Peter von Osterwald (GND 100220851)

Aus Personenlexika
Wechseln zu: Navigation, Suche


Daten
Nachname von Osterwald
Vorname Peter
GND 100220851
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Peter von Osterwald in der BSB

von OSTERWALD (Peter) Kurfürstl. geheimer Rath zu München. Er wurde im Iahr 1718 zu Weilburg im Nassauischen von bürgerlichen und protestantischen Eltern gebohren. Nachdem er die Gymnasialklassen in seiner Vaterstadt absolvirt hatte, begab er sich, mit der Sprache und mit dem Geiste der griechischen und lateinischen alten Klassiker bereits genau bekannt, und eben so entschlossen, als fähig, überall der Wahrheit nachzuforschen, und die besten Kenntnisse zu sammeln, an die Universitäten Jena, Leipzig, Halle und Strasburg, wo er in den Studien der Philosophie, Geschichte, Mathematik und der bürgerlichen Rechte so große Fortschritte machte, daß ihn alle seine Lehrer schätzten, und seine Mitschüler bewunderten. Im Jahre 1732 glaubte er nach seiner Ueberzeugung besser zu thun, wenn er zur katholischen Kirche übergienge, und legte noch in demselben Jahre das katholische Glaubensbekenntniß öffentlich ab. Im Jahre 1740 trat er zu Gegenbach in den Benediktinerorden, studirte im Novitziat die Ascese, und unterrichtete nebenbey die jungen Klostergeistlichen in der Mathematik, verließ aber, weil er das Ideal, welches er sich von dem Klosterleben gemacht hatte, durchaus nicht fand, dasselbe nach acht Monaten wieder. Nun gieng er nach Augsburg, wo er einige Zeit privatisirte, und 1744 nach Regensburg, wo er im Seminarium der Schotten französischer Sprachlehrer, und in der Reicheabtey zu St. Emmeram Lehrer der Mathematik ward. Er sezte zugleich fleißig das Studium der Alten und der Iurisprudenz fort, und verlegte sich auch aus teutsche Geschichte, Literarhistorie, und auf die englische Sprache. Im Jahre 1745 wurde er zu Regensburg fürstbischöflicher Sekretär, dann 1749 Hofrath und Zahlmeister. Der Kardinal und Herzog in Baiern Karl Theodor Fürstbischof zu Freysing lernte ihn kennen, und ernannte ihn im Jahre 1757 zu seinem geheimen Kabinet-Sekretär, und 1758, mit Erhebung in den Adelstand, zu seinem wirklichen geheimen Rath. Im Jahre 1761 wurde er nach München als ordentliches Mitglied und Professor an die Akademie der Wissenschaften berufen, daselbst zum weltlichen Direktor des Kurfürstl. geistlichen Raths-Collegiums, 1762 zugleich zum Kurfürstl. geheimen Rath, und an der Akademie zum Direktor der philosophischen Klasse ernannt. Er machte die besten und zweckmäßigsten Pläne und Anstalten zur Reformation der Klöster, und überhaupt der ganzen Baierischen Geistlichkeit, ihrer Bildung, Studien und der Kirchendiesciplin, zur Vertilgung des Aberglaubens, zur Verbreitung der reinen Religion, Einrichtung der Landschulen, Aufnahme der Wissenschaften und Künste, und zur geistigen und physischen Kultur des Landes. Er leistete Vieles, wurde aber auch manchma mißverstanden, und an der Ausführung mancher guten neuen Einrichtung verhindert. Als Weiser und als Christ starb er sanst und selig am 19. Jäner 1778. Schriften:

1. Akademische Rede von dem Zusammenhange und der Ordnung aller Wissenschaften, nebst dem Nutzen, welchen sie dem gesellschaftlichen Leben der Menschen gewähren. München. 4. 1762. 35 S.

s. Regensb. gel. Z. 1764. S. 275. Westenrieders Gesch. der bair. Akad. B. 1. S. 85.

2. Rede von der lateinischen Sprachlehre. 4. eb. 1765.

s. Reg. gel. Z. 1765. S. 133.

3. Rede von dem Nutzen der logikalischen Regeln, besonders wider die Freigeisterey und den Aberglauben. 4. eb. 1767.

s. Westenrieders Gesch. der bair. Akad. B. 1. S. 167. Reg. gel. Z. 1767. S. 349.

4. Rede, worin derselbe von des Hrn. v. Limbrunn neuen Entdeckung des wahren Sterbejahres Jesu Christi Nachricht ertheilt. 8. eb. 1768.

s. Reg. gel. Z. 1768. S. 397.

5.* Veremund von Lochstein Gründe sowohl für, als wider die geistliche Immunität in zeitlichen Dingen. 4. (München) 1766. Neue Auflage mit Anmerkungen begleitet von F. L. W. Strasburg. (München) 1766 und 1767. 4te Auflage. 1769. Das Bischöfliche Vikariat zu Freysing verboth diese Gründe in der ganzen Diöces durch gedruckte und an alle Kirchen angeheftete Patente d. d. 13. Aug. 1766, welche aber der Kurfürst allenthalben herunternehmen ließ, und unkräftig machte.

s. Annalen der bair. Lit. B. 1. S. 28. Reg. gel. Z. 1766. S. 324. Westenrieders Gesch. der Akad. B. 1. S. 234. Ein Verzeichniß von den in dieser Sache pro et contra erschienenen Schriften findet man in Moshamm über das Amortizationsgesetz. Reg. 1798. S. 13--22.

6.* Veremund von Lochsteins Antwort auf die Frage eines ungenannten Mitglieds der Kurbaierischen Akademie der Wiss. wegen der geistlichen Immunität. Strasburg (München). 4. 1767.
7. Chronologische Einleitung in die Kirchengeschichte. Aus dem Franz. übersetzt. Erster Theil, vom 1ten bis auf das 8te Jahrh. München. 8. 1767. 2ter Theil, vom 8ten bis 12ten Jahrh. 1771. 3ter Theil, vom 12ten bis 1350 des 14ten Jahrh. 1774. Den 4ten und 5ten Theil lieferte Sterzinger 1776 und 1778.

s. Nov. bibl. eccl. Frib. B. 1. Fasc. 2. S. 300. Westenr. Gesch. der Akad. B. 1. S. 170 und 241.

8. Ducatus Baioariae universae atque superioris palatinatus delineatio ad justas projectionis Stereographicae regulas jussu academiae scientiarum boicae revocata stylo T. Conr. Lotteri Geogr. Aug. Vindel. 1766. Eine von Osterwald verfertigte Landkarte.
9. Beantwortung eines Briefes des Pater Daniel Stadler; steht in Westenrieders Gesch. der Baier. Akad. der Wiss. B. I. S. 197--214.
10. Nahe Beleuchtung wider einige Kanonisten, welche wider das Kurbaierische Sponsaliengesetz Einwendungen gemacht. 4. München 1770.
11. Akad. Rede von der natürlichen Antipathie zwischen dem geometrischen und dem Pedantengeiste. 4. eb. 1771.

s. Westenrieders Gesch. der Akad. B. I. S. 322.

12. Akad. Rede zum Lobe der Astronomie. eb. 4. 1774.

s. Westenrieders Gesch. der Akad. B. I. S. 353.

13. Schreiben an Hrn. Georg Brander in Augsburg, einige Mesmerische sogenannte Magnetkuren betreffend. 8. Augsb. 1776.

s. Lit. des kath. Teutschl. B. 2. S. 353.

14.* Gedanken über die beste Art, die klassischen Schriften der Alten mit der Jugend zu lesen; in den Baier. Sammlungen und Auszügen (München 1766) St. 8. S. 578--614.
15. Kurze Einleitung, wie die geometrischen Operationen bey Aufhebung der Landkarten vortheilhaft, genau und zuverläßig anzustellen; in den Abhandlungen der Kurbair. Akad. der Wiss. B. I. Abth. 2. S. 55--124.
16. Bericht über die vorgenohmene Messung einer Grundlinie von München bis Dachau; eb. B. II. Abth. 2. S. 362--386.
17. Entwurf einer neuen Kalenderreform; eb. B. V. S. 284--412.

Vergl. Annalen der baierischen Literatur B. I. S. 10 und 71. Beyträge zur baier. Schul- und Erzieh. Gesch. 1778. S. 89. 106 und 137. Bibliotheca nova eccles. Friburg. B. III. Fasc. 4. S. 551. Westenrieders akad. Rede zum Andenken Peter von Osterwalds. 4. München 1778. Nürnberg. gel. Zeit. 1778. S. 88. Bibliothek allg. teutsche B. 39. I. S. 553. Museum teutsches 1780. n. 7. S. 93. Hirschings hist. lit. Handbuch B. VI. Abth. 2. S. 246. Meusels Lexikon verst. Schriftst. B. X. S. 240--242. Rotermunds Lexikon B. V. S. 1259. Bougine Handbuch der lit. Gesch. B. IV. S. 553. Nicolai Reise B. VI. S. 611. Ferd. Baaders Rede: was hat die Stiftung der Akademie zur Aufklärung beygetragen? 1783. S. 19--21. Ladvocats Handwörterbuch B. VI. S. 1547.


Vorheriger
Vorheriger
Eintrag
Seite 122 Seite 123 Seite 124 Nächster
Nächster
Eintrag