Georg Moritz Lowitz (GND 117251763)
Daten | |
Nachname | Lowitz |
Vorname | Georg Moritz |
GND | 117251763 ( DNB ) |
Wirkungsgebiet | Wissenschaft |
Georg Moritz Lowitz in der BSB |
LOWITZ (Georg Moritz) Mathematiker und Astronom; am 17. Februar 1722 zu Fürth bey Nürnberg gebohren. Er bewies von Jugend auf außerordentliche Talente, und brachte es, ohne Schulmäßig studirt zu haben, in der Physik, Mathematik und Astronomie sehr weit. Der nachherige Rath und Professor Joh. Michael Franz, als damaliger Mitbesitzer der Homanischen Landkartenoffizin zog Lowitz eben so, wie den Mathematiker Tobias Mayer nach Nürnberg, und gab ihnen dadurch Gelegenheit, sich rühmlich hervorzuthun. Die Verbindung mit zwey so geschickten Männern brachte Franzen auf den Gedanken, eine kosmographische Gesellschaft zu stiften, und die Homanische Landkartenoffizin zum Sitz derselben zu machen. Um zu den Kosten hierzu Geld zu erlangen, ließ Franz durch Lowitz große, drey Fuß im Durchmesser haltende, Erd- und Himmelskugeln verfertigen, welche weit vollkommener und wohlfeiler, als die Coronellischen seyn sollten. Die erste Nachricht von diesem Vorhaben ward, ohne daß Lowitz hierbey genannt worden ist, am 15. Jul. 1746 bekannt gemacht. Im J. 1749 erschien eine ausführlichere Nachricht von diesen Weltkugeln, auf deren Titeln Lowitz als Mitglied der kosmograph. Gesellschaft, und als Zeichner der Kugeln angegeben, und der Preis derselben auf 500 Gulden gesetzt war: es kam aber Nichts zu Stande, und das vorausbezahlte Geld verschwand zwecklos. Er hatte sich schon 1748 durch 2 Karten von der Sonnen- und Erdfinsterniß, die sich am 25. Jul. jenes Jahres ereignen würde, als einen geschickten Mathematiker und Zeichner bekannt gemacht, die sogenannte orthographische Projektion als Fehlerhaft aus der Astronomie verbannt, und eine andere, mit der Natur genau übereinstimmende, eingeführt. Die Sonnenfinsterniß selbst beobachtete er sehr genau, und nach einer neuen Art. Er lieferte auch 1749 eine andere Karte, welche die am 8. Jan. 1750 bevorstehende Sonnenfinsterniß vorstellte, wie sie sich an sechs verschiedenen Orten zeigen würde, und auch diese Erfindung war geschickt, und fand Beyfall. Nach Doppelmayer’s Tode 1752 ward Lowitz Profess. der Physik und Mathematik am Egydischen Gymnasium zu Nürnberg, und Aufseher der Sternwarte. Bald hernach ließ Franz eine dritte Nachricht über die Weltkugeln mit Entschuldigungen und neuen Versprechen ausgehen, und da er letztere abermals nicht erfüllen konnte, schlug er 1754 der Regierung zu Hannover vor, die kosmographische Gesellschaft, die Weltkugelnfabrik, und seine Hälfte der Homanischen Landkartenoffizin, nebst verschiedenen Künstlern, welche für die praktische Physik, für Mathematik, und Astronomie, sehr richtige Werkzeuge verfertigten, nach Göttingen zu versetzen. Der Vorschlag gefiel, und Franz sowohl als Lowitz wurden nach Göttingen als ordentliche Professoren der Philosophie, und zwar der erste als Professor der Geographie, der letzte als Professor der praktischen Mathematik berufen. Lowitz kam mit Anfang des Jahres 1755 nach Göttingen, und sein Schwager und Kollege im Mai nach; aber ihre Unternehmungen wollten nicht gedeihen, ungeachtet der großmüthigen Geldvorschüsse von der Hannöverischen Regierung welche zuletzt über die Unthätigkeit der beyden Männer höchst unzufrieden wurde, so daß Lowitz im J. 1762 nach Mayers Tode, auch nicht die ihm früher zugedachte Aufsehersstelle der Sternwarte erhielt, ob er gleich dazu vorzügliche Geschicklichkeit besaß. Verdrüßlich hierüber, und über Mehreres, und bey den mit Prof. Franz entstandenen Zwistigkeiten legte Lowitz gegen Ende des Jahres 1763 seine Professur zu Göttingen nieder, und privatisirte daselbst. Schon 1754 hatte man zu St. Petersburg gewünscht, und ihn eingeladen, daß er dahin als ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften kommen möchte; er war aber damals schon nach Göttingen berufen. Als er aber 1767 der Kaiserl. Akademie in Petersburg seine Dienste überhaupt, und besonders zur Beobachtung des 1769 bevorstehenden Vorüberganges der Venus vor der Sonne antrug, ward er nach Petersburg als Mitglied der Akademie der Wissenschaften für das Fach der Astronomie berufen, und bestimmt, jene Himmelsbegebenheit zu Gurjew am Jaickfluß zu beobachten. Dieses Geschäft richtete er nach Wunsch aus, und blieb zu Gurjew bis zum 3. September 1769, alsdann aber setzte er seine Himmelsbeobachtungen zu Astrahan, Kislar und Mosdok fort. Von da reisete er im Herbste 1770 nach dem Gebürge Pjatighor, alsdann zurück über Astrahan nach Dmitriewsk an der Wolga, wo er am 1. Junius 1771 ankam. Dort untersuchte er seinen Aufträgen gemäß die Gegend, wo ehemals zur Vereinigung der Wolga mit dem Don ein Kanal war angefangen worden, und diesen Kanal selbst, und hielt sich daselbst, ohne daß man die eigentliche Ursache weis, zu seinem Unglück drey Jahre lang auf. Theils Unschlüssigkeit, theils ein kleiner Eigensinn hinderten ihn, sich zeitig genug vor des fürchterlichen Pugatschefs in jenen Gegenden herumschwärmenden Rotte in Sicherheit zu setzen. Er wurde auf der Kolonie Dobrinka, wo er sicher zu seyn glaubte, selbst von Kolonisten verrathen. Ein Trupp der Rebellen überfiel ihn, schleppte ihn nach der Ilowla zu ihrem Anführer, und hier wurde er nach vielen Mißhandlungen, den 13. August 1774 lebendig gespieset, und hierauf, ehe er noch ganz verschieden war, gehenkt. Sein teutscher Bedienter, ein rußischer Soldat, und sein Uhr- und Instrumentenmacher Eltner wurden mit ihm ermordet. Seine Papiere, Risse und Instrumente wurden durch seinen Gehülfen, den Adjunkt Inochodsow, der sich mit denselben noch glücklich flüchtete, gerettet. Seine Schriften:
Vergl. Pütter’s Gelehrtengeschichte von Göttingen Th. I. S. 100. Götting. gel. Anzeigen 1775. S. 144. Büsching’s Nachricht vom Prof. Lowitz und von der kosmograph. Gesellschaft: in dessen wochentl. Nachrichten 1775. S. 57--68. und 112. Büsching’s Beyträge zur Lebensgesch. denkwürd. Personen B. III. S. 292--296. Schreiben des Adjunkts Inochodzow an Hofr. Kästner, im teutschen Museum 1776. Febr. S. 177--185. Bernouilli nouvelles astronomiques 1776. St. 1. S. 41. Will’s und Nopitsch Nürnberg. Gel. Lexikon B. II. S. 510--513. u. B. VI. S. 333--336. Hirsching’s hist. lit. Handbuch B. IV. Abth. 2. S. 45--50. Meusel’s Lexikon verst. Schriftst. B. VIII. S. 364--369. Bacmeister’s russische Bibliothek B. III. St. 4. S. 414. Rotermunds Lexikon B. III. S. 2189--2191.
- 1. Die verfinsterte Erdkugel, das ist: geographische Vorstellung der Sonnen- oder Erdfinsterniß vom 25. Jul. 1748 in 2 Karten, nebst einer Erklärung. 4. Nürnberg 1748.
- 2. Ankündigung einer bey Abendstunden zu haltenden Vorlesung über Prof. Segner Einleitung in die Naturlehre. Fol. ebend. 1748. 1 Bog.
- 3. Vorstellung der Sonnenfinsterniß vom 8. Jäner 1750 auf einer Karte. Fol. ebend. 1749.
- 4. Description complette, ou second Avertissement sur les grands globes terrestres et celestes, auxquels la Societé cosmographique etablie à Nuremberg fait travailler actuellement. 4. 1749. Mit 2 Kupfern. 4 Bog. Troisieme avertissement etc. 1752.
- 5. Auflösung einer astronomischen Aufgabe, bey der Abreise des Hrn. Tobias Mayer nach Göttingen. 4. 1731.
- 6. Beschreibung eines Quadranten, welcher zur Sternkunde, und zu den Erdmessungen brauchbar ist. Mit Kupfern. Nürnb. 4. 1751.
- 7. Rede über den wahren Nutzen, welchen das menschliche Geschlecht aus der höhern Mathematik ziehen kann. eb. 1752. Wobey auch vorstehende Beschreibung eines Quadranten wieder mit abgedruckt ist.
- 8. Nachricht an die Liebhaber der Natur wegen einer anzustellenden Versammlung, darinnen die Eigenschaften und Wirkungen unserer Luft durch Versuche erläutert und bewiesen werden sollen. Nürnb. 4. 1754.
- 9. Sammlung der Versuche, wodurch sich die Eigenschaften der Luft begreiflich machen, und ihre Wirkungen erklären lassen. ebend. 1755.
- 10. Die richtige Verwandlung der scheinbaren Zeiten einer Pendeluhr in die wahren Sonnenzeiten. 4. Höxter 1755.
- 11. Auszug aus den Beobachtungen, welche zu Gurief bey Gelegenheit des Durchganges der Venus vorbey der Sonnenscheibe angestellt worden. 4. Petersburg 1770. Stehet auch in der collectione omnium observationum, quae occasione transitus Veneris etc. institutae fuerunt. Petropoli 1771. [1]
- 12. Observationes astronomicae factae ad Saratowam; in den Commentariis academiae Petropolitanae 1775. B. 20.
- 13. Inhalt einiger seiner Vorlesungen an der königl. Societät der Wissenschaften zu Göttingen; in den Götting. gel. Anzeiger 1756. S. 913--915. und 1757. S. 361. und S. 1425--1428.
- 14. Ausser einigen Anzeigen und Aufsätzen in den Hannöv. gel. Anzeigen verfertigte er mehrere Homanische Landkarten.
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Fußnoten
- ↑ s. Gött. gel. Z. 1770. Zugabe S. 233.