Paul Hupfauer (GND 117070335)

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Daten
Nachname Hupfauer
Vorname Paul
GND 117070335
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Paul Hupfauer in der BSB

HUPFAUER (Paul) Universitäts-Bibliothekar zu Landshut. Er ward von gemeinen Bauersleuten zu Wald bei Miesbach (im Isarkreise) den 24. Februar 1747 gebohren. Als Knabe von acht Jahren kam er in das Seminar des Klosters Weyarn, wo er die Gymnasial und hierauf am Lyceum zu München die höheren Studien absolvirte. Im J. 1769 trat er zu Beuerberg in den regulirten Chorherrenorden, legte 1770 die Klostergelübde ab, und erhielt 1773 die Priesterweihe. Bei seinen vorzüglichen Talenten und Kenntnißen wurde ihm der Unterricht in der Philosophie, Theologie, und Kirchengeschichte für die jüngern Geistlichen in Beuerberg, im J. 1781 aber an dem Lyceum zu München die Professorsstelle der Logik, Methaphysik, praktischen Philosophie, und Mathematik übertragen, welche Fächer er bis 1791 mit vielem Beifalle lehrte. Bei der damaligen finstern Stimmung konnten gewisse lichtscheue Menschen in München den hellen Sinn Hupfauer’s nicht ertragen; er wurde bei der höchsten Stelle als Illuminat, was er gar niemals war, angegeben, und muste in sein Kloster zurück, wo er Novitzenmeister und Dechant wurde, und bei Allen, die ihn kennen lernten, in hoher Achtung stand. Im J. 1794 wurde er in Beuerberg ganz einstimmig zum Probsten erwählet; allein Hr. v. Lippert in München wuste zu erwirken, daß diese Wahl, welche eine ganz entschiedene Rechtskräftigkeit für sich hatte, durch ein Kurfürstliches Rescript für ungültig erkläret, und eine neue Prälatenwahl anbefohlen ward. Bald nach derselben legte Hupfauer seine Dechantsstelle nieder, und widmete sich der Selsorge auf dem Lande. Im Jahr 1799 wurde er zum Professor der allgemeinen Wissenschaftskunde und Literatur an der Universität zu Ingolstadt ernannt, und folgte derselben 1800 bei ihrer Versetzung nach Landshut, muste aber wieder für einige Zeit nach Ingolstadt zurück, um den Transport der Bibliothek zu ordnen. Im J. 1801 wurde er Universitäts-Bibliothekär zu Landshut, und 1802 gieng er in sein Kloster nach Beuerberg zurück, weil er daselbst einhellig zum Probsten erwählet worden war. Das Stift hatte nicht lange das Glück, den würdigen Mann zum Vorstande zu haben, weil dasselbe, nebst allen übrigen Stiften und Klöstern in Baiern, aufgehoben wurde. Indessen ward dieser Umstand für die Universität zu Landshut wohlthätig; denn Hupfauer übernahm wieder die Oberaufsicht über die Bibliothek. Mit dem, ihm eigenen Eifer besorgte er die Einrichtung und Erhaltung derselben, und vollzog auch den Auftrag, aus den Bibliotheken der aufgehobenen Klöster eine zweckmäßige Auswahl für die Universitäts-Bibliothek zu besorgen. Zugleich war er in Landshut Lokal-Studiencommissär für die lateinischen Schulen. Von der Akademie der Wissenschaften zu München wurde er bereits im J. 1795 unter die ordentlichen Mitglieder der historischen Klasse aufgenohmen. Er besaß ein glückliches Temperament, einen festgebauten und gesunden Körper, führte eine sehr mäßige und genaue Lebensordnung, und war, diejenige Krankheit ausgenohmen, die unmittelbar seinem Tode vorhergieng, in seinem ganzen Leben niemalen krank. Er war gesinnet, eine vollständige Geschichte der berühmten Augsburgischen Druckerey ad insigne Pinus, und eine Geschichte des Baierischen Schulwesens herauszugeben. Ruhm wurde von ihm gar nicht gesucht; dieses Phantom, zu luftig und zu leer, um seine Aufmerksamkeit zu verdienen, zog ihn nicht an, und er hielt sich für belohnt genug, wenn er nur etwas Gutes geleistet hatte. Seinen Pflichten war er von ganzem Herzen getreu, erfüllte sie mit eben soviel Nachdruck als Ruhe, und der Religion war er mit Wärme und Ueberzeugung ergeben. In seinem Umgange gab es keine Complimente, und er war, wie auch ich ihn seit 1802 persönlich kannte, gerade und aufrichtig, ein redlicher und zuverläßiger Freund. Er starb den 14. Junius 1808 an einem Nervenfieber. Er gab heraus:

Vergl. Dem Andenken Paul Hupfauer’s gewidmet von Franz von Paula Schrank. 4. Landshut 1808. 18 S. Reithofer’s Geschichte u. Beschr. der Univers. Landshut. S. 81--84. Meusel’s gel. Teutschl. B. III. S. 473. B. XI. S. 389. B. XIV. S. 212. u. B. XVIII. S. 238. Westenrieder’s Geschichte der Baier. Akad. d. Wissensch. B. II. S. 142 u. 583.

  1. 1. Druckstücke aus dem fünfzehenten Jahrhundert, welche sich in der Bibliothek des regulirten Chorstiftes zu Beuerberg befinden. Mit 23 Holzschnitten. Augsburg b. Stage. 8. 1794. 384 S. [1]
  2. 2. Ueber den Passauischen Domherrn Paulus Wann, seine Schriften u. die verschiedenen Ausgaben derselben, mit literarischen Anmerkungen, nebst Digressionen über das Predigtwesen. Mit 2 Holzschnitten. Landshut b. Weber 1801. 8. 140 S. [2]
  3. 3. Zehen Paragraphen über das Klosterwesen in Baiern. 8. 1802.
  4. 4. Einige anonyme Schriften, in Betreff eines Landtages in Baiern.
  5. 5. Aufsätze in Kohlbrenner’s Münchner Intelligenzblatt.
  6. 6. Rezensionen in der Oberteutschen Literaturzeitung.
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Fußnoten

  1. s. Obert. Lit. Z. 1795. I. S. 447. Neue allg. t. Bibl. B. 15. I. S. 181.
  2. s. Obert. Lit. Z. 1801. II. S. 849. Hall. Lit. Z. 1804. I. S. 239.