Felix Adam Freyherr von Löwenthal (GND 100370985)

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Daten
Nachname Freyherr von Löwenthal
Vorname Felix Adam
GND 100370985
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Felix Adam Freyherr von Löwenthal in der BSB

Freyherr von LÖWENTHAL (Felix Adam) Königl. geheimer Rath zu München. Die hier folgenden biographischen Notitzen, aus einer eigenhändigen, vom Freyherrn von Löwenthal mir wenige Jahre vor seinem Tode mitgetheilten, Selbstbiographie gezogen, wurden von mir zuerst in der Zeitschrift für Baiern u. die angränzenden Länder (München 1816) B. IV. S. 79--84 geliefert. Löwenthal von Deining in der obern Pfalz gebürtig, stammte aus einer Familie, die sich in ihren Besitzungen in der obern Pfalz lang erhalten hat, indeme schon sein Ur-urgroßvater Albrecht Sigmund, welcher anfangs Königlicher Rath zu Prag war, und sich daselbst mit Amalie Franziska Baronin von Masanz und Frieberg verehelicht hatte, in Oberpfälzische Dienste als Münzdirektor trat, und die Hofmärkte Lixenried im Landgerichte Waldmünchen, und Preck bey Amberg kaufte. Dieser Albrecht Sigmund Löwenthal erwarb sich im J. 1626 den Adel wegen seiner Verdienste um das Münzwesen in Prag, und seiner bedeutenden Vorschüße im Böhmischen Kriege, weswegen er auch noch 1654 mit der Bewilligung, einen zweyten Helm im Wappen zu führen, belohnt wurde. Sein Urgroßvater, nämlich des eben erwähnten Sohn, Heinrich Karl besaß die nämlichen Güter. Sein Großvater Johann Heinrich Franz, welcher anfangs Forstmeister zu Neumarkt in der obern Pfalz, dann Schultheißenamts-Kommissär daselbst, endlich Hauptpfleger zu Wolfstein war, besaß ebenfalls das Gut Preck, kaufte noch die Hofmärkte Deining und Leutenbach, wurde in dem Kriege zwischen Oestreich und dem Kurfürsten Maximilian Emanuel als Geisel fortgeführt, und muste lange und mit grossen Unkosten in dieser Pfandung aushalten. Sein Vater Johann Adam Felix machte die Feldzüge im Baierischen Kriege unter seinem Fürsten Kaiser Karl VII. und auch mit den Baierischen Hilfstruppen in Ungarn gegen die Türken mit, und starb als Grenadier-Hauptmann des Graf Morawitzkischen Infanterieregiments. Dessen Sohn Felix Adam, von dem ich hier zu reden habe, war bey seiner Vaters Tod noch nicht volle zwey Jahre alt, und gerieth schon in seiner ersten Jugend in sehr mißliche Umstände; denn seine Güter waren durch den vorhergegangenen Krieg sehr ruinirt, und seine Vormundschaft kümmerte sich um ihn gar nicht. Er erhielt den Vorbereitungsunterricht beym Ortspfarrer Georg Zinkl zu Deining, kam dann an das Gymnasium zu Ingolstadt, studirte an der dortigen Universität die Philosophie und die Rechte, welche er im J. 1764 absolvirte, praktizirte hierauf zu Freystadt, und wurde 1766 zu Amberg Kurfürstl. Regierungsrath, dann zugleich Kirchen-Deputationsrath, und Schulkommissär der teutschen und lateinischen Schulen in der obern Pfalz. Es wurden ihm die Gränz- und andere sehr wichtige Geschäfte übertragen, und nach dem Tode des Kurfürsten Maximilian des dritten muste er in jenen äußerst kritischen Zeiten alle Arbeiten übernehmen, die die in Anspruch gezogenen Reichs und Böhmischen Lehen in der obern Pfalz und der Landgrafschaft Leuchtenberg betrafen. Nachdem er zehen Jahre lang als unbesoldeter Rath seine Mittel dem Staate zum Opfer gebracht hatte, rückte er endlich im J. 1776 in die, damahls ziemlich geschmeidige, Regierungsraths Besoldung ein, und verehelichte sich im nämlichen Jahre mit Christine Freyin von Merz von Zogenreuth. Im Jahre 1784 ernannte ihn der Kurfürst Karl Theodor aus eigenem Antriebe zum Regierungs-Kanzler zu Amberg, und Lehenprobsten der obern Pfalz, dann zum wirklichen geheimen Rath, und erhob ihn unterm 11. April 1785 in den Freyherrnstand. Nun wurden aber seine Neider und Feinde, zu welchen sich sogar seine eigenen Klienten gesellten, im Finstern thätig, schwärzten ihn rückwärts bey Hofe an, und wusten es so weit zu bringen, daß er noch vor Ende des Jahres 1785, ohne über irgend eine allenfallsige Klage vernohmen worden zu seyn, vom Kanzler- und Lehenprobstamte suspendirt, dann im Mai 1786 mit einer Pension entlassen, und auf sein Landgut verwiesen wurde. Aber auch die Pension ist ihm im Jahr 1787 eingezogen, und zugleich der einträglichste Theil seiner Besitzungen entrissen worden. Er trug sein unverdientes Unglück standhaft als Mann, als Weiser, und als Christ. Der Verlust seines Amtes und des meisten Vermögens, und der auch in die obere Pfalz verbreitete Krieg, hatten fast seine ganze bürgerliche Existenz zerstört. In der Schlacht, die zu Deining zwischen den Franzosen und Oesterreichern den 22. August 1796 vorgieng, ward er persönlich allem Ungemach, allem Schrecken des Krieges, und mehrmahliger Todesgefahr ausgesetzt. Achtzehen Gebäude wurden im Dorfe eingeäschert, sein Schloß zwischen dem Kanonenfeuer beyder Heere von den Flammen ergriffen, zwar mit Mühe gerettet, aber die Schloßgebäude sehr ruinirt, und die Hauseinrichtung theils zerstört, theils geplündert. Er leistete nachher alles Mögliche, seinen durch Brand, Contributionen und Plünderungen verunglückten Mitbürgern und Unterthanen wieder aufzuhelfen, und leitete selbst die Bauart ihrer wieder herzustellenden Häuser. Mit Gelehrten, und mit literarischen Gesellschaften setzte er sich in Verbindungen, und widmete sich vorzüglich der Landesgeschichte. Er führte auch nicht nur seine Unterthanen, sondern das, für das Gute sehr empfängliche, Landvolk der Gegend zu allerley nützlichen Kulturanstalten, verbreitete mehrere tausend gutgerathene Obstbäume der besten Sorten, und ertheilte selbst den Landleuten praktischen Unterricht in der Baumzucht. Der Rest seines Vermögens stand am Rande des Verderbens, als für ihn auf einmal Entschädigung und Hilfe erschien. Maximilian Joseph übernahm im Hornung 1799 die Regierung Baierns. Er ernannte den Freyherrn von Löwenthal zu seinem geheimen Rathe, zum geheimen Oberpfälzischen, Sulzbachischen, und Neuburgischen Justiz-Referendär zu München, rettete ihn, nach einem zwey und zwanzig Jahre lang angedauerten Besoldungslosen und leidenvollen Zustande, und setzte ihn auch, so viel es möglich war, in das entrissene Eigenthum wieder ein. Er führte auch das erwähnte Referat am Justiz-Ministerium so lange fort, bis die Provinzen Baierns in Kreise verwandelt wurden, und widmete sich dann noch im hohen Alter literarischen und historischen Forschungen. Er starb am 24. März 1816. Schriften:

  1. 1. Rede von dem wahren Patrioten, gehalten beym ersten Eintritt als Kanzler in die Kurfürstliche Regierung. 4. Amberg 1784.
  2. 2. Geschichte des Baierisch Landshutischen Erbfolgekriegs, nach dem Tode Herzogs Georg des Reichen zu Baiern-Landshut, und Beweis der widerrechtlichen Veräusserung der, von der Reichsstadt Nürnberg damahls occupirten Pfalzbaierischen Stamm-Fideicommiß- und Lehnsherrschaften, Städte, Klöster, u. a. Güter, sammt der Widerlegung der 2 Nürnbergischen Druckschriften unter den Titeln: Urkundliche Bemerkungen, und Geschichts u. Aktenmäßige Darstellung. Zwey Theile. München u. Regensburg in Comm. b. Montag. 4. 1792. 1 Alph. u. 21 Bog. [1]
  3. 3. Geschichte vom Ursprunge der Stadt Amberg, von dem Wachsthum derselben unter ihren Beherrschern, den Markgrafen auf dem Nordgaue, dann den Herzogen aus dem Hohenstaufischen Hause, und endlich von der Ausbildung durch die Privilegien, durch die Gewohnheiten, durch bürgerliche Verfaßung unter den Herzogen in Baiern und Pfalzgrafen bey Rhein. In drey Theilen u. dem Urkundenbuch. München gedruckt b. Hübschmann. 4. 1801. 496 S. Zueign. u. Vorr. 20 S. Urkundenb. 172 S. [2]
  4. 4. Aufsätze im Oberpfälzischen Wochenblatte, und in mehreren Zeitschriften.
  5. 5. Größtentheils aus seinen Papieren gab sein Sohn Johann Nepomuk Freyherr von Löwenthal heraus: Geschichte des Schultheissenamts u. der Stadt Neumarkt auf dem Nordgau, oder in der heutigen obern Pfalz, in zwey Theilen. 8. München 1805.
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Fußnoten

  1. s. Obert. Lit. Z. 1792. II. S. 101. Jen. Lit. Z. 1795. III. S. 209. Neue allg. t. Bibl. B. 2. I. S. 303.
  2. s. Obert. Lit. Z. 1801. II. S. 737. Münchner Regier. u. Intell. Blatt 1801. S. 636. Kiefhaber’s Nachr. v. Nürnb. B. 3. S. 1.