Joh. Nepomuk Peierl (GND 104318716)

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Daten
Nachname Peierl
Vorname Joh. Nepomuk
GND 104318716
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Joh. Nepomuk Peierl in der BSB

Peierl, (Joh. Nepomuk), geboren zu Adldorf, wo sein Vater gräflich Tattenbachischer Verwalter gewesen, den 9. Dezember 1761, widmete sich in seiner Jugend den Wissenschaften, und kam 1772 nach München in das Seminar, wo er das Violinspielen und die Singkunst lernte, und die untern Schulen des Gymnasiums besuchte. Da er als Sänger auf dem Churfürstl. Hoftheater öfters in Chören auftreten mußte, fühlte er Neigung für die Schauspielkunst, und entschloß sich nach absolvirten philosophischen Studien in eben dem entscheidenden Momente, wo er die Theologie hören und zum geistlichen Stande sich bilden sollte, die theatralische Laufbahn zu betreten. Ungern entließ man ihn im Schulhause, denn er war ein guter Student, weßwegen auch mehrere baierische Abteien um ihn buhlten, und ihn, weil er auch schön sang, und artig die Violine spielte, in ihren Orden aufzunehmen wünschten. Im Jahre 1780 gieng er daher nach Augsburg, betrat dort zum ersten Male die Bühne, und gefiel als Anfänger vorzüglich wegen seiner schönen Stimme, und seines gefälligen Vortrages. Nachdem er daselbst anderthalb Jahre lang geblieben, und sich im Spiel und Gesang mehr geübt hatte, gieng er nach Regensburg, und trat unter die dortige Schauspieler-Gesellschaft, wo er eine junge Sängerinn, Elise Berner, die Tochter des Schauspiel-Direktors, Felix Berner, kennen lernte, und dieselbe 1782 zum Weibe nahm. Mit dieser Frau, die mit ihrer schönen und sonoren Bruststimme allgemeinen Beifall erhielt, und überall beliebt gewesen, verließ er im folgenden Jahre Regensburg, und begab sich nach Salzburg, wo diese schönen[1] jungen Eheleute mit ihrem angenehmen Gesang und ihrem runden und natürlichem Spiele sehr gefielen und grossen Ruhm sich erwarben. Im Jahre 1785 verließ er mit seiner Gattinn Salzburg, gieng nach Wien, wo beide mit allem Lobe, und zu jedermanns Zufriedenheit debütirten; und kam hierauf zum Theater in Grätz, wo er mit seiner Frau 1787 den Ruf zum Hof- und National-Theater nach München erhielt, und denselben auch annahm. Als sie in München in Opern und im Schauspiele auftraten, waren der Churfürst und das Publikum sehr mit ihrer Kunst zufrieden, und jedermann belobte diese gute Acquisition für Gesang und Schauspielkunst. Peierl wurde bald in komischen Rollen, z. B. in der Zauberflöte als Papageno, als Verwalter im rothen Käpchen u. s. w. der Liebling des Publikums, und gefiel auch sehr in Anstands- und Charakter-Rollen, z. B. als Graf Almaviva, in der Hochzeit des Figaro, als Don Juan etc. Zu frühe für die Kunst wurde er der Bühne und der Welt entrückt, indem er, 39 Jahre alt, den 21. August 1800 zu München am Typhus starb. Seine Grabschrift lautet:

Die liebende Gattinn weihet dem Schatten ihres geliebten Mannes, Joh. Nepomuk Peierl, Hofsängers und National-Schauspielers diesen Leichenstein, der die Gebeine des Sterblichen deckt, ihren Schmerz unsterblich erhält. Sie verlor an ihm alles, die Kunst vieles. Geschätzt von seinen Freunden, gewürdigt von seinem Publikum verließ er die Schaubühne des Lebens im 39sten Jahre seines Alters den 21. August 1800.


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Fußnoten

  1. Man wird ohne alle Bemerkung von selbst sich überzeugen, daß Schönheit bei einem Schauspieler und einer Schauspielerinn wesentliches Erforderniß seye. Sie müssen -- wenn sie das sind, was sie seyn sollen -- einen gesunden, vollkommen ausgebildeten Körper haben, und wenigstens kein unschickliches Modell für den forschenden Zeichner seyn. Ihre Miene muß nicht entstaltet, sondern vollkommen rein, und so biegsam, wie die Bewegungen ihrer Seele, wie die Oberfläche einer stillen See, seyn. Eben dieses muß auch bei ihrer Stimme statt haben. Schauspieler und Schauspielerinnen müssen sich auf sie verlassen können, daß sie ihnen das ausdrücken werde, was sie von ihr verlangen. Die Stimme soll voll, angenehm, und von großem Umfange seyn, um zu allen Abwechslungen der Musik, welche die Empfindung fodert, fähig und sicher zu seyn. -- Schauspieler und Schauspielerinnen können zwar nichts dafür, wenn die Natur, ohne ihr Zuthun, ihren Körper auch häßlich gebildet hätte; allein man kann bei allen möglichen Ungestalten des Leibs, vernünftig, rechtschaffen, Künstler- oder Künstlerinn, Dichter und Dichterinn u. s. w. aber nur kein Schauspieler oder Schauspielerinn seyn; denn wie hundert niemals hundert ist, so lang ein einziges Ziffer fehlt, so wird auch ein Schauspieler oder Schauspielerinn auch im Besitze der größten Dosis von Eitelkeit, niemals im wahren Sinne des Wortes Schauspieler oder Schauspielerinn seyn, so lange ihnen eine von dieser Eigenschaft mangelt, denn schöner Wuchs, eine angenehme Gesichtsbildung, ein gutes Organ und Gefühl sind die ersten Erfordernisse bei jenen Individuen, die sich im Tempel der Thalia einweihen lassen, und als wahre Künstler die Bühne betreten wollen. Mit mittelmäßigen Talenten kann man in der Welt sehr vielen Geschäften mit ehrenvoller Auszeichnung vorstehen, aber nie ein Dichter, und noch weniger ein guter Schauspieler seyn. Westenrieder’s baier. Beiträge. (München 1779.) B. I. S. 40.