Johann Georg von Lori (GND 118729098)

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Daten
Nachname von Lori
Vorname Johann Georg
GND 118729098
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft, Politik

von LORI (Johann Georg) Kurfürstl. geheimer Rath zu München. Er wurde am 16. Junius 1723 an dem Gründel, einem dem Prämonstratenser Kloster Steingaden in Oberbaiern damals angehörigen Dörfchen gebohren. Er stammte von einem alten italienischen Geschlechte der von Lori ab, von denen einige sich mit den Welfischen Herzogen nach Baiern heraus begaben, und in der Gegend von Ammergau, wo sie Güter geerbt hatten, nieder ließen, indessen auch in Italien noch itzt das Lorische Geschlecht vorhanden ist. Seine erste Bildung und Verpflegung erhielt er im Kloster Steingaden, studirte dann an den Jesuitenschulen zu Augsburg, wo ihn Hr. von Langenmantel unterstützte, und gieng nach Dillingen, wo er die Rechte zu studiren anfieng. Dieselben setzte er zu Würzburg fort, wo Professor Barthl sogleich besondere Eigenschaften an ihm entdeckte, und ihn dem alten Professor Ickstätt zu Ingolstadt, wohin Lori im J. 1746 abgieng, als ein seltsames Phänomen, und als einen jungen Mann von ganz herrlichen Kenntnißen und Grundsätzen empfahl, dergleichen, wie Bartl sich ausdrückte, in Baiern noch gar nicht zu Hause wären. Ickstätt, ein scharfsichtiger Kenner wahrer Talente, ernannte den jungen Lori im J. 1748 zum Repetitor der Rechtsgelehrsamkeit, und bey der ersten eröffneten Stelle schlug er ihn zum öffentl. Lehrer vor. Da ihn auch der Jesuit und Professor des Kirchenrechts Franz Xaver Zech dem Kurfürstlichen Hofe als einen juvenem, qui, si abesset, vocandum, dum adest, omni modo colendum, empfohlen hatte; so war alles Bedenken gehoben, und der junge Lori wurde im J. 1749 beyder Rechte Doktor, und rer. criminal. et hist. juris Professor extraordinarius zu Ingolstadt, auch Assessor beym Kaiserl. Landgerichte Hirschberg mit dem Range eines wirklichen Kurfürstl. Hofrathes. Im J. 1750 erhielt er die Erlaubniß, für Ein Jahr nach Italien zu reisen, wo er sich mit den Sitten und Rechten der Italiener bekannt machte, in Rom Gelegenheit fand, die Vatikanische Bibliothek, und auch die Pfälzische Sammlung zu benützen, und mit Kenntnißen mancher Art bereichert zurück kehrte. In der für Teutsche bis dahin unzugänglichen Pfälzischen Bibliothek zu Rom hatte er ganze Tage zugebracht und einen interressanten Auszug des Catalogs verfaßt, welchen in der Folge sein Neffe Matthias von Lori mir, und ich dem geheimen Legationsrath Rheinwald in München überließ. Lori ward nun nach seiner Zurückkunft aus Italien ordentlicher Professor der Rechte zu Ingolstadt, und hielt am 26. Dezember 1751 sein initium solemne. Da er aber die alte Gothische Philosophie angriff, und sich zu den Wolfischen Grundsätzen, welche damals einer Parthey so zuwider waren, als es in der Folge andere philosophische Systeme wieder andere Partheyen geworden sind, öffentlich bekannte; da er den Pedantismus aus allen Fächern und Fakultäten der Gelehrsamkeit verdrängen, und an der Universität eine gesundere Philosophie einführen wollte, standen alle Jesuiten, besonders die Professoren aus dem Orden gegen Lori auf. und brachten es so weit, daß er seiner verderblichen philosophischen Grundsätzen wegen, mit einer Pension von 300 Gulden, von der Universität, und auch von jeder andern Bedienstung entfernt werden sollte, als sich gerade noch zur rechten Zeit seine Freunde für ihn verwendeten, und es dahin brachten, daß er nach München berufen, und daselbst 1752 zum Kurfürstl. frequentierenden Hofrath, dann zum Bergrath ernannt wurde. Im Jahr 1755 machte er eine Reise nach Wien, Prag, Leipzig und Berlin, und die Leipziger teutsche Gesellschaft der freyen Künste nahm ihn zum Ehrenmitglied auf. Im J. 1756 wurde er mit geheimen Rath von Stubenrauch nach der Schweitz zur Abschließung eines Salzcontractes gesendet. Im Jahre 1758 errichtete er zu München, mit noch einigen eben so muthigen als gelehrten Männern, die Akademie der Wissenschaften, welche am 28. März 1759 vom Kurfürsten bestättiget wurde, worauf am 20. November desselben Jahres die ordentlichen Versammlungen der Kurfürstl. Akademie begannen, und Lori hierbey zum Direktor der historischen Klasse ernannt wurde. Man fieng an, die vaterländischen Sprache, die Mathematik und Experimentalphysik zu bearbeiten; man forschte der vaterländischen Geschichte nach, und kultivirte die schöne Literatur. Der literarische Briefwechsel der Akademie wurde 3 Jahre lang durch Lori besorgt. Im J. 1760 wurde er als Kurbaierischer Commissarius zu dem Münzprobationstag nach Augsburg geschickt, und 1762 nach Regensburg, um dort mit dem Königl. Preußischen Gesandten eine Convention zu schließen. Im Jahr 1764 gieng er als Gesandtschaftsrath nach Frankfurt zur römischen Königswahl, und wurde hierauf Kurfürstl. Archivar zu München, und 1768 wirklicher geheimer Rath und geheimer Referendär der auswärtigen Geschäfte. Im J. 1772 ward auf seine Verwendung ein Observatorium auf dem Peissenberg in Oberbaiern errichtet. Als 1773 im April ein eigenes Departement im Gränzwesen der Reichshofraths- und Kammergerichtssachen errichtet wurde, kam Lori auch hierzu als Deputirter. Das erwähnte Jahr war wegen Aufhebung der Jesuiten merkwürdig, und er erhielt die Direktion des Aufhebungsgeschäftes in Baiern, und die Schlüßel zum Provinzarchiv. Mit aller Humanität behandelte er die Exjesuiten, denen er auf alle mögliche Weise ihre Privatexistenz erleichterte, und von welchen manches Individuum seine Achtung verdiente und besaß. Wenn man von den Jesuiten sprach, so pflegte er gewöhnlich zu sagen: Corpus nequam, Singuli boni. Im J. 1774 wurde er zum Baierischen Kreisassessor in Wezlar vorgeschlagen, welche Stelle er aber nicht annahm. Im J. 1775 wurde er Condirektor der Universität zu Ingolstadt, und 1776 nach Ickstatts Tod wirklicher Direktor derselben. Nach dem Regierungsantritte Karl Theodor’s als Kurfürsten von Baiern zog sich Lori durch politische Verhältnisse das Schicksal zu, München verlassen zu müssen, und nach Neuburg an der Donau verwiesen zu werden. Er war nämlich Mitglied der, zur Widerlegung der damaligen Oesterreichischen Ansprüche auf Baiern niedergesetzten, Commission, und nach dem Teschnerfrieden, samt dem Kurfürstl. geheimen Rath Obermaier, ein Opfer der Politik. Er kam am 16. Junius 1779 zu Neuburg an, und privatisirte da, während er an der Fortsetzung seines chronologischen Auszugs der Geschichte von Baiern, wovon aber nur der erste Theil erschien, und an andern Werken, die er herauszugeben gedachte, in ruhiger Musse und mit Eifer arbeitete. Der Akademie der Wissenschaften verschafte er ad Monumenta boica die Kloster Niederschönfeldische, und andere Urkunden. Er blieb unverheurathet, und starb am 23. März 1787 zu Neuburg, wo er in der Vorstadt bey St. Jörg begraben liegt. Kein Monument zieret dort seinen Grabeshügel, aber Er gehöret unter die dem Vaterlande unvergeßlichen Baiern. Von seinen Zurückgelassenen vielen Manuscripten wären noch itzt die meisten des Druckes vollkommen würdig. Er war ein warmer Patriot seines Vaterlandes, ein gründlicher Gelehrter, ein gewissenhafter Geschäftsmann, und ein sehr gebildeter, vortreflicher Gesellschafter. Doch sein Eifer artete nicht selten in unzeitige Hitze aus, wodurch er sich und seinen Freunden Kränkungen zuzog. Sein Bildniß wurde von Johann Georg Ettlinger in München gemalt. Dasselbe, von Zimmermann in Kupfer gestochen, steht vor Westenrieder’s Beyträgen zur vaterl. Historie B. 1. und sein Schattenriß vor den Annalen der Baier. Literatur B. 2. Seine Schriften:

1. De origine et progressu juris boici civilis et antiqui, commentatio, qua historia juris patrii a prima Bojorum memoria usque ad initia Saec. XIV. ex genuinis fontibus illustrantur. 4. Ingolstadt bey Schleig. 1748. 10 Bog.

s. Regensb. gel. Z. 1748. St. 6. S. 42.

2. Sammlung des Baierischen Bergrechts, mit einer Einleitung in die baierische Bergwerksgeschichte. Fol. München. 1764.
3.* Geschichte des Lechrains. Zweiter Band, welcher die Urkunden enthält. Fol. Ohne Jahrzahl. 6 Alph. und 4 Bog. Der erste Band, welcher die Geschichte enthalten sollte, blieb ungedruckt.

s. Meusels hist. Lit. 1781. St. 6. S. 509.

4.* Sammlung des Baierischen Kreisrechtes. Fol. Ohne Verlagsort und Jahr; erschien München auf Kosten der Hofkammer im Jahr 1764. 692 S.
5.* Sammlung des Baierischen Münzrechts. Fol. Ohne Ort und Jahr; erschien auf Kosten und im Verlag der Hofkammer. München. Erster Band. 304. S. Zweyter Band, Münzrecht vom Jahr 1564 bis 1664. 456. S. Dritter Band, vom Jahr 1665 bis 1765. 460 S.
6.* Vorstellung des P. Provinzials der Oberteutschen Provinz Societatis Jesu wider die Aufhebung des Nexus mit Ausländern, und Gegenantwort 4. 1770.
7.* Lied eines Straubingerbauern. Lied eines Lechrainerbauern. Lied eines Ammergauers, auf die Russische Erklärung. 8. 1778--1779.
8. Chronologischer Auszug der Geschichte von Baiern. Erster Theil, alte Geschichte, vom Ursprung der Nation bis 1179. 8. München b. Strobl. 1782. 707. S.

s. Münchner Intell. Bl. 1782. S. 468. Finauers hist. lit. Mag. I. S. 90. Annalen der baier. Lit. 1785. B. III. S. 94. Allg. teutsche Bibl. B. 55. I. S. 215.

9. Abhandlung von Ludwig dem reichen, Herzog in Baiern; in den Abhandlungen der Baier. Akademie der Wiss. B. VIII. S. 269--306.
10. Zu der vom Medailleur Schega 1775 verfertigten Münzreihe der Baierischen Regenten verfaßte Lori die Um- und Reversschriften.

Vergl. Hambergers gel. Teutschland 1772. S. 426. Finauers Magazin der Literatur 1775. I. S. 52. Mederer Annales Ingolst. acad. B. III. S. 228. 236. 238. 245. 248 u. 258. Weidlichs biograph. Nachrichten von Rechtsgelehrten B. III. S. 195--197. Hirschings hist. lit. Handbuch B. IV. Abth. 2. S. 22--25. Westenrieders Beyträge zur vaterl. Historie B. I. S. 346--365. Westenrieders Geschichte der Baier. Akademie der Wiss. B. I. S. 10. 18. 43. 181. 257. 327. und 531. Meusels Lexikon verst. Schriftst. B. VIII. S. 358--360. Ladvocats Handwörterbuch B. VIII. S. 272--274. Rotermunds Lexikon B. III. S. 2143.

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