Frobenius Forster (GND 116665106)
Daten | |
Nachname | Forster |
Vorname | Frobenius |
GND | 116665106 ( DNB ) |
Wirkungsgebiet | Wissenschaft, Religion |
Frobenius Forster in der BSB |
FORSTER (Frobenius), Mitglied der kurbaier. Akademie der Wissenschaften, des heil. röm. Reichs Fürst und Abt zu St. Emmeram in Regensburg. Er wurde zu Königsfeld, einem oberbaierischen Dorfe, (zwischen Stadt Pfaffenhofen und Kloster Geisenfeld) am 30ten Aug. 1709 geboren. Seine Eltern waren gemeine Bauersleute, die aber ihren 3 Kindern eine gute Erziehung gaben, und dadurch den Grund zu ihrem Glücke legten; denn ein Sohn wurde zum Rektor eines Iesuitenkollegiums, der zweyte zum Abt von Scheuern, und dieser dritte sogar zum Reichsfürsten befördert. Frobenius genoss wirklich schon in seiner Kindheit eine sehr sorgfältige Bildung, ganz den vorzüglichen Anlagen angemessen, die sich bald in ihm zeigten. Nachdem er zu Freysing und Ingolstadt den Grund zu den höhern Wissenschaften gelegt hatte, wählte er in seinem 18ten Iahre den Dienst der Kirche zu der Beschäftigung seines künftigen Lebens, und trat am 8ten Dez. 1727 zu Regensburg in das berühmte Benediktiner-Reichsstift St. Emmeram, wo er am 8. Dez. 1728 das feyerliche Gelübde zur Beobachtung der Regel des heil. Benedikts ablegte, in der Klosterschule die höhern Studien vollendete, und am 18ten Okt. 1733 zum Priester geweiht wurde. Er widmete sich anfangs der Seelsorge, wurde zu verschiedenen geistlichen, literarischen und ökonomischen Geschäften gebraucht, und 1735 zum Professor der Philosophie in dem Reichsstifte ernannt. Im I. 1744 botihm die Universität zu Salzburg ihren philosophischen Lehrstuhl an, und er war im I. 1745 öffentl. ord. Professor der Philosophie, in einem Zeitalter, und in Gegenden, wo noch auf dem Reich der Weltweisheit die drückendste Nacht lag. Er hatte demungeachtet den, im Verhältniss mit dem Geist jener Zeiten und der nächsten Umstände, grossen Muth, als Lehrer des Wolfischen Systems aufzutreten, und Locke’s und Leibnitzen’s Grundsätze öffentlich vorzutragen und zu prüfen. Bey dem heftigen Widerspruche, den er anfangs fand, stärkte und tröstete ihn seine Ueberzeugung und die Erfahrung, dass die Wahrheit nur langsam über das Vorurtheil siege. Weit entfernt von jener unweisen Hitze, die so viele heutige Anhänger der neuesten Philosophie zeigen, liess er sich nicht erbittern, sondern wartete es ruhig ab, bis die treue Darlegung des Streitpunktes, ohne weitere Heftigkeit, der guten Sache mehr Freunde und Vertheidiger werde verschaft haben. Noch führte er auf dieser Universität die bis dahin dort weit zurückgebliebene Experimentalphysik ein, über die er nach eignen Heften Vorlesungen hielt. Im dritten Iahre seines Lehramtes zu Salzburg trat er wieder in sein Stift nach Regensburg zurück, wo er nun mit vielem Beyfall Philosophie und Exegese vortrug, und eben so, wie an seiner vorigen Stelle, mehrere Programme schrieb, die von seinem Muthe und hellen Geiste zeugten. Er wurde Bibliothekar und im Iahre 1750 Prior, welchem Posten er eilf Iahre vorstund. Sein Lieblingsstudium ward die Geschichte; er arbeitete unablässig in ihrem weitläuftigen Felde, und trat zu dem Ende mit mehreren gelehrten Gesellschaften, worunter vorzüglich die kurfürstl. Akademie der Wissenschaften in München war, welche ihn unter ihre ersten Mitglieder zählte, mit Würdtwein, Belisoni, Fürst Gerbert, Resch in Tyrol, Martini in Leipzig, Klotz in Halle, mit Firmian, Oltrocchi und Romuald in Mailand, in Udina mit Sabbatini und Gradenigo; in Ungarn mit Esterhazi, in Dänemark mit Pluer und Temler, in Spanien mit Majans, in Frankreich mit Brequigny, de Vaines u. m. a. Gelehrten in Verbindung und Briefwechsel, so, dass sich seine Korrespondenz beynahe über ganz Europa ausdehnte. In dem lezten Iahre seines Priorats wurde er Probst zu Hohengebrahin, wo er sich der Seelsorge und Oekonomie widmete, und zugleich mehrere andere wichtige Geschäfte des Reichsstiftes glücklich zu Ende brachte. Am 15ten Iul. 1762 wurde er zum Fürstabt erwählt, und seine Regierung bewies, dass er vollkommen würdig war, gewählt zu werden. Unter den so sehr vermehrten Geschäften seiner neuen Würde sezte er dennoch seine Studien, so wie seinen mühsamen Briefwechsel, mit dem angestrengten Fleisse eines Privatgelehrten fort. Er richtete alle seine Aufmerksamkeit auf die Werke des berühmten Alcuins, und fasste den Entschluss, alles, was von diesem merkwürdigen Manne in den Bibliotheken und Archiven von Europa versteckt liegen sollte, zu sammeln, und eine so vollständige, mit Erläuterungen begleitete Ausgabe von dessen Werken zu veranstalten, als noch nicht vorhanden war. Endlich im Iahre 1777 ward dieser Entschluss glücklich ausgeführt, und Fürstabt Frobenius beschenkte die gelehrte Welt mit dem unsterblichen Werke einer prächtigen Ausgabe von Alcuins Werken in 4 Foliobänden. Dasjenige Publikum, das hier Richter seyn konnte, erkannte diese verdienstlichen Bemühungen mit Dank, und die königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen machte ihn zu ihrem Mitgliede. Während seiner literarischen Arbeiten war seine vorzüglichste Sorge, dass die Religiosen seines Stiftes mit einer gründlichen und nützlichen Philosophie bekannt gemacht würden, und er stellte für jedes Fach der Wissenschaften gut unterrichtete und eifrige Männer als Lehrer an. St. Emmeram wurde unter ihm, was es seitdem auch blieb, ein Sitz der Gelehrsamkeit; denn er verschaffte seinen Religiosen durch Unterricht, durch Belohnung und durch Unterstützung zu Reisen u. d. gl. alle nur denkbare Gelegenheiten, sich auszuzeichnen, und keine Kosten waren ihm zu gross, dem Liebhaber eines jeden literarischen Faches die Mittel zum weitern Fortstudiren zu verschaffen. Seine kluge und ordentliche Haushaltung sezte ihn in den Stand, alle nöthigen Hülfsmittel zur Gelehrsamkeit herbey zu schaffen. Der berühmte Mechanikus Brander in Augsburg erhielt den Auftrag: alle Instrumente, welche er verbessert oder neu erfunden hatte, oder noch erfinden würde, an das Stift zu schicken, so, dass binnen 10 Iahren ein ganz vorzügliches mathematisches und physikalisches Armarium in St. Emmeram aufgestellt wurde. Zu gleicher Zeit wurden ein Naturalienkabinet und eine Münzsammlung angelegt, eine Sternwarte errichtet, und die Bibliothek mit den ansehnlichsten literarischen und historischen Werken vermehrt. Er berief aus der Kongregation St. Maurus aus Frankreich den berühmten Benediktiner Karl Lancelot zu sich, welcher im Stifte St. Emmeram von 1771 bis 1775 die orientalischen Sprachen lehrte. Für sich lebte er überaus einfach und sparsam; aber mit Edelmuth und Klugheit war er freygebig gegen Arme und Nothleidende. Besonders suchte er schamhaften Armen aufzuhelfen, liess Kinder kleiden, nähren und unterrichten, und verbarg immer so viel möglich seine Wohlthaten. Er vergrösserte und verschönerte das Stift durch neue ansehnliche und nützliche Gebäude, verbesserte die Oekonomie auf den zum Stifte gehörigen Landgütern, besuchte öfters die Unterthanen derselben, unterstüzte sie, und vermehrte die Landesindustrie. Er war sehr gastfrey, sehr tolerant, und besass eine wahre, herzliche und zugleich vernünftige Frömmigkeit. Alle diese vielen guten Eigenschaften und rühmlichen Handlungen erhielten einen höhern Werth durch die grosse Bescheidenheit, die aus seinem ganzen Wesen hervorleuchtete. Im Iahre 1778 feyerte er als Ordensmann, und 1783 als Priester sein Iubiläum, bey welcher Gelegenheit sein Stift Medaillen prägen liess. Er war 63 Iahre lang Ordensmann, 58 Iahre lang Priester, und 30 Iahre Fürstabt, und starb am 11ten Oktober 1791 im 83sten Iahre seines verdienstvollen Lebens.
Seine gedruckten Schriften sind:
Quid est veritas, quibusque notis ac characteribus de eiusdem existentia certi sumus? 4. Salisb. 1746.
Methodus inveniendi veritatem per meditationem breviter exposita, 4. ibid. 1746.
Meditatio philosophica de mundo mechanico et optimo secundum systema Leibnizio-Wolfianum, 4. ibid. 1747. 3 Bog.
- S. Fortges. auserl. Lit. des kath. Teutschl. B. I. St. 4. S. 588. Regensb. gel. N. 1747. S. 195.
Brevis discursus de philosophia in genere, cui adiectae sunt nonnullae conclusiones logicae et ontologicae, 4. Ratisb. 1748.
Dissertatio de scripturae sacrae vulgata editione, eiusque authentica. 4. ibid. 1748.
- Bey diesen 2 Disputationen war der Kardinal Quirini in Regensburg gegenwärtig.
Systema primorum principiorum breviter expositum, una cum parergis ex universa philosophia, 4. Ratisb. 1749.
Concilium Aschhaimense sub Tassilone II, duce Boioariae anno reparatae salutis 763 celebratum, primo in lucem protractum ex pervetusto codice MSto bibliothecae illustr. capituli cathedralis Frisingensis, notis quibusdam illustratum, nunc post editionem Florentinem, multis mundis scatentem, in eruditorum commodum purgatum, 4. Ratisbonae 1767. 3 Bog.
- S. Reg. gel. N. 1767, S. 262.
Abhandlung von dem zu Aschheim in Oberbaiern im Iahre 763 gehaltnen Koncilio; in den Abhandlungen der baier. Akademie der Wissenschaften, B. I. S. 39--60.
Conspectus omnium, quae hucusque inveniri potuerunt, operum beati Flacci Alcuini etc. quorum nova editio paratur, 4. Ratisb. 1760. 21/2 Bog.
- S. Reg. gel. N. 1760, S. 162 u. 180.
Beati Flacci Albini seu Alcuini, abbatis, Caroli M. regis et imperatoris magistri opera, post primam editionem a viro clariss. D. Andrea Quercelaro curatam, de novo collecta, multis locis emendata, et opusculis primum repertis plurimum aucta, variisque rnodis illustrata, cura et studio Frobenii S. R. I. principis et abbatis ad S. Emmeramum, fol. Ratisbonae, 1777. IV Bände, in der Druckerey der Abtey gedruckt.
- S. Meusels neuest. Lit. d. Gesch. Th. V. S. 307--312. ADB. 36 B. St. I. S. 37--44. Nürnb. gel. Z. 1778. S. 615. Nov. Bibl. eccl. Friburg. B. III. fasc. 2. S. 339.
Das Porträt des sel. Fürstabts Frobenius Forster ward gemahlt von einem damals in Landshut lebenden Mahler Kaufmann, der den Kopf verfertigte, und das Uebrige durch seinen geschicktern Gesellen Wink (nachmals Hofmahler in München) bearbeiten liess. Nach diesem Gemählde wurde ein Kupferstich von Klauber zu Augsburg 1768 in Schwarzkunst und Regalfolio, und dann ein Kupferstich von Zimmermann zu München in Octav zu Westenrieders Beyträgen 2ten Band 1739 verfertigt. Der Porträtmahler Riss zu Regensburg mahlte das Bild des Fürsten in Migniatur, und Schega zu München verfertigte nach diesem Gemählde die Medaille, welche das Kapitel zu St. Emmeram auf den Fürsten prägen liess, und deren Abbildung und Beschreibung man im Iournal von und für Teutschl. 1784, St. 12. S. 361 findet. Folgende Anekdote gehört zu Forsters Porträten. Als Klauber das Porträt kaum fertig hatte, starb er. Als Mahler Riss gerade mit dem Migniaturgemählde zu Ende war, starb er. Der berühmte Schega starb unter der Arbeit der Münze, und der Stempel musste in Augsburg vollendet werden.
- S. Eigne Sammlungen. Privat-Nachrichten. Hambergers gel. Teutschl. 1782, S. 188. Meusels gel. Teutschl. 2--4te Ausg. Abt Rupertus Leichenrede 1791. Todten-Rotul 1791. Zapfs Sendschreiben an Lengnich über seine lit. Reise in Bernoullis Sammlung kurzer Reisebeschreib. B. XI. S. 201--207. Westenrieders Beyträge zur vaterländischen Historie B. II. S. 446--452. Fortges. auserl. Literatur des kath. Teutschl. B. I. St. 4, S. 586--597. ADB. 106 B. St. II. S. 614. Gerkens Reisen B. II. S. 92. Nikolai Reise, 3te Aufl. B. II. S. 361. Ladvokats fortges. hist. Handwörterbuch B. VII. S. 777. Schlichtegrolls Nekrolog. 1791, I. S. 221--238. Röttgers Nekrolog 1796, I. St. S. 55. Baaders Reisen B. II. S. 425, Hirschings Beschreib. von Bibl. B. III. Abth. 2, S. 571 und 589. Münchner Intelligenzbl. 1791. S. 322--324. Finauers Magazin für die neust. Lit. 1775, I. S. 100.
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