Johann Kapp (GND 100504787)

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Daten
Nachname Kapp
Vorname Johann
GND 100504787
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Johann Kapp in der BSB

KAPP (Johann) Kreiskirchenrath zu Baireuth. Von diesem Schriftsteller lieferte ich in der Zeitschrift für Baiern und die angränzenden Länder (München 1817) B. IV. S. 228--231 aus handschriftlichen Quellen eine biographische Notiz, welche hier, aus weitern Nachrichten und meinen eigenen Sammlungen ergänzt, vollständiger folgt. Er wurde den 12. Dezember 1739 zu Oberkotzau im Baireuthischen gebohren, wo sein Vater Johann Kapp, der aber schon wenige Wochen nach des Sohnes Geburt starb, Fuhr- und Handelsmann war. Am 23. Februar 1749 kam er in die Gymnasialklassen zu Hof, aber im J. 1753 zu Kaufmann Kießling nach Nürnberg, weil er nach dem Willen seiner Mutter die Handlung erlernen sollte. Seine große Neigung zum Studieren brachte ihn nach wenigen Monathen wieder an das Gymnasium in Hof zurück, wo er noch bis 1758 studirte, und dann die Universität Leipzig bezog. Hier waren Crusius in den philosophischen und theologischen Wissenschaften, Ernesti in der alten Literatur und Pädagogik, Heinsius in der Mathematik, Gellert in der philosophischen Moral, Stemler in der Kirchengeschichte und Symbolik, und Richter in der Hermeneutik seine Lehrer. Im Jahre 1762 gieng er für einige Monathe nach Erlangen, übernahm dann eine Hauslehrers-Stelle in Asch, und folgte 1764 dem Rufe nach Hof als Gymnasiallehrer, wurde daselbst 1775 Conrektor, 1777 in Baireuth Schloßprediger und Professor der Theologie und Geschichte, 1784 zugleich Konsistorialrath, und 1799 in Ansbach, bei Verlegung des Baireuthischen protestantischen Konsistoriums dahin, Konsistorialrath und Stiftsprediger. Er verehelichte sich mit Henriette gebohrnen Müller, mit der er in einer glücklichen Ehe lebte, aus welcher er neun Kinder hinterließ. Von der Universität zu Erlangen erhielt er das philosophische und theologische Doktorat, und 1801 in Baireuth die Stelle eines Superintendenten und Stadtpfarrers. Da 1810 in Baiern die damahligen Königl. General-Kreiskommissariate zu Baireuth Ansbach, Regensburg, und München als zugleich protestantische Generaldekanate zu Mittelorganen des General-Konsistoriums in protestantischen Kirchenangelegenheiten constituirt, und jedem Derselben unter dem Titel: Kreiskirchenräthe, ein oder mehrere Räthe protestantischer Confession zu Bearbeitung der kirchlichen Angelegenheiten beigegeben worden sind, ward Kapp am 25. Oktober 1810 zum Kreiskirchenrath für den Main-Kreis zu Baireuth ernannt. Er starb den 18. August 1817 nach einer drey und fünfzigjährigen Segenreichen Wirksamkeit, im acht und siebenzigsten Jahre seines Alters. Sein Bildniß wurde von Bock in Oktav in Kupfer gestochen. Er war ein unermüdet thätiger und verdienstvoller Gelehrter, der, bey einem durchdringenden Verstand, und sehr glücklichem Gedächtniß, in den theologischen, philosophischen, historischen, humanistischen, und pädagogischen Wissenschaften gründliche Kenntniße besaß. Als Lehrer, als Prediger, als Schriftsteller, und durch alle seine Amtsfunktionen erwarb er sich Achtung und Beifall, und seine Gefälligkeit und Freundlichkeit sprach sich schon in seinem Aeussern aus. Noch in seinem hohen Alter, und in seinen letzten Lebenstagen arbeitete er an einem Commentar zum Justin. Im Drucke ist von ihm erschienen:

  1. 1. Epistola gratul. de vitiis in argumentando obviis. 4. Lips. 1762.
  2. 2. Epistola super dictis biblicis quibusdam novi Testamenti. 4. Curiae 1767.
  3. 3. Commentatio ad dicta quaedam biblica. ib. 1768.
  4. 4. Er besorgte die 6te u. verb. Ausgabe von E. S. Cyprians Ueberzeugenden Belehrung vom Ursprung u. Wachsthum des Pabstthums. (Hof 1769).
  5. 5. Paralipomena de Magis. Partic. I. Curiae 1771.
  6. 6.* Melle Versuch in den Werken der Beredsamkeit, bestehend aus acht Reden über verschiedene Materien. 8. Hof 1771.
  7. 7. Julii Obsequentis quae supersunt ex libro de prodigiis, cum animadversionibus Joannis Schefferi et Francisci Oudendorpii; accedunt supplementa Conradi Lycostenis. 8. Curiae Regnitianae 1772. [1]
  8. 8. Udalrici Epistola de continentia Clericorum. 4. ib. 1773.
  9. 9. Observationes criticae ad Haelesii editionem Corn. Nepotis (Erlang. 1773).
  10. 10. Pomponii Melae de situ orbis libri III. c. ind. Cur. Regnit. 1774. Editio altera multum auctior. ib. 1781. Andere, von Andern besorgte alte u. neue Ausgaben sind angezeigt in Ebert’s bibliograph. Lexikon B. II. Lief. I. n. 13603--13645.
  11. 11. Progr. de diurnis commentariis suis. 4. Cur. 1775.
  12. 12. Progr. sistens methodum, certa signa boni studiisque apti ingenii reperiendi. 4. ib. 1776 et 1777.
  13. 13. Pr. quo exemplis quibusdam demonstratur, multa in re scholastica emendanda pro novis venditari, quae nova non sunt. 4. Baruthi 1778.
  14. 14. Specimen criticum in varia scriptorum veterum loca. ib. eod.
  15. 15. Ob heut zu Tage nicht mehr so viele wohl zubereitete Jünglinge auf die Akademien kommen, als vordem? eb. 1779.
  16. 16. Ob es rathsam sey, die öffentlichen Schulprüfungen gänzlich abzuschaffen? eb. 1779 u. 1780.
  17. 17. Specimen exercitationum historico-philologicarum. 4. ib. 1780.
  18. 18. Valerii Maximi factorum dictorum que memorabilium libri novem, e recens. Torrenii, cum varietate lectionis, notisque perpetuis et indicibus copiosis. 8. Lips. ap. Kummer 1781.
  19. 19. Periculum versionis Psalmi secundi, cum brevibus scholiis. 4. Baruthi 1781.
  20. 20. Dankpredigt nach der Genesung von einer tödlichen Krankheit. 8. eb. 1782.
  21. 21. Ankündigung eines historischen Lesebuchs für die Baireuthische Jugend. 4. eb. 1783.
  22. 22. Brevis paraphrastica erplicatio Matth. V. 33--42. ib. eod.
  23. 23. Von den Mitteln zur Erweckung der Aufmerksamkeit der Jugend nach dem Vorbilde Jesu. 4. eb. 1783 u. 1786.
  24. 24. Von den Träumen, eine Predigt. 4. eb. 1784.
  25. 25. Kurze Beschreibung der Fuldaischen Geschichtkarte. 4. eb. 1784.
  26. 26. Bevölkerungsliste des Baireuthischen illustris Collegii Christian-Ernesti von seiner Stiftung an bis auf unsere Zeiten. 4. eb. 1785.
  27. 27. Zur Erholung für Lehrer u. Freunde der Schulen. Erstes Stück. Baireuth bei Lübeck. 8. 1785. 120 S. 2tes Stück. eb. 1786. 9 Bog. s. Jen. Lit. Z. 1785. II. S. 145. Gött. gel. Z. 1785. III. S. 1406. Leipz. gel. Z. 1786. II. S. 710. Allg. t. Bibl. B. 76. I. S. 232.
  28. 28. Caji Cornelii Taciti de situ, moribus, et populis Germaniae libellus, ex recensione et cum selectis observationibus hucusque anecdotis Pauli Danielis Longolii, ex M. S. editus. 8. Lips. ap. Hilscher 1788. 12 u. 175 S. [2]
  29. 29. Pr. de Jacobo Schlemmero primo Gymnasii Curiensis rectore. 4. ib. 1787 et 1788. 24 S.
  30. 30. Epitome historiae obsidionis urbis Curiae 1553 a Jacobo Schlemmero Theodisce scriptae. 4. Baruthi 1789.
  31. 31. Von der Volksmenge des Fürstenthums Baireuth. 4. eb. 1790. Steht auch im Journal von u. für Franken 1790. St. I. S. 149--167.
  32. 32. Geschichte des Exorcismus in den Baireuthischen Landen. Erster Beytrag. 4. Baireuth 1791. 16 S. 2ter Beytrag 1792. 36 S. 3ter u. letzter Beytrag 1795. 16 S. [3]
  33. 33. Alphabetisches Verzeichniß aller Ortschaften in dem Fürstenthum Baireuth. 8. eb. 1793. 66 S. [4]
  34. 34.* Neues Gesangbuch zur Beförderung u. Uebung christlicher Gesinnungen u. Tugenden; auch unter dem Titel: Neues Gesangbuch zur Ermunterung und Beförderung der öffentlichen u. häuslichen Andacht. 8. eb. 1794. 460 S. [5]
  35. 35. Lebensumstände des Hn Philipp Ernst Spieß, von ihm eigenhändig verfaßt; bei seiner Beerdigung abgelesen, und auf vielfältiges Verlangen, nebst der dabei (von Johann Kapp) gehaltenen Standrede, zum Druck befördert (von Karl Christ. Theod. Hacker). 4. eb. 1794. 4 Bog.
  36. 36. Umständliche Nachricht von der allgemeinen Kirchenvisitation in dem Fürstenthum Baireuth in den Jahren 1561--1564. Bair. 4. 1796. 16 S. 2tes Stück 1798. S. 17--32. 3tes St. 1799. S. 33--40.
  37. 37.* Tägliches Taschenbuch für alle Stände in dem Herzogthum Würtemberg, auf das Jahr 1798. Mit Anhang, unter besonderm Titel: Alphabetisches Verzeichniß aller zum Herzogthum Würtemberg gehörigen Ortschaften u. s. w. 8. Baireuth b. Lübeck 1798. 120 S. [6]
  38. 38. Cornelii Nepotis Vitae excellentium imperatorum, cum animadversionibus partim criticis, partim historicis, Aug. v. Staveren, cura Th. Cp. Harles, qui et suas et J. Kappii notas adjecit. Editio secunda auct. et emendat. 8. Erlang. ap. Schubart 1800. 20 u. 460 S. [7]
  39. 39. Noch mehrere Schulprogrammen, Beyträge zu einigen Journalen, und Rezensionen in einigen gelehrten Zeitungen.
  40. 40. Einige anonyme Uebersetzungen aus dem Lateinischen und Französischen.
  41. 41. Von dem Brandenburg Culmbachischen Gesangbuch besorgte er 1804 die 24te, und 1805 die 25te Auflage.
  42. 42. Aufsätze in Hager’s geographischen Büchersaal.
  43. 43. Einige Predigten in Waldau Sammlung von Predigten.
  44. 44. Beschreibung zweyer Fragmente von hebräischen Handschriften; in Bahrdt’s apparatu crit. vet. Test.
  45. 45. Ueber das Vaterland u. die Lebzeit des Arnoldus Villanovanus; in Meusel’s Geschichtforscher 1775. Th. 1.
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Fußnoten

  1. s. Eberts bibliograph. Lex. 1721. B. I. S. 903. n. 11012.
  2. s. Jen. Lit. Z. 1790. IV. S. 428. Allg. t. Bibl. B. 95. I. S. 286.
  3. s. Obert. Lit. Z. 1793. I. S. 199. u. 1795. II. S. 32. Erlang. gel. Z. 1793. S. 262.
  4. s. Erlang. gel. Z. 1793. S. 678. Goth. gel. Z. 1793. II. S. 936. Obert. Lit. Z. 1794. I. S. 456.
  5. s. Obert. Lit. Z. 1794. I. S. 445.
  6. s. Tüb. gel. Z. 1798. S. 411. Obert. Lit. Z. 1799. I. S. 1050. Zachs geogr. Ephem. 1798. II. S. 144.
  7. s. Leipz. Jahrb. d. Lit. 1800. I. S. 630. Nürnb. gel. Z. 1800. S. 686. Gött. gel. Z. 1801. I. S. 119. Obert. Lit. Z. 1801. I. S. 112. Gutsmuths Bibl. 1801. III. S. 382.