Iohann Franz Seraph von Kohlbrenner (GND 121550729)

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Daten
Nachname von Kohlbrenner
Vorname Iohann Franz Seraph
GND 121550729
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kunst


Iohann Franz Seraph von Kohlbrenner in der BSB

von KOHLBRENNER (Iohann Franz Seraph), kurfürstlicher wirklicher Hofkammer- Mauth- und Kommertienrath in München. Er stammte aus einem sehr alten Haus zu Kohlbrenn ab, das bereits um das Iahr 1429 unter Herzog Heinrich zu Landshut existirt, und aus welchem einer der Kohlbrenner dem Landesfürsten in einer Gefahr das Leben gerettet haben soll. Sein Vater Rupert hatte vom Iahr 1719 über den Salz- Fass- und Salzscheibenstoss, dann vom Iahr 1736 die Mitaufsicht über das ganze baierische Salzmateriale, nebst der Materialrechnung bis 1752 mit gänzlicher Zufriedenheit versehen. Iohann Franz Seraph Kohlbrenner wurde am 17ten Okt. 1728 zu Traunstein in Oberbaiern geboren, wo er von seinem Vater, von seiner frühen Iugend an, in der Schreibstube gebraucht, und zur Bräuamtsmaterialverwaltung, dann zum Salzmairamt angeleitet ward. Er zeigte bey seinen Arbeiten, ohne förmlich studirt zu haben, und ohne bey den mechanischen Schreibers-Verrichtungen stille zu stehen, gründliches Selbstdenken, und ordnete das weitläufige Salzmairamtsarchiv, das in den Kriegszeiten nach Stübich gebracht, und sehr in Unordnung gerathen war. Seine Einrichtungen erhielten den vollkommensten Beyfall einer kurfürstlichen Kommission, welche um jene Zeit in Betreff des Salinenwesens nach Traunstein gekommen war, und da seine Fähigkeiten auf diese Art immer rühmlicher bekannt wurden, kam er im Iahr 1753 nach München, und erhielt die Mitaufsicht über die Registratur der kurfürstlichen Hofkammer, wo er sich eigentlich bey seinem eisernen Fleisse, mit den Verhältnissen, den Tugenden und den Gebrechen der damaligen kameralistischen und statistischen Verfassung Baierns bekannt machte, und zu gleicher Zeit seine Arbeiten bey dem baierischen Salinen- und Waldwesen ununterbrochen fortsezte. In den I. 1757 bis 1761 wurde er nach Tyrol geschikt, um Triftholz- und Klausengebäude und Wasserrisen anzulegen, die nöthigen Verträge zu schliessen, und neue Einrichtungen in Betreff der Holzlieferung nach München besorgen zu helfen. Während dieser Zeit half er auch zu Salzburg bey den Salzgeschäften und den dortigen Salzverträgen mit Baiern mitarbeiten. Im Iahr 1762 legte er zu Lechhausen unweit Augsburg, einen dem kurfürstlichen Aerarium höchst vorteilhaften Holzgarten an, und wurde bald darauf nach Regensburg gesendet, wo er mit der Reichsstadt glückliche Vergleichungen in Zollsachen zu Stande brachte. Zugleich vollendete er andere ihm übertragne Mauthgeschäfte, und erhielt bey der kurfürstlichen Hofkammer und dem Mauthdirektorio die Sekretarsstelle. Im Iahr 1764 verfertigte er seine geographische Mauthcharte von Baiern, gab andere, unten angezeigte, Schriften, und vom Iahr 1766 an, das Münchner Intelligenzblatt heraus, welches er bis an seinen Tod fortsezte. Im Iahr 1773 ward er zum wirklichen kurfürstlichen Hofkammer- und Kommerzienrath befördert. Eine seiner lobenswürdigsten Bemühungen war sein hin und wieder, aber doch nicht allgemein, gelungener Versuch, den Kirchengesang, statt des geistlosen Rosenkranz- und Litaneyenbetens, beym öffentlichen Gottesdienste einzuführen. Er hatte auch vielen rühmlichen Antheil, dass zu München die bis dahin noch häufigen Begräbnisse in der Stadt, und die vielen Kreuzgänge eingeschränkt wurden. Zum Mitgliede machten ihn folgende gelehrte Gesellschaften: die fürstliche zu Anhalt-Bernburg 1772; die k. k. Akademie zu Roveredo 1773; die ökonomische Gesellschaft zu Burghausen 1773; die ökonomische zu Diespa in der Lausiz 1774; das Institut der Moral und schönen Wissenschaften zu Erlangen; die naturforschende Gesellschaft zu Zürich 1778; und die Akademie degli aspiranti in Corregliano 1782. Im I. 1778 wurde er vom Kurfürsten Karl Theodor in den Reichsritterstand erhoben. Er war ausserordentlich und unausgesezt thätig, und betrieb seine Plane stets mit Heftigkeit. Er war sehr lebhaft, und sehr gesprächig, aber selten ganz fröhlich. Auch hatte er sich nicht nach dem Ton der seinen Welt gebildet, und seine kleine bucklichte Gestalt war in derselben nicht empfehlend. Unter seinen Fehlern, von deren Vorwurf ihn selbst seine Freunde nicht bewahren konnten, war vorzüglich Eigennutz sichtbar. Er blieb unverheurathet, und starb am 6ten Iun. 1783 im 54sten Iahre seines thätigen, und in mancher Hinsicht nützlichen Lebens. Er liegt in München auf U. L. Fr. Gottesaker zu St. Salvator begraben, und auf seinem Grabmale steht; „Er war ein bürgerlicher Schriftsteller, und ein thätiger Bürger; Eine seltne Kühnheit im Unternehmen, und eine nie besiegte Statthaftigkeit im Ausführen zeichneten ihn bey seinen Zeitgenossen aus.--

Er gab heraus:

Geographische Mautcharte von Baiern, vorstellend alle zu Wasser und zu Land hergebrachte Mauthstationen und Accisämter, sammt den dahin führenden Kommerzial- und Landstrassen, entworfen 1764, renov. 1768, (wurde zweymal, in grossem und kleinem Qu. fol. Format gestochen).

Kurbaierische Münchner Intelligenzblätter, 4. 1766--1783.

Neuer Address-, Kunst- und Handwerkskalender für das Iahr 1769 zum nützlichen Gebrauch der Reisenden über Land, wie auch der Handlung und Gewerbschaften in und ausser Lands Baiern: respective ein bürgerliches Handbuch, worinne die vornehmsten Künstler, Handwerker, Fabrikanten und Handelsleute mit ihren Addressen vorgetragen, auch sonst die allerersten Nothwendigkeiten zum Dienst des Nahrungsstandes und der guten Haushaltung aus dem Reiche der Wissenschaften enthalten sind, mit eingemengt lustigen und doch lehrreichen Anmerkungen, auch mit einer Landcharte von Baiern und der obern Pfalz versehen, 8. München 1769, 168 S.

S. Münchner Intelligenzblatt 1768. S. 261.

Der baierische und pfälzische Landmann 1769, Augsb. bey Stage, 8. 1774.

  • Erklärungen, wie es mit der kurbaierischen Mauthordnung in Betreff der hohen Komitialgesandten in Regensburg zu nehmen sey. 1771.

Der heilige Gesang zum Gottesdienste in der römisch katholischen Kirche. (In Gesellschaft mehrerer Mitarbeiter). Mit Melodien, 8. Landshut bey Hagen 1777. München bey Ruprecht 1777, Auszüge und mehrere Auflagen, 8. München bey Thuille 1778, 1779, wurde öfters nachgedruckt 1777--1780.

S. Münchner Intelligenzbl. 1777, S. 410. Nürnb. gel. Z. 1777. S. 643. und 1778, S. 181.

Unterricht für die Anfänger in der Schreibkunst, mit den nöthigen Mustern und Vorschriften, München mit 20 gestochenen Blättern 1775.

Materialien für die Sittenlehre, Literatur, Landwirthschaft, zur Kenntniss der Produkte, und für die Geschichte alt und neuer Zeiten, 4. München 1773, 256 S.

Materialien zum Dienste des Landmanns, zur Ausbreitung nützlicher Kenntnisse, zur Literatur, Sittenlehre und guten Geschmack, 4. München 1774, 208 S.

  • Uebung des Glaubens, der Hoffnung und Liebe, nebst andern gewöhnlichen Kirchengebeten, zum Gebrauch in Besuchung der vorgeschriebenen 4 Kirchen des Iubiläums, München 1776.
  • Allgemeines Gebet für den Vater des Vaterlandes u. s. w. oder Bittgesang um die Genesung Sr. kurfürstlichen Durchlaucht u. s w. München gedr. b. Thuille 1777.

Materialien zur Geschichte des Vaterlandes, dessen heutige Geographie, Naturprodukte, Landwirthschaft, Manufakturen, Nahrungsstand, alte Sitten und Gebräuche in verschiedenen Gegenden Baierns, dann der Herzogthümer obern Pfalz, Neuburg und Sulzbach, 4. erstes Stück. München 1782, 96 S.

S. Annalen der bair. Lit. B. III. S. 104. ADB. 56 B. II. S. 514, Nürnb. gel. Z. 1782, S. 481.
  • Andächtige Betrachtung der fürnehmsten Schmerzen Mariae der Mutter des Sohns Gottes des Gesalbten, 8. München 1783.
  • Die Oelbergandacht für die Stadt- und Landpfarrkirchen der erzbischöflich salzburgischen Diöces, 8. München 1784, (nach seinem Tode herausgegeben).
  • Beyträge zur Landwirthschaft und Statistik in Baiern. Ein hinterlassnes Werk, 8. München 1784.

Sein Porträt wurde von Ign. Öfele gemahlt, und von Weissenhahn gestochen.

S. Eigne Sammlungen. Leben des Ioh. Franz von Kohlbrenner von Westenrieder, 8. München 1783, 148 S. Kohlbrenner wie er war, oder Anmerkungen zu dessen Leben 1783, 110 S. Hambergers und Meusels gel. Teutschl. Münchner Intelligenzbl. 1783, S. 220, 235, 311, 376, 348 und 472. Nikolai Reise B. VI. S. 675. ADB. 54 B. II. S. 613, und 55 B. I. S. 308. Hirschings Nachrichten von sehenswürd. Samml. B. IV. S. 256. Ladvocats fortges. histor. Handwörterbuch B. V. S. 1030. Meusels Lit. der Statistik, S. 320.


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