Gregor Rothfischer (GND 100261035)

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Daten
Nachname Rothfischer
Vorname Gregor
GND 100261035
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Gregor Rothfischer in der BSB

ROTHFISCHER (Gregor) vormaliger Benediktiner zu Regensburg; am 2. Mai 1720 zu Altmannstein in Oberbaiern (im Isarkreise) gebohren wo sein Vater Marktschreiber war, und mit dem Taufnamen Franz, nachher mit dem Klosternamen Gregor genannt. Er wurde in seiner ersten Jugend zur Schreiberei und Rechnungskunst angehalten, und in seinem zehenten Jahre, um sich darin weiter fortzubilden, zu einem Anverwandten nach Ingolstadt, welcher Aufschlagsbeamter war, gegeben, wobey er zugleich das Gymnasium der Jesuiten besuchte. In seinem dreyzehenten Jahre meldete er sich bey dem Jesuiten Provinzial um die Aufnahme in den Orden, nahm aber seinen Entschluß in dem nächsten Jahre wieder zurück, studirte am Gymnasium zu Dillingen die Rhetorik, und suchte dann im Reichsstifte St. Emmeram zu Regensburg die Aufnahme in den Benediktinerorden. Nachdem er durch Unterstützung des Stiftes 2 Jahre im Kloster Rott am Inn Philosophie studirt hatte, erfolgte 1739 seine wirkliche Aufnahme in das Stift zu St. Emmeram, wo er am 6. November 1740 die Ordensgelübde ablegte, und dann an der Universität zu Salzburg Philosophie, Theologie, Kirchengeschichte, Civil- und Kirchenrecht hörte. Nach seiner Zurückkunft zu Regensburg wurde er den 6. November 1744 zum Priester ordinirt, fieng an die Selsorge auszuüben, studirte Chronologie und Geographie zum Behuf der Kirchengeschichte, verlegte sich dann auf Philosophie und Mathematik, und wurde in seinem Stifte für die jüngern Klostergeistliche Professor der theoretischen und praktischen Philosophie. Er schrieb eine Dissertation De praestantia Philosophie eclecticae prae sectaria, die er aber nicht drucken lassen durfte, machte in Regensburg durch seine Anhänglichkeit an die damahls neue Philosophie Aufsehen, und bekam darüber, besonders an den Karmeliten und Dominikanern, heftige Gegner. Im Jahre 1745 wurde ihm im Stifte statt der Philosophie das Lehramt der Theologie übertragen. Diese las er über andere, als die vorgeschriebenen Lehrbücher, und zog sich dadurch, wohl ganz natürlicher Weise, Verdrüßlichkeiten zu. Im Jahre 1748 ward er auf die Probstey Haindling unweit Straubing zur Besorgung der dortigen Kirchendienste, und der, dem Stifte in St. Emmeram angehörigen, Oekonomie gesendet. Zu Ende des Jahres 1749 würde er in das Kloster nach Regensburg zurückberufen, und ihm neuerdings das theologische Lehramt übertragen, und zwar mit der Freyheit, den Zuhörern seine eigene Gedanken in die Feder zu geben. Von diesen Diktaten baten sich auch auswärtige Gelehrte, und Professoren an Universitäten, Abschriften aus. Die Prälaten der Baierischen Benediktiner-Congregation ernannten ihn 1750 zum Lehrer der Theologie bey ihrem Studio communi Benedictino Bavarico, sobald dieser Catheder im nächsten Jahre würde erlediget werden. Da man ihm aber zugleich vorschrieb, die Thomistischen Schulsätze, ohne Beymischung seiner Privatmeynungen, beyzubehalten, so schlug er den Antrag aus. Uebrigens stand Rothfischer sowohl in als ausser dem Kloster in Achtung und Ansehen, und wurde von seinen Vorgesetzten mit der größten Liberalität und Freundschaft behandelt. Dem ungeachtet faßte er zu Anfang des Jahres 1751 den unvermutheten Entschluß, zur protestantischen Confession überzugehen, welches im November desselben Jahres in Leipzig geschah, von wo aus er dann seinem Abten zu St. Emmeram nach Regensburg seine Religionsveränderung meldete, und um seine, ohnehin schon selbst genohmene, Entlassung aus dem Orden ansuchte. Der Kardinal Quirini, welcher ihn schon 1748 im Kloster zu St. Emmeram persönlich kennen lernte, und seine Talente sehr schätzte, schrieb nun, aber ganz vergeblich an ihn, erhob in seinem Schreiben ungemein Rothfischer’s Gaben und Wissenschaften, beklagte schmerzlich seinen Abfall vom katholischen Glauben, und trug ihm selbst seine Dienste und alle Beyhilfe zur Wiederherstellung seiner Ordensverhältniße, seiner Ehre, und zur Beruhigung seines Gewissens an. Zu Anfang des Jahres 1752 erhielt Rothfischer den Ruf an die Universität zu Helmstädt als ordentlicher Professor der Philosophie, und gieng an diese Bestimmung ab. Allein eine auszehrende Krankheit machte seinem Leben in Göttingen, wohin er sich, um ärztliche Hilfe zu suchen, begeben hatte, den 20. Februar 1755 ein Ende. Seine Schriften:

Vergl. Memoriam viri, dum viveret, excellentissimi doctissimique Franc. Rothfischeri in alma Julia Carolina, quae Helmstadii est, Philos. prof. ord. placida morte a d. 20. Febr. 1755 ad meliorem vitam translati Academiae Prorector Georg. Gottlob Richter D. cum cancellario et senatu civibus et posteritati commendant. 4. Göttingae ap. Schulz 1755. 3 Bog. Rothfischeri Memoria, ab Academia Helmstadiensi edita. Fol. Helmst. 1755. Gesneri Memoria Fr. Rothfischeri. 4. Gött. 1755; et in ejusdem Biographia ab Eyringio edita B. I. S. 215--244. Götting. gelehrte Anzeigen 1753. S. 1070. 1755. S. 425. u. 816. Nachricht kritische u. unpartheyische, u. Beurtheilung der, über den Uebergang des Profeßors Rothfischer von der römisch Kathol. zur evangel. Luther. Kirche sowohl von ihm, als für u. wider ihn herausgekommenen vornehmsten Schriften. 4. Frankf. u. Leipz. 1754. Acta historico eccles. B. 16. S. 362--398. u. B. 18. S. 231--299. Schmersahls neue Nachrichten von jüngst verstorbn. Gelehrten B. II. S. 640 --676. Schröckh in der unparth. Kirchenhistorie Th. IV. S. 174--178. Hirsching’s Handbuch fortges. von Ernesti B. X. Abth. 1. S. 203--210. Meusel’s Lexikon verstorbn. Schriftsteller B. XI. S. 447--454. Meusel’s hist. lit. Bibliograph. Magazin St. IV. S. 31. u. 49. Bougine Handbuch der Lit. Geschichte B. IV. S. 648. Annalen der Baierischen Literatur B. II. S. 125. Grundsätze alte des Jesuitenordens (München 1799) S. 71--75. Ladvocat’s Handwörterbuch B. IV. S. 143. Bandel’s Abdankung an die Leichträger des verstorbn. Rothfischer. 4. 1755.

  1. 1. Diss. Meditationes theticae, logicae, ontologicae et cosmologicae. 4. Ratisbonae 1744.
  2. 2. Theses mathematico-physicae. 4. ib. 1744 et 1746.
  3. 3. Spiritus privati ex Paschate typico coenae et vero crucis scandalum, contra Drümelium. ib. 4. 1745.
  4. 4. Diss. de potestate circa sacra et bona ecclesiastica, qua perill. Wolfii principia de Ecclesia examinantur. 4. ib. 1748. 16 Bog. [1]
  5. 5. De gratia actuali et habituali, specimen syncretismi inter scholas dissidentes, methodo scientifica tentati, cum parergis de gratia et ultimis quatuor Sacramentis. ib. 4. 1750. 1 Alph. u. 5 Bog. [2]
  6. 6. Schreiben an den Ttl Herrn Dominikus, des berühmten u. exemten Klosters des heiligen Benediktinerordens zu Oberaltaich würdigsten Abten, über die Beurtheilung, welche Hr. Dr. Chladenius den Erlangischen Anzeigen unlängst eingerückt hat, über eine Schrift de gratia actuali et habituali, die bey St. Emmeram in Regensburg unter dem Vorsitze des Pater Gregor Rothfischer vertheidiget worden. 4. Regensb. 1751. 7 Bog. [3]
  7. 7. Rezension und Wiederlegung der von P. Thaddäus Werenko unter dem Titel: Syncretismus ad examen revocatus, herausgegebenen Schrift; in den Regensburger gelehrten Nachrichten 1751. S. 226--230.
  8. 8. Ablaß und Jubeljahr, nach mathematischer Lehrart, entgegengesetzt den gegenseitigen Schriften, die bey Gelegenheit des letzten Römischen Jubeljahres sind an das Licht getreten. Erster Abschnitt, oder historischer Theil. 4. Regensb. u. Wien 1751. Diesen ersten Theil gab Rothfischer noch als Benediktiner in Regensburg heraus. Zweyter Theil, vom Ursprunge der geistlichen Kirchengewalt überhaupt, und der Päbstlichen insonderheit; als eine Einleitung zu den Bewegungsgründen seines Uebergangs zur evangelischen Kirche, dem ersten Theil entgegengesetzt. 4. Wolfenbüttel 1754. Dritter u. letzter Theil, von der Religion überhaupt, und dem Ursprunge der Päbstlichen insonderheit, als den wichtigsten Beweggründen seines Uebergangs zur evangelischen Kirche, dem ersten Theile entgegengesetzt. ebend. 1754. [4]
  9. 9. Glaubensbekenntniß. 4. Leipzig 1751. Neue Aufl. eb. 1752.
  10. 10. Der Sieg der Wahrheit, oder Franz, sonst Gregorius Rothfischer’s, ehemaligen Benediktiners u. Profeßors der Gottesgelahrtheit in dem fürstlichen Reichsstifte St. Emmeram in Regensburg, dermalen öffentlichen Lehrers der Weltweisheit auf der Julius Universität zu Helmstädt, Nachricht von seinem Uebergange von der Römischen zur Evangelischen Kirche. 4. Leipz. u. Wolfenbüttel b. Meisner 1752. 188 S. Dagegen schrieb Anton von Bandel: Katholisches Kriegsrecht über den Kloster u. Glaubensdeserteur Pater Gregor Rothfischer, welcher, mit Zurücklassung der geistlichen Uniform, im J. 1751 von dem auserwählten Kriegsheer der streitenden heiligen katholischen Kirche zum Feinde übergegangen. 4. Costanz 1752. 71 S.
  11. 11. Fortsetzung der Nachricht von seinem Uebergange von der Römischen zur Evangelischen Kirche. 4. Leipz. u. Wolfenbüttel 1752. (mit fortlaufenden Seitenzahlen) S. 189--306. [5]
  12. 12. Erste Nachlese und Anhang zur Nachricht von seinem Uebergange von der Röm. zur Evangel. Kirche. 4. ebend. 1753.
  13. 13. Vorschlag zu einer katholischen Schulen Verbesserung, und Gedanken über die katholische Disputirkunst; deme beygefüget eine kurze Abfertigung des Hn. Pater Neumayr Societatis Jesu. 4. Leipzig 1752.
  14. 14. Animadversiones apologeticae et criticae ad Eminent. Eccles. Rom. Cardinalem Quirini, duabus epistolis ad Quirinianis responsoriis comprehensae; quarum prima retractat opuscula quaedam minora Auctoris antehac edita, aliaque de ejus transitu ad Protestantes Eminentissimum monet; altera de hodiernis in Ecclesia Romana dissidiis modeste disserit. Praemittuntur ipsae Epistolae Quirinianae ad Auctorem. 4. Leipz. u. Wolfenb. in Comm. b. Meisner 1754. 182 S. [6]
  15. 15. Der maskirte Geist besucht den in der Einsiedeley sich aufhaltenden Husarengeist Johann Gr. v. Wüst, und bedanket sich vor seine im J. 1753 der Welt öffentlich herausgegebene Defension. 4. Wolfenbüttel 1754.
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Fußnoten

  1. s. Regensb. gel. Z. 1748. S. 319.
  2. s. Erlang. gel. Z. 1750. Reg. gel. Z. 1750. S. 302.
  3. s. Reg. gel. Z. 1751. S. 63.
  4. s. Kraft’s theol. Bibl. B. 7. S. 51. B. 9. S. 444. u. B. 10. S. 3.
  5. s. Baumgartens Nachr. von merkw. Büchern B. 2. St. 9. S. 275.
  6. s. Baumgarten’s Nachr. v. merkw. Büchern B. 5. St. 28. S. 368. Kraft’s theol. Bibl. B. 9. S. 458.