Georg Jakob Schwindel (GND 100832679)

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Daten
Nachname Schwindel
Vorname Georg Jakob
GND 100832679
( DNB )
Wirkungsgebiet Religion, Wissenschaft


Georg Jakob Schwindel in der BSB

SCHWINDEL (Georg Jakob) unter seinem angenohmenen Namen Theophilus Sincerus bekannter; zu Nürnberg am 7. Februar 1684 gebohren, eines Schneidermeisters Sohn. Er studirte zu Nürnberg, und seit 1703 zu Altdorf, disputirte hier viermal öffentlich, ward 1707 Magister, gieng im folgenden Jahre nach Jena, verweilte dort drey Jahre, hielt Privatvorlesungen, und machte 1711 eine Reise durch das nördliche Teutschland, worauf er 1712 zu Nürnberg in das Seminar der Kandidaten des Predigtamtes aufgenohmen, und 1714 zum Diakon der heil. Geistkirche erwählt wurde. Im J. 1730 wurden ihm die Mittagspredigten in der Catharinenkirche übertragen, und 1732 wurde er Senior seines Collegiums. Seit 1739 gerieth Er, der bis dahin, wegen seines exemplarischen Lebenswandels und wegen seiner grossen Gelehrsamkeit, in hober Achtung gestanden war, und mit ausgezeichnetem Beyfalle gepredigt hatte, in höchst verdrießliche Händel, indem er des Ehebruchs, der Heterodoxie, der Gotteslästerung, der Zauberey, und des Umgangs mit dem Teufel beschuldigt, deshalb gefangen gesetzt, und seines Amtes entsetzt wurde. Er behauptete dagegen seine Unschuld, und, da sein Prozeß an den Reichshofrath war gebracht worden, gieng er, aus dem Gefängniß entlassen, selbst nach Wien, um ihn zu betreiben. Aber dort hohlte er sich auch die Ursache seines Todes, indem er Tag und Nacht saß, und sich aus den dortigen Bibliotheken einen grossen Schatz der Gelehrsamkeit zusammentrug. Er kam im März 1752 bereits sehr krank nach Nürnberg zurück, und genoß noch die Genugthuung, daß er, durch einen Vergleichsreceß mit dem Rathe seiner Vaterstadt, wenigstens einigermassen entschädiget wurde. Er sollte in seine Aemter wieder eingesetzt werden, welches aber auf sein beharrliches Verlangen nicht geschah. Auch wurde ihm, unter Bezeugung seiner Unschuld, eine ansehnliche Geldsumme ausbezahler. Er starb am 14. August 1752. Im darauf folgenden Jahre folgte ihm seine Gattin Eva, des Buchhändlers Ehrt zu Jena Tochter, im Tode nach. Von seinen acht Kindern überlebte ihn keines. Seine Schriften:

Vergl. Würfel’s Diptycha eccles. ad. S. Spiritum. Nürnb. 1759. S. 102--104. Will’s u. Nopitsch Nürnb. Gel. Lexikon B. III. S. 659--663. u. B. VIII. S. 185. Anzeiger allg. literar. 1801. S. 529. u. S. 537--542. Moser’s Beytrag zu einem Lexico der jetztleb. Theologen S. 961. Hirsching’s Handbuch fortges. von Ernesti B. XII. Abth. 1. S. 43--46. Meusel’s Lexikon verstorbn. Schriftst. B. XII. S. 639--643.

  1. 1. Himmelsschlussel gläubiger Selen, oder Gebetbuch, nebst Joseph Hall’s Sendschreiben, die Frage betreffend: Was wir für Gedanken von Gott in unserm Gebet u. geistlichen Meditation haben sollen. 12. Nürnb. u. Altd. 1707. Wurde öfters aufgelegt.
  2. 2. Exercitatio critico-literaria in duas sectiones distincta, quarum prior D. Danzii litteratorem Ebraeo -- Chaldaeum modeste examinat; posterior autem Grammaticas, nec non Lexica Ebraea ex parte recenset, addita vere ubivis epicrisi etc. 4. Freistadii 1708. Exemplare dieser Schrift sind höchst selten, da die Auflage vom Verfasser selbst wieder unterdruckt ward.
  3. 3. Eloquentiae ecclesiasticae artificium, in usum collegii privati. 8. 1710.
  4. 4. Compendieuse Priester Bibliothek. 8. Jena. 1711. Wurde 1743 u. öfters wieder aufgelegt.
  5. 5. Vollständige und reelle Priester Bibliothek. 4. Nürnb. u. Leipz. 1721. Dieß ist nur der erste u. exegetische Theil, dem die andern folgen sollten; da es nicht geschah, so wurde, nebst einer neuen Vorrede, folgender neuer Titel umgeschlagen: M. Ge. Jac. Schwindelii Bibliotheca exegeticobiblica. 4. Francof. 1734.
  6. 6. Theophili Sinceri Nachrichten von lauter alten u. raren Büchern. 6 Stucke. Frankf. u. Leipz. (Nürnb.) 8. 1731--1732.
  7. 7. Theophili Sinceri neue Sammlung von lauter alten u. raren Büchern u. Schriften. 6 Stücke (Nürnb.) 1733--1734.
  8. 8. D. Joh. Mart. Trechsel, Großkopf genannt, weil. ältesten Advokaten zu Nürnberg, verneuertes Gedächtniß des Nürnbergischen Johannis Kirchhofes. 4. Nürnb. 1735.
  9. 9. Theophili Sinceri Bibliotheca historico-critica librorum opusculorumque variorum et rariorum, oder Analecta litteraria von lauter alten u. raren. Büchern u. Schriften. 8. eb. 1736.
  10. 10. Thesaurus Bibliothecalis, das ist: Versuch einer allgemeinen uud auserlesenen Bibliothec, darinnen nicht nur ein accurates Verzeichniß von allerhand alten u. neuen, auf Reisen und sonst, in den vortrefflich u. berühmtesten Bibliothequen, mit Augen selber angesehenen, Büchern enthalten ist, sondern auch zugleich von einem jeden Auctore u. Buch eine hinlängliche, und soviel immer möglich, gründliche Nachricht, nebst richtiger Anzeige der Fontium, wo ein mehrers davon zu finden, samt vielen andern abservat. litterariis, gelehrten Briefen, Manuscriptis, u. was nur in die historiam litterariam einschlägt, treulich mitgetheilt wird. Zu vielem Nutzen u. Vergnügen der Bücher Liebhaber ans Licht gestellt. Ersten Bandes erster u. 2ter Theil. Nürnb. 4. 1738. Bibliothecae universalis Volumen secundum, oder des Thesauri bibliothecalis 2ter Band, nebst 3 dienlichen Registern, Auctorum, Rerum, et Typographorum, von anno 1450 bis 1550. 3ter Band, von anno 1460 bis 1560. ebend. 1739. 4. 4ter Band, von anno 1470 bis 1570. eb. 1739.
  11. 11. Güldenes Kleinod der Kinder Gottes, oder drey sehr erbauliche Tractätlein vom wahren Christenthum, aufs neue mitgetheilt von einem, der Gott immer mehr suchet. 8. eb. 1738. Ist eigentlich J. F. Rothmanns Auszug aus Joh. Arnds vier Büchern vom wahren Christenthum.
  12. 12. Einige Lebensregeln, als heilsame Mittel, denen vorzuschlagen, welche sich das wahre Christenthum einen rechten Ernst wollen seyn lassen. Nebst einigen auserlesenen Christenthums-Liedern. 8. eb. 1738.
  13. 13. Notitia librorum veterum rariorum que omnis generis historico-litteraria. 4. 1747. Sind nur einige Bogen, die hernach zu folgendem Buch kamen: Librorum non nisi veterum rariorumque, proximis ab inventione Typographiae annis usque ad a 1682 in quavis facultate et lingua editorum Notitia historico-critica; oder Theophili Sinceri neue Nachrichten von lauter alten Büchern, so vom Anfang der edlen Buchdruckerei bis 1682, da sich die acta Erudit. Lips. angefangen, an das Licht getreten sind. Erster Band. Nürnberg. 4. 1748.
  14. 14. Kurze Nachricht von den Scriptoribus, Lutheri vitam illustrantibus, in den Leipz. neuen Zeitungen von gelehrten Sachen 1723. S. 596--600.
  15. 15. Einige Nachricht von dem Marsilio de Inghen, u. dessen ungemein raren Quaestionibus super III. libros sententiarum Strasburg 1501; in den Actis Franconicis Th. I. S. 163--198.
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