Johann Philipp Julius I. Rudolph (GND 115526749)

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Daten
Nachname Rudolph
Vorname Johann Philipp Julius I.
GND 115526749
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Johann Philipp Julius I. Rudolph in der BSB

RUDOLPH (Johann Philipp Julius I.) Professor der Medizin zu Erlangen; am 7. Dezember 1729 zu Marburg gebohren, und des Erlangischen Professors der Rechte Johann Christoph RudolphBruder. Er lernte die Wundarzneikunst zu Marburg, und gieng von da nach 2 Jahren nach Cassel, wo er Compagnie Feldscherer wurde. Der Trieb aber, sich mehr zu vervollkommnen, bewog ihn, bald abzudanken, und nach Strasburg zu gehen, wo er hauptsächlich chirurgische, doch aber auch medizinische Collegien hörte. Hierauf nahm er im Hospital zu Colmar Dienste, gieng aber 1746 zur Armee nach Brabant, wo er seine Zeit meistens in den wandelnden Hospitälern zubrachte. Nach der Schlacht bei Tongern kam er in das dortige grosse Spital, wo er viel zu thun fand, und nachher nach Douay, wo er im Feldspital Dienste thun muste, und den Vorlesungen des Spitalarztes Marechal beiwohnte, bis er mit den Truppen, die sich den Einfällen der Engländer widersetzten, nach Bretagne gieng, und im dortigen Spital Dienste that. Nach Endigung dieses Feldzuges gab er die fernern Hospitalverrichtungen auf, nahm als Chirurg Dienste bei dem Schweitzerregiment Seedorf, welches bei den Truppen in Bretagne war, gieng im folgenden Frühjahre mit demselben wieder nach Brabant, und wohnte der Belagerung von Mastricht bei. Da das Regiment nach eingetretenen Frieden oft seinen Standort veränderte, und in verschiedene Städte verlegt wurde; so konnte Rudolph viele Spitäler besuchen, und die Methoden mehrerer berühmten Aerzte und Wundärzte kennen lernen. Im Jahre 1754 nahm er seinen Abschied, gieng nach Marburg, und von da, seinem längst gefaßten Vorsatze gemäß, nach Holland und Ostindien. Im Februar 1755 kam er in Batavia an, und machte in den folgenden Jahren beschwerliche und gefährliche Reisen nach Japan, nach Sina, und nach vielen Inseln. Während eines Krieges zwischen den Engländern und Holländern in Bengalen verlor er sein ganzes, innerhalb 4 Jahren zusammen gespartes, Vermägen, erwarb sich aber hohe Achtung durch seine geschickte und unermüdliche Behandlung der vielen Verwundeten. In Chinsura überstand er zwar das, auf einem holländischen Schiffe ererbte sogenannte Bengalische Fieber, eine Pestartige Krankheit, behielt aber davon als Rest für sein ganzes Leben eine sehr beschwerliche Engbrüstigkeit. Im November 1762 gieng er wieder nach Batavia; von da aus er noch verschiedene Reisen machte, bis er 1764 wieder nach Bengalen kam. Allein gegen Ende desselben Jahres muste er wieder von da abreisen; worauf er zu Anfang des Junius 1765, nachdem man sich einen Monath am Vorgebürge der guten Hoffnung aufgehalten hatte, zu Middelburg in Seeland ankam. Im folgenden Dezember war er zwar Willens, wieder nach Ostindien zu gehen; die Sehnsucht aber, seinen Bruder in Erlangen einmal wieder zu sehen, trieb ihn dorthin. Er besuchte daselbst mathematische und medizinische Vorlesungen, gieng, um sich noch weiter auszubilden, nach Strasburg, kam nach Erlangen zurück, nahm da 1768 die medizinische Doktorwürde, und wurde unterm 12. November 1769 an der Universität als ausserordentlicher Professor der Medizin und der Chirurgie angestellt. Im Jahre 1774, da er als Leibarzt an einen auswärtigen Hof gehen sollte, ward er vierter ordentlicher Professor mit Hofraths Charakter, 1791 und 1793 zweiter Professor der Medizin. Die Kaiserliche Akademie der Naturforscher nahm ihn unter ihre Mitglieder auf. Er erwarb sich durch Bildung vieler geschickter Aerzte und Chirurgen grosse Verdienste. Indessen nahm die Folge des Bengalischen Fiebers, sein Asthma, an dem er dreißig Jahre lang so viel litt, daß er viele Nächte ausser dem Bette zubringen muste, und daß Jeder, der ihn gehen sah und hörte, zum Mitleid bewogen wurde, immer mehr zu, und machte endlich am 5. März 1797 seinem Leben ein Ende. Er war ein warmer Verehrer der Religion, und mit den Neuerungen, die man an ihr vornahm, immer sehr unzufrieden. Sein Bildniß wurde von C. W. Bock in Kupfer gestochen. Er schrieb:

Vergl. Meyner’s Nachrichten von Ansbach. und Baireuth. Schriftst. S. 303--312. Bock’s u. Moser’s Sammlung von Bildnissen gel. Männer B. II. H. 16. Herlesii Memoria J. P. J. Rudolphi. 4. Erlang. 1797. Elwert’s Nachrichten von dem Leben jetztleb. Aerzte B. I. S. 475--485. Hirsching’s Handbuch fortges. von Ernesti B. X. Abth. 1. S. 283--288. Fikenscher’s Gel. Gesch. der Univers. Erlangen Abth. II. S. 97--103. Meusel’s Lexikon verstorbn. Schriftst. B. XI. S. 464--466. Oberteutsche Literaturzeitung 1796. n. 9. S. 139. Erlang. gel. Anzeigen 1797. n. 51. S. 401. Anzeiger allg. Literar. 1797. n. 136. S. 1393.

  1. 1. Diss. de ustione cranii in epilepsia. 4. Erlangae 1766.
  2. 2. Progr. de tumore cancroso, singulari amputatione feliciter sanato. 4. ibid. 1770.
  3. 3. Observ. de. singulari et gravissimo molitoris, a rota molari accepto, vulnere feliciter persanato; in Novis Actis Academ. Nat. curios. B. 8. S. 211--227.
  4. 4. Einige Abhandlungen und Aufsätze in von Andern herausgegebenen Werken.
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