Peter Candito (GND 118518771)

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Daten
Nachname Candito
Vorname Peter
GND 118518771
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Peter Candito in der BSB

Candito, (Peter) eigentlich de Witte, zu Brügge 1548 geboren, malte in Oelfarben und auf frischen Kalk, und formte auch schöne Figuren aus Lehm. Zu Rom arbeitete er mit Vasari im päbstlichen Pallaste, und verfertigte für den Großherzog von Florenz einige Patronen zu Tapeten. Unter dem Namen Candito (dieses ist die italienische Uebersezung seines Familiennamens) sind seine Zeichnungen in Kupfer gestochen. Der Churfürst von Baiern berief ihn endlich nach München, wo er mit einem jährlichen Gehalte von 500 Gulden angestellt wurde und für die dortige Residenz mehrere Gemälde und Plafonds verfertigte. Ein schönes Gemälde in Oel von seinem Pinsel, war bei den Kapuzinern in München aufgestellt. Dasselbe stellt die Familie Christi vor, und wird nun in der königl. Gallerie verwahrt. Die 1500 Schuh lange Gallerie zu München im Hofgarten, die durch 85 offene Bögen beleuchtet ist, war mit Freskogemälden dieses Künstlers herrlich geziert; nun sind sie vertilget, weil man es für besser fand, sie durch einen Tüncher weiß herabpuzen zu lassen. Der Springbrunnen in der Residenz, aus Erz mit seinen Figuren gegossen, der Engel im Chore der Michaels Hofkirche s. a. sind nach Candits Zeichnungen und Formen verfertiget.[1] Der Styl dieses Künstlers hat Aehnlichkeit mit dem florentinischen[2] Geschmacke. Zu Brescia ist von seinem Pinsel Mariens Verkündigung im Chore der Karmeliten zu sehen. Die königl. Gallerieen besizen von ihm außer oben angeführter heiligen Familie in Lebensgröße auf Leinwandt: a) Saila, Tochter des Jephte, wie sie ihrem Vater als Sieger über die Ammoniter entgegen gehet; b) Joh. Sobieski König von Pohlen, zu Pferde; c) das Gastmal der Vasthi, Gemahlin des Königs Ahasverus; d) Maria die Schwester Aarons mit einer Trommel, halbe Figur; e) Magdalena H. Wilhelm des V. Tochter und Gemahlin des H. Wolfg. Wilhelm von Pfalz Neuburg; und f) Esther den Ahasverus um Gnade für ihr Volk flehend; alle auf Leinwand. Die Gemälde auf dem 1605. von Gips gegossenen, und in der Pfarrkirche zu U. L. Frau zu München zu sehendem Gewölbe, sind von seinem Pinsel; eben so das Choraltarblatt daselbst, Mariens Himmelfahrt vorstellend. In der Hofkirche zum heil. Michael, sind die Altarblätter: der englische Gruß, und die heil. Ursula (beide von Raph. Sadeler in Kupfer gestochen) von ihm gemalt. In der ehemaligen Franziskanerkirche zu München war das Altarblatt, Agnes, Cäcilia u. s. w. von ihm. In der dortigen ehemaligen Augustinerkirche hatte er zwei Altarblätter, die heil. Anna, und die heil. Ursula verfertiget. Die ehemal. Kapuzinerkirche zu München besaß von seiner Kunst das Choraltarblatt, den heil. Franz von Assis vorstellend. Auch das Choraltarblatt, das den heil. Karolus Borromäus vorstellte, in der ehemal. Paulanerkirche in der Vorstadt Au, war von ihm gemalt. Christian Mannlich am a. O. B. I. S. 469. II. Nro. 269. u. 523. Weizenfeld Nro. 104. 835. 838. 935. u. 984. Westenrieder. S. 242. etc. Rittershausen 5. 45. 59. 69. etc. Descamps am a. O. B. I. S. 203. v. Sandrart. S. 235. Der prachtige Kaisersaal in der königl. Residenz zu München, der 118 Schuh lang, und 52 breit war, hatte ein Deckengemälde, das Candito verfertigt hatte. Rittershausen. S. 65. Im königl. Lustschlosse zu Schleißheim malte er drei Deckenstücke in den an den Saal anstossenden Zimmern. Das erste stellt die Besänftigung des Gemüthes, das zweite die Mässigkeit, und das dritte den Morgenthau vor. Jak. Dorner des ältern über Malereien zu Schleißheim. Manuspt. Daselbst befinden sich noch mehrere Deckenstücke von seinem Pinsel, welche die Lieblichkeit, das Wasser, die fruchtbringende Natur, die ruhige Gelassenheit, die Tonkunst u. s. w. vorstellen. An Altarblättern, welche er für verschiedene Kirchen malte, werden hier noch folgende angeführt: Maria Heimsuchung in der Domkirche zu Freising. In der Michaels Hofkirche zu München, das von Christoph Schwarz angefangene, von Peter de Witte aber vollendete Altarblatt : der Andreas, weil Schwarz unter der Arbeit dieses Gemäldes gestorben ist. Zu Augsburg in der Fuggerschen Kapelle: eine Muttergottes mit dem Kinde Jesus in Wolken; vor ihr knieen Benedikt und Franziskus.

Nachtrag aus: Lipowsky Künstler II

Candito (Peter). Bei diesem im ersten Bande S. 36. vorkommenden Künstler ist noch zu bemerken, daß er 1628 zu München gestorben ist. Dict. des art. Tom. III. p. 561. Dieses Werk enthält zugleich ein Verzeichniß der nach dieses Künstlers Gemälden u. Zeichnungen verfertigten Kupferstichen. Das Gemälde der heil. Familie, das sich ehemals in der Gruft bei den Kapuzinern zu München befand, wurde von mehreren in Kupfer gestochen, worunter jener des Jakob Andre Friedrich des Vaters von Augsburg nach der Zeichnung des J. B. Untersteiner für den beßten gehalten wird. Das Altarblatt, den heil. Karl Boromaus vorstellend, in der ehemaligen Paulanerkirche in der Vorstadt Au zu München, hat das merkwürdige, daß es die ächte Abbildung dieses Kardinals soll enthalten haben. v. Kretz Mspt.


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Fußnoten

  1. Siehe Krumpter, (Johann) und Amling.
  2. Man muß die alte florentinische Schule von der neuen unterscheiden. Die alte fängt mit den Griechen an, und endet sich bei Leonardo da Vinci. Die neue fängt bei diesen da Vinci und Michael Angelo an. Die Kirchen zu Florenz sind mit ihren Werken, die alle nur von einem Künstler verfertiget zu seyn scheinen, angefüllt. Die Färbung ist grau, und schwach; die Zeichnung hat etwas Großes, ist aber im Geschmacke des Michael Angelo mit einer Manier verbunden. Die Figuren haben in ihren Wendungen so etwas gedrehtes, daß man sie für unnatürlich halten möchte. Gute Koloristen findet man da nicht. Man hat sich fast einzig um die Zeichnung bekümmert, und um eine gewisse Größe, die leicht in Manier ausartet. Die vornehmsten Maler dieser Schule sind: Leonardo da Vinci; Bruder Bartholome von St. Markus; Michael Angelo; Baccio Bandinelli; Andreas del Sarte; Jakob Pantorma; Balthasar Prucci; Franz Salviati und Math. Roselli. Joh. Georg Sulzer’s allgemeine Theorie der schönen Künste. (Leipz. 1778).