Johann Gottlieb Schäffer (GND 117099791)

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Daten
Nachname Schäffer
Vorname Johann Gottlieb
GND 117099791
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Johann Gottlieb Schäffer in der BSB

SCHÄFFER (Johann Gottlieb) der Medizin Doktor zu Regensburg. Er war daselbst Fürstbischöflicher Hofrath, erster Stadtphysikus, Mitglied der Baierischen Akademie der Wissenschaften, und der Kaiserlichen Akademie der Naturforscher, ein Bruder des Superintendenten Jakob Christian Schäffer, und den 13. Sept. 1720 zu Querfurt in Sachsen gebohren. Er fing im J. 1734 zu Schmölla im Altenburgischen die Apothekerkunst zu lernen an, und kam 1741 nach Regensburg in die Elephanten Apotheke, wo er hinlänglich Gelegenheit fand, seine Kenntniße in der Chemie und Pharmacie zu vervollkommnen, bis er, von seinem Bruder aufgemuntert und unterstützt, die Apothekerkunst verließ, nach Neustadt an der Aisch gieng, und am dortigen Lyceum sich zum Besuch der Universität Altdorf fähig machte. Hier studierte er, vom J. 1744 an, unter Nagel, Spies, Schwarz, und Adelbulner Philosophie, und unter Janke, Kirsten, und Weiß die Arzneywissenschaft, erhielt die Doktorswürde, und ward 1746 zu Regensburg praktischer Arzt. Durch seine Kenntniße und Leutseligkeit, durch seinen uneigennützigen Eifer, Arme wie Reiche gleichtheilnehmend zu besorgen, erwarb er sich gar bald Vertrauen, und allgemeine Achtung und Liebe. Im J. 1749 übergab man ihm die Besorgung des katholischen Krankenhauses. Im J. 1763 war er in Regensburg der erste, der, so sehr damahls noch Vorurtheile dagegen bestanden, die Kindspocken Impfung einführte. Im Jahre 1774 wurde er zum Garnisonsmedikus ernannt; im J. 1775 rückte er als zweyter, und 1783 als erster Stadtphysikus ein. Auch hielt, er Vorlesungen über Anatomie, Physiologie und Chirurgie mit großem Beifall, und bildete geschickte Wundärzte. Er machte überhaupt in Regensburg viele nützliche Verbesserungen der Armen- und Krankenanstalten und des Apothekerwesens, und setzte bis 1793 ununterbrochen seine Geschäfte fort, obgleich herannahendes Alter und sichtbare Schwäche seiner Selen- und Körperkräfte, besonders sein abnehmendes Gedächtniß, ihm seinen mühsamen Beruf bereits sehr erschwerten. Er verehelichte sich zweymal, und zeugte mit der ersten Gattin eine Tochter, und mit der zweiten drey Söhne und drey Töchter, von denen aber ein erwachsener Sohn, und eine bereits verheurathete Tochter ihm in die Ewigkeit vorangiengen. Die übrigen zwey Söhne wurden berühmte Aerzte. Am 20. Jäner 1793 traff ihn ein Schlagfluß, dessen Folge eine zurückbleibende Lähmung der linken Seite war. Eine zweyte Schlaganwandlung kam im Dezember 1794, und ein dritter heftiger Anfall der Art endigte am 1. Februar 1795 das Leben dieses Verdienstvollen Mannes. Schriften:

Vergl. Baldinger’s Biographien jetztleb. Aerzte B. I. St. 2. S. 215--222. Hirsching’s Handbuch fortges. von Ernesti B. X. Abth. 2. S. 199. Meusel’s Lexikon verst. Schriftst. B. XII. S. 80. Handlexikon neues histor. Th. V. S. 875. Neue allg. teutsche Bibl. B. XVI. Int. Bl. S. 202. Erfurt. gel. Zeitung 1795. S. 128. Hartenkeil’s med. chirurg. Zeitung 1795. II. S. 74--80. Tode mediz. chir. Bibl. B. VIII. S. 170. Ladvocat’s Handwörterbuch B. IX. S. 875. Westenrieder’s Gesch. der Baier. Akad. d. Wiss. B. I. S. 71. u. 419.

  1. 1. Diss. inaug. de causis, cur alimenta et medicamenta alium saepe effectum edant in hominibus sanis quam aegrotis. 4. Altdorf 1743.
  2. 2. Diss. Aliam sensationem alium motum inferre. 4. ibid. 1745.
  3. 3. Die Kraft und Wirkung der Elektricität in dem menschlichen Körper, u. dessen Krankheiten, besonders bey gelähmten Gliedern; aus Vernunftgründen erläutert, und durch Erfahrungen bestättiget. 8. Regensburg 1752. 7 Bog. Neue verm. Aufl. unter dem Titel: Die elektrische Medizin, oder die Kraft u. Wirkung der Electricität. 4. eb. 1766. 12 Bog. [1]
  4. 4. Der Gebrauch u. Nutzen des Tabackrauch Klystirs, nebst einer dazu bequemen Maschine. Mit einer Kupfertafel. eb. 4. 1757. Der Nutzen u. Gebrauch des Tabackrauchklystirs, nebst zwoen dazu bequemen Maschinen, beschrieben u. bey dieser 2ten Aufl. vermehrt. eb. 1765. 3te verm. Ausgabe. eb. 1772. [2]
  5. 5. Haus und Reise Apotheke. 8. ebend. 1760. 2te Aufl. 1768. 3te, mit dem Verzeichniß der Medikamente versehene Auflage 1785. 4te Aufl. 1789. 7 Bog. [3]
  6. 6. Geschichte des grauen Staares, und der neuen Operation, solchen durch Herausnehmung der Krystallinse zu heilen; nebst einigen daraus gefolgerten u. erörterten Fragen. 4. eb. 1765. [4]
  7. 7. Historia sectionis obesi juvenis, ex pinguedine nimia mortui; in den Novis actis Acad. Natur. curios B. 2. S. 106.
  8. 8. De Hepate monstroso, in funiculo umbilicali infantis recens nati reperto; ibid. B. 3. S. 1.
  9. 9. Singularia quaedam circa variolas naturales et insitivas notata; ibid. S. 132.
  10. 10. Nachricht von einem monstrosen neugebohrnen Kinde; in den Regensb. gel. Nachr. 1748. S. 95.
  11. 11. Die vom Magistrat in Regensburg herausgegebene erneuerte u. vermehrte Hebammenordnung hatte ihn zum Verfasser 1779.
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Fußnoten

  1. s. Reg. gel. Z. 1766. S. 315.
  2. s. Allg. t. Bibl. B. 5. I. S. 276. u. B. 24. II. S. 376. Reg. gel. Z. 1757. S. 346. u. 1765. S. 341.
  3. s. Reg. gel. Z. 1768. S. 28. Nürnb. gel. Z. 1786. S. 23. Obert. Lit. Z. 1791. I. S. 937. Hartenkeils Z. 1791. I. S. 168.
  4. s. Gött. gel. Z. 1766. S. 815. Allg. t. Bitri. B. 5. I. S. 274. Hallische gel. Z. 1766. St. 31. Des Verfaßers Antikritik in den Nachträgen zur Regensb. gel. Z. 1766. S. 52.