Ludwig Philipp Thümmig (GND 120076276)

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Daten
Nachname Thümmig
Vorname Ludwig Philipp
GND 120076276
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Ludwig Philipp Thümmig in der BSB

THÜMMIG (Ludwig Philipp) der Philosophie Doktor; zu Helmbrechts im Baireuthischen am 12. Mai 1697 gebohren. Georg Peter Thümmig Subdiakon in Culmbach, und Sophia Margaretha gebohrne Tretscher, waren seine Eltern, mit denen er gleich in seiner ersten Kindheit nach Culmbach kam, wo sein Vater schon im Jahre 1705 starb, und hierauf seine Mutter durch geschickte Privatlehrer für seine erste Bildung sorgte. Er studirte dann am Lyceum zu Culmbach, und an der Fürstenschule zu Heilsbronn, dann seit 1717 zu Halle, wo ihn im Jahre 1719 der berühmte Professor Christian Wolf als Famulus in sein Haus nahm, und ganz seine Verpflegung und wissenschaftliche Bildung besorgte. Thümmig studirte fleißig Mathematik, drang völlig in den Geist der Wolfischen Philosophie, erhielt am 2. August 1721 die Doktorswürde, am 3. November desselben Jahres das Diplom als Mitglied der Berliner Societät der Wissenschaften, und auch noch im nämlichen Jahre an der Universität Halle die Adjunktur bey der philosophischen Fakultät. Da diese bald selbst die Wolfische Philosophie für gefährlich erklärte, wurden Wolf’s Feinde auch Thümmig’s offene Gegner, worunter sich Dr. Joachim Lange, und Daniel Strähler auszeichneten, welch letzterer den Dr. Thümmig seiner Lehren wegen vor dem akademischen Gericht in Halle belangte. Demungeachtet erhielt Thümmig am 20. September 1723 die, durch HeineciusAbgang erledigte, ordentliche Professur der Philosophie. Allein 2 Monate später, im November kam von Berlin, wo Wolf als gefährlicher Irrlehrer angeschwärzt ward, die Höchste Entschließung, daß Wolf, ohne gehört worden zu seyn, aller Aemter entsetzt sey, und, bey Strafe des Stranges, dinnen 24 Stunde Halle, und binnen 48 Stunden die Preusischen Länder räumen müsse, und daß Thümmig der Professorsstelle verlustig erklärt werde. Nun gieng Wolf sogleich nach Marburg, und Thümmig, der mit seinem Lehrer gleiches Schicksal haben wollte, folgte ihm dahin. Vom Landgrafen von Hessen Cassel wurde Wolf mit Freude aufgenohmen, und sogleich Hofrath und erster Professor der philosophischen Fakultät in Marburg angestellt, wo er auch blieb, bis er unter Königs Friedrich des zweyten Regierung, im Jahre 1740 als Königl. Preusischer wirklicher geheimer Rath, Vicekanzler der Universität, und Professor des Natur- und Völkerrechts und der Mathematik, nach Halle zurückberufen, daselbst 1743 zum wirklichen Universitäts Kanzler ernannt, und 1745 vom Kurfürsten von Baiern, als damahligen Reichsvikar, in den Reichsfreyherrenstand erhoben wurde. Der Landgraf von Hessen Cassel sorgte auch für Thümmig, und ernannte ihn im Februar 1724 zum Professor der Philosophie am Carolino zu Cassel, dann 1725 auch zum Pagenhofmeister und Aufseher des Kunst- und Medaillen Cabinets, mit einem ansehnlichen Gehalte. Im Jahre 1727 erhielt er daselbst am Carolino, mit abermahliger Gehaltserhöhung, auch noch die Professur der Mathematik und Astronomie. Er erreichte aber nur ein Alter von ein und dreißig Jahren, und starb, viel zu frühe für die gelehrte Welt, schon am 15. April 1728. So lange indessen Wolf’s Nahme in den Schriften der Philosophen genannt wird, wird auch Thümmig nicht vergessen werden. Seine Schriften:

Vergl. Bougine Handbuch der allg. Lit. Geschichte Th. III. S. 428. Ludovici Entwurf einer vollst. Hist. d. Leibniz. Philos. Th. II. S. 334. Historie der Gelahrtheit der Hessen 1725 u. 1726. Dreyhaupts Gesch. von Magdeburg Th. II. S. 28 u. 49. Erlang. gel. Anmerkungen 1793. n. 78. S. 621. Fikenschers gel. Baireuth. B. IX. S. 144--155.

  1. 1. Diss. de eo, quod in Arithmetica et Geometria divinum est. 4. Onold. 1717.
  2. 2. Antwort auf die fünfte englische Schrift des Hrn. Clarken; in den Merkwürdigen Schriften, welche zwischen dem Hrn. v. Leibniz und D. Clarken über besondere Materien der natürlichen Religion gewechselt wurden, nebst einer Vorrede von Wolf, in teutscher Sprache herausgegeben von Heinr. Köhler. 1720. Steht auch in Leibniz kleinern philos. Schriften, aufs neue übersehen von Casp. Jac. Huth. Jena 1740. n. 5. S. 353--378.
  3. 3. Diss. Experimentum singulare de arboribus ex folio educatis, ad rationes physicas revocatum. 4. Hal. 1721.
  4. 4. Demonstratio immortalitatis animae, ex intima ejus natura deducta. 4. Halae. 1721. Neue Auflagen. ebend. 1723. Marburg 1723. Jena 1742.
  5. 5. D. de propagatione luminis per sistema planetarum. Hal. 1721.
  6. 6. Phaenomenon singulare solis coelo sereno pallescentis ad rationes revocatum. ib. 1722.
  7. 7. Progr. de figmentis e Philosophia naturali ope verioris Metaphysicae eliminandis. ib. eod.
  8. 8. Specimen novum Nephelemetriae, seu de pondere nubium. ib. eod.
  9. 9. Versuch einer gründlichen Erläuterung der merkwürdigsten Begebenheiten in der Natur, wodurch man zur innersten Erkenntniß derselben geführet wird. III. Stücke. Halle. 8. 1723. Neue Auflage, mit Vorrede u. kurzen Anmerk. von Chr. Wolf. Marburg b. Müller. 8. 1755.
  10. 10. Eines Liebhabers der Weltweisheit unpartheyisches Sentiment von M. Dan. Strählers Prüfung der Gedanken Wolfens von Gott, der Welt u. der Seele des Menschen. Leipz. 8. 1723.
  11. 11. Diss. de principio juris naturae Wolfinae. 4. Cassel. 1724.
  12. 12. D. de inflexione luminis. ib. eod.
  13. 13. De vera notione refutationis. ib. 1725.
  14. 14. De sapientia Dei, ex figura oculi demonstrata. ib. eod.
  15. 15. D. de machina Wybiana transportatoria. ib. eod.
  16. 16. Institutiones Philosophiae Wolfianae, in usus academicos adornatae. Tomus I. Francof et Lips 8. 1725. Tomus II. 1726. Neue Auflagen 1729. 1736. 1740. und 1746. Halle b. Renger 1762. Einen Auszug hiervon ließ Joh. Georg Altmann unter dem Titel drucken: Logices Wolfianae epitome systematica. 1734.
  17. 17. Diss. de sinceritate animi et principis circa eandem cura. 4. Cass. 1726.
  18. 18. Meletemata varii et rarioris argumenti in unum volumen collecta. 8. Brunsv. et Lips. 1727. Ein Auszug daraus stehet in den Memoires de Treovoux 1729.
  19. 19. Mehrere, unter den Nahmen seiner Zuhörer als Respondenten erschienene, Disputationen.
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