehrung des Hrn von Bardeleben Obristen des Regiments vom Markgrafen Karl. eb. 1755.
- 30. Die heilsame Erinnerung an die Taufgnade, Predigt. 1756.
- 31. Dankpredigt wegen des bey Lowositz erfochtenen Sieges: Das pflichtmäßige Verhalten christlicher und rechtschaffener Unterthanen gegen Gott und den König. 8. Berlin 1756.
- 32. Predigt vom schuldigen Dankopfer für die grossen Gnaden Erweisungen Gottes. eb. 1757.
- 33. Predigt von der redlichen Gesinnung eines rechtschaffenen Lehrers gegen seine ihm anvertraute Gemeinde. eb. 1757.
- 34. Vom Glaubensgehorsam wahrer Christen bey den bekümmerlichen Führungen Gottes, Predigt. eb. 1757.
- 35. Von der Freudigkeit und Hoffnung eines rechtschaffenen Knechtes Gottes bey dem Antritt seines Lehramtes. eb. 1757.
- 36. III Programmen. Untersuchung, was Soliditas oder Gründlichkeit, wie in allen Stücken, also vornehmlich in den Schulsachen heiße. 4. Berlin 1757--1759.
- 37. Predigt vom Schriftmäßigen Verhalten wahrer Christen, über Ephes. 5. eb. 1758.
- 38. Letzte Stunden einer von Jesu wieder gefundenen Sele. eb. 1758.
- 39. Predigt vom fröhlichen Suchen des geistlichen Israels über die erfüllten Verheissungen Gottes. eb. 1758.
- 40. Predigt von der nöthigen Untersuchung seines Selenzustandes, bey dem Ende des zurückgelegten Jahres. eb. 1759.
- 41. Die kleine Glaubenslehre. 4 Auflagen.
- 42. Das Berliner Schulbuch, in drey Theilen. 3 Auflagen.
- 43. Geometrie in Tabellen. 3 Auflagen.
- 44. Die allgemeine Erkenntniß von Gott, dem Menschen, und der Welt. 3 Auflagen.
- 45. Die grössere Glaubenslehre. Berlin. Mehrere Auflagen. Neue Aufl. eb. 1777.
- 46. Kurze Erläuterung einer in Kupfer gestochenen Charte der römischen Kaiser, nebst Anweisung. 5 Auflagen.
- 47. Die Erläuterung des Erdbodens, mit 22 kleinen Landcharten. Mehrere Auflagen.
- 48. Glaubenslehren und Lebenspflichten der Christen, in Tabellen. Berlin 2 Auflagen 3te Aufl. 1763. 4te Aufl. 1767.
- 49. Antrittspredigt: Die wahre Gestalt eines evangelischen Lehrers. 8. Stendal 1759.
- 50. Trigonometrie in Tabellen, nach Theorie und Praxis. Mit Kupfern. Berlin 1760. 2te Aufl. eb. 1776.
- 51. Vorläufige kurze Nachricht von der neuen Einrichtung der Stendalischen Stadtschule. 1760.
- 52. Die Amts und Selenführung Jesu. Bey Einführung eines neuen Inspektors zu Wittstock. 8. Stendal. 1760.
- 53. Gründliche Anweisung zur Rechenkunst, zum Gebrauch der Jenaischen Schulen. 8. Jena 1761.
- 54. Fortsetzung des von Abt Steinmetz angefangenen geistlichen Magazins, zum Gebrauch für Lehrer, und andern Christen IV. Bände. Magdeb. u. Leipz. 8. 1762--1773.
- 55. Schreiben an die ihm untergeordnete Prediger, denen er seine Erhebung zum Abt meldet. Fol. Berlin 1763.
- 56. Progr. I--V. Cur tam multa consilia atque auxilia in emendanda re scholastica expectationi minus responderint? Magdeb. 4. 1763--1767.
- 57. Von der im Christenthum nöthigen Verbindung der Wahrheit und Liebe. 8. Copenhagen 1767.
- 58. Neu eingerichtetes Rechenbüchlein. Jena 1769. Neue Aufl. eb. 1770.
- 59. Predigten, nebst einem Anhang von den guten Wirkungen des Krankenbettes. Erste und 2te Sammlung. Berlin 1771. 3te Sammlung. eb. 1772.
- 60. Die merkwürdige Vorstellung Jesu von dem Gnadenreiche Gottes auf Erden. Bey der Einführung des Inspektors Werkenthien. 4. Stendal. 1771.
- 61. Abschiedspredigt von Stendal: Die Beruhigung und Freudigkeit eines evangelischen Lehrers, welcher von seiner Gemeinde Abschied nehmen will, 4. ebend. 1771.
- 62. Antrittspredigt zu Aurich: Von den nöthigsten Eigenschaften eines tüchtigen Zeugnißes des von Gott auferwekten und erhöhten Heilands. 8. Leipz. 1772.
- 63. Erläuterung einer in Kupfer gestochenen Vorstellung von der Reformationsgeschichte. 1772.
- 64. Kurzgefaßte Beschreibung verschiedener Maschinen, und eines Koch- und Bratofens, zum Nutzen und Gebrauch der Oekonomie zu Kloster Bergen im Grossen errichtet. 8. Leipz. 1772.
- 65. Betrachtung über II Thimot. 1, 6. welche ehemals in dem geistl. Magazin Samml. 2. St. 2 eingerücket, nunmehr aber zu gemeinnützigen Gebrauch besonders abgedruckt worden. eb. 1772.
- 66. Einweihungspredigt der Kirche zu Emden: Der rechtmäßige und heilsame Gebrauch erbauter Kirchen. 4. Aurich 1775.
- 67. Ausführliche Abhandlung der Litteral Methode. 8. Berlin 1777.
- 68. Einweihungspredigt der Kirche zu Wittmundt: Empfehlung zweyer nöthiger Stücke. 1777.
- 69. Betrachtungen über Jesaias 35, 3. zur Ermunterung und Beruhigung bekümmerter Gemüther. 8. Aurich 1781. 2te Auflage. Bremen b. Förster 1782.
- 70. Mehrere Programmen, und Leichen Predigten.
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