Georg Ludwig Claudius Rousseau (GND 116664657)

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Daten
Nachname Rousseau
Vorname Georg Ludwig Claudius
GND 116664657
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Georg Ludwig Claudius Rousseau in der BSB

ROUSSEAU (Georg Ludwig Claudius) Professor der Medizin zu Ingolstadt. Er war am 24. September 1724 zu Königshofen am Grabfelde im Würzburgischen gebohren, und sein, aus Arlon im Luxenburgischen gebürtiger, Vater war Medikus. Er besuchte zu Neustadt an der Saale, wohin sein Vater als Physikus kam, nur die fünf untern Klassen der Augustinerschule, und folgte alsdann seinem Triebe zur Apothekerkunst, die er zwey Jahre lang bey dem Apotheker Taken in Kitzingen erlernte. Hierauf gieng er, um sich in seinem Fache mehr auszubilden, in eine Apotheke nach Würzburg, und nach einem Jahre in die Hofapotheke nach Augsburg, brachte dann 2 Jahre in Apotheken zu München, und einige Zeit in Passau zu, von wo er willens war, nach Wien zu reisen. Er kam aber von diesem Vorsatze ab, indem er 1748 auf Einladung nach Ingolstadt gieng, wo er Apotheker Provisor ward, und 1751 die Tochter des Apothekers Cavallo, welcher Inhaber von zwey Apotheken war, wovon er ihm eine abtrat, heurathete, Bürger in Ingolstadt wurde, und von der medizinischen Fakultät der Universität, nach geschehener Prüfung in seiner Kunst, das rühmlichste Zeugniß erhielt. Leonhard Obermayer, der eben als Professor der Anatomie nach Ingolstadt gekommen war, und dessen Freund er bald wurde, zeigte ihm wie er seine ausgebreiteten theoretischen und praktischen Kenntnisse systematisch zu ordnen habe. Dem zu Folge studirte der schon einige dreissig Jahre alte Rousseau, ohne Lehrmeister Philosophie und Physik; doch waren ihm die abgezogenen Spekulationen der ersten ziemlich unangenehm, und er verlegte sich desto eifriger auf Physik. Mit der damahls gangbaren Lehre vom Feuer war er unzufrieden, und er bildete sich nach seinen Erfahrungen eine eigene Theorie davon, die völlig dieselbe ist, die später von denen behauptet wurde, welche nicht gerade von Lavoisier’s Schule sind. Im Jahre 1760 erhielt er durch den Kurbaierischen geheimen Rath und ersten Leibarzt Wolter die Stelle eines Demonstrators mit Gehalt an der neuerrichteten Professur der theoretischen Chemie, und noch in demselben Jahre wurde ihm auch der theoretische Vortrag der Chemie überlassen, so daß er nun dieser Wissenschaft, die er nach Boerhaave vortrug, wirklicher ordentlicher Professor war, ob er gleich den Nahmen nicht führte, und nicht die Rechte eines Professors genoß. Vom Stadtmagistrat wurde er in den innern Stadtrath aufgenohmen. Erst im Jahr 1773 erhielt er den Charakter eines Universitäts Professors, und wurde in dieser Eigenschaft in die philosophische Fakultät aufgenohmen, in welcher er ein Jahr zuvor die Doktorswürde erhalten hatte. Im Jahre 1775 kam er in die medizinische Fakultät, und trug nun sein Lehrfach nach Erxleben’s Anfangsgründen vor. Der damahlige Direktor der Universität Ickstadt, der ihm nicht gewogen war, setzte ihn zwar in die philosophische Fakultät zurück; aber Rousseau beschwerte sich darüber bey dem Kurfürsten, und erhielt im Februar 1776 das Dekret als ordentlicher Professor der Medizin, und die medizinische Doktorswürde. Schon 1773 hatte er den Auftrag erhalten, neben der Chemie auch die Naturgeschichte zu lehren, über welche vorher noch keine Vorlesungen waren gehalten worden, und 1776 übertrug man ihm noch überdieß die Arzneymittellehre. Da seine Besoldung erhöhet war, verkaufte er seine Apptheke. Von der landwirthschaftlichen Societät in Burghausen, und von der kaiserlichen Akademie der Naturforscher wurde er unter die Mitglieder aufgenohmen. Im Jahre 1778 bauete er für die Universität ein chemisches Laboratorium. In seinen letzern Jahren studirte er noch Lavoisier’s antiphlogistische Chemie, trug sie auch, nebst der Stahlischen Lehre, seinen Zuhörern problematisch vor, ohne eigentlich Parthey zu nehmen, ob er gleich für seine Person mehr der erstem zugethan war. Er war viermal Dekan der medizinischen Fakultät, und 1790 Rektor der Universität. Der Universitäts Bibliothek vermachte er die seinige, die einen Schatz von chemischen Büchern enthielt. Er starb zu Ingolstadt am 24. Jäner 1794, und liegt im Kirchhof der obern Stadtpfarrei begraben. Auf seiner Grabschrift stehet: In hujate Academia Chemiam ad Artes traduxit Primus, et prope fundavit. Historiam naturalem docuit Primus; Materiam Medicam ab inutili Farragine purgavit; Vir Pietate in Deum, Rempublicam Discipulos Amicos longe spectatissimus, -- Schriften:

Vergl. Mederer Annal. acad. Ingolstad. B. III. S. 248. 280 u. 313. Schranks Nachrichten von den Begebenheiten und Schriften berühmter Gelehrten B. I. S. 231--255. Meusel’s Lexikon verst. Schriftsteller B. XI. S. 454--457. Hartenkeil’s med. chirurg. Zeitung 1794. I. S. 256. Hirsching’s Handbuch B. X. Abth. 1. S. 218-229. Oberteutsche allg. Literat. Zeitung 1794. I. S. 296. Rötgers Nekrolog St. IV. S. 176--178. Ladvocat’s Handwörterbuch B. IX. S. 855.

  1. 1. Diss. inaug. physico -- chemico -- medica de Marte. 4 Ingolst. 1766.
  2. 2. Diss. inaug. chemico-medica de usu calcis. 4. ibid. 1767.
  3. 3. D. Vitrum naturaliter et artificialiter consideratum. 4. ibid. 1768.
  4. 4. Rede von dem wechselweisen Einfluß der Naturkunde und Chemie auf die Wohlfahrt eines Staats in Erweiterung der Künste und Wissenschaften. 4. Burghausen 1770, 34 S. 2te Auflage. Nürnberg 8. 1771. Stehet auch in Hillesheims Baierisch ökonom. Hausvater B. 2. S. 613--668 und in dem Berliner Magazin B. 2. [1]
  5. 5. Nützliche Anwendung der Mineralien in den Künsten und wirthschaftlichen Dingen zum allgemeinen Gebrauch. 8. Ingolstadt 1773. Für den Baron Maximilian Leopold von Cronegg verfertiget, dessen Nahme auf dem Titel stehet.
  6. 6. Vertheidigung der Chemie wider die Vorurtheile unserer Zeiten; Rede bey Eröffnung chemischer Vorlesungen. 4. Ingolst. 1774.
  7. 7. Abhandlung von den Salzen, nach seinen Lehrstunden verfaßt. 8. Eichstädt und Günzburg 1781.
  8. 8. In die Naturlehre, Arzeney, Kameral und Polizey Wissenschaften einschlagende, den Vorurtheilen und Aberglauben entgegenstehende, kurze Erinnerungen seiner chemisch mineralogischen Lehrstunden, für seine Schüler. 8. Ingolst. 1789. 330 S. [2]
  9. 9. Chemisch-mineralogische Abhandlungen, welche in die Naturlehre, Arzney, Kameral und Polizeywissenschaften einschlagen, und den Vorurtheilen und dem Aberglauben entgegenstehen. 8. Nürnb. 1790. 1 Alph. [3]
  10. 10.* Anfangsgründe der Chemie. 8. Eichstädt u. Leipz. 1782.
  11. 11.* Pünktliches Verfahren, Schwefel zu machen; in v. Moll’s Oberteutschen Beyträgen zur Naturlehre und Oekonomie. 1787.
  12. 12.* Ueber die Donnersteine; ebend.
  13. 13. Observatio de usu succorum inspissatorum, Rob dictorum; in novis actis Academiae Caesareae Leopoldino Carolinae Naturae curiosorum (Nürnb. 1791). B. 8. S. 1.
  14. 14. Ueber den Platz des Diamants im Mineralsysteme; in den Schriften der Naturforsch. Gesellschaft zu Berlin 1792. B. 10.
  15. 15. Ein Brief über verschiedene chemische Ereigniße; in den Crellischen neuen Entdeckungen B. 10.
  16. 16. Mehrere Aufsätze in verschiedenen periodischen Schriften.
  17. 17. Von mehreren, unter dem Nahmen seiner Schüler erschienenen Dissertationen war er der Hauptverfasser.
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Fußnoten

  1. s. Regensb. gel. Z. 1771. S. 121.
  2. s. Fibig und Nau Bibl. der Naturgesch. B. 2. St. 1. S. 164. Obert. Lit. Z. 1790. I. S. 257.
  3. s. Allg. t. Bibl. B. 102. II. S. 458.