Eulogius Schneider (GND 118609521)
Daten | |
Nachname | Schneider |
Vorname | Eulogius |
GND | 118609521 ( DNB ) |
Wirkungsgebiet | Religion, Politik, Kunst |
Eulogius Schneider in der BSB |
SCHNEIDER (Eulogius) vormahliger Franziskaner; zu Wipfeld im Würzburgischen am 20. Oktober 1756 gebohren. Seine Taufnahmen waren Johann Georg, und Eulogius wurde sein Klosternahme. Er studirte zuerst an dem Juliusspital, und am Gymnasium zu Würzburg, wo er von den Jesuiten unterrichtet, aber wegen seiner ausschweifenden Lebenart aus dem Spital, wo er freye Verpflegung genoß, verstoßen wurde. Nun überließ er sich, als Student auf der dortigen Universität, seinem Hange zur zügellosen Freyheit, und stürzte sich durch seine Liederlichkeit in das bitterste Elend. Plötztich entschloß er sich zu Bamberg in den Orden der sogenannten braunen Franziskaner zu treten, wo man ihn, bey seinen bewiesenen vorzüglichen Talenten und gelehrten Kenntnisse, für sehr brauchbar hielt, und daher gerne aufnahm. Er legte die Ordensgelübde ab, und wurde hierauf in die Franziskanerklöster nach Salzburg, und nach Augsburg geschickt, um als Lektor die jüngern Ordensgeistlichen in den alten Sprachen, in der Philosophie und Theologie zu unterrichten. Sein grosser Hang zu einer ganz profanen Dichtkunst, seine freyen Aeusserungen, und seine Lebeusweise, bey der er sich über alle Ordensregeln, über allen Gehorsam, und über alle klösterliche Ordnung hinwegsetzte, wußten ihm indessen bald von Seite der Obern Unannehmlichkeiten zuziehen, die er Haß und Verfolgung nannte, während doch, nach meiner Meynung, von den Klosterobern eben so gut strenger Gehorsam und Beobachtung der Klosterregel begehrt werden kann und muß, als die Regiments Commandanten von den Soldaten strenge Subordination, und Haltung des Militär -- Reglements, fordern. Eine von ihm 1785 zu Augsburg gehaltene Predigt über die christliche Toleranz verschaffte ihm viele Gegner, aber auch hohe Gönner, so daß er im Jahre 1786 als Herzoglich Würtembergischer Hofprediger nach Stuttgart berufen wurde. Im J. 1789 kam Eulog Schneider als Gymnasiallehrer der schönen Wissenschaften und der griechischen Sprache nach Bonn; allein er zog sich auch hier bald durch seine grosse Unklugheit und seinen leichtsinnigen Lebenswandel mächtige Feinde zu, so sehr ihn auch deshalb der Kurfürst selbst öfters warnte. Er mußte Bonn verlassen, und wurde 1791 Vikar des Bischofs Brendel zu Strasburg und Professor der Theologie bey dortigerUniversität. Er schlug sich zur Parthey der damahligen Freyheitsschwärmer, und kam im J. 1792 nach Hagenau als Maire. Kaum aber war er ein Vierteljahr daselbst, so gieng er wieder nach Strasburg und übernahm das, für Andere und für ihn selbst höchst gefährliche, Amt eines öffentlichen Anklägers bey dem peinlichen Gericht des Niederrheinischen Departements, und eines bürgerlichen Commissärs bey der Revolutionsarmee desselben Departements. Durch seinen heftigen Verfolgungsgeist machte er sich so viele Feinde, daß sie ihn, als er sich durch Uebermuth auszeichnete, als einen Uebertreter und Gegner der Gleichheit anklagten, worauf er den 15. Dezemb. 1793 auf dem Schaffot der, von ihm selbst auf dem Paradeplatz aufgestellten Guillotine einige Stunden lang zur Schau ausgestellt, alsdann nach Paris geschleppt, und dort am 1. April 1794 guillotinirt wurde. Er hatte noch in seinem Gefängniß eine heftige Vertheidigung und Erklärung geschrieben, die aber nicht berücksichtiget wurde. Ich machte seine persönliche Bekanntschaft im Jahre 1785 in Augsburg, da er noch Franziskaner war, erhielt dann einige Briefe von ihm, und das kleine Gedicht, welches er unter der Aufschrift: Der gute und der böse Priester, in mein Stammbuch schrieb, befindet sich in seinen gedruckten Gedichten. Eulogius Schneider war ein Mann von den vorzüglichsten Talenten, und seine Gedichte, Predigten, und andere kleine Schriften erhielten grossen Beyfall. Alle Unannehmlichkeiten, und sein tragisches Ende, waren Folgen seiner Unbesonnenheit, seiner unzeitigen, und oft auf falsche Grundsätze gebauten, Freymüthigkeit und seiner stürmischen Leidenschaften, deren Sklave er von seiner Jugend an war. Seine Schriften:
Vergl. Eulog. Schneider’s Leben und Schicksale im Vaterlande. s. Frankf. 1792. Eulog. Schneider’s Schicksale in Frankreich. 8. Strasburg. 1797. Baur’s Gallerie histor. Gemälde aus dem 18. Jahrh. Th. II. S. 90. Hirsching’s Handbuch fortges. von Ernesti B. XI. Abth. 2. S. 14--17. Meusel’s Lexikon verst. Schriftst. B. XII. S. 337--341. Jäck’s Pantheon der Literaten Bambergs H. V. u. VI. S. 1024. Rötger’s Nekrolog St. IV. S. 201--205. Repertorium allgem. der Literatur. 1785-1800. Zapf’s Augsb. Bibliothek B. II. S. 661--664. Ladvocat’s Handwörterbuch B. VIII. S. 677. Klüpsel Necrologium Sodalium litterariorum. S. 95--107. Conversations Lexikon, vierte Aufl. B. VIII. S. 785.
- 1.* Römisches Kirchenjournal; aus dem Italienischen übersetzt. Erster Jahrgang. Augsb. 8. 1785.
- 2. Des heiligen Chrysostomus Reden über das Evangelium des heiligen Matthäus; aus dem Griechischen nach der neuesten Pariser Ausgabe übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Joh. Michael Feder (und Eulogius Schneider.) 8. Erster Band, erste Abtheilung. Augsb. b. Klett. 1786. 421 S. 2te Abtheilung. 424 S. 2ter B. erste Abtheilung. 1787. 439 S. 2te Abtheilung 359 S. [1]
- 3. Predigt über die christliche Toleranz auf Catharinentag 1785 gehalten zu Augsburg. 8. Stuttgart 1785. 39 S. [2]
- 4. De Philosophiae in sacro tribunali usu Commentatio. 8. Stuttgart. 1786. 38 S. [3]
- 5. Freymüthige Gedanken über den Werth und die Brauchbarkeit der Chrysostomischen Erklärungsreden über das neue Testament u. deren Uebersetzung. 8. Augsb. 1787. 36 S. [4]
- 6.* Oden eines Franziskanermönchs auf den Rettertod Leopolds von Braunschweig, herausgegeben von einem seiner Freunde. 8. 1787.
- 7. Progr. de necessario litterarum elegantiorum cum Jurisprudentia et Theologia nexu. 4. Bonnae. 1789. [5]
- 8. Des heiligen Joh. Chrysostomus Reden über das Evangelium Johannis; aus dem Griechischen übersetzt, und mit Anmerkungen versehen. Erster Theil. 8. Augsburg b. Klett u. Frank. 1787. 376 S. 2ter Theil 1788. 400 S. 3ter Theil 1789. 339 u. 134 S. [6]
- 9. Rede über den gegenwärtigen Zustand und die Hindernisse der schönen Literatur im katholischen Teutschland. 8. Bonn. 1789.
- 10. Ode an die Glieder der Lesegesellschaft zu Bonn, als das Bildniß unsers erhabenen Kurfürsten im Versammlungssaale feyerlich aufgestellt wurde. 4. eb. 1789.
- 11. Jesus, als Sohn Gottes und als Lehrer der menschheit, eine Predigt. Ist mit einer andern gleichen Titels von Thaddäus zusammengedruckt. 8. Bonn. 1790.
- 12. Gedichte 8. Bonn und Cölln. 1790. 2te verm. Aufl. Frankf. 1790. 192 S. 3te Auff. eb. 1798. Neue Aufl. 1801 u. 1813. Wurden öfters nachgedruckt. [7]
- 13. Predigten für gebildete Menschen und denkende Christen. 8. Breslau b. Korn. 1790. 157 S. [8]
- 14. Die ersten Grundsätze der schönen Künste überhaupt u. der schönen Schreibart insbesondere. 8. Bonn. 1790. 290 S. [9]
- 15. Catechetischer Unterricht in den allgemeinsten Grundsätzen des praktischen Christenthums. 8. Bonn u. Cölln. 1790. 96 S. [10]
- 16. Elegie an den sterbenden Kaiser Joseph II. eb. 1790. [11]
- 17. Patriotische Rede über Joseph II. eb. 8. 1790. 36 S.
- 18. Trauerrede auf Joseph II. gehalten vor dem hohen Reichskammergerichte zu Wetzlar. 8. Wetzlar 1790. Steht auch im Neuen Magazin vorzüglicher Predigten Th. VII.
- 19. Die Uebereinstimmung des Evangeliums mit der neuen Staatsverfaßung der Franzosen; eine Rede bey Ablegung des feyerlichen Bürgereides. 8. Strasburg 1791. 16 S. Nachgedruckt Altona 1791, [12]
- 20. Rede über die Priesterehe; der Gesellschaft von Konstitutionsfreunden am 11. Oct. 1791 in der Sitzung zu Strasburg vorgelesen. Aus dem Französischen übersetzt, und mit Anmerkungen begleitet. 8. Ohne Druckort. 1791.
- 21. Das Bild des guten Volkslehrers, entworfen in einer Predigt. 8. Strasburg. 1791. [13]
- 22. Die Quellen des Undankes gegen Gott, den Stifter und Gründer unserer weisen Staatsverfaßung, dargestellt in einer Predigt. eb. 1791.
- 23. Die Würde und die Pflichten eines Wahlmannes; eine Rede bey dem Beschluß der Wahlgeschäfte des Weissenburger Distriktes gehalten. 8. Weissenburg. 1791.
- 24. Das Betragen des aufgeklärten und christlichen Patrioten gegen die sogenannten Nichtconformiesten Predigt. Strasburg. 8. 1791. [14]
- 25. Aufruf zur Vertheidigung des Vaterlandes, Predigt. eb. 1791.
- 26. Uebersetzung von J. K. Laveau Rede über die Gefahr der Trennung. eb. 1791.
- 27. Politisches Glaubensbekenntniß, der Gesellschaft der Konstitutionsfreunde vorgelegt; nebst einigen Predigten und Reden zum Lobe u. zur Vertheidigung der weisen Staatsverfaßung in Frankreich, und der Uebereinkunft derselben mit den Wahrheiten des Evangeliums. 8. eb. 1791.
- 28. Commentatio de novo rerum theologicarum in Francorum imperio ordine. 4. Argent. anno libert. recup. tertio (1792).
- 29. Discours sur l’education des femmes. 8. Strasbourg. 1792. [15]
- 30. Jesus und die Pharisäer, zwey Fasten Predigten. eb. 1792.
- 31. Profession de foi politique. 1792.
- 32. Auf Kaiser Leopold II. Tod. 1792.
- 33. Argos, der Mann mit hundert Augen. Eine Wochenschrift. 2 Jahrgänge. Strasburg. 8. 1792 u. 1793.
- 34. Mehrere, einzeln gedruckte, französische und teutsche Freyheits und Kriegs Lieder.
- 35. Eulog. Schneiders ernste Betrachtungen über sein trauriges Schicksal, nebst einem flüchtigen Rückblick auf seinen geführten Lebenswandel, von ihm selbst kurz vor seiner Hinrichtung niedergeschrieben, und von einem seiner Zeitgenossen, welcher Gelegenheit hatte, seit mehreren Jahren ihn in der Nähe zu beobachten, herausgegeben und mit Anmerkungen begleitet. 8. Leipzig. 1794.
- 36. Nach seinem Tode erschien noch: Der Guckkasten, ein komisches Gedicht; aus den hinterlassenen Papieren des berühmten Eulogius Schneider. 8. Frankf. u. Leipz. 1796.
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Fußnoten
- ↑ s. Jen. Lit. Z. 1786. I. S. 505. u. 1787. IV. S. 137. Obert. Lit. Z. 1788. II. S. 1057. Tüb. gel. Z. 1786. S. 374. und 1787. S. 398.
- ↑ s. Allg. t. Bibl. B. 76. I. S. 41. Neue Lit. d. kath. Teutschl. B. 4. St. 2. S. 202.
- ↑ s. Neue Lit. d. kath. Teutschl. B. 4. St. 1. S. 114. Jen. Lit. Z. 1787. IV. S. 463. Tüb. gel. Z. 1787. S. 81.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1788. I. S. 225. Jen. Lit. Z. 1788. IV. S. 61.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1789. II. S. 106. Tüb. gel. Z. 1789. S. 280.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1788. IV. S. 3141. Auserl. Lit. d. kath. Teutschl. I. S. 486. Jen. Lit. Z. 1789. I. S. 361. u. IV. S. 101.
- ↑ s. Jen. Lit. Z. 1790. IV. S. 764. Obert. Lit. Z. 1790. II. S. 193. Gotth. gel. Z. 1790. II. S. 889.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1790. II. S. 186. Jen. Lit. Z. 1791. II. S. 129.
- ↑ s. Gotth. gel. Z. 1791. S. 101. Tüb. gel. Z. 1791. S. 781.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1790. II. S. 1121. Tüb. gel. Z. 1790. S. 747.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1790. II. S. 222.
- ↑ s. Tüb. gel. Z. 1792. S. 126.
- ↑ s. Tüb. gel. Z. 1792. S. 128.
- ↑ s. Tüb. gel. Z. 1792. S. 120.
- ↑ s. Gotth. gel. Z. 1792. S. 197.