Ferdinand Sterzinger (GND 117235598)

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Daten
Nachname Sterzinger
Vorname Ferdinand
GND 117235598
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft, Religion


Ferdinand Sterzinger in der BSB

STERZINGER (Ferdinand) Theatiner zu München; gebohren am 24. Mai 1721 in dem Schlosse Lichtenwörth in Tyrol. Sein Vater war K. K. Gubernialrath zu Insbruck, und sein Geschlecht gehört unter den Adel von Tyrol. Nachdem er im neunzehnten Jahre seines Alters in den Theatinerorden getreten war, und 1742 die Ordensgelübde abgelegt hatte, wurde er von seinen Obern nach Rom und Bologna geschickt, wo er die Theologie und das Kirchenrecht studirte. Im J. 1750 kam er als Professor der Moraltheologie nach Prag, und 1753 nach München, wo er 3 Jahre lang den Clerikern seines Ordens Philosophie zu lehren hatte. Im J. 1756 schickte man ihn wieder nach Prag als Professor des Kirchenrechts; aber im Jahre 1759 kam er nach München zurück, um hier zu bleiben. Im Theatinerkloster erhielt er den Lehrstuhl des Kirchenrechts und der Kirchengeschichte, und die Präfektenstelle über die jungen Cleriker. In demselben Jahre 1769 wurde er auch bey der, vom Kurfürsten Maximilian Joseph III. gestifteten, Akademie der Wissenschaften ordentliches Mitglied. Er hatte sich zur historischen Klasse derselben bekannt, und den Quellen der Baierischen Staats- und Kirchengeschichte, deren Berichtigung sich jene Klasse zum Zweck genohmen hatte, mit besonderem und unermüdeten Eifer nachgespürt. Im J. 1762 wählten ihn seine Ordensbrüder zum Obern des Theatinerklosters zu München, und als solcher mußte er sich für einige Monate nach Rom zum Generalcapitel des Ordens begeben. Vom Jahre 1766 an machte er in Baiern Epoche durch seine Bestreitung des Aberglaubens, und seine Beweise vom Ungrunde der Hexerey, des Zauber- und Gespensterwesens, und wurde durch seine hierüber gelieferte Schriften im südlichen und nördlichen Teutschland sehr berühmt. Er hatte viel gegen die Feinde des Lichtes zu kämpfen, ward aber um so kräftiger von der Regierung, von den Freunden der Aufklärung und der reinen Religion unterstützt. Die Akademie der Wissenschaften machte ihn zum Direktor der historischen Klasse, und übertrug ihm auch die Aufsicht über die akademische Buchdruckerey. Er bestritt auch die damaligen famosen Wunderkuren des Pater Gaßner, und arbeitete mit rastlosem Eifer für Wissenschaften und Aufklärung noch in einem hohen Alter. Er starb zu München am 18. März 1786. Sterzinger war ein bescheidener, offener, dienstfertiger, und geselliger Mann. Er kränkte niemals seine Feinde, so sehr sie ihn auch beleidigten, und lebte immer einfach, redlich, und thätig. So sehr er den Aberglauben bekämpfte, so warm war seine ungeheuchelte Ehrfurcht für wahre Religion, der er durch Wort und That treu anhieng. Sein Bildniß wurde, nach Janatz Oefele, von Jos. Ant. Zimmermann, und von Söckler in Kupfer gestochen. Seine Schriften:

Vergl. De Lucca gelehrtes Oesterreich B. I. St. 2. S. 199--204. J. N. Gr. v. Zech’s Rede zum Andenken des Don Ferd. Sterzinger. 4. München. 1787. Meusel’s Lexikon verst. Schriftst. B. XIII. S. 372--374. Allgemeine teutsche Bibl. B. 83. S. 523--525. Nicolai Reise B. VI. S. 549. 613 u. 679. Zapf’s literar. Reisen, neue Aufl. B. I. S. 8--20. Ferd. Baader’s Rede: was hat die Stiftung der Akademie zur Aufklärung beygetragen? 1783. S. 26--29. Westenrieder’s Beyträge zur vaterländ. Historie B. I. S. 339--346. Westenrieder’s Geschichte der Baier. Akademie der Wiss. B. I. u. II. Denkwürdigkeiten aus dem Leben ausgez. Teutschen des 18. Jahrh. S. 483--485. Hirsching’s Handbuch, fortges. von Ernesti B. XIII. Abth. 1. S. 307--311. Journal von und für Teutschland. 1786. St. 3. S. 273. Ladvocat’s Handwörterbuch Th. VIII. S. 776.

  1. 1. Positiones selectae ex Philosophia mentis et sensuum. fol. Monachii. 1755. Pragae. 1756.
  2. 2. Positiones solectae ex Philosophia sensuum. Monachii. 1756.
  3. 3. Disputatio canonica de V. libro decretalium. fol. ibid. 1756 et 1761.
  4. 4. Disp. theologica canonica. 4. ib. 1763.
  5. 5. Akademische Rede von dem gemeinen Vorurtheile der wirkenden u. thätigen Hexerey. 4. München. 1766. [1]
  6. 6. Betrügende Zauberkunst, und träumende Hexerey, oder Vertheidigung der akademischen Rede von dem gemeinen Vorurtheile der Hexerey, wider das Urtheil ohne Vorurtheil. 4. München. 1767. 12 Bogen. [2]
  7. 7.* Gedanken über die Werke des Liebhabers der Wahrheit (Agnellus März) von der Hexerey. 4. eb. 1767.
  8. 8. Disputationes duo de jurisprudentia ecclesiastica. 4. ib. 1769.
  9. 9.* Die aufgedeckten Gaßnerischen Wunderkuren; aus authentischen Urkunden beleuchtet, und durch Augenzeugen bewiesen. 8. München u. Augsb. 1774. 2te Aufl. 1775. [3]
  10. 10. Akademische Rede über den Entwurf von dem Zustand der Baierischen Kirche unter dem ersten christlichen Herzog Theodo. 11. München. 4. 1773. [4]
  11. 11.* Francone dell Amavero Untersuchung, ob es eine Festigkeit gebe? dabey viele abergläubische Irrthümer aufgedeckt werden. Nebst beygefügtem Catechismus von der Geisterlehre. 8. München. 1775. 200 S. [5]
  12. 12.* Beurtheilung der Gaßnerischen Wunderkuren, von einem Selsorger u. Eiferer für die katholische Religion. 8. eb. 1775.
  13. 13. Johannes Trithemius Abts zu Spanheim Unterricht, wie ein Priester wohlanständig leben solle; aus dem Latein übersetzt. 8. eb. 1774.
  14. 14. Chronologische Einleitung in die Kirchengeschichte; eine Uebersetzung und Sammlung. (Von Christian Friedr. Pfeffel und Peter von Osterwald angefangen. 8. München. 1767--1774.) Vierter Theil, vom J. 1350 des 14ten bis 1550 des 16. Jahrhunderts. eb. 1776. Fünfter und letzter Theil, von 1550 des 16ten bis 1701 des 18. Jahrhunderts. 1778. Es erschienen dagegen: Nothwendige Beyträge zur chronol. Einleitung u. s. w. 1780. [6]
  15. 15.* Der in die katholische Schule geführte Fragsteller über den Catechismus von der Geisterlehre. 8. Augsb. 1775.
  16. 16. Geister- und Zauber-Catechismus. München. 8. 1783.
  17. 17. Bemühung, den Aberglauben zu stürzen. 8. München b. Lentner. 1785. 151 S. [7]
  18. 18. Die Gespenster Erscheinungen, eine Phantasie oder Betrug, durch die Bibel, Vernunft, und Erfahrung bewiesen. 8. ebend. 1786. 123 S. [8]
  19. 19. Historisch-kritische Untersuchung: ob die Bojer vor Theodorisch dem Könige der Ostgothen, oder unter dessen Regierung, geschriebene Gesetze empfangen haben; in den Abhandlungen der Kurbaier. Akademie der Wiss. B. I. S. 135--150.
  20. 20. Entwurf von dem Zustand der baierischen Kirche, von dem Jahre nach Christi Geburt 717. bis auf das Jahr 800; ebend. B. X.
  21. 21. Erläuterung über 3 Anmerkungen vom Sterbejahr und der Grabschrift des heil. Ruperts; als ein Anhang zu dem Entwurfe vom Zustand der baierischen Kirche; ebend.
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Fußnoten

  1. s. Gött. gel. Z. 1767. S. 21. Nova acta erudit. Lips. 1771. Leipzig neue Zeitung von gel. Sachen. 1772. S. 106. Allg. t. Bibl. B. 24. II. S. 610. Annalen d. baier. Lit. B. 1. S. 27. Literatur d. kathol. Teutschl. B. 1. S. 122.
  2. s. Münchner Intell. Bl. 1767. S. 9. Allg. t. Bibl. B. 24. II. S. 611. Lit. d. kath. Teutsch. B. 1. St. 2. S. 125.
  3. s. Gött. gel. Z. 1775. S. 881. Allg. t. Bibl. B. 27. II. S. 618.
  4. s. Gött. gel. Z. 1774. S. 696.
  5. s. Finauers Mag. d. neust. Lit. B. 1. S. 69.
  6. s. Kohlbrenners Materialien 1774. S. 70. Nov. bibl. eccl. Friburg. I. fasc. 2. S. 300. Nürnb. gel. Z. 1778. S. 583. Annal. d. bair. Lit. B. 2. S. 389.
  7. s. Jen. Lit. Z. 1785. III. S. 291.
  8. s. Tübing. gel. Z. 1786. S. 716. Allg. teutsche Bibl. Anh. zu B. 53--86. III. S. 1529. Münchner Intell. Bl. 1786. S. 224. Pfalzbair. Muse 1786. S. 716. Jen. Lit. Z. 1787. 1. S. 677.