Johann Michaels Georg (GND 117701181)

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Daten
Nachname Georg
Vorname Johann Michaels
GND 117701181
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Johann Michaels Georg in der BSB

GEORG (Johann Michaels) Regierungs Direktor zu Baireuth. Er wurde am 20. September 1740 zu Bischofgrün, wo sein Vater Pechsieder war, mit einem so schwachen Körperbau gebohren, daß man an seinem Aufkommen verzweifelte. Allein die höchst einfache ländliche Erziehung, und, da er das Vieh seiner Eltern hüten muste. Die Luft und die körperlichen Bewegungen immer im Freien mit Baumklettern, Vogelnester Suchen, Hüpfen, Springen, und Fischen, machten den Knaben bald stärker, und verschafften ihm, was ihm die Natur versagt zu haben schien, eine feste körperliche Constitution. In seinem vierzehenten Jahre, nachdem er bis dahin noch gar keinen Unterricht erhalten hatte, kam er an die Armen-Schule nach Gefreeß, wo er 2 Jahre lang die nöthigsten Kenntniße lernte, und dann nach Hof, wo er am Gymnasium zu studieren anfieng. Hier war er Armuthshalber gezwungen, eine Schuld von fünf Gulden zu machen, und da man ihn wegen Bezahlung dieser Kleinigkeit grausam drängte, und er sich nicht zu helfen wuste, nahm er bey dem eben 1758 zu Hof in Garnison gelegenen Preußischen Bellingschen Husarenregiment Dienste, und ließ sich als gemeiner Husar für sechs Thaler Handgeld, wovon er sogleich jene fünf Gulden bezahlte, auf 6 Jahre engagiren und marschirte bald darauf mit dem Regimente ab. Als man ihn aber, ohne daß er das Geringste verschuldet hatte, unter ein Infanterieregiment steckte, und auf seine Protestation, daß er sich nur als Husar anwerben ließ, gar nicht achtete, desertirte er, und kam nach vielen Gefahren am 4. Mai 1759 in der Wohnung seiner Eltern an. In der Folge suchte er seinen ordentlichen Abschied nach, und erhielt ihn. Noch im nämlichen Jahr 1759 wurde er auf dem Fröbers-Hammer Schichtmeister der dortigen Eisenhüttenwerke. Durch ausserordentlichen Fleiß, und durch Unterricht des Pastors Weiß zu Bischofgrün lernte er die lateinische, griechische, und hebräische Sprache, und am 13. Oktober 1763 gieng er, von seinen Eltern, an Geld mit sechs Groschen, und mit etwas Wäsche ausgestattet, auf die Universität Erlangen, wo er Philosophie, Theologie, Geschichte und Mathematik studierte, und wo er sich, bis er einen Platz im Confikt erhielt, unter der Woche blos von Wasser und Brod nährte, und nur Sontags eine warme Suppe genoß. Von 1765 an, setzte er seine Studien an den Universitäten zu Leipzig und Jena fort, und wurde am 23. September 1766 zu Erlangen Doktor der Philosophie, ordentliches Mitglied der teutschen Gesellschaft, und Privatdocent über Mathematik und Philosophie. Zugleich studierte er Arzneywissenschaft und die Rechte. Im Jahr 1768 wurde er Professor der Philosophie und Mathematik am Gymnasium zu Baireuth, und zugleich Regierungs- dann 1771 Hofgerichts-Advokat. Am 15. Junius 1772 wurde er Prozeßrath, am 10. September 1774 zugleich Ritterlehengerichts Advokat, und 1781 Hofgerichts Assessor. Er gab nun die Professors Stelle auf, und wurde 1782 wirklicher Regierungsrath, dann 1790 zugleich Landschafts Consulent, wobey man ihm auch das Forst- Jagd- und Oberbergrichteramt, und 1792 die Lehenprobsteyverwaltung übertrug. Endlich im J. 1795 wurde er an den Posten eines Direktors der Regierung zweiten Senats erhoben. Strenge Handhabung des Rechts, Unbestechlichkeit, und Häuslichkeit waren Haupzüge seines Charakters. Er war von Natur aus ungemein hitzig manchmal rauh in Worten, aber ein wahrer thätiger Menschenfreund. Auch kirchliche Ceremonien hielt er nicht viel; aber er handelte und lebte als Christ. Von Spiel, Tafeln, und Gesellschaften war er gar kein Liebhaber, und seinen Anzug, so wie überhaupt sein Aeusseres vernachläßigte er sehr. Seine Thätigkeit war sehr groß. Ausser seinen gedruckten Schriften hinterließ er im Manuscripte 125 vollkommen ausgearbeitete, sauber geschriebene Bände von Untersuchungen und Abhandlungen, welche in verschiedene Wissenschaften, in die älteste teutsche, und slavische Geschichten und Sprachen einschlagen, und auch Erläuterungen über die Geschäfte, denen er vorzustehen hatte, enthalten. Sein Bildniß ward von Lips in Kupfer gestochen. Er starb am 24. Junius 1796. Seine Schriften:

Vergl. Lebensbeschreibung J. M. Georg’s, von seinem Sohne Friedr. Adam Georg. 4. Erlang. 1797. Meyers Nachr. v. Baireuth und Ansb. Schriftstellern S. 83--94. Koppe’s Lexikon jurist. Schriftst. Th. 1. S. 208. Weidlichs Biograh. Nachrichten B. IV. S. 78. Fickenschers gelehrtes Baireuth. B. III. S. 14--43. Meusels gel. Teutschland B. 11. S. 526. B. IX. S. 414 und B. XII. S. 331. Meusels Lexikon verstorbn. Schriftsteller B. IV. S. 89--94.

  1. 1. Dissertatio inauguralis. Theses quaedam generaliores de actionibus. 4. Eriangae 1766.
  2. 2. Vom Donnerwetter. 4. Baireuth 1769.
  3. 3. Diss. philosophica de muneribus publicis secundum juris naturae principia gratis et sine remuneratione obeundis. ib. 1770.
  4. 4.* Progr. de principio publico democratiae. ib. eod.
  5. 5. Von den Wolken. 4. Baireuth 1771. Fortsetzung 1771. 2te Fortsetzung 1772. letzte Fortsetzung 1773.
  6. 6.* De pactis. ib. 1772.
  7. 7. Kurzer Entwurf der alten Geschichte des Baireuthischen hochlöblichen Hofgerichts. ebend. 1774.
  8. 8. Von der mittlern Geschichte des hochfürstl. Brandenburgischen Hofgerichts zu Baireuth, nebst 16 Fortsetzungen. Programmen. eb. 1774--1782.
  9. 9. Vollständiges Handbuch der Jagddienstes Wissenschaft für Jäger und Jagdfreunde; ein nachgelassenes Werk von J. M. Georg, herausgegeben von Friedr. Gottl. Leonhardi. Leipzig 8. Erster Theil. 1797. 360. S. 2ter Theil. 1798. 262. S. [1]
  10. 10. Von dem Saalgericht des Burggrafthums Nürnberg oberhalb Gebirges; in Layritz Beiträgen zur Gesch. und Landeskunde der K. Preußischen Fürstenthümer in Franken St. 1. n. 1. S. 1--24.
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Fußnoten

  1. s. Neue allg. teutsche Bibl. Anhang 3. B. 29--68. I. S. 319. Jen. Lit. Z. 1800. IV. S. 689.