Sebastian Winkelhofer (GND 117403725)

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Daten
Nachname Winkelhofer
Vorname Sebastian
GND 117403725
( DNB )
Wirkungsgebiet Religion


Sebastian Winkelhofer in der BSB

WINKELHOFER (Sebastian) Prediger zu München. Herr Johann Michael Sailer gab nach dem Tode dieses würdigen, auch mir persönlich bekannt gewesenen, Mannes eine interessante Schrift unter dem Titel heraus: Winkelhofer, der Mensch, und der Prediger; ein Andenken für seine Freunde 8. München bei Lentner 1808. 222 S. 2te verbesserte Auflage. ebend. 1809. 239 S. -- Er wurde zu Munzing, einer kleinen Ortschaft Landgerichts Griesbach Bistums Passau (im Unterdonaukreise) den 18. Jäner 1743 von Bauersleuten gebohren. Den ersten Unterricht erhielt er im Kloster Aldersbach, wo er die Elementargegenstände, und auch die Anfangsgründe der lateinischen Sprache erlernte. Dann kam er nach Landshut, wo er, als Conviktor im Seminar, die Gymnasialklassen absolvirte, und hierauf den 31. Oktober 1759 in einem Alter von sechszehen Jahren zu Landsberg am Lech in das Novitziat der Jesuiten trat. Nach den 2 ersten Probejahren wurde er von seinen Obern nach Ingolstadt gesendet, wo er sich an der Universität drey Jahre lang der Philosophie, und zugleich dem Studium der griechischen und hebräischen Sprache widmete. Hierauf wurde er für zwey Jahre in Dillingen, für ein Jahr in Ellwangen, und für ein Jahr in München Gymnasiallehrer. Im J. 1768 kam er wieder nach Ingolstadt, um vier Jahre lang Theologie, Kirchenrecht, und Kirchengeschichte zu studiren, wobei er sich mit grossem Eifer auf die hebräische und chaldäische Sprache, und auf die Exegese verlegte. Im J. 1772 erhielt er die Priesterweihe. Im J. 1773, nach Aufhebung seines Ordens, übernahm er in Ingolstadt das Amt eines Präses und Exhortators bei der bürgerlichen Congregation S. Mariae de victoria, und 1775 wurde er ordentlicher Prediger in der untern Stadtpfarrkirche zu St. Moritz. Er hatte nun an den Sonn- und Festtagen Morgens um acht Uhr in der Pfarrkirche und Mittags ein Uhr in der Congregationskirche zu predigen, und hielt auch oft geistliche Anreden im Ursuliner Nonnenkloster, und in der damit verbundenen Mädchenschule. Den erhaltenen Ruf als Domprediger in Augsburg lehnte er ab; folgte aber jenem nach Neuburg an der Donau, verließ also Ingolstadt, und hielt am 18. Jäner 1789 in der Hofkirche zu Neuburg seine erste, und am 19. Jäner 1794 daselbst seine letzte Predigt, indem er als Prediger der St. Michaelis Hofkirche nach München berufen ward. Nachdem er über die Geschichte Jesu in Ingolstadt 282, in Neuburg 124 Reden gehalten hatte, trug er dieselbe den Christen zu München in 494 Predigten vor, und schloß sie am ersten Sonntage nach Ostern den 8. April 1803. Am 22. Mai 1803 fieng er in seinen Predigten die Geschichte und Briefe der Apostel zu erklären an, und hierüber war die hundert und siebente am 2. November 1806 seine letzte Rede. Vom 6ten desselben Monaths an war er krank, und er starb den 16. November 1806. In seinem Gemüthe herrschten immer Lauterkeit, Liebe, Einfalt, Stille, Zuversicht, Demuth, und Milde. Er besaß einen Selenfrieden wie ihn nur wenige Menschen auf Erden erringen können. Er war sehr munter und gesellig, und sichtbar war an ihm eine gängliche Unabhängigkeit von Begierden. Seine Lebensweise war sehr einfach; er trug immer nur seinen langen schwarzen Rock, und trank für gewöhnlich nur Wasser. Es machte ihn durchaus keine Leidenschaft irre und finster, kein fehlgeschlagener Versuch trübsinnig, kein hartes Wort empfindlich, kein vermißtes Vergnügen mürrisch. Ungeachtet seiner ihm angebohrnen Fröhlichkeit und Geselligkeit liebte und suchte er doch oft die Einsamkeit, und konnte Wochenlang ganz für sich leben, ohne über lange Weile zu klagen. Indessen fanden immer edle Arme, die keinen Freund hatten, geängstigte Gewissen, die sich selbst nicht rathen konnten, Christen aus fernen und nahen Gegenden, die ihres Gleichen suchten, Verfolgte, die ein Obdach, Jünglinge, die einen Retter, Trauernde, die einen Trost bedurften, den verborgenen Mann in seiner Abgeschiedenheit, und, die ihn sonst nicht gefunden hätten, wurden, seinem Willen gemäß, von seinen Freunden an ihn gewiesen. Winkelhofer war ein Freund der Aufklärung, besonders in der Religion, aber nur der wahren Aufklärung, nicht der falschen, deren Gefahren er kannte, und glücklich vermied. Seine Religionskenntniß war nicht kalte und spitzfindige Theologie, sondern Licht und Wärme. Er band sich an kein System, sondern liebte und wählte alles Wahre und Gute, wo er es fand. Das Christenthum war bei ihm Liebe und That. Sein unübertrefflicher Vortrag in seinen Predigten war einfach, herzlich, lebendig, kräftig, und populär. Er sprach mit einer hinreissenden Lebendigkeit der Ueberzeugung und des Gefühles, und, ohne Lob und Beifall zu suchen, war der Beifall, den seine Predigten, auch bei gebildeten und gelehrten Zuhörern fanden, grösser, als bei jenen Predigern, die auf den Beifall Jagd machen. Wo Er predigte, war die Kirche gedrängt voll, und wer ihn einmal predigen hörte, kam gewöhnlich wieder in seine nächste Predigt. Ich setze noch die Grabschrift her, die sich auf seinem Leichensteine am allgemeinen Kirchhofe zu München befindet: „Hier ruhet Sebastian Winkelhofer, Prediger an der St. Michaelis Kirche zu München; gebohren den 18. Jäner 1743, gestorben den 16. November 1806. Ja, wahrhaft ein Prediger! Denn es predigte sein Leben voll Liebe und Milde, sein Angesicht voll Licht und Freude, sein Wort voll Geist und Kraft, und noch prediget uns sein Beispiel, rein und unsterblich, wie Er.“ -- Von seinen Manuscripten erschienen nach seinem Tode im Drucke:

  1. 1. Seb. Winkelhofer’s Reden über die Bergpredigt unsers Herrn Jesu Christi; herausgegeben von J. M. Sailer. 8. München b. Lentner 1809. 544 S. 2te verb. Auflage. eb. 1812. [1]
  2. 2. Seb. Winkelhofer’s vermischte Predigten; herausgegeben u. mit einer Vorrede begleitet von J. M. Sailer. Erster Band 8. München b. Giel. 1814. 416 S. 2ter Band ebend. 3ter Band, auch unter dem Titel: Predigten über die Apostelgeschichte. Erster Band. 456 S. 4ter Band, auch unter dem Titel: Predigten über die Apostelgeschichte. Zweyter Band. 528 S. eb. 1817. [2]
  3. 3. Es ist Hoffnung vorhanden, daß auch noch eine Sammlung von Winkelhofer’s freundschaftlichen christlichen Briefen und vermischten Aufsätzen erscheinet.
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Fußnoten

  1. s. Obert. Lit. Z. 1808. II. S. 705. Heidelb. Jahrb. d. Lit. 1812. Nov. S. 1150. Felders Lit. Z. 1813 I. S. 55. Batz. theol. Zeitschr B. I. St. 2.
  2. s. Felders Lit Z. 1815. I. S. 132. u. 1818. S. 81. u. 385.