Philipp Ludwig Wittwer (GND 117430110)
Daten | |
Nachname | Wittwer |
Vorname | Philipp Ludwig |
GND | 117430110 ( DNB ) |
Wirkungsgebiet | Wissenschaft |
Philipp Ludwig Wittwer in der BSB |
WITTWER (Philipp Ludwig) Medikus zu Nürnberg; des dortigen Stadt- u. Hospitalarztes Johann Conrad Wittwer Sohn, und daselbst am 19. Mai 1752 gebohren. Er studirte, neben genossenen Unterricht seines Vaters, zu Nürnberg, dann zu Altdorf und Strasburg, wo er 1774 die medizinische Doktorswürde erhielt, und hierauf das Jahr 1775 in Paris zubrachte. Im J. 1776 ward er in das medizinische Collegium zu Nürnberg aufgenohmen, und prakticirte, bis er 1783 einen Ruf nach Altdorf zu einer medizinischen Professur erhielt, die er 1784 auch antrat, aber schon das Jahr darauf, wegen hypochondrischer Schwermuth niederlegte, und nach Nürnberg zurückkehrte. Um seiner immerwährenden Kränklichkeit und trüben Laune los zu werden, unternahm er eine Reise nach Wien, und 1790 in die Rheingegenden; aber alle gesellige Unterhaltungen und Zerstreuungen, alle Lufts und Ortsveränderungen, und alle medizinische Consultationen, konnten ihm keine Heiterkeit mehr geben, und seine zerrüttete Gesundheit nicht mehr herstellen, und er starb, in einem Alter von vierzig Jahren den 24. Dezember 1792. Eine ganz eigene Mischung von vortrefflichen Eigenschaften, und sonderbarer Körper- und Selenkrankheit machte diesen verdienten Mann zugleich zum Gegenstand hoher Verehrung und des Mitleidens seiner Freunde und Bekannten. In seinem Berufe war er ungemein thätig, hielt immer über alle seine Patienten ein eigenes Tagebuch, verbesserte den Apothecken das Dispensatorium, und verband mit seiner ausgebreiteten Gelehrsamkeit den wärmsten Eifer für alles Gute, für Alles, wodurch nur immer Aufklärung und Menschenwohl befördert werden konnte. Seine sonderbare Hypochondrie äusserte sich besonders in den letzten Jahren, dadurch, daß sie ihn immer in einen exaltirten Zustand, entweder in tiefe Schwermuth, oder in übertriebene Lustigkeit versetzte. In der Schwermuth that er gar nichts, war sich und seiner Familie zur Last, und seinen Freunden unzugänglich. Befand er sich hingegen im Zustand seiner kranken Lustigkeit, so umfaßte er Alles, was ihm in den Sinn kam, mit ganzer Sele verfolgte jeden unüberlegten Einfall, und verschwendete zu dessen Ausführung mit dem größten Leichtsinn sein Vermögen. Zu Mitgliedern haben ihn aufgenohmen 1781 die Kaiserliche Akademie der Naturfoscher, 1783 die Burghauser ökonomisch Gesellschaft, und 1789 der Pegnesische Blumenorden. Seine Schriften:
Vergl. P. J. S. Vogel’s Denkmahl der Freundschaft dem verewigten Dr. P. L. Wittwer errichtet. 4. Nürnb. 1793. C. W. Bock’s Sammlung von Bildnissen gel. Männer. 1792. Heft V. Schlichtegroll’s Nekrolog auf das Jahr 1792. B. I. S. 270--282. Will’s u. Nopitsch Nürnberg. Gel. Lexikon B. VIII. S. 412--416. Hirsching’s Handbuch fortges. von Ernesti B. XVI. Abth. 2. S. 207--217. Meusel’s Lexikon verst. Schriftst. B. XV. S. 254--256. Rötgers Nekrolog. St. II. S. 207--209. Journal von und für Franken B. V. S. 756. Ladvocat’s Handwörterbuch B. VIII. S. 945. Repertorium allg. der Literatur. 1785--1800. Ersch Handbuch der teutschen Literatur. Abth. IV u. VI.
- 1. Diss. inaug. sistens ideam Dispensatorii nostris temporibus accomodati. 4. Argent. 1774.
- 2. Delectus Dissertationum medicarum Argentoratensium. Volumen I. Norimb. 1777. Vol. II. 1778. Vol. III. 1779. Volumen IV. 1781.
- 3.* Rede, an dem feyerlichen Vereinigungs Tag der gerechten und vollkommenen Loge Joseph zur Einigkeit, gesprochen von dem Bruder Redner. 4. 1778.
- 4. Denkmahl einem verdienten Arzte Johann Conrad Wittwer, errichtet von seinem Sohne. Nürnb. 4. 1780.
- 5. Ueber den jüngsten epidemischen Catarrh. Nürnb. b. Grattenauer. 8. 1782.
- 6. Dem Andenken des verdienstvollen Mannes J. R. Spielmann, der A. W. Dr. u. Prof. in Strasburg geheiliget. 8. Helmst. u. Leipz. b. Müller. 1784. 36 S. Steht auch in Crells chem. Annalen 1784. St. 6. [1]
- 7. An mein entschlafenes Dorchen! Geschrieben in der Stunde ihrer Beerdigung am 4. März 1784. Fol.
- 8. Nikolaus Tulp; dem Priesterjubiläum Hrn. Predigers Mörl gewidmet. 4. Nürnb. b. Grattenauer. 1785. Steht auch in Baldingers medicin. Journal. 1787. St. 13. [2]
- 9.* Verfassung, Gesetze, und Schriften Verzeichniß des Lesekabinets zu Nürnberg. 8. 1788.
- 10.* Vorbericht zu Blumauer’s Schrift: Mein Dank zu Stoll. 1786.
- 11. Archiv für die Geschichte der Arzneykunde in ihrem ganzen Umfange. Erster Band. Nürnb. b. Grattenauer. 8. 1790. 14 u. 222 S. [3]
- 12. Briefe an Aerzte. Erster Brief, über die herrschenden Krankheiten im Winter 1788 bis 1789 in Nürnberg. 8. 1789.
- 13. Entwurf einer Geschichte des Collegiums der Aerzte in der Reichsstadt Nürnberg; eine Einladungsschrift zu der öffentlichen Jubelfeyer der vor 200 Jahren geschehenen Errichtung desselben. 4. Nürnb. b. Stiebner. 1792. [4]
- 14. Rede zu Joachim Camerarii Gedächtniß, gehalten bey der 200 jährigen Jubelfeyer des Nürnbergischen Collegiums der Aerzte den 30. Mai 1792. 4. ebend. 172. 20 S. [5]
- 15. Rezensionen in der Nürnberger gelehrten Zeitung, und in der allgemeinen teutschen Bibliothek.
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Fußnoten
- ↑ s. Jen. Lit. Z. 1785. II. S. 7. Nürnb. gel. Z. 1785. S. 692.
- ↑ s. Jen. Lit. Z. 1786. IV. S. 127. Nürnb. gel. Z. 1786. S. 67. Allg. t. Bibl. B. 71. II. S. 217.
- ↑ s. Tübing. gel. Z. 1791. S. 601. Gött. gel. Z. 1791. I. S. 107. Jen. Lit. Z. 1792. I. S. 469. Schlegels neue medicin. Lit. B. 2. St. 4. S. 595. Allg. t. Bibl. B. 101. II. S. 385. Goth. gel. Z. 1791. II. S. 579.
- ↑ s. Hartenkeils Z. 1792. IV. S. 295. Nürnb. gel. Z. 1792. S. 521. Jen. Lit. Z. 1794. I. S. 267. Neue allg. t. Bibl. B. 9. I. S. 265.
- ↑ s. Nürnb. gel. Z. 1792. S. 527. Jen. Lit. Z. 1794. I. S. 270.