Johann Anton Schmidtmüller (GND 100267513)

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Daten
Nachname Schmidtmüller
Vorname Johann Anton
GND 100267513
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Johann Anton Schmidtmüller in der BSB

SCHMIDTMÜLLER (Johann Anton) Professor der Medizin zu Landshut. Er wurde am 28. November 1776 in dem Oberpfälzischen Markte Hohenfels von unbemittelten, aber braven Eltern gebohren, die ihn zum gesunden und biedern Knaben erzogen, und frühezeitig in die Ortsschule schickten. Nach erlangten Vorkenntnissen kam er in das Erziehungsinstitut des oberpfälzischen Klosters Michlfeld, wo er unentgeltliche Verpflegung hatte, und 2 Jahre lang gründlich in der teutschen und lateinischen Sprache, in der Geographie, im Rechnen, und in der Musik unterrichtet wurde. Er besuchte hieraus 6 Jahre lang die Gymnasialklassen zu Amberg, wo er jährlich in allen Gegenständen die ersten Preise erhielt, und sich durch seine Talente, seinen Fleiß, und seine guten Sitten rühmlichst auszeichnete. Im Jahre 1796 erhielt er in dem Benediktinerstifte Weissenohe die erbetene Aufnahme, und, höchst vergnügt über die Befriedigung sowohl seines wissenschaftlichen Strebens, als seines reinen religiösen Sinnes, brachte er in diesem Kloster beynahe das ganze Probejahr zu. Allein der Chorgesang wurde seiner zu schwachen Brust so nach theilig, daß er beynahe ein Raub der Hektik geworden wäre, und dreyzehen Tage vor dem Ende des Probejahres, oder sogenannten Novitziats nach dem Rathe des Medici ordinarii des Stiftes Hofraths und Professors Wendt von Erlangen, das Kloster verlassen mußte. Er beschloß nun, sich der Arzneywissenschaft zu widmen, und zog im Herbste 1797 nach Erlangen, wo er unter Leitung von Wendt, Hildebrandt, Schreber, Loschge, Harleß, Mayer, und Abicht, Philosophie und Medizin studirte, und, obwohl ein katholischer Ausländer, im Conficte freyen Tisch genoß, sich auch durch seine moralische und gelehrte Auszeichnung die Achtung und Zuneigung von Professoren und Mitstudierenden erwarb. Am 4. Februar 1801 erhielt er das Doktorat der Medizin und Chirurgie, und selbst die Erlaubniß, Vorlesungen zu halten, welche er auch in jenem Sommersemester über chirurgische Arzneymittellehre und gerichtliche Arzneykunde mit Beyfall gab, und sich zugleich auf das Studium der Geburtshülfe verlegte. Nachdem er bey dem Collegio medico zu München die Prüfung bestanden hatte und in optima forma adprobiret war, wurde er zum Prosektor und Doktor legens an der Universität in Landshut ernannt. Vor dem Antritt dieser Stelle begab er sich noch für ein halbes Jahr auf landesherrliche Kosten nach Jena, wo er die Vorträge des berühmten Hofrathes Loder benützte, und sich im Seciren und in der Geburtshülfe übte. Im Sommersemester 1802 betrat er seinen erwähnten Posten zu Landshut, im April 1804 wurde er außerordentlicher Professor der Medizin, und im Herbste 1805 ordentlicher Professor der Geburtshülfe und Staatsarzneykunde, und Mitglied der medizinischen Sektion, mit dem Range eines wirklichen Hofrathes. Am 30. Mai 1803 hatte er sich mit Elisabeth Langsdorf, einer Tochter des K. Preußischen Hofraths und Professors Karl Christian Langsdorf verehelicht. Im Jahre 1806 wurde ihm neben der Professur der medizinisch-polizeyliche und forensische Theil des Stadtphysikats, und späterhin das ganze Stadtphysikat übertragen. Er organisirte die geburtshülfliche Anstalt, deren Direktor er ward. Seine Vorlesungen hielt er mit größter Pünktlichkeit, und mit aller Uneigennützigkeit. Als ausübender Arzt war er unermüdet, und dieser Eifer in seinem Berufe verursachte seinen frühezeitigen Tod. Die damaligen Kriegsumstände hatten die Militärspitäler in Landshut, und selbst viele Privathäuser mit Verwundeten und Kranken aller Art angefüllt; Schmidtmüller stand ihnen als Arzt und Wundarzt Tag und Nacht bey, achtete keine Ansteckungs-Gefahr der Krankheiten, und fiel als Opfer seiner Anstrengungen. Am 27. April 1809 bemerkte er in sich fieberhafte Regungen, setzte bey seinem Drange, seinen unglücklichen Mitmenschen zu helfen, doch noch die Krankenbesorgung fort, und nach acht Tagen trat das hitzige Fieber in einer so furchtbaren Gestalt hervor, daß ihn keine ärztliche Hilfe mehr retten konnte. Er starb am 7. Mai 1809. Eigentlich war es der sogenannte Typhus, den er sich in den Krankenspitälern holte, und der in demselben Jahre noch sieben baierische junge Aerzte wegraffte. Er hinterließ drey unmündige Söhne, und seine Gattin erfuhr den Schmerz, daß ihr drey und zwanzigster Geburtstag der Begräbnißtag ihres innigst geliebten Mannes ward. Seine strenge Partheylosigkeit, seine Verträglichkeit und Humanität, seine Vaterlandsliebe, sein reines Streben nach Wahrheit, seine stille Religiosität, und sein Verhalten, sowohl in seinem öffentlichen Amte, als in seinem häuslichen Leben, konnten von Allen, die mit ihm Umgang hatten, nicht genug angerühmt werden. Uns, seinen Zeitgenossen, Freunden und Bekannten, bleibet Schmidtmüller unvergeßlich, und auch die Nachwelt wird immer sein Andenken ehren. Seine Schriften sind:

Vergl. Röschlaub’s Rede zur Feyer des Andenkens an Joh. Ant. Schmidtmüller. 8. Landshut 1809. 30 S. Fikenscher’s Gelehrten Geschichte der Univers. Erlangen. Abth. III. S. 151--153. Salzburger medic. chirurg. Zeit. 1810. n. 40. S. 238--240. Meusel’s gelehrtes Teutschland B. XV. S. 347--349. Baur’s Handwörterbuch merkwürd. im 1. Jahrzehend d. 19. Jahrh. gest. Pers. B. 11. S. 425. Ersch Haudbuch der teutschen Literatur B. I. u. IV. Reithofer’s Gesch. u. Beschreib. d. K. Universität in Landshut 1811. S. 95--100.

  1. 1. Einleitung in die Akologie oder Wundarzneymittellehre von D. J. E. Küster; aus dem Latein übersetzt. 8. Leipzig 1801. 124 S. [1]
  2. 2. Diss. inaug. med. de Lympha. 8. Erlang. 1801. [2]
  3. 3. Conspectus politiae obstetriciae, Dissertationis loco pro facultate docendi exhibitus. 8. ibid. 1801. 2 Bog. [3]
  4. 4. Geschichte der Rindviehpest, und Heilung derselben, nebst einem Verzeichniß der vorzüglichsten Schriften über diese Krankheit, für Aerzte, Prediger, und Landwirthe, von Dr. Gottfr. Fleischmann. Aus dem Latein übersetzt. 8. Nürnb. 1801. 110 S. [4]
  5. 5. Taschenbuch für die physische Erziehung der Kinder, zunächst der Säuglinge, für das Jahr 1802. 12. Fürth. Taschenbuch für die physische Erziehung vom ersten bis siebenten Jahr, für das Jahr 1803. eb. Beyde Bändchen zusammen erschienen auch unter dem Titel: Taschenbuch für Mütter zur zweckmäßigen Erziehung ihrer Kinder, und als: Handbuch für Mütter zur zweckmäßigen Behandlung der Kinder in den ersten Lebensjahren. eb. 1804. Erste Abtheilung. 290 S. 2te Abtheilung 214 S. [5]
  6. 6. Einige pyrometrische Versuche; in Gilberts Annalen der Physik 1803. II. St. 3. S. 306.
  7. 7. Ueber die Enthauptung, und das Bewustseyn nach derselben; in Hartenkeil’s med. chir. Zeitung. Salzb. 1803. B. IV. S. 221.
  8. 8. Was ist die Wärme dem Organismus? (Antrittsrede). 8. Landshut bey Krüll. 1804. [6]
  9. 9. Handbuch der Staatsarzneykunde zu Vorlesunhen, und zum Gebrauche für Bezirksärzte, Polizey- und Justizbeamte. Landshut b. Krüll. 8. 1804. 358 S. [7]
  10. 10. Beyträge zur Vervollkommnung der Staatsarzneykunde. Eine Beylage zum Handbuche der Staatsarzneykunde. eb. 8. 1806. 179 S. [8]
  11. 11. Ueber die Ausführungsgänge der Schilddrüse. Schreiben an Herrn Sam. Thom. Sömmerring. Mit 1 Kupf. Landshut bey Attenkofer. 8. 1804. 84 S. [9]
  12. 12. Etwas über die Zweckmäßigkeit der gewöhnlichsten Lagen und Haltungen der Kreisenden; in Siebolds Lucina 1804. B. II. St 1. S. 8--40.
  13. 13. Nachtrag hierzu; ebend. 1806. B. II. St. 3. S. 232.
  14. 14. Etwas über die Entstehung der Muttermähler; ebend. 1805. II. S. 46--73.
  15. 15. Geschichte einer, wegen eines Hindernißes in der Scheide, sehr schweren Geburt und ihrer Folgen; ebend. 1805. B. IV. St. 1. S. 49.
  16. 16. Was hat sich die Geburtshülfe von der bisherigen Naturphilosophischen Bearbeitung der Medizin überhaupt, und ihrer einzelnen Theile insbesondere zu versprechen; ebend. 1807. B. IV. S. 1.
  17. 17. Beschreibung und Abbildung mißgebildeter Zwillinge u. ihrer Placenta; nebst einigen Bemerkungen, ebend. 1807. B. IV. St.
  18. 18. Ueber die Wirkung der Lungenprobe; in Horns Archiv für die medizinische Erfahrung 1805. B. VIII. H. 1. S. 124.
  19. 19. Medizinische Adversaria; ebend. 1806. B. IX. H. 2. S. 258.
  20. 20. Merkwürdige Krankengeschichte eines Kindes u. Leichenöffnung; eb. 1807. B. V. H. 1.
  21. 21. Beytrag zur Organisirung des Medizinalwesens in Teutschland überhaupt. In einigen aphoristischen Bemerkungen zu der Instruktion für die angestellten und besoldeten Landärzte un Fürstenthume Bamberg; in Augustin’s Archiv der Staatsarzneykunde 1806. B. III. St. 1. u. 2. S. 89.
  22. 22. Jahrbuch der Geburtshülfe, oder kritische Uebersicht der Literatur u. des Standes der Geburtshülfe von 1802 bis Ostern 1806. Erstes Bändchen; auch unter dem Titel: Der Stand der Geburtshülfe der neuesten Zeit kritisch beleuchtet. 8. Erlangen. 1807. [10]
  23. 23. Handbuch der medizinischen Geburtshülfe. Auch unter dem Titel: Die Krankheiten der Schwangern, Gebährerinnen, Wöchnerinnen und Neugebohrnen. 2 Theile. Frankfurt. 8. 1809. 386 S. [11]
  24. 24. Uebersetzungen im Journal der ausländischen medizin. Literatur.
  25. 25. Aufsätze und Gedichte in Kilian’s Georgia.
  26. 26. Aufsätze im Landshuter Wochenblatt.
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Fußnoten

  1. s. Hartenkeils med. chir. Z. 1803. II. S. 225.
  2. s. Obert. Lit. Z. 1801. I. S. 1102. Hartenkeil’s Z. 1802. II. S. 442.
  3. s. Hartenkeils Z. 1802. II. S. 446.
  4. s. Hartenkeils Z. 1801. S. 109.
  5. s. Hartenkeils Z. 1802. II. S. 348. u. IV. S. 273. Hall. Lit. Z. 1806. I. S. 150.
  6. s. Hartenkeils Z. 1804. IV. S. 305. Jen. Lit. Z. 1805. IV. S. 263. Leipz. Lit. Z. 1805. St. 65. und 66. Hall. Lit. Z. 1808. II. S. 369.
  7. s. Hartenkeils Z. 1804. II. S. 257. Jen. Lit. Z. 1805. III. S. 159.
  8. s. Hartenkeils Z. 1807. II. S. 115.
  9. s. Ergänz. Bl. z. allg. Lit. Z. 1808. S. 289. Hartenkeils Z. 1807. II. S. 49.
  10. s. Hartenkeils Z. 1808. I. S. 7.
  11. s. Hartenkeils Z. 1809. III. S. 424 u. 433.