Marianne Noder (GND 129478873)

Aus Personenlexika
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Daten
Nachname Noder
Vorname Marianne
GND 129478873
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Marianne Noder in der BSB

Noder, (Marianne), vereheligte Reger, wurde den 24. Junius 1774 in München geboren. Schon im dritten Jahre ihres Alters übernahm ihre in etwas wohlhabende Tante die Sorge für ihre Erziehung, und der Zufall fügte es, daß diese eben damals einen jungen Menschen auf dem Zimmer hatte, der einige Fertigkeit im Klavierspielen besaß, und darinn auch Unterricht ertheilte. Schnell entwickelte sich hier das musikalische Talent des kaum noch vierjährigen Mädchens; was sie spielen hörte, faßte ihr Ohr sogleich auf, und wenn sie allein war, wußte sie auch auf dem Klavier die richtig behaltenen Melodien zu finden. Ihr Zimmergenosse, welchen sie einmal auf diese Art überraschte, und dem eine so gelehrige Schülerinn willkommen seyn mochte, entschloß sich sogleich, ihr seine Kenntnisse mitzutheilen, und sie machte nach Verfluß eines Jahres solche Fortschritte, daß sie, wie die Münchener Zeitung vom 27. April 1780 erwähnt, in der am Ritterfeste des hel. Georgs gehaltenen Hofakademie zur Verwunderung aller Anwesenden ein Konzert auf dem Flügel spielte. -- Dieses verschafte dem bisher unbekannt gewesenen Mädchen mächtige Gönner und Freunde. Der höchstseelige Churfürst, Karl Theodor, führte sie an der Hand umher, und stellte sie dem anwesenden Adel vor, und die verwittibte Herzoginn Marianne, Herzogs Klemens von Baiern Gemahlinn wurde ihre vorzüglichste Stütze. Diese ließ das Mädchen von ausgezeichneten Meistern in der Musik unterrichten, und sendete dasselbe im eilften Jahre seines Alters nach Italien, wo es unter der Anleitung der damals berühmten Sängerinn Bianca Sacchetti in Venedig ihre höhere Ausbildung in der Singkunst erhalten sollte, und auch wirklich erhielt. Nach dreijährigem Aufenthalte in Venedig, während welchen sie mehremal in der Kirche del conservatorio ai mendicanti bei den dort aufgeführten Oratorien sang, und selbst den Beifall und Bewunderung des in dem Vaterlande der Singkunst einheimischen Italieners durch ihren rührenden Gesang sich erwarb, kehrte sie in ihre Vaterstadt zurücke, und wurde am 7. September 1790 als Hofsängerinn zu München angestellt, und den 28. Junius 1794 als solche lebenslänglich dekretirt. Sie ist zwar keine von jenen sogenannten Bravour-Sängerinnen, welche zum Schmach für die Kunst, und zum nicht seltenen Betrübniß des Dichters und Kompositeur das Ohr mit Rouladen, Trillern und Staccatos betäuben, und das Herz dabei erkalten machen; aber ihre reine melodische Stimme, ihr seelenvoller, wahrhaft ästetischer Gesang, und ihr ausdruckvoller deklamatorischer Vortrag geben ihr gerechten Anspruch auf den ehrenvollen Namen einer vollendeten Künstlerinn. -- Ihre von Jugend auf sich erworbene Fertigkeit, ihre Kenntnisse auf andere übertragen zu können, und ihre Bescheidenheit, dieser so edlen, und bei Künstlern so seltnen Gabe, verdanken Münchens Bewohner so manche durch sie gebildete vorzügliche Schülerinn, ja selbst Künstlerinn, so viele durch ihr Talent verschönerte Abende. Wird auch einst ihre Stimme verhallen, werden ihre melodischen Töne verstummen, nie wird die frohe Erinnerung jedes Freundes der Kunst an die durch sie uns geschaffenen seeligen Stunden vergehen.


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