Anton Johann Lipowsky (GND 117042706)

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Daten
Nachname Lipowsky
Vorname Anton Johann
GND 117042706
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Anton Johann Lipowsky in der BSB

LIPOWSKY (Anton Johann) Kurfürstl. geistlicher Raths Sekretär zu München. Die Lipowskysche Familie ist ursprünglich ein Böhmisches Geschlecht, und im Königreich Böhmen durch die Landtafel Registrirung der Lipowsky aus Lipowitz, einem 3 Stunden von Prag entlegenen Gut und Rittersitze, bekannt. Sein Urgroßvater Prokop Lipowsky von Lipowitz schlug sich als ein junger Mensch im Jahre 1619 auf die Seite des Pfalzgrafen Friedrich, sogenannten Winterkönigs, verließ Böhmen wegen der Religion, kam aber dahin, nach einem 19 Jahre lang mit dem Pfalzgrafen ausgestandenen grossen Elend, wieder in Geheim zurück. Sein Großvater Augustin war in Böhmen herrschaftlicher Verwalter. Sein Vater Wenzel Lipowsky kam nach Baiern, und ward Graf Tattenbachischer Bräu- und Wirthschaftsverwalter zu St. Martin im Innviertel, und hier wurde unser Anton Johann Lipowsky am 28. November 1723 gebohren. Er studirte, von 1737 an, zu Passau, Salzburg, und Ingolstadt, wo er das Lizentiat beyder Rechte erhielt, und dann als Sekretär in die Dienste des damaligen Baierischen Oberststallmeisters Gr. v. Tattenbach trat. Im J. 1756 wurde er in München Kurfürstl. geistl. Raths Sekretär, und im J. 1758 verehelichte er sich mit Adelhaid von Geretshofen, aus welcher Ehe 9 Kinder, nämlich 3 Söhne und 6 Mädchen, entstanden. Er arbeitete in vielen wichtigen Prozessen als Anwald mit dem glücklichsten Erfolge für seine Partheyen, und in den Stunden; die ihm seine Amts- und juristischen Geschäfte übrig ließen, forschte er mit einem eisernen Fleiß in der Baierischen Geschichte. Er verband sich mit den würdigen Männern, welche damals in München die Akademie der Wissenschaften stifteten, und erschien im Jahr 1759 schon bey der ersten Sitzung als Mitglied der historischen Klasse. Bey seinen schweren Arbeiten, und nur geringen Einkünften lebte er übrigens immer gelassen und ruhig. Im Manuscripte einer von ihm eigenhändig zurückgelaßenen Skizze seiner Lebensumstände steht am Ende: Artes tractabam totius tempore vitae, et quae sunt mundi praemia, pauper eram! Zwar wollte sich Lipowsky’s Schicksal noch bessern; aber nur die Nachricht, nicht der Genuß ward ihm zu Theil. Er wurde zum Kurfürstl. Landesregierungsrath ernannt; am 20. Oktober 1780 hätte er dem Collegium als Rath vorgestellt werden sollen, und Tags vorher den 19ten starb er am Blutbrechen. Seine Grabschrift, die er sich selbst kurz vor seinem Tode aufgesetzt hatte, und die auch an seiner Grabstätte zu lesen ist, heißt: Hic jacet Ant. Jo. Lipowsky Bojus, sui suorumque renovationem expectans, qui aliquibus fuit aliquid, sibi vero nihil! Er war ein offener, gerader Mann der durchaus an Recht und Wahrheit hieng, und blieb bey allen Wiederwärtigkeiten sich selbst gleich. Schriften:

Vergl. Westenrieder’s Rede zum Andenken A. J. Lipowsky. Mit dessen Bildniß, München. 4. 1781. 3 Bog. Westenrieder’s Geschichte der Baier. Akad. d. Wiss. B. I. S. 14. 321. 354. 401 und 450. Annalen der Baier. Literatur 1781. S. 212--217. Hirsching’s hist. lit. Handbuch B. IV. Abth. 1. S. 283. Deductions Bibliothek von Teutschl. B. IV. S. 2191. Mederer Annales Ingolst. acad. B. III. S. 228. Meusels gel. Teutschl. 3. Ausg. S. 652. Meusels neueste Lit. der Gesch. Th. V. S. 273. Meusels Lexikon verstorbn. Schriftsteller B. VIII. S. 285. Rotermund’s Lexikon B. III. S. 1924. Nürnberg. gel. Zeitung 1781. S. 32. Allgemeine teutsche Bibliothek Anh. z. B. 37--52. Abth. 1. S. 1063. Ladvocats Handwörterbuch B. VI. S. 2047.

  1. 1. Geschicht- und Aktenmäßiger Unterricht wegen des, auf des Gr. Joh. Mich. von Hörwarth dem Gr. Jos. Gr. von Hörwarth jure substitionis angefallenen Fideicommißgut Hohenburg, Rechtes, cum annexis. Fol. 1764.
  2. 2.* Beurtheilung der Frage: worauf es bey Entscheidung des Gr. Hörwartischen Fideicommißstreits ankomme? 1767.
  3. 3.* Aktenmäßiger Entwurf über den Gr. Hörwarth. Fideicommißstreit 1768.
  4. 4. Ungrund der Domainen in Baiern, erwiesen aus der Geschichte, Staatsverfaßung, Herkommen wie nicht minder aus den Landesgesetzen und Verträgen, 2 Theile Fol. München 1768. Dagegen erschien: Die Wirklichkeit der Domainen in Baiern 1768.
  5. 5. Gründliche Abfertigung der fiskalischen Deduktion, oder Widerlegung der behaupteten Domainen, oder vielmehr Rechte der Kammergüter in Baiern. Fol. 1769.
  6. 6. Aktenmäßiger Verhalt der zwischen den zwey Gebrüdern Ferdinand Karl und Franz Xaver von Lerchenfeld obwaltenden Fideicommiß Streitigkeiten. 1770.
  7. 7. Prüfung der gründlichen Beleuchtung des Aktenmäßigen Verhalts u. s. w. 1771.
  8. 8. Versuch einer Abhandlung von dem Ursprunge, vormaligen Besitzern und Umständen der Grafschaft Schärding, in einer akademischen Rede. 4. München 1771. 3 Bog.
  9. 9. Aktenmäßiger Verhalt des Gr. Wartenbergischen Fideicommiß- und Regreß-Streites. Fol. 1774.
  10. 10. Unumstößlicher Beweis des Kurf. Kämmerer und geh. Rath Gr. von Haimhausen Sigmund, auf Absterben seines Bruders Karl, ex capite fideicommissi zustehenden Erbfolgerechts u. s. w. Fol. München 1778.
  11. 11. Kurze, doch gründliche Abfertigung des Aktenmäßigen Beweises, welchen die Gr. Karl Haimhausischen Intestaterben entgegen gestellt. haben. eb. 1779.
  12. 12. Akademische Rede von dem Nutzen der Geschichte und Kenntniß der Geschichtschreiber. München. 4. 1775. 28. S. [1]
  13. 13. Abhandlung vom Ursprung der Grafschaft Schärding; in den Abhandlungen der Baierischen Akademie der Wiss. B. VII. S. 251--268.
  14. 14. Genealogische Abhandlung von den Voreltern Otto des grossen, gebohrnen Pfalzgrafen von Wittelsbach, welcher im Jahr 1180 den herzogl. Thron in Baiern bestiegen hat; ebend. B. X. S. 1--89.
  15. 15. Historisch kritische Abhandlung, ob der Abt Volkmar zu Fürstenfeld der Verfaßer der Chronik de gestis principum sey? ebendas. S. 247--263.
  16. 16. Historische Abhandlung vom Salmanischen Eigen, einer in Baiern vormals, und noch übliche Lehengattung; ebend. S. 283--306.
  17. 17. Histor. Abhandlung über die, in den Baierischen Abhandlungen befindliche, Ara Jovis; ebend. S. 373--383.
  18. 18. Historische Prüfung der Frage: ob Kaiser Ludwig IV. mit seinem Gegen Kaiser Friedrich dem Schönen von Oesterreich das teutsche Reich gemeinschaftlich beherrscht haben? in den neuen histor. Abhandlungen der Baier. Akademie der Wissenschaften. B. I. S. 269--348.
  19. 19. Unter seinen zurückgelassenen Manuscripten befanden sich: Sigilla ducum Bavariae gentis Guelficae, Pinacotheca continens sigilla ducum Bavariae et comitum Palatinorum de Scheiern et Wittelsbach. Origines variae variarum urbium. Von den Theilungen der Herzoge in Baiern. Collectanea de officiis haereditariis Bavariae. Varia ecclesiastica tam de officiis clericorum quam electionibus. Kurzer Entwurf über den Ursprung des geistlichen Raths. Origo domus probationum Societatis Jesu Oettingae veteris. Rerum ecclesiasticarum discussio, et deliberatio ab obitu ducis Alberti, adeoque de iis, quae ad institutionem senatus Monachii pertinent. Scripta varia, postquam ad Bavariae gubernacula accessisset sereniss. dux Guilielmus ab a 1580 usque 1583.
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Fußnoten

  1. s. Finauers Mag. für die neue Lit. 1775. S. 23.